TEST: TEST: Quadral Aurum 970 schafft sensationelles Ergebnis! (2/2)
Technik, Aufbau und Ausstattung

Die Aurum 970 ist als Dreiwege-Standbox, Bassreflex und Bandpass-Konstruktion, konzipiert. Mit einer Dauerbelastbarkeit von 160 und einer kurzzeitigen Spitzenbelastbarkeit von 250 Watt rangiert sie für ihre noch relativ kompakte und nicht zu ausladende Bauweise auf einem vorderen Platz. Klar, es können nicht die beeindruckenden Werte einer Nubert nuWave 125 geboten werden, die mit einer Dauerbelastbarkeit von 380 und einer Musikbelastbarkeit (kurzfristige Belastbarkeit) von 560 Watt brilliert. Doch die Quadral ist auch merklich kleiner. Auch im Highendsektor sind die Werte der Nubert nuWave 125 nicht unbedingt Standard. So verträgt eine edle Pioneer S-1EX 200 Watt, allerdings an 6 Ohm, als maximale Belastung. Die Isophon EuropaII liegt bei der Musikbelastbarkeit gleichauf mit der nuWave 125.

Kommen wir zurück zu unserer Aurum 970. Ihr Übertragungsbereich reicht von 28 bis 60.000 Hz, genug auch für die Wiedergabe der hochauflösenden Medien DVD-Audio und SACD, wo der erweiterte Frequenzbereich einer verbesserten Darstellung der Oberwellen zu Gute kommt - das Gehör eines erwachsenen Menschen reicht nur bis etwa 16 kHz, nur Kinder hören noch weiter hinauf (bis ca. 20 kHz). Was verbirgt sich nun hinter den Oberwellen/Obertönen? Die Superposition (= Überlagerung) aller Frequenzen inklusive der einzeln nicht hörbaren Obertöne bestimmen die Klangfarbe eines Musikinstruments. Das heißt: Auch wenn man die einzelnen Obertöne nicht direkt mit dem menschlichen Gehör (das, wie bereits aufgeführt, Töne von 20 Hz bis ca. 16 kHz aufnimmt) wahrnehmen kann, sind sie für den gesamten Klang eines Instruments mit verantwortlich und können so die gesamte, für das jeweilige Instrument typische Klangcharakteristik erst exakt herausstellen. Je nach dem, WIE ein Instrument gespielt wird, ändern sich die Superposition ebenfalls, will heißen: Wenn ich eine beschwingte Symphonie höre, spielt der Geiger sein Instrument anders als bei einem schwermütig-melancholischen Stück, dadurch verändert sich auch die Klangcharakteristik. Dass die Obertöne oder Oberwellen, deren Frequenz über dem obersten direkt hörbaren Frequenzbereich liegen, eine wichtige Rolle spielen, zeigt sich daran, dass eine hohe Sinusfrequenz anders klingt als eine Dreieck-, Sägezahn- oder Rechteckschwingung. 

Aus diesem Grunde sind auch manche HiFi-Fans der Überzeugung, dass die Schallplatte besser klingt als die CD, weil die Schallplatte eine andere Verteilung und einen anderen Pegel der Oberwellen hat. Dieses Wissen begründet auch die Schaffung neuer hochauflösender Tonformate wie DVD Audio oder SACD. Wenn man Signale aus Summe von Sinusschwingungen darstellt, ist festzustellen, dass, je steiler ein Anstieg im Zeitbereich ist (Beispiel: Flanke eines Rechtecksignals), umso größer muss die Bandbreite sein, um dieses Signal in seiner vollen Charakteristik inklusive der Obertöne zu übertragen. Damit spielt nicht nur die Frequenz als solche, sondern auch der Anstieg der Flanke eine Rolle für die notwendige Bandbreite. Im Extremfall hieße das: Bei einem Impuls mit einem unendlich steilen Anstieg müsste auch die Bandbreite des Übertragungskanals unendlich sein, um am Ausgang exakt den selbem Impuls zu erhalten, auch wenn die eigentliche Frequenz weitaus niedriger ist. Letztendlich ist festzuhalten, dass für eine möglichst originalgetreue Reproduktion inklusive den Oberwellen die neuen hochauflösenden Tonformate besser geeignet sind als beispielsweise die herkömmliche CD, deren weitaus geringeres Frequenzspektrum nicht in dem Maße geeignet ist, die Obertöne ins akustische Gesamtprofil einzuarbeiten. Somit bieten DVD-A und SACD eine Optimierung des musikalischen Facettenreichtums, der aber erst mit dem entsprechenden Equipment auch hörbar gemacht werden kann. Auf vielen Lautsprecher-Systemen und AV-Anlagen wird man zwischen einer herkömmlichen CD und einer DVD-A praktisch keinen akustischen Unterschied ausmachen können - die Aurum 970 jedoch zeigt gerade hier viele Starken, wie sich später in den Hörtestreihen herausstellen wird. 

Der RiCom-Hochtöner nimmt sich auch DVD-Audio- und SACD-Software mit Sorgfalt und Dynamik an

Dass die Aurum 970 gerade im DVD-Audio- und SACD-Betrieb auch für exzellente Ergebnisse sorgt, liegt am RiCom-Hochtöner, typisches Merkmal der Aurum-Boxen. Er verfügt über eine sehr leichte, flache, ringförmige Biegeschwingermembran, die im Gegensatz zu Kolbenschwingern (wie z.B. Kalotten) weniger Luftmasse vor sich herschieben muss, um Schall zu erzeugen. Klanglich sind die signifikante Klarheit und hohe Transparenz hörbare Stärken. Hier steht der RiCom dem Bändchenhochtöner sehr nahe. Doch auch gegenüber dem Bändchen hat der RiCom Vorteile: Im oberen Mitteltonbereich, wo der Bändchenhochtöner passen muss, kann der RiCom seine Trümpfe ausspielen. Dazu verhilft ihm seine hubfreudige Membran aus feinem, elastischem Seidengewebe. Sein Konstruktionsprinzip macht den RiCom außergewöhnlich reaktionsschnell. Eine konventionelle Membran könnte diese unmittelbare, lebendige Spritzigkeit kaum in gleichem Maße bieten. Zudem wartet das RiCom-Prinzip auch noch mit einem großen Abstrahlwinkel auf. Damit sind die klanglichen Vorzüge weitgehend unabhängig von der Hörposition zu erleben, was dazu führt, dass die Aurum 970 auch nicht sonderlich aufstellungskritisch ist und das akustische Optimum nur in einem eng begrenzten Hot Spot genossen werden kann. 

Der ALTIMA-Mitteltöner ist spezielles Aurum-Kennzeichen

Kommen wir zu weiteren Eigenschaften der Aurum 970. Im Tief-/Mitteltonbereich setzt Quadral auf die ALTIMA-Membran. Sie vereint die drei Leichtmetalle Aluminium, Titan und Magnesium miteinander, um ein optimiertes Schwingungsverhalten zu erzielen. Die Hauptursache für den unterschiedlichen Klang diverser Materialien liegt in der Tatsache, dass sich Membranen beim Schwingen unkontrolliert verbiegen und dann nicht genau den Vorgaben der Schwingspule folgen. Das Ausmaß dieser so genannten "Partialschwingungen" determiniert großenteils den Eigenklang von Membranen.  Deshalb versuchen die Lautsprecherhersteller, materialbedingte Eigenresonanzen möglichst effektiv zu unterdrücken und auf verschiedene Frequenzen zu verteilen, um sie damit bestmöglich zu kaschieren. 

Quadrals ALTIMA-Technik eröffnet vielfältige Möglichkeiten: Zum einen lassen sich die Materialresonanzen damit aus dem jeweiligen Einsatzbereich der Lautsprecher herausdrängen oder -schieben, und zum zweiten ermöglicht diese Technologie, Resonanzen zu bündeln und dann per Netzwerk zu eliminieren. Das scheint simpel, gelingt aber kaum mit anderen Materialien. Daher sind Schnelligkeit, hohe Genauigkeit und die Abwesenheit von Eigenklängen die besonderen Kennzeichen der Quadral- Konusmembranen. Das klingt sehr nach starkem PR-Tobak, im Gegensatz zu manchen anderen Behauptungen, die man häufig in PR-Texten verschiedenster Hersteller nachliest, sind diese Argumente jedoch anhand der Praxis nachzuvollziehen. Aurum-Lautsprecher, die mit diesen hochwertigen Membranen ausgestattet sind, wissen stets durch ihre Kombination aus Dynamik und Detailtreue zu überzeugen, was einem souveränen, ganzheitlichen Klangeindruck zuträglich ist. 

Der Tiefgang ist für einen solchen Lautsprecher recht erstaunlich. 28 Hz wirken schon fast übertrieben zuversichtlich  - jedoch werden diese Werte bei jedem Hersteller unter idealen (Labor-) Bedingungen ermittelt und haben nicht selten mit dem normalen Praxisbetrieb wenig gemein. Wir stellten in Bezug auf die Aurum 970 jedoch später in den Hörtestreihen fest, dass tatsächlich der Tiefgang nicht das Geringste zu wünschen übrig lässt. Somit können Musikfreude, die wenig bis gar keine Filme anhören, ein Mehrkanal- oder Stereo-Setup mit der 970 auch ohne zusätzlichen aktive Subwoofer laufen lassen. Wer jedoch gern eine sehr bassstarke Effektwiedergabe schätzt, kann sich zusätzlich den außerordentlich - übrigens auch für den Musikbetrieb - gelungenen Quadral Aurum Sub 10 zulegen.  

Quadral vertraut bei der Aurum 970 auf eine Bandpass-Konstruktion, wie wie ein integrierter Subwoofer wirkt

Doch das letzte Wort über die Thematik Aurum 970 und Basswiedergabe ist noch nicht gesprochen - wir stellen nun kurz die Bandpass-Technologie vor. Bei Bandpass-Gehäusen verbirgt sich der Tieftöner im Inneren der Konstruktion. Eine Membranseite arbeitet dabei auf ein geschlossenes, die andere auf ein Reflexvolumen. Nur über den Bassreflextunnel gelangt tieffrequenter Schall in den Hörraum. Nicht mehr hörbaren Infraschall bremst die geschlossene Kammer mit ihrer Federkraft aus und erspart der Bassmembran unnötige Amplituden. Und die Reflexkammer lässt keine Mitteltöne nach außen dringen. Daher eignen sich Bandpass-Konstruktionen hervorragend sozusagen als "integrierte Subwoofer" zur Ergänzung von Zweiweg-Boxen. 
Die Vorteile hochwertiger Zweiweg-Lautsprechern bleiben dabei voll erhalten. Dazu zählen vor allem deren Homogenität und Ortungsschärfe.

Der Wirkungsgrad von 88 dB (gemessen bei 1w/1m, nicht bei den oft üblichen 2,83 v/1 m, was 2w/1 m entspricht, also der doppelten Leistung) ist in Ordnung, wenn man bedenkt, dass eine Nubert nuWave 125 auf 86,5 dB beim gleichen Messverfahren kommt und eine in Bezug aufs Equipment unkritische JBL Studio L890 auch (bei Umrechnung auf 1w/1m) auf 88 dB kommt. Also liegt die Aurum für eine so hochwertige Box auch beim Wirkungsgrad gut im Rennen und verlangt nicht nach extrem leistungsfähiger Elektronik. Trotzdem, so wird sich später in den Klangtestreihen nachvollziehen lassen, ist der Lautsprecher sehr gut gewappnet, um auch mit sehr edler Elektronik zusammenzuarbeiten.

Bewertung:

Testequipment:

Unser Testequipment

Klang

Der Lautsprecher ist ein äußerst wichtiger Teil der HiFi- oder AV-Anlage, der mit Sorgfalt und Bedacht ausgesucht werden sollte. Gerade, wenn man nicht unerhebliche Summen investiert, sollte einem der gekaufte Schallwandler auch lange und intensiv Freude bereiten. Es ist aus diesem Grunde sehr empfehlenswert, ausführliche Hörtestreihen auch selber vorzunehmen. Daher kann auch ein Test von uns keine alleinige Kaufentscheidung, sondern nur ein Anhaltspunkt sein. Was die Aurum 970 betrifft, so ist dieser Lautsprecher auf jeden Fall äußerst interessant, und wer überragende Eigenschaften zum absolut fairen Kaufpreis sucht, ist hier exakt an der richtigen Adresse. Nun wollen wir ins Detail gehen.

Viele, gerade auch teure Lautsprecher, haben eine sehr spezielle Klangcharakteristik. Wer denkt, dass er mit einem teuren Schallwandler automatisch auch eine Box einkauft, die an vielen Elektronik-Kombinationen und bei allen Arten von Musik begeistert, sieht sich in der Praxis oft enttäuscht.  Verbunden mit der genau passenden Elektronik, für bestimmte Musikrichtungen und für bestimmte Käuferprofile sind manche edlen Boxen für mehrere 1.000 € Stückpreis brillant und spielen ganz groß auf. Doch wer beispielsweise viele unterschiedliche Musikrichtungen von Eurodance  über 80er Jahre Popmusik bis hin zu Klassik schätzt, wird es nicht leicht haben, all diese Interessen in einem Lautsprecher vereint zu finden - vielleicht auf bescheidenem Level, aber nicht auf sehr gutem Niveau. Genau das jedoch ist die Stärke der Aurum 970, sie ist in der Lage, sich jeder Musik sorgfältig anzunehmen und diese differenziert und ansprechend wiederzugeben. 

Nehmen wir beispielsweise "Pop Art" von den Pet Shop Boys. Bei allen Songs dieser Doppel-CD beeindrucken die Aurum-Schallwandler gleich mit einer Vielzahl von lobenswerten Eigenschaften, obwohl diese CD nicht eben als Paradebeispiel für eine Spitzen-Aufnahme herhalten kann. Trotzdem schaffen es die 970er, den Klang nicht müde, fade und flach ertönen zu lassen, sondern offerieren eine freie, klare Wiedergabe mit einer erstaunlichen räumlichen Weite. Die potenten Boxen werfen den Klang souverän auch bei hohen Pegeln in den Raum - als wäre es nichts, bauen sie eine lebendige Kulisse auf und lösen den Klang fast völlig vom Lautsprecher. Die Trennung von Stimmen und Instrumenten gelingt den Aurum-Boxen ausgezeichnet, so dass man nie den Eindruck hat, die Instrumente legten sich über die Stimmen oder umgekehrt. Der Bassbereich gefällt durch straffen Antritt und angenehmes Volumen. Die Aurum macht es hier genau richtig: Der Bass verkümmert nicht zu einem kaum vom Lautsprecher beachteten Teil des Frequenzspektrums, sondern ist stets präsent. Gleichzeitig aber vermeidet die Standbox geschickt, dass sich der Bass zu massiv aufbaut und die akustische Gesamtbalance unpassend verschiebt. 

Sehr gut an der Aurum 970 gefällt uns sowieso das gesamte Wesen dieses Lautsprechers - aggressives Aufdrängen ist ihm völlig fremd. Hier hat der Hörer die Wahl, man kann, wartend auf jedes Detail, diesem Schallwandler intensiv lauschen, durch seine sehr angenehme, homogene Wiedergabe jedoch kann die Aurum auch einen ganzen Tag im Hintergrund laufen, ohne je zu stören. Wer z.B. bei der CD "Andrea" von Andrea Bocelli die Lust verspürt, genau hinzuhören, wird sich wiederum über die darstellerische Güte der 970 freuen. Wir haben schon viele Lautsprecher aus der Preisliga der Aurum gehört, aber keine andere Box hat so direkt die intensive Emotionalität von wunderschönen Stücken wie "L'attesa" zum Publikum transportiert. Hier wird ein tiefgehendes, ganzheitliches Hörerlebnis geboten, das vom Hochtonbereich mit hoher Strahlkraft ebenso getragen wird wie vom vielschichtigen, sehr gut akzentuierten Mitteltonbereich und dem präzisen Bass, der sich vornehm im Hintergrund hält, aber stets spüren lässt, dass Kraft genug da ist. Dies merkt man auch sehr gut bei "Un nuovo giorno", hier arbeitet die 970 eine begeisternde Mischung aus Bocellis charakteristischer Stimme und dem Orchester heraus, mit einer ausgezeichneten Bühnenwirkung. Auch wenn Bocellis Stimme im Frequenzspektrum nach oben schreitet, stehen die Aurum-Lautsprecher sofort bereit und liefern eine unmittelbare, authentische Darstellung. Das fasziniert an dieser Box: Die 970 bietet eine annähernd neutrale Wiedergabe - ist aber nicht 100 % neutral, sondern opfert ein paar Prozent Neutralität ihrer interpretatorischen Arbeit, die aber so über alle Maßen gut gelungen ist, dass man dies gern in Kauf nimmt: Sie verleiht den Höhen gekonnt Glanz, ohne das Ergebnis übertrieben erscheinen zu lassen. Die Bühne weitet sich, der Sänger wird geschickt fokussiert - all dies erledigt die Aurum so souverän, so problemlos, dass man gar nicht merkt, dass die CD plötzlich noch charismatischer ertönt als mit vielen Highendboxen der preislichen Luxusliga. Bei ""Tu ei sei" schlägt der Standlautsprecher erneut groß zu und zieht mit der mitreißenden, dynamischen und klaren Wiedergabe das Auditorium in ihren Bann. Dass der Bassbereich bei Bedarf warm und weich einsetzt, es aber bei kurzen, trockenen tieffrequenten Intermezzos es nicht an Präzision fehlen lässt, dokumentiert ebenfalls eindrucksvoll die gelungene Abstimmung.  

Auch bei "Millennium" von Robbie Williams herrscht beim Test-Team Begeisterung, hier legt die Aurum wiederum im Bassbereich die Messlatte hoch: Der Bass kommt souverän und klar, aber nie aufgesetzt zur Geltung. Wer mittels Tonregler oder EQ den Bass gern betont, hat keine Probleme mit den 970ern, denn anstatt überfordert zu wirken, tragen die eleganten Boxen den "gestärkten" Bass kraftvoll und dynamisch in den Hörraum, und das auch noch ohne Mühe bei hohem Pegel. Das gesamte, vom Autor als besonders gelungene Lied wird so nachdrücklich und komplett wiedergegeben, dass man als Surroundfreund nachdenklich wird, zu welchen akustischen Leistungen nur zwei Lautsprecher fähig sind. Surround-Probleme wie fehlende Präzision und eine leicht verwaschene Stimmwiedergabe sind natürlich bei der Stereowiedergabe mit hochwertigem Boxen-Equipment kein Thema. 

Was die Aurum im Bassbereich kann, stellt sie des Weiteren bei Techno-Klassikern der 90er Jahre wie BBEs "Seven Days and one Week" unter Beweis. Hier erfüllt sie auch bei großer Lautstärke hohe Ansprüche und bietet eine raumfüllende, dynamische Wiedergabe - die man dem so feinfühligen Lautsprecher nicht zugetraut hätte. Plötzlich zeigt sie ihr anderes Gesicht, wirft Effekte durch den Hörraum und offeriert eine äußerst nachdrückliche Basswiedergabe, für die durchaus noch tragbare Größe des Lautsprechers ist das Ergebnis überragend. Auch beim damaligen Chart-Stürmer "Turn the Tide" von Sylver begeistern die Aurum 970, sie führen schwungvoll und erstaunlich effektstark durch den Song. Gerade bei diesem Stück profilieren die Lautsprecher natürlich auch von ihrer bereits häufig in diesem Test erwähnten Fähigkeit, mit einem fein auflösenden, strahlenden Hochtonbereich punkten zu können. 

Mit ihrer Fähigkeit, bei höchsten Frequenzen viel Charisma aufbieten zu können, und der exakten, vielschichtigen Darstellung einzelner Musikinstrumente ist die Aurum 970 auch dafür ausgelegt, bei DVD-Audio- oder SACD-Software für Furore zu sorgen. Gerade die inzwischen sehr seltenen 192 kHz/24-Bit 2-Kanal-Stücke älterer DVD-Audios verdeutlichen die Güte der Aurum 970. Bei "Deep Waters" von "Incognito" drehen die 970er richtig auf und stellen die Stimme, ausgezeichnet detailliert, auf einer klar gekennzeichneten virtuellen Bühne in den Raum. Jedes Instrument kommt sehr feinfühlig und ausdrucksstark zur Geltung. Wer den Vergleich (der hier bei der Technics DVD Audio Edition 1" möglich ist) mit normaler CD-Qualität macht, wird feststellen, dass es den Höhen plötzlich an Transparenz und der Instrumentaldarstellung im Gesamtem an Greifbarkeit fehlt. Diese Leichte, Schwungvoll-Souveräne ist zu einem beträchtlichen Teil abhanden gekommen. Gerade, wenn die Sängerin richtig hoch geht mit ihrer Stimme, wirkt die 192 kHz/24-Bit MLP-Version sehr viel glaubwürdiger, echter. Bei "North Afrika" von Vertu kommen die außerordentlichen Fähigkeiten dieser gar nicht einmal sündhaft teuren Box wiederum sehr gut zum Tragen. Jedes noch so feine Zupfen wird gekonnt übertragen, eine Güte, die ansonsten im Highend-Sektor anzutreffen ist. Die Aurum mischt sich ganz unverblümt unter die Kandidaten deutlich höhere Preisklassen - sie kann aber mehr als nur exakt detaillieren. Gleichzeitig spielt sie mitreißend und schwungvoll, um die deutlichen Geschwindigkeitsunterschiede dieses Stücks - ganz plötzlich geht es vehement voran - ansprechend darzustellen. Eine erneute Glanzleistung liefert die Aurum bei einer 2-Kanal-SACD ab, aus der die meisten Boxen nur ein durch Müdigkeit und muffige Höhen gekennzeichnet klangliches Fiasko herausholen - der SACD-Stereo zum Film "Footloose". Wie gedopt klingt die Disc, wenn sie über die Quadral Aurum wiedergegeben wird: Plötzlich hat die gesamte Darbietung Schwung und Schmiss, was sich besonders gut beim vierten Titel "Holding out for a Hero" von Bonnie Tyler nachvollziehen lässt. Nun marschiert dieser dynamische Song so voran, wie es sich eigentlich gehört, die nur durchschnittliche Aufnahmequalität macht die Quadral durch ihre gekonnte, eine angenehme Brillanz in den Mittelpunkt stellende Auslegung nicht ganz, aber zu einem beträchtlichen Teil vergessen. 

Wo steht die Aurum 970 im Vergleich zur Konkurrenz? Die Antwort: Ganz oben. Fangen wir mit etwas "ungerechten" Vergleichen an. Sehr gut sieht die 970 sogar im Vergleich mit der pro Stück und laut Liste 4.500 € kostenden KEF Reference 205 aus. Die Reference detailliert nochmals klarer, sie spielt einfach unglaublich exakt - aber das ist nicht alles, was interessiert. Was problematisch bei der Reference ist: Sie benötigt Top-Software, bei nur guten oder durchschnittlichen Aufnahmen kann ihre Darbietung nicht wirklich fesseln. Etwas lustlos und fade wirkt dann das Resultat. Sehr deutlich zu merken bei der "Footloose"-SACD, die die Reference 205 nur äußerst unwillig wiedergibt. Ganz anders, wenn man sich "North Afrika" anhört: Hier liegt sie mit ihrer sehr feinsinnigen Detaillierung goldrichtig. Leider aber kommen in diesem Stück durchaus auch tiefe Frequenzanteile vor, und hier schlägt dann die Aurum gnadenlos zu und entlockt Vertus Darbietung mehr Tiefe und Fundament. Diese komplette, schwungvoll und kaum schlechter durchstrukturierte Wiedergabe der Aurum hat uns persönlich mehr überzeugt. Der zwar präzise, aber nicht eben vehement zupackende Bass mag für manche High-Ender kein Hinderungsgrund sein, trotzdem zum Detailmeister von KEF zu greifen, universeller einzusetzen ist aber auf jeden Fall die unprätentiöse Aurum 970. Schauen wir uns weiter um - die Magnat Quantum 908 wird ebenfalls von der Aurum 970 in die Schranken gewiesen. Die Gründe pro Aurum: Weniger Anspruch an die Elektronik, deutlich bessere Durchzeichnung des gesamten Frequenzbereiches, mehr Strahlkraft bei der Hochtonwiedergabe. Sogar der Sieger des Mastertests, die Quadral Platinum M, muss sich trotz aller Dynamik, Klarheit und Antrittstärke der Aurum 970 beugen. Sie spielt - schlicht formuliert - einfach nicht so hingebungsvoll und schön wie die 970. Diese sich fein und zugleich präzise im Raum verteilende Akustik, die uns so an der Aurum gefällt, kann die Platinum M nicht bieten. Gerade Klassikliebhaber sollten, stehen diese beiden Modelle zur Debatte, sich für die Aurum 970 entscheiden. 

Mit der Nubert nuWave 125 hat die Aurum einen ebenso leistungsfähigen wie hartnäckigen Gegner. Den Pegelorgien, die man mit der großen Box von der Ostalb fahren kann, hat auch der Hannoveraner Schallwandler wenig entgegenzusetzen. Zwar ist die Aurum für ihre Bauweise extrem pegelfest, in großen Hörräumen und bei hohem Pegel aber zieht die nuWave 125 davon. Was die Pegelfestigkeit und die Klarheit des Klangbildes bei sehr hoher Lautstärke angeht, lässt die nuWave 125 viele 3.000 € Lautsprecherboxen alt aussehen. Doch an die akustische Schönheit mit der feinen Klangverteilung der Aurum 970 kommt ihrerseits die nuWave 125 nicht heran. Die nuWave 125 bringt zwar einen über alle Maßen verständlichen und auch dynamischen Hochtonbereich mit. Bei SACD oder DVD-Audio aber arbeitet die Aurum Instrumente sensibler ein. Damit ist klar: Wer vor allem auch auf exzellente Qualitäten bei der Filmtonwiedergabe, zu denen auch eine erstklassige Pegelfestigkeit und eine unheimliche Antrittsstärke im Bassbereich gehört, Wert legt, ist nach wie vor mit der nuWave 125 am besten bedient. Den emotionalen Hörer, der sich tief in seine geliebte Musik hineinversetzen möchte, ist besonders gut mit der Aurum bedient - die aber auch, wie wir erstaunt feststellen, kräftig zupacken kann: Bei Musikalischem ist sie ein echtes Universaltalent, ob Kammerkonzert oder Trance-Track, die Aurum managt alles souverän, aber anders als die nuWave 125: Sie kokettiert stets mit ihrer Strahlkraft im Hochtonbereich, und legt im Bassbereich eine tiefe, stimmige Struktur bei gleichzeitig sehr lobenswertem Volumen an den Tag. Die nuWave 125 begeistert einfach dadurch, dass sie ungemein energiegeladen ist, dieses Gefühl "es geht immer noch mehr" verkörpert sie so gekonnt wie kaum eine zweite Box bezahlbarer Preisregionen. Kommen wir nun zur Polk Audio LSi-15, die mit ihrem voluminösen Bass, verbunden mit hoher Pegelfestigkeit und schmalem Gehäuse, besonders bei Pegelliebhabern, die gern Rock- oder Pop- sowie Technomusik hören und trotzdem nicht auf eine elegante Optik verzichten wollen, hoch im Kurs stehen dürfte. Die Aurum macht der LSi aber durchaus zu schaffen, denn sie kommt mit den genannten Musikarten ebenso ausgezeichnet zurecht und setzt noch die exzellente Hochtonwiedergabe obendrauf. 

Fazit

Euphorie sollte ein Tester nur in geringen Dosen einsetzen - nämlich nur dann, wenn man ein Produkt getestet hat, das alle Erwartungen weit übertrifft. Und genau so ein Produkt ist die über alle Maßen faszinierende Quadral Aurum 970. Viele Menschen geben gerade für Lautsprecher Unsummen aus, um sich die bestmögliche Klangqualität nach Hause zu holen. Preise von teilweise weit über 2.000 € für einen Standlautsprecher sind da keine Seltenheit. In Anbetracht dieser Tatsache muss es höchst frustrierend sein, wie verschiedene sündhaft teure Alternativen an einer 1.250 €-Box wie der Aurum 970 scheitern - was man besonders im Zusammenhang mit der täglichen Praxis sehen muss. Bei diesen extrem teuren Schallwandlern muss alles stimmen: Genau die passende Elektronik, genau die passenden Aufnahmen, dann KANN der Klang eine gewisse Sorte von HiFi-Enthusiasten beglücken. Wirklich alltagstauglich, gerade für denjenigen Anwender, der von Techno bis Klassik alles hört, sind solche Modelle jedoch nicht. Dazu sind die Klangcharakteristiken viel zu speziell und zu wenig universell, obwohl man von sehr edlen Lautsprechern eigentlich erwarten würde, dass sie mit jeder Aufgabe souverän zurechtkommen. Doch genau das ist die Kardinaltugend der im Vergleich schon fast als "Schnäppchen" zu bezeichnenden Aurum 970. Ob klassisches Konzert, Popmusik der 80er Jahre, italienische "Meistersinger" oder druckvolle Trance-Musik: Immer zeigt die Aurum 970 die gewünschte Reaktion. Sehr nachdrückliche, raumfüllende Bässe bei hohem Pegel oder feinste Nuancen bei Streichern im Concerto Grosso: Nie liegt die Aurum-Box daneben, sondern produziert immer ausschließlich Freude. Keine "Ecke" stört das Vergnügen mit der Quadral, so dass der Test mit dem größtmöglichen Erfolg endet: Unsere Testauszeichnung krönt die Aurum 970 zu einem der besten Standlautsprecher, den wir je getestet haben. Natürlich - es gab schon Exponate, die nochmals deutlich leistungsfähiger und klanglich noch klarer und detaillierter waren, aber dafür um ein Vielfaches teurer sind. Berücksichtigt man das für viele Konsumenten nicht nur wichtige, sondern entscheidende Preis-/Leistungsverhältnis, kommt aktuell nichts und niemand an der Quadral vorbei. 

 Die Aurum 970 setzt neue Maßstäbe: Finanzierbar, Feinzeichnend, dynamisch und druckvoll

Standlautsprecher obere Mittelklasse
Test: 22. Februar 2006

Sonderprädikat: Bestes Preis-/Leistungsverhältnis aller bislang getesteten Standlautsprecher bei AREA DVD
Preis-/Leistung

 


+ Brillanter, strahlender Hochtonbereich
+ Erstklassige, voluminöse, saubere und differenzierte Basswiedergabe
+ Überragend akzentuierte, lebendige und frische Mitteltondarstellung
+ Beispielhafte Pegelfestigkeit
+ Exzellente Fähigkeit, eine räumlich tiefe Bühne aufzubauen
+ In der Summe der akustischen Eigenschaften doppelt so teuren Kontrahenten souverän überlegen
+ Für die Leistungen außerordentlich günstiger Kaufpreis

- Altmodische Stoffabdeckungen

 

Die technischen Daten im Überblick:

Test: Carsten Rampacher

22.02.2006

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