X-Men 1.5

Original

X-Men

Studio

20th Century Fox (2000)

DVD-Anbieter

20th Century Fox Home Entertainment (2003)

Laufzeit

100 min. (ohne Deleted Scenes)

Regie

Bryan Singer

Darsteller

Patrick Stewart, Ian McKellen, Hugh Jackman u.a.

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bitrate

6.95 Mbps (Video: ca. 5.2 Mbps)

Bildformat

2,35:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Englisch, Dolby Digital 5.1 (384 kbps)
2. Deutsch, Dolby Digital 5.1 (384 kbps)
3. Deutsch, Dolby Digital 5.1 (754 kbps)
4. Audio-Kommentar (192 kbps)

Untertitel

Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 20-25 EURO
Film  

An einem Tag in einer nicht allzu fernen Zukunft spricht sich Senator Kelly (Bruce Davison) auf einer Konferenz in New York mit allerschärfster Entschiedenheit dafür aus, Mutanten zu kontrollieren und sie auf lange Sicht aus der Gesellschaft auszulöschen, da sie per se unkontrollierbar seien und damit eine latente Gefahr für die Menschheit darstellten. Recht hat er zumindest mit der Feststellung, dass die Zahl der Mutanten höher ist, als im alltäglichen Leben ersichtlich. Sie existieren mit einer breiten Variation von Fähigkeiten oder Körperfunktionen, die das Normalmaß erheblich überschreiten. Was jedoch die Gefahren angeht, die sie angeblich verkörpern sollen, sind selbst unter den Betroffenen selbst die Meinungen geteilt. Dabei stehen sich zwei extreme Pole gegenüber, verkörpert von Professor Charles Xavier (Patrick Stewart), bei dem es sich um den Mann mit den am weitesten entwickelten telepathischen Fähigkeiten handelt und Erik Lehnsherr (Ian McKellen), der Magneto genannt wird und dessen geistige Herrschaft über metallische Gegenstände seine hervorstechendste Eigenschaft ist. Magneto hat sich nach zu vielen schlechten Erfahrungen aus der Gesellschaft abgesondert und plant nun, die Herrschaft der Mutanten über die Menschen zu errichten.

Sein ehemaliger Freund und Kollege Professor Xavier glaubt dagegen an die Möglichkeit der friedlichen Koexistenz der Mutanten mit dem Rest der Menschheit und hat aus diesem Grund eine Akademie gegründet, in der er Mutanten eine Chance bietet, ihre besonderen Fähigkeiten auszubilden, um sie zum Nutzen der Allgemeinheit anwenden zu können. Zu seiner Gruppe gehören unter anderem Storm (Halle Berry), der es gelingt, durch ihre inneren Kräfte meteorologische Ereignisse zu beeinflussen, Cyclops (James Marsden), der über ein Auge verfügt, das im wahrsten Sinne des Wortes einen alles durchdringenden Blick werfen kann, wobei er allerdings jeden Gegenstand zum Schmelzen bringt, der in seine Sicht kommt, weshalb er gezwungen ist, stets eine spezielle Schutzbrille zu tragen und Dr. Jean Grey (Famke Janssen), deren telekinetischen und telepathischen Fähigkeiten weit über dem Durchschnitt liegen.

Doch als sich Magneto nun daran macht, seine Weltherrschaftspläne in die Tat umzusetzen, wobei ihm ein Trupp der fähigsten Mutanten zur Seite steht, von denen die Gestaltwandlerin Mystique (Rebecca Romijn-Stamos) wohl seine gefährlichste Mitstreiterin darstellt, muss Professor Xavier entgegen seiner pazifistischen Grundeinstellung zur Rettung antreten und auf alle Hilfe zurückgreifen, die sich ihm bietet. Dazu gehört auch die Rekrutierung neuer Zöglinge für sein Institut. Die neuesten Kandidaten sind Wolverine (Hugh Jackman), dem ein Titan-Skelett, inklusive ausfahrbaren, messerscharfen Krallen verpasst wurde und der über außergewöhnliche Selbstheilungskräfte verfügt, sowie die junge Rogue (Anna Paquin), die sehr darunter leidet, dass sie bei jeder Berührung mit einem anderen Menschen beginnt, dessen Lebensenergie abzusaugen. Doch natürlich ist auch die Gegenseite daran interessiert, die beiden in ihre Reihen aufzunehmen. 

Die Comic-Vorlage hatte ihren ersten Auftritt im Jahre 1963 und übertrug die Konflikte der realen Welt, von gesellschaftlichen Außenseitern, ob aus Gründen der Rasse oder der Lebensgestaltung, die nach Selbstbestimmung und Gleichberechtigung strebten, in eine bunte Zukunftswelt. Hinzu kam, dass die Hauptfiguren dieser Bildergeschichten, im Gegensatz zu herkömmlichen Superhelden, massive Probleme mit dem eigenen Selbstbewusstsein haben und ihren Weg in der Welt erst noch finden müssen. Da die angesprochenen Gedanken auch heute noch überaus aktuell sind, wurde es wirklich langsam Zeit, dass die "X-Men" auch den Weg in die Filmwelt schafften.

Wer jetzt allerdings ein Werk mit tiefgehendem Anspruch und ausgiebiger Erörterung ethischer Fragen erwartet, dürfte enttäuscht sein, denn mehr als das eigentlich selbstverständliche "seid tolerant zu denen, die nicht auf den ersten Blick dem jeweils aktuellen Standartmodell des Musterbürgers entsprechen", ist dabei nicht herausgekommen, was aber erstens für ein hochbudgetiertes Filmspektakel doch schon eine ganze Menge ist; und zweitens, wer einen Intensivkurs über ethische Grundnormen haben will, geht aufgrund der größeren Auswahl sowieso in die Buchhandlung oder die Uni, aber nicht ins Kino, beziehungsweise die Videothek.

Dafür bietet "X-Men" Unterhaltung auf einem Niveau, das durchaus über dem Durchschnitt angesiedelt ist. Garanten dafür bilden zum einen die Darsteller der beiden Kontrahenten, Patrick Stewart und Ian McKellen, beide zu den Besten ihres Fachs gehörend und vor allem beide auch Filmprofis, die auch in einem Film wie diesem, wo sie natürlich nicht in gleicher Weise gefordert sind, wie auf der Bühne in der Aufführung eines Klassikers, trotzdem ihr ganzes Können und Charisma aufbieten und das Zusehen zu einem wirklichen Vergnügen machen. Hinzu kommt, dass dem Regisseur Bryan Singer ein exzellentes Team von Kulissenbauern, Kostümschneidern und Effektspezialisten zur Verfügung stand, die seine Visionen optimal zur Geltung brachten, wobei gerade die Spezialeffekte ausgesprochen effektiv eingesetzt werden und nie überhand nehmen, was auch für die Actionszenen gilt, die in wohltuender Sparsamkeit eingesetzt werden, aber dadurch gerade besonders wirkungsvoll zur Geltung kommen, entsprechend dem Motto des Regisseurs, keinen Actionfilm zu drehen, sondern einen Film mit Action darin.

Von Nachteil ist lediglich, dass das X-Men-Universum einfach von zu vielen faszinierenden Figuren bewohnt ist, als dass alle eine angemessene, das heißt vor allem eine nicht nur oberflächliche Einführung bekommen könnten. Der Film versucht es trotzdem und erzählt daneben noch seine Geschichte, was letztendlich in beider Hinsicht nur mit Abstrichen gelingt. Was wirklich schade ist, insbesondere deshalb, weil hier tatsächlich einmal Charaktere mit einem großen Potential für eine Vertiefung auftreten. Es ist aus dieser Sicht bitter-ironisch, dass zum Beispiel ein Film wie "Independence Day" eine Laufzeit von knapp zweieinhalb Stunden hat, obwohl ihm eine Kürzung von ungefähr einer halben Stunde zur Verdichtung der Spannung wirklich gut getan hätte, während "X-Men" ein gutes Stück unter der inzwischen fast zum Mindeststandart gewordenen zwei Stunden Marke bleibt.

Auch wenn der Verkaufstitel "X-Men 1.5" vielleicht etwas anderes andeutet, enthält diese DVD nicht die ursprünglich sogar einmal geplante Langfassung des Films. Auf der DVD ist auch nur die recht kurze und bereits auf der ersten DVD vorhandene Kinofassung enthalten, zu der man sich optional auch noch einige integrierte Deleted Scenes ansehen kann.

Bild  

"X-Men" bietet ein sehr schönes, plastisches Bild mit einem meist etwas kühlem Grundton in blauen Farben. Die Farbsättigung und der Kontrast sind hervorragend. Das Master ist nahezu rauschfrei, allerdings auch stellenweise etwas unruhig, wie man z.B. am Anfang von Kapitel 3 beobachten kann. Die auf den ersten Blick ziemlich kantenscharfen Bilder weisen vielfach allerdings auch Defizite bei der Detailschärfe auf. Gerade Gesichter erscheinen aus weiterer Distanz häufig etwas matschig. Die Videobitrate ist mit durchschnittlich 5.2 Mbps nicht übermäßig hoch. Trotzdem sind im Bild praktisch keine Artefakte oder Blockrauschen zu erkennen.

 

 

Ton   

Die Tonabmischung bietet eine erstklassige Klangbalance, gepaart mit sehr guter Effektpositionierung. Problemlos kann man auch den Dolby Digital EX-Modus am Verstärker/Receiver aktivieren, ohne dass die genaue Ortbarkeit verloren geht. Die Abmischung ist extrem kräftig, auch bei schon nachbarnfeindlichen hohen Lautstärkepegeln ist in den leisen Filmsequenzen kaum Rauschen zu vernehmen.

Der Basseinsatz begeistert mit der Paarung von ungeheuerer Kraft und hoher Präzision. Auch am anderen Ende des Frequenzspektrums beweist "X-Men" seine Klasse: Der Hochtonbereich ertönt detailliert und transparent, besonders hervorzuheben auch das große Frequenzspektrum der abgebildeten Surroundeffekte, die eine sehr weiträumiges Klanggefühl und einen differenzierten Aufbau aufweisen können.

Der DTS-Ton auf dieser DVD erscheint allerdings ziemlich überflüssig. Im Direktvergleich aller drei Tonspuren bekommt man den Eindruck, als ob diese von vollkommen unterschiedlichem Quellmaterial kommen würden. Während die Wiedergabe tiefer Frequenzen auf allen drei Spuren nahezu gleicht gut ist, hebt sich die deutsche Synchro in Dolby Digital 5.1 bei der Wiedergabe hoher Frequenzen deutlich von den beiden anderen Fassungen ab. Sie klingt weitaus feiner und präziser, eventuell einigen Zuhörern aber auch schon fast ein wenig zu spitz. In den meisten Szenen, wo es darum geht, Effekte mit großem Hochtonanteil wiederzugeben, klingt die Dolby Digital 5.1-Synchro aber räumlicher und der DTS-Ton sogar geringfügig matter als die englische Originalfassung. Dies fällt besonders gut bei Wolverine's Klingen auf, deren Schärfe in der Dolby Digital-Synchro weitaus deutlicher hörbar wird als auf der DTS-Tonspur. Bloß wegen DTS lohnt sich Kauf dieser Neuauflage daher nicht.

 

Special Features  
  • Ebenso wie bei der Erstauflage dieser DVD gibt es auch hier wieder die Option, den Film mit (nicht-anamorphen) Deleted Scenes zu sehen, die direkt in den Filmverlauf eingebunden werden. Neu hinzugekommen ist die Möglichkeit, über diesen Abspielmodus hinaus den Film auch noch mit mehreren Mini-Featurettes, die direkt aus dem Film heraus abgerufen werden, ansehen zu können. Und um die Verwirrung komplett zu machen, gibt es noch einen Modus, in dem man den Film mit den erweiterten Szenen und zusätzlichem Audio-Kommentar ansehen kann. Da Fox bei dieser DVD gnädigerweise auf User Prohibitions verzichtet hat, kann man den Audio-Kommentar aber auch beliebig anwählen. Leider wurden diejenigen vergessen, die vielleicht einfach nur den Film in Ruhe sehen wollen, aber trotzdem Interesse haben, die Mini-Featurettes später noch anzuschauen. Denn weder die Deleted Scenes noch die Featurettes lassen sich über das Menü separat anwählen. Wer direkt die Tracks 5-30 über die Fernbedienung anwählt, kommt aber trotzdem noch an dieses Material heran.

  • X-Men 2-Preview: Wer die zweite DVD in den DVD-Player einlegt, dürfte sofort erkennen, dass diese Neuauflage nicht unwesentlich dazu dient, PR für den Kinostart des zweiten Teils von "X-Men" zu machen. Denn noch vor den Features, die den ersten Teil behandeln, findet man im Menü einen "X-Men 2-Button". Dahinter versteckt sich ein 07:51 min. langer Preview-Clip mit Interviews und Bildern vom "X-Men 2"-Set. Dazu gibt noch einen "X-Men 2"-Trailer sowie einen "Daredevil"-Teaser, die beide nur in Letterbox und Dolby Surround sind. Und da Merchandising-Produkte wie das Computerspiel zum Film bei Blockbustern dieser Art inzwischen schon eine Pflicht zur Gewinnmaximierung sind, darf natürlich auch ein Trailer für das dazugehörige Activision-Spiel nicht fehlen.

  • Evolution X: Nachdem man die Werbung hinter sich gelassen hat, geht es über zu den Extras, die sich mit dem ersten Teil befassen. Hier hat man sich Glück nicht auf bunte Multimedia-Spielereien gesetzt, sondern vornehmlich auf mehrere Dokumentationen, die man sich auch bequem aneinandergereiht ansehen kann und die so komplett eine Laufzeit von über zwei Stunden erreichen. Die Dokumentationen knüpfen allerdings nicht aneinander an, sondern behandeln jeweils abgeschlossene Einzelthemen. Beim ersten Teil "Special Effects der X-Men" dreht es sich logischerweise um die Effekte des Films. In "Ansichten der X-Men" blicken die Darsteller in Interviews auf die Dreharbeiten zurück. "Die X-Men-Produktion" ist mit einer Laufzeit von mehr als einer Stunde das längste einzelne Making of und stellt ein Tagebuch dar, welches mit der Videokamera die Dreharbeiten begleitet und die Entstehung des Filmes etappenweise zusammenfasst. "Den X-Men leben einhauchen" besteht zum Großteil aus Statements der Darsteller und diente wohl vornehmlich als klassisches Making of. Die letzte Dokumentation "X-Factor" zeigt die Entwicklung von den Comic-Figuren zu realen Film-Charakteren und zeigt hier viele Vergleiche zwischen Comicfiguren, Konzept-Entwürfen und den Masken, die für die Darsteller verwendet wurden. Obwohl auf der DVD die Option vorhanden ist, alle Dokumentationen nacheinander anzusehen, bringt dies aber nicht unbedingt eine Erleichterung. Denn in jedem der Untermenüs für die einzelnen Dokumentationen findet man noch als Ergänzung weitere kleine Features wie Multi-Angle-Sequenzen, Bilder von den Kino-Premieren auf der ganzen Welt, Screen-Tests, Drehbuchlesungen oder Kostümproben, die man doch wieder einzeln aufrufen muss - sofern hieran Interesse besteht. Denn zu einem Teil handelt es sich hierbei auch um Firlefanz wie einen nicht einmal eine halbe Minute langen Clip, der den Besuch des kanadischen Premierministers am Set zeigt. Viele dieser Mini-Clips sind so langweilig, dass man sie sich auch hätte sparen können - oder zumindest für den User die Auswahl dieser Features erleichtern können, die hier ziemlich schnell frustrierend wird.

Review von Karsten Serck

Test-Equipment:
TV Panasonic TX-W32D3F
DVD-Player Sony DVP-S9000ES
AV-Verstärker Yamaha DSP-AZ1

25.04.2003