Schatten der Vergangenheit

Studio

Paramount Pictures (1991)

Verleih

Paramount Home Entertainment (2002)

Laufzeit

103:17 min. (FSK 16)

Regie

Kenneth Branagh

Darsteller

Emma Thompson, Kenneth Branagh, Andy Garcia, Robin Williams

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Surround
2. Englisch, Dolby Digital 5.1
3. Tschechisch, Dolby Surround

Untertitel

deutsch, englisch, türkisch, niederländisch, arabisch, bulgarisch, polnisch, rumänisch, ungarisch, tschechisch, schwedisch, norwegisch, dänisch, finnisch, isländisch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25 €
Film 

Eigentlich hat Privatdetektiv Mike Church (Kenneth Branagh) überhaupt keine Lust, nach der Identität der stummen Frau (Emma Thompson) zu forschen, die mit Gedächtnisverlust kurzfristig in den Mauern eines von der Kirche betriebenen Waisenhauses Zuflucht gefunden hat. Da aber Mike selbst Zögling in der Institution gewesen war, kann er dem Leiter seinen Wunsch schlecht abschlagen und so quartiert er die Fremde in seiner Junggesellenbude ein und macht sich auf die Suche. Der erste erfolgsversprechende Hinweis kommt dann von unerwarteter Seite und wird von Mike anfangs auch stark bezweifelt. Der Antiquitätenhändler Franklyn Madson (Derek Jacoby) stellt sich als Teilzeithypnotiseur vor und führt seine Kunstfertigkeit auf diesem Gebiet sogleich mit einem verblüffenden Ergebnis vor. Anscheinend besteht zwischen der Unbekannten sowie den schrecklichen Alpträumen, die sie permanent plagen und einem Kriminalfall, der sich vor vierzig Jahren ereignete, ein mysteriöser Zusammenhang. Im Jahre 1948 wurde die Musikerin Margaret Strauss (Emma Thompson) grausam erstochen. Für das Verbrechen wurde schließlich ihr Ehemann, Roman Strauss (Kenneth Branagh), ein Komponist, der nach seiner Flucht aus Europa letztlich vergeblich versucht hatte, seinen Erfolg in den USA fortzusetzen, nach einem Indizienprozess zum Tode verurteilt. Somit sieht sich Mike vor die Aufgabe gestellt, den alten Fall erneut aufzurollen, in der Hoffnung, hier einen Anhaltspunkt für den gegenwärtigen Seelenzustand seines Schützlings, für den er inzwischen mehr als nur berufliches Interesse zeigt, zu entdecken. Kein ganz leichtes Unterfangen, bei der er sogar auf die zweifelhafte Hilfe des exzentrischen ehemaligen Therapeuten Carlisle (Robin Williams) zurückgreift. Den entscheidenden Hinweis erhält er jedoch erst, als es ihm gelingt Gray Baker (Andy Garcia) ausfindig zu machen, der als Reporter und persönlicher Freund von Margaret Strauss den damaligen Fall journalistisch begleitet hatte; allerdings muss er befürchten, das seine Erkenntnis eventuell schon zu spät gekommen ist, denn das damalige Verbrechen erweist sich plötzlich als erschreckend unabgeschlossen.

Hitchcock hatte es noch leicht, da er selbst die Maßstäbe setzte, hatte er nicht zu fürchten, dass seine Werke mit denen anderer Großmeister ins Verhältnis gesetzt wurden. Seine Nachfolger im Genre des Suspense- oder Psychothrillers haben dagegen regelmäßig mehr oder weniger heftig an den Vorgaben des Meisters zu knabbern, dies um so mehr, wenn sich in ihnen unübersehbare Referenzen an die Werke des Briten finden. Und meist geht der Vergleich deutlich zuungunsten der Nachfolger aus. "Dead Again" (Schatten der Vergangenheit) tritt insofern mit einer seltenen Souveränität auf. Denn schon die Grundstory ist mit ihren unvermittelten Spannungseffekten, den zahlreichen trickreichen Wendungen und einer mysteriös-düsteren Stimmungslage dem Vorbild mindestens ebenbürtig; so ist das Drehbuch auch zurecht so selbstbewusst, dass es seine Referenzen an die Klassiker des Genres sogar mit einem Hauch von (respektvoller) Parodie versieht. Aber das Spannungskino einer vergangenen Filmära bleibt in Hinblick auf eine Wiederbelebung nicht alleine. "Dead Again" bedient sich mit gleicher Virtuosität bei den Bildern und Gestalten des großen glamourösen Hollywoods der späten Vierziger, natürlich ganz stilgerecht in eleganten Schwarz-Weiß-Rückblenden unter meisterhafter Reproduktion der Atmosphäre der "Schwarzen Serie".
Aber, als ob diese selten gelungene Mischung aus Spannung und traumhaft stimmungsvollen Bildern noch nicht genug gewesen wäre, gelingt es dem Film auch noch, das Ganze mit einem feinen Sinn für Humor abzurunden, wobei sich eigentlich von selbst verstehen sollte, dass dabei nicht die Fraktion der Schenkelklopfer, sondern vielmehr die geistreiche Seite der Komödie in vollen Zügen zu ihrem Recht kommt. Es darf insofern als Glücksfall betrachtet werden, dass gerade Kenneth Branagh die Verwirklichung des Projektes anvertraut wurde, brachte der doch auch gleich bewährte Mitstreiter wie Emma Thompson oder Derek Jacobi an Bord, die ihren Status als absolute Spitzenkräfte ihrer Zunft unter anderem dadurch verdient haben, dass sie in tragischen, wie komischen Gewässern gleichermaßen den Kopf stets über der Wellenlinie behalten (und wo sie ihren klaren Standortvorteil gegenüber jedem angestrengten Method-Acting auch nie verlieren werden können).
Ein kleiner Wehmutstropfen stellt lediglich das Finale dar, bei dem auch der Regisseur selbst anmerkt, man könne es für ein wenig übertrieben halten; und objektiv betrachtet hat er leider recht, irgendwie erweckt das Ganze den Eindruck einer (noch nicht einmal handwerklich gelungenen) Imitation jener hektischen Showdowns, die sonst gerade die schwächeren Vertreter des modernen Thrillergenres ausmachen; positiv gewendet könnte man natürlich auch sagen, dass einem so die ganze Klasse des restlichen Films, die auch unter dem Finale nicht leiden kann, noch einmal richtig vor Augen geführt wird.

 

Bild 

Auch wenn die DVD meist mit einem angenehmen Bild aufwartet, das lediglich ein leichtes Grundrauschen als leichte Schwäche aufweist und im übrigen eine natürliche Farbgebung, einen ordentlichen Kontrastumfang und zufriedenstellende Schärfe aufweist, kommt es in Hinblick auf den letzteren Punkt gelegentlich zu leichten Schwächen, bei denen zwar nicht das ganze Bild, aber einzelne Abschnitte in der Schärfe ein wenig schwächeln, ohne das dies dem anderweitig beschäftigten Fokus der Kamera zuzuschreiben wäre. Allerdings bleiben diese Mängel Ausnahmeerscheinungen und können den Gesamteindruck nicht nachhaltig stören.

 

Ton 

Auch wenn der Ton in der englischen Fassung vom ursprünglichen Dolby Surround Format auf eine 5.1-Abmischung hochgemixt wurde, entspricht der Höreindruck trotzdem "nur" einer gelungenen Pro Logic Aufnahme, die vielleicht einen Tick druckvoller als die deutsche Synchronisation ankommt, was aber allenfalls beim unmittelbaren Vergleich auffällt. Der Ton überzeugt mit einer sauberen Aufteilung zwischen den verschiedenen Kanälen, einem harmonischen Klangbild, natürlichen Dialogen und ideal integrierter Begleitmusik. Auch die Dynamik ist in Ordnung, trotzdem bietet ein wirklich guter Mehkanalklang noch immer ein hörbares Plus an Differenziertheit, abgesehen von dem deutlicheren Ausnutzen des Raumes.

 

Special Features 

Neben dem Trailer sind gleich zwei Audio-Kommentare im Programm, die durch ihre Sprecher alle relevanten Bereiche der Entstehung des Films abdecken, ohne sich in ihren Aussagen allzu häufig parallel zu äußern. Der erste Kommentar von Produzentin Lindsay Doran und Drehbuchautor Scott Frank betont in einem launigen Dialog mehr die Hintergründe des Drehs, während Regisseur Kenneth Branagh seinen Schwerpunkt auf die praktische Umsetzung legt, wobei er nicht mit ironisch angehauchten Bemerkungen spart. Beide Kommentare bieten so die optimale Mischung aus Unterhaltung und Information und lassen das Fehlen sonstiger Extras leicht verschmerzen.

14.04.2002

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES