Test: Nubert nuLine AW-560 - Basskraft im kompakten Gehäuse?

02.11.2005 (cr)

Kompakt, pegelfest, klangstark, leicht aufzustellen und edel soll der aktive Subwoofer sein. Das sind nicht nur die berüchtigten drei Wünsche aus der Werbung für die legendären Kinder-Überraschungseier, sondern gleich fünf schwere Aufgaben, was die Realisierbarkeit sicherlich nicht einfacher macht. Doch die Nubert-Entwickler scheinen dies anders zu sehen, getreu dem Motto, dass man mit seinen Aufgaben, die man sich stellt, wächst, wurde in Schwäbisch-Gmünd versucht, alle diese Wunsch-Eigenschaften unter einen Hut zu bringen. Das Ergebnis heißt nuLine AW-560,  kommt mit einer 235 Watt (Musikleistung) - Endstufe und kostet faire 506 €. Ob Nubert mit dem AW-560 tatsächlich ein absoluter "Wunsch-Subwoofer" gelungen ist, klärt unser großer Praxistest. 

Verarbeitung

Viele Ehefrauen, Freundinnen, Lebensgefährtinnen und Lebensabschnitts-Partnerinnen erschaudern, wenn sie erstmals in real erleben, was sich hinter dem Begriff "Subwoofer" verbirgt: Eine große, hässliche, meist auch noch schwarze Kiste, die den liebevoll gestalteten Wohnraum nachhaltig verschandelt. Da können die Beteuerungen des männlichen Partners, der große akustische Gewinn würde die negativen optischen Wirkungen vergessen machen, auch nicht helfen - die Abneigung gegen die Bassbox steigt von Tag zu Tag. Doch wer sich den nuLine AW-560 ordert, wird kaum mit spöttischen Kommentaren sowie direkten oder unausgesprochenen Verwünschungen rechnen müssen. Das kleine "Subwooferle" aus dem schönen Schwabenland wirkt edel wie ein hochwertiges Möbelstück und ist penibel genau verarbeitet. Ganz gleich, ob in Mehrschichtlack in Silber, Furnier Esche schwarz, Kirsche oder Buche - immer begeistert der noble Subwoofer durch seine gelungene Erscheinung. Mitgeliefert werden abnehmbare Frontgitter in Schwarz oder Mattsilber. Beeindruckend ist die Genauigkeit im Detail, man kann ruhig zwei- oder dreimal hinschauen und entdeckt trotzdem keinerlei Makel:

Sehr sauber ist das Chassis ins holzfurnierte MDF-Gehäuse eingepasst

Die Kantenverarbeitung, bei vielen Lautsprechern echter Problemfall, ist beim nuLine AW-560 höchst akkurat und kaum zu verbessern

Auch hochwertig sind die Schraubverschlüsse, wenn der nuLine AW-560 mittels Lautsprecherkabel zwischen die Frontlautsprecher eingeschliffen wird. Zudem sind sie leichtgängig zu betätigen

Bilanzierend kann man nur feststellen, dass der Verarbeitungsstandard, den auch die höchst fein aufbereitete Rückseite zeigt, sich auch in der 1.000 €-.Klasse, also in preislich doppelt so hohen Gefilden, sehr gut machen würde. Für knapp über 500 € ist das Gebotene ohne Einschränkung erstklassig. Auch das mitgelieferte Gitter, welches mit soliden Befestigungselementen auf der Frontseite montiert werden kann, ist von sehr hoher Qualität und erinnert stark in seiner Güte an die Braun Atelier-Lösungen bei hochwertigen Stereoboxen der 80er Jahre. 

Solide Befestigungselemente für das Anbringen des Frontgitters

Nur die mitgelieferte Fernbedienung lässt verarbeitungstechnischen Schliff vermissen. Hier merkt man, dass dieses Teil von einem Fernost-Zulieferer stammt. 

Vorbildlich, dass Nubert eine Fernbedienung mitliefert. Nur das Finish kann hier nicht überzeugen

Pro und Kontra - Kurzfazit:

+ Extrem saubere Kantenverarbeitung
+ Präzise Einpassung des Chassis ins Gehäuse
+ Hochwertiges Anschlussterminal
+ Sehr solides Lautsprecher-Gitter

- Qualitativ nicht überzeugende Fernbedienung

Bewertung
Technik

Der nuLine AW-560 ist als direktabstrahlender Frontfire-Subwoofer konzipiert, der nach dem Bassreflex-Prinzip arbeitet. Die Bassreflexöffnung findet sich auf der Geräteunterseite, was praktische Konsequenzen hat, denn ohne Absorber oder Unterlegscheiben kann man den AW-560 nicht einsetzen, soll er seine optimalem akustischen Qualitäten entfalten. Der Nubert-Woofer eignet sich prinzipiell sehr gut für die Produktion von klarem sauberen Bass, denn die Grundkonstruktion aus 19 mm dicken MDF-Platten sorgt für ein gleichermaßen steifes wie stabiles Gehäuse. 

Bassreflexöffnung unter dem Gehäuse

Die Leistung der eingebauten Endstufe fällt Nubert-typisch großzügig aus. 235 Watt Musik- und 190 Watt Sinusleistung sprechen die deutliche Sprache, dass der nuLine AW-560 auch sehr gut in anspruchsvollen AV-Anlagen eingesetzt werden kann. Mit der großzügig bemessenen Verstärkerleistung korrespondiert das neue, hochentwickelte Chassis optimal. Kleine Subwoofer, zu denen man aufgrund des kompakten Gehäuses mit den Abmessungen 450 x 245 x 380 (H x B x T in mm) auch den AW-560 zählt, haben das Problem, dass kein großes Basschassis im Gehäuse Platz findet. Daher kommt beim 560er ein vergleichsweise kleines Chassis mit 22 cm Durchmesser zum Einsatz. Mit einem 22 cm Chassis sind prinzipiell natürlich bei Pegel und Tiefgang keine Spitzenleistungen möglich. Nubert löst dieses Problem jedoch zu einem beträchtlichen Teil, indem man den maximalen Membranhub auf fast unglaubliche 30 mm, das entspricht 3 (!) cm, hochschraubt. 

Eine Besonderheit in der Konstruktion des Chassis stellt die zweite Zentriermembran dar. Sie sorgt auch unter schwierigsten Bedingungen für saubere Wiedergabe, ohne dass irgendetwas aus dem Gleichgewicht gerät. Aufgrund der magnetischen Abschirmung lässt sich der AW-560 problemlos direkt unter oder neben einem Fernsehgerät aufstellen.

Regler und Funktionen

Auf Vorder- und Rückseite des AW-560 finden sich verschiedene Einstellmöglichkeiten. Sehr einfach sieht es auf der Frontseite aus:

Große, sehr praxisgerecht untergebrachte und griffgünstige Drehregler für Pegel (links) und Übernahmefrequenz (rechts)

Hier kann man die Lautstärke und die Übernahmefrequenz justieren. Beide Funktionen sind übrigens auch bequem von Sessel aus mittels der Fernbedienung (siehe oben) einzustellen und anzupassen. Auf der Rückseite des Nubert-Bassisten können weitere Justagen getroffen werden:

Die Rückseite des AW-560 überzeugt durch sinnvolle Einstelloptionen und Kaltgerätesteckeranschluss

  1. Zunächst findet sich ein Phasenregler, der stufenlos von 0 bis 180 Grad regelbar ist. Unter der Phasenlage versteht man die Richtung, in die sich die Membran des Tieftöners in Bewegung setzt, wenn eine positive Gleichspannung angelegt wird. Die Bewegung der Membran sozusagen aus der Box heraus legt die 0-Grad-Position der Phasenlage fest.  Wenn der Hörabstand zu den beiden Hauptlautsprechern und zum Subwoofer ca. identisch ist, ist die optimale Position des Phasenreglers hingegen 180 Grad. Dies hat folgende Bewandtnis: Die Phasendrehungen im Übernahmebereich der beiden Hauptlautsprecher und des Subwoofers jeweils etwa 90 Grad betragen und somit in der Summe etwa 180 Grad ergeben. Diese Phasenlage kann dann mittels des Schalters auf 180 Grad korrigiert werden. Nubert gibt ein Beispiel für die korrekte Einstellung der Phase: Ankopplung der Hauptbox an den Subwoofer liegt bei 80 Hz Übernahmefrequenz, dabei gilt Wellenlänge = Schallgeschwindigkeit geteilt durch die Frequenz. Also beträgt sie bei 80 Hz: 343 m/s (Schallgeschwindigkeit in Luft) : 80 Hz = 4,30 Meter. Wenn sich der Hörabstand zwischen Woofer und Satellit zum Hörer um die halbe Wellenlänge (also 4,30 Meter : 2 = 2,15 Meter) unterscheidet, muss die Phasenlage von 180 auf 0 Grad eingestellt werden. Also 180 Grad bei Abstand 0 m, 4,3 m, 8,6 m Wegdifferenz, 0 Grad bei 2,15 m, 6, 45 m etc, 90 Grad bei 1,07 m, 5,37 m etc. 

  2. Schalter "LOW CUT" "30 Hz"/"35 Hz" zur Festlegung der unteren Grenzfrequenz (pro Tiefgang 30 Hz, pro Pegel 35 Hz, näheres dazu auf Seite 2)

  3. Schalter "SOFTCLIPPING" (an oder aus): Verhindert Verzerrungen im hochpegeligen Bereich. Dafür etwas weniger Leistung. Mehr dazu auf Seite 2.

  4. Schalter Line Out Cut Off 40 Hz/80 Hz: An den Ausgangs-Cinchbuchsen erscheint das gleiche Signal, das in die Line In-Eingänge eingespeist wird. Bis auf einen Unterschied: Abhängig von der Stellung des Schalters Line Out Cut Off sind Frequenzanteile im Line Out-Signal unterhalb 40 oder 80 Hertz nicht mehr enthalten, wodurch man den Hauptlautsprechern das hohe Arbeitspensum im tieferen Bassbereich (und die damit verbundenen Verzerrungen) nicht zumutet.

  5. Schalter "Power Off/Auto/On": In "Off" ist der AW-560 aus, aber nicht komplett vom Netz getrennt (dazu muss man den Schiebeschalter "Power" umlegen), die Standby-Leistungsaufnahme beträgt ebenso wie im Automatik-Modus knapp 4 Watt. In Stellung "On" ist der nuLine AW-560 ständig eingeschaltet, verbraucht aber kaum mehr Strom als in der Einschaltbereitschaft. Ist "Auto" aktiviert, schaltet sich der AW-560 beim ersten Ton ein und wenige Minuten nach dem letzten entsprechend tieffrequenten Schallereignis wieder ab.

Bilanzierend fällt die Technik sehr aufwändig und durchdacht aus. Schlichte, leicht verständliche Schaltungen bringen in der Praxis großen Nutzen - und das Schöne daran ist, dass praktisch jeder Anwender, auch unerfahrenere Neueinsteiger, davon profitieren können. Irgendwelche Raumoptimierungssysteme, die manche Konkurrenten anbieten, wo man dann mit Testton-CD, Bleistift und Papier Diagramme erschaffen muss, sind zwar für versierte Benutzer ausgezeichnet, überfordern aber in der Praxis viele. Nubert hat genau das richtige Maß an Technik in den nuLine AW-560 gesteckt. 

Kurtfazit Pro und Contra:

+ Sinnvolle Einstelloptionen
+ Aufwändiges neues Chassis mit großem Hub
+ Leistungsfähiger Verstärker

Bewertung

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