Der Tanz mit dem Teufel

Studio

teamWorx (2001)

Verleih

BMG Video (2002)

Laufzeit

182:31 min. (FSK 16)

Regie

Peter Keglevic

Darsteller

Tobias Moretti, Sebastian Koch, Christoph Waltz, Sophie von Kessel

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,78:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Deutsch, Dolby Stereo

Untertitel

keine

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25 €
Film 

Als ihr Freund Richard (Sebastian Koch) sie an einem verschneiten Dezembertag im Jahr 1976 bei einer Verabredung zum Kino versetzt, ist Christine (Sophie von Kessel) zunächst ärgerlich, dann, da er nirgendwo aufzufinden ist, schon etwas besorgt und schließlich in heller Panik, als sich eine ihrer schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Ein Telefonanruf informiert sie darüber, dass der Sohn des bekannten Unternehmers Oetker entführt wurde und erst gegen Zahlung einer Summe von 21 Millionen Mark wieder auf freien Fuß gesetzt werden soll. Trotz eines Großeinsatzes der Polizei, gelingt es dem Täter, das Lösegeld unerkannt an sich zu bringen. Im Gegenzug wird Richard Oetker tatsächlich freigelassen, aber die drei Tage seiner Gefangenschaft haben sein Leben für immer verändert. In einer engen Kiste eingepfercht und mit Stromstößen traktiert, wurden ihm Wirbel und beide Oberschenkel gebrochen, so dass er nur mit Glück überlebte. Aber auch nach zahlreichen Operationen sind seine Beine immer noch so lädiert, dass es eines langjährigen und von wiederholten Operationen begleiteten Prozesses der Rekonvaleszenz bedarf, um wenigstens die Fähigkeit zurück zu erlangen, mühsam, aber wenigstens ohne weiteren Hilfsmittel zu Gehen.
Währenddessen hat sich eine Sonderkommission der Polizei gebildet, um trotz eines praktischen Nichts an verwertbaren Spuren dem Täter habhaft zu werden. Als besonders hartnäckiger Ermittler erweist sich dabei Georg Kufbach (Tobias Moretti) der damals zufällig als erster am Ort des Geschehens gewesen war, als Richard schwerverletzt aufgefunden wurde. Aber zunächst stellt sich Ermittlung für ihn nur als endlose Folge ins Leere laufender Ansätze dar; als positiver Aspekt der Akte Oetker bleibt für ihn aber zumindest die Bekanntschaft mit der Krankenschwester Lena (Ann-Kathrin Kramer), die zuerst das Entführungsopfer betreute und nun zur ganz persönlichen "Behandlung" des Fahnders übergegangen ist.
Und irgendwann gibt es dann tatsächlich so etwas wie einen Tatverdächtigen, namens Cilov (Christoph Waltz), der allerdings keine Anstalten macht, eine Beteiligung an dem Verbrechen zuzugeben, ganz zu schweigen davon, dass bei ihm auch kein einziger Hinweis auf den Verbleib der Millionenbeute zu entdecken ist.

Es ist geradezu putzig: Zahlreiche deutsche Kinofilme qualifizieren sich selbst von vornherein ab, indem sie sich in flächiger Fernsehoptik präsentieren, so dass sich schon deshalb das echte Kinogefühl nicht einstellen kann (ein Grund, weshalb die Zuschauer an der Kinokasse um heimische Produktionen auch immer noch eher einen Bogen machen, als bei vergleichbaren Hollywoodwerken); und dann tritt mit "Der Tanz mit dem Teufel" eine waschechte TV-Arbeit auf und bietet eine Inszenierung, die sich neben keinem Leinwandwerk verstecken muss. Regisseur Peter Keglevic gelang das Kunststück, genau die richtige Mischung zu treffen, die sich am besten als dynamisch-sachlich beschreiben lässt (in Abgrenzung zu der sonst üblichen Trennkost: entweder dynamisch-hektisch oder sachlich-dröge), eine Erzählweise, die sowohl dem zeitgeschichtlichen Hintergrund, als auch der Story selbst perfekt entspricht. In kurzen Szenen werden Themen häufig nur angerissen, aber auf eine Art, die trotzdem alle für das Verständnis notwendigen Informationen enthält, keine Minute wird für überflüssige Aktionen oder seichte Dialoge verschwendet; besser lässt sich ein spannender Erzählfluss kaum aufrechterhalten. Und dass das Ganze in kühler, körniger Optik, statt in modischen Hochglanzbildern gehalten ist, verstärkt noch den Eindruck, unmittelbar im Geschehen dabei zu sein.
Dankenswerterweise hatten die Produzenten auch bei der Besetzung das Glück der Tüchtigen. An Christoph Waltz kommt im deutschsprachigen Raum darstellerisch sowieso keiner vorbei, aber auch seine Kollegen beweisen hier Spitzenform. Sebastian Koch lässt den Zuschauer fast schon physisch mitleiden mit den Schmerzen und Obsessionen des Entführungsopfers und Tobias Moretti beweist einmal mehr, dass er ohne vierbeinige Begleitung vor der Kamera wesentlich besser dran ist. Nicht nur aus Gründen der Höflichkeit bedürfen aber auch der weibliche Teil der Akteure einer besonderen Erwähnung, denn auch wenn das Drehbuch Sophie von Kessel und Ann-Kathrin Kramer leider zeitlich nur wenig Raum zur Entfaltung zugesteht, nutzen sie diesen dafür in voller Gänze aus.

"Der Tanz mit dem Teufel" belegt so eindrucksvoll, dass seine DVD-Veröffentlichung keine bloße Abkassiererei nach dem Fernseheinsatz ist, sondern durchaus einen dauerhaften Wert darstellt.
Bei dem Betrachten der beiden Teile des Films unmittelbar hintereinander fällt allerdings doch auf, dass sich das Ganze noch besser als zwei bis zweieinhalbstündiger Kinofilm gemacht hätte. Denn gerade beim zweiten Teil schleicht sich schon die eine oder andere Szene ein, die von der Originalität der Dialoge oder auch der Auswalzung von Befindlichkeiten der Figuren (wie zum Beispiel das Trauma des Polizisten mit dem Fall eines entführten Mädchens) dem hohen Standart der ersten Hälfte nicht mehr gerecht wird (ohne dass deshalb aber gleich der ganze Film in den Abgrund gezogen wird). So bleibt zu hoffen, dass die Produzenten, fällt ihnen in Zukunft ein ähnlicher Stoff in die Hände, vielleicht doch den Mut zu einer Kinofassung aufbringen (und dass ihnen dieser Mut dann auch in Form von sprudelnden Kasseneinnahmen gelohnt wird).

 

Bild 

Es liegt mal nicht am Alter und einer mangelhaften Übertragung, dass sich das Bild meist heftig rauschend darstellt, sondern daran, dass der Regisseur bewusst ein eher grobkörniges Filmmaterial verwendet hat, um den kühl-verwaschenen und damit besonders nüchternen Look seines Produktes zu erreichen. Entsprechend gedämpft geben sich auch die Farben. Während die Schärfe in Ordnung ist, bleibt der Kontrastumfang zumindest bei den problematischen, dunklen Stellen hinter den optimal möglichen Werten zurück. Als kleine und kaum störende Schwächen seien noch leichte Nachzieheffekte und seltenes Flimmern kleinzeiliger Strukturen genannt.
Dass das etwas Bild beschnitten wurde, um im anamorphen Breitwandformat präsentiert zu werden, lässt sich an den angenagten Zeitangaben erkennen, die insofern strategisch ungünstig am unteren Ende des Bildes auftauchen; abgesehen davon, macht sich die Anpassung aber eigentlich nicht negativ bemerkbar.

 

Ton 

Der Ton breitet sich durchaus im Raum aus, auch wenn die Hauptarbeit insofern von den vorderen Kanälen geleistet wird. Der Höreindruck wird jedoch dadurch beeinträchtigt, dass die Aufteilung der akustischen Elemente nicht immer sorgfältig differenziert ist. Negativ macht sich vor allem bemerkbar, wenn Dialoge, die von der Filmszene her eindeutig aus dem Center kommen müssten, von links oder rechts aus den äußeren Kanälen dringen, was den Eindruck erweckt, man habe statt der 5.1-Abmischung die Stereo-Version gewählt.

 

Special Features 

Neben dem Trailer gibt es zwei ausgedehnte Interviews mit dem Produzenten Nico Hofmann (16 min.) und Regisseur Peter Keglevic (17 min.), die zwar einen Audio-Kommentar nicht ganz ersetzen können, aber überdeutlich machen, wie substanzlos die hastig zusammengestoppelten Schnipsel sind, die sonst häufig als "Interview" im Zugabenprogramm von DVDs auftauchen.

14.03.2002

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES