Test: Nubert nuBox 360LE  - Abschied mit Würde? (1/2)

08.11.2005 (cr)

Es gibt Lautsprecher, die sind echte Klassiker - wie Nuberts nuBox 360, die zum Stückpreis von 152 € bereits seit 10 Jahren dem Produktprogramm angehört. In dieser Zeit hat die preisgünstige Regalbox viele Liebhaber gefunden - also ein durchschlagender Erfolg. Doch eine alte Weisheit sagt, dass man dann aufhören soll, wenn es am schönsten ist. Nubert hat dieses Motto etwas "um-interpretiert" und hat die nuBox 360 zum "Ausscheiden aus der aktiven Modellpalette" nochmals richtig "schön" herausgeputzt.

Das Beste kommt zum Schluss: Last Edition mit tollen Farben für nur 30 Cent Aufpreis!

Wahlweise in den Farbgebungen "Calvados" mit Front in Silbergrau-Metallic (so kam die nuBox 360LE in unseren Testraum) oder in "Amari" (Mahagoni-artig mit Front in Graphit-Metallic) kostet die nuBox 360LE (Last Edition) gerade einmal 30 Cent mehr als die normalen Modelle - ein sehr vertretbarer Aufschlag für eine deutlich attraktivere Optik. Und die technischen Daten der nuBox 360 lesen sich nach wie vor prima, so ist eine Nennbelastbarkeit von 100 und eine Musikbelastbarkeit von 150 Watt für einen Lautsprecher dieser Preisklasse sehr ordentlich. Lesen Sie nun in unserem Praxistest, wie sich der "Oldie" schlägt - ist die nuBox 360LE ein feines Schnäppchen zum Abschied oder hat der Lautsprecher seine besten Zeiten hinter sich? Dieser Frage gehen wir nun nach. 

Verarbeitung

Für einen so günstigen Lautsprecher ist die nuBox sehr sauber verarbeitet

Auch an den kritischen Gehäusekanten stimmt das Finish

Für etwas über 150 € kann man keine Verarbeitungswunder erwarten. Wer auf bestmöglich verarbeitetes Echtholzfurnier Wert legt, sollte sehr viel mehr Geld in die Hand nehmen. Nichtsdestotrotz ist die Qualität der nuBox 360LE fürs Geld überragend. Die Folien sind sauber auf das Gehäuse aufgebracht, auch an den kritischen Kanten lassen sich kaum Mängel feststellen. Hoch- und Tief-/Mitteltöner-Chassis befinden sich sauber eingefasst in der Frontwand, und zwischen der Frontplatte und dem Rest des Gehäuses ist das Spaltmaß erfreulich gering. Sehr zu loben ist auch das Anschlussterminal auf der Rückseite der nuBox 360LE. Die mitgelieferten Lautsprecher-Bespannungen sind zwar kein Augenschmaus, aber hochsolide verarbeitet.

Für die Preisklasse ausgezeichnet: Großes Bi-Wiring-Terminal mit vergoldeten Schraubanschlüssen. Hier bietet Nubert ein Optimum fürs investierte Geld

Gut verarbeitete Bespannungen

Kurzfazit:

Pro:

  • Sorgfältige Verarbeitung der Folie

  • Tadellose Passungen der Chassis

  • Hochwertiges, preisklassen-unübliches Bi-Wiring-Terminal

  • Stabile Lautsprecher-Gitter

Contra:

  • Formal eher nüchtern

Bewertung
Technik

In der nuBox 360LE steckt eine Menge Technik, dies dokumentiert das hohe Gewicht von 9,5 kg. Wie immens dies ist, dokumentieren einige Vergleiche: Die Onkyo D-302E, pro Stück 749 € kostend, kommt auf 10,6 kg, die zwar kleineren, aber auch schon fast an Regallautsprecher erinnernden Infinity Beta HCS Boxen kommen auf gerade einmal 3,6 kg und die edle KEF XQ One für 599 €/Stück liegt bei 9,2 kg. Natürlich, das Gewicht alleine sagt noch alles über die Güte einer Box aus, aber ein stattliches Gewicht kann bis zu 3 Dinge dokumentieren:

  1. Einsatz leistungsfähiger Magneten

  2. Aufwändiges, stabiles Gehäuse

  3. Aufwändige Frequenzweiche

22 cm Chassis für den Tief-/Mitteltonbereich mit ordentlichen Reserven für die Basswiedergabe

Und genau hier setzt die nuBox 360 an. Ihr 27 Liter großes Gehäuse ist aus MDF-Material hergestellt, die Wandstärke beträgt 19 mm, viel für eine so preiswerte Box. Der Magnet des in ständiger evolutionärer Arbeit stets verbesserten 22 cm Tief-/Mitteltöners ist kraftvoll und leistungsfähig. 22 cm sind übrigens eine ganz schöne Menge für einen Regallautsprecher - dies lässt auf eine gelungene Arbeit der nuBox 360LE auch im Bassbereich hoffen. So mancher aktiver Subwoofer, der mit einem Sub-/Sat-System geliefert wird, kommt mit 20 cm Chassis. Wer mag, kann die nuBox 360 LE auch mit getrennten Endstufen für Hoch- und Mittel-/Tieftonbereich ansteuern: Die Bi-Wiring-Terminals, unüblich für so preiswerte Lautsprecher, machen es möglich. Diese Terminals sind ohne Einschränkung als erstklassig zu bezeichnen. Es wird sich kaum noch etwas Besseres in dieser Leistungsklasse finden lassen. Sogar große, hochwertige Bananenstecker werden ohne Schwierigkeiten aufgenommen.

Die Lautsprecherkabel-/stecker-Terminals nehmen auch große, hochwertige Stecker problemlos auf. 

Die Frequenzweiche der nuBox 360 fällt ebenfalls sehr aufwändig aus, denn es befinden sich mehr Bauteile als sonst in diesen Preisgefilden üblich darauf. Die zusätzlichen Bauteile werden für spezielle Kompensationsschaltkreise eingesetzt, die für eine besonders saubere Abstrahlung über einen großen Winkelbereich genauso verantwortlich sind wie für eine ausgezeichnete Impulsverarbeitung. Wer es gerne einmal richtig "krachen" lässt, wird sich über die integrierte Schutzschaltung der nuBox 360LE freuen. Bei drohender Überlastung greift dieser Schutzmechanismus ein und schneidet den vom Verstärker kommenden Stromfluss zu Chassis und Weiche ab. Danach setzt sich die Schutzschaltung wieder selbstständig in den Normalbetrieb zurück (selbstrückstellende Sicherungen für Hoch- und Tiefmitteltöner sowie Frequenzweiche). Wer denkt, dass solche Schutzschaltungen selbstverständlich sind, irrt: Bei Pegel-Testläufen hat sich in unseren Testräumen schon die ein oder andere Box mit zerschossenem Hochtöner oder überlasteter Frequenzweiche verabschiedet - sogar bei sehr teuren Probanden. 

25 mm Hochtöner der nuBox

Als Hochtöner setzt Nubert bei der 360LE auf eine 25 mm Gewebekalotte (25 mm), die ebenfalls seit vielen Jahren bewährt ist und ständig verbessert wurde. Der Wirkungsgrad fällt mit 87,5 dB (1 W @ 1m) für einen Regallautsprecher dieser Bauart ordentlich, aber nicht überdurchschnittlich aus. Die Nennbelastbarkeit von 100 Watt und die Musikbelastbarkeit von 150 Watt ist für die Preisklasse sehr gut zu nennen. Man kann die nuBox 360LE somit in vielen denkbaren Konstellationen betreiben. Eigentlich ist die nuBox 360LE ein typischer Lautsprecher für den Stereoeinsteiger, der ihn zu einem Stereoverstärker von guter Qualität mit einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis kombiniert. Doch die 360LE kann noch mehr: Wer KEINEN Röhrenfernseher verwendet (die 360 ist nicht magnetisch geschirmt) kann sich z.B. fünf, sechs oder sieben nuBox 360LE für ein komplettes Surroundsystem mit völlig identischen Lautsprechern installieren. 

Und, soviel sei bereits hier verraten: Das, was man dann fürs investierte Geld bekommt, ist richtig gut. Wir raten nur, beim aktiven Subwoofer nicht zum zu kleinen nuBox AW-440 zu greifen. Hier ist eindeutig der große, starke nuBox AW-880 der richtige, bassstarke Partner. Mit 613 € ist das Bass-Kraftwerk auch keinesfalls zu teuer. Addiert man für ein 7.1 Setup noch 7 x 152,30 € hinzu, landet man bei rund 1.680 € - für ein 7.1 Setup mit sieben ausgewachsenen Regallautsprechern und kräftigem Sub! Dass der AW-880 nicht in der Limited Edition-Farbgebung der 360er lieferbar ist und die nuBox 360 anders aussieht als der (jüngere) Rest der nuBox-Familie, vermiest den Spaß kaum, da der Sub sowieso auf den Boden gestellt wird und so keine zu krasse farbliche sowie optische Disharmonie erzeugt wird. Wir raten dann, den aktiven Basslautsprecher in schlichtem Schwarz zu ordern. Alternative: 7.2 Set, bestehend aus 7 x nuBox 360LE plus 2 x AW-440. Dies käme dann auf einen Preis von knapp 1.760 € und wäre hochflexibel, die zwei kleinen nuBox AW-440 sind einfach unterzubringen.

Bassreflexöffnung auf der Rückseite der nuBox 360LE

Kommen wir zurück zur nuBox 360LE, die 4 Ohm Impedanz aufweist und einen Frequenzgang von 58 bis 20.000 Hz (+/- 3 dB) die Abmessungen sind mit 8 x 24,5 x 29,2/30,5 cm H x B x T (ohne/mit Stoffrahmen)  durchaus beträchtlich, aber Bass braucht Volumen. Wichtig: Da die nuBox 360 eine Bassreflexkonstruktion mit Bassreflexöffnung auf der Rückseite ist, muss die Bassreflexöffnung bei wandnaher Aufstellung verschlossen werden (was lt. Nubert kein Problem ist). Nur bei ausreichender Entfernung von der Wand (am besten ab 1 Meter) kann man die Bassreflexöffnung offen lassen. 

Kurzfazit:

Pro:

  • Stabiles Gehäuse

  • Aufwändige Frequenzweiche

  • Selbstrückstellende Sicherungen, die sich bei drohender Überlasung aktivieren

  • 22 cm Chassis gibt technisches Fundament für starken Bass

Contra:

  • Keine Anpassungsmöglichkeiten per Kippschalter wie bei anderen Nubert-Boxen

Bewertung

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