Rollerball |
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Studio |
Metro-Goldwyn-Mayer (1975) | |
Verleih |
MGM / 20th Century Fox Home Entertainment (2000) | |
Laufzeit |
119:42 min. (FSK 16) | |
Regie |
Norman Jewison | |
Darsteller |
James Caan, Maud Adams | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
1,85:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Englisch, Dolby Digital 5.1 2. Deutsch, Mono 3. Französisch, Dolby Digital 4.0 4. Italienisch, Mono 5. Spanisch, Stereo |
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Untertitel |
Englisch, Deutsch, Niederländisch, Portugiesisch, Schwedisch, Dänisch, Norwegisch, Finnisch, Polnisch | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case | |
Preis |
ca. 45-55 DM |
Film
In der nahen Zukunft haben die Nationen aufgehört zu existieren, die Macht liegt nun in den Händen weniger Monopolkonzerne, welche die Welt nach den Grundbedürfnissen der Menschen aufgeteilt haben. Hauptattraktion auf sportlichem Gebiet ist das Spiel Rollerball, eine motorisierte Version des American Football, mit Anleihen an Lacrosse und Hockey. Zwei Mannschaften, teils auf Rollerskates, teils auf Motorrädern, versuchen auf einer Kreisbahn eine Stahlkugel in ein Torfeld zu befördern, wobei der Gegner nach Belieben körperlich ausgeschaltet werden kann. In Houston, der Hauptstadt des Energiekonzerns spielt das Team von Jonathan E. (James Caan), der sich aufgrund seiner sportlichen Erfolge allmählich zu einer Art Volksheld entwickelt. Doch dann wird ihm von einem Vorstandsmitglied des Energiekonzerns zu verstehen gegeben, dass er auf den Beschluss höchster Gremien nun zurückzutreten habe. Obwohl ihm der Erhalt aller Privilegien zugesichert wird, zeigt Jonathan E. sich widerspenstig. Er versucht herauszufinden, wer ihn aus dem Spiel drängen will und vor allem warum. Zumindest will er das Feld nicht kampflos räumen und verlangt die Erfüllung bestimmter Bedingungen, wie die Wiederbegegnung mit seiner Frau (Maud Adams), die ihn vor Jahren für ein Mitglied aus dem Energievorstand verlassen hatte. Und gleichzeitig laufen die Spiele im Kampf um die Rollerballmeisterschaft weiter, welche aufgrund von Spiel zu Spiel neu erlassender Regeln immer brutaler werden.
Die größte Gefahr bei "Rollerball" ist zunächst, dass er in
eine völlig falsche Kategorie gerät. Die grobe Inhaltsangabe (und vor allem das nicht
sonderlich subtil gestaltete Cover der DVD) lassen ein denkbar schiefes Bild von dem Film
entstehen. Denn all diejenigen, die sich einen durchgestylten Actionfilm mit
Hochglanzbildern, bei entsprechend seichter und leichtverdaulicher Grundstory erhoffen,
dürften ziemlich enttäuscht sein. Wer so denkt sollte besser auf die für demnächst
geplante Neuverfilmung warten, bei der ein entsprechendes Ergebnis zumindest zu
befürchten ist.
Natürlich nehmen die Rollerball-Spiele mit ihrer (auch in dieser gegenüber der
FSK 18 Fassung geringfügig geschnittenen Version) nicht unbeträchtlichen
Gewalttätigkeit einen gewichtigen Teil des Films ein, doch den Schwerpunkt stellen sie
nicht unbedingt dar. Abgesehen davon, dass jemand, der die Spielszenen für tolle
Unterhaltung hält, die Intention der Macher des Films ganz offensichtlich etwas
missverstanden hat.
Was "Rollerball" stattdessen ausmacht ist die genaue Betrachtung der Hauptfigur,
die allmählich voranschreitende Entwicklung eines Mannes, der es nicht hinnimmt, dass ihm
ohne Erklärung von anonymen Befehlsgebern der Boden unter den Füßen weggezogen wird.
James Caan ist als Jonathan E. ideal besetzt: In den Action-Sequenzen überzeugt er mit
seiner physischer Präsenz, aber zu voller Höchstform läuft er vor allem in den übrigen
Szenen auf, wenn er das Innenleben seiner Figur in beiläufigen Gesten nach außen dringen
lässt.
Das Ganze findet statt in einer absolut stimmig in Szene gesetzten Welt der Zukunft. Auch
und gerade, weil die Vision, die bei der Umsetzung den Kulissenbildnern vor Augen stand,
in der Entstehungszeit des Filmes, den 70er Jahren wurzelte (was von den verwendeten
Farben, wie dem Orange des Energiekonzerns, bis zu den Einrichtungsgegenständen reicht)
wirkt das Szenario für den Zuschauer gleichzeitig fremd und doch vertraut. Das und die
Tatsache, dass die Macher des Films nicht auf computergenerierte Bilder zurückgreifen
konnten gibt dem Film eine reale Atmosphäre, was der Erzählung sehr zugute kommt. Bei
"Rollerball" handelt es sich schließlich auch weniger um Science Fiction im
engen Sinne (die einzige neue Erfindung, die irgendeine Rolle spielt ist ein Computer,
dessen Speichermedium Wasser ist), sondern mehr um die Gattung "Society
Fiction", der Entwurf eines Gesellschaftsmodells, dass sich als theoretische
Fortentwicklung der Gegenwart vorstellen lässt.
Neben der ansonsten gelungenen Umsetzung der Geschichte ist aber auch nicht zu übersehen,
dass es das Drehbuch leider an Stringenz fehlen lässt. Der Erzählstrang weist zu viele
tote Enden auf, bzw. führt Angefangenes nicht befriedigend zu einem Abschluss, was der
Geschichte ein wenig den Zusammenhalt nimmt. In Hinblick auf die Gewaltdarstellung bei den
Spielen steht "Rollerball" vor dem nicht unbekannten Dilemma, dass der Film
einerseits lobenswerterweise auf plakative Pädagogik mit dem übergroßen Zeigefinger
verzichtet, sondern stattdessen darauf setzt, dass das Publikum intelligent genug ist, um
die Darstellung richtig einzuordnen, andererseits aber die Story des Films, die darauf
abzielt, den Sieg des Individuums über scheinbar allmächtige Kollektivherrscher zu
verdeutlichen, eine Hauptfigur in den Mittelpunkt stellt, welche die Sympathie der
Zuschauer auf sich ziehen soll, was sich dann aber schwer wieder abstellen lässt, wenn es
darum geht, dass dieser Protagonist sein Spiel ohne besondere Schonung für den
Spielgegner gewinnen soll.
Bild
Das Alter des Filmes lässt sich nicht übersehen. Der düstere, absolut kontrastschwache Anfang setzt zwar glücklicherweise keine Maßstäbe für den gesamten Rest des Filmes, die meiste Zeit ist das Bild (relativ zum Alter) durchaus ordentlich. Trotzdem ist mehr als einmal heftiges Rauschen angesagt.
Ton
Die Originalfassung ist ziemlich gelungen. Aber auch hier gilt
selbstverständlich immer: Im Vergleich zu seinem Alter, nicht zu aktuellen Filmen. Es
wurde aus dem alten Material tatsächlich einiges an Raumklang herausgeholt, am
überzeugendsten sind dabei die Szenen, in denen die Kugel bei den Rollerballspielen auf
die Rundbahn geschossen wird. Aber auch der Abschnitt, als die Partygäste in der freien
Natur herumballern, kommt das in ausgesprochen druckvoller Art und Weise über die
Lautsprecher.
Bei der deutschen Fassung dürfte sich angesichts dessen, dass es nur zu einer
Mono-Version gereicht hat, ein ausführlicher Kommentar erübrigen. Nur soviel, innerhalb
seiner Grenzen ist der Ton durchaus gelungen, aber die Grenzen sind eben auch reichlich
eng gesteckt. Zum anderen ist die deutsche Synchronisation so altmodisch steif geraten,
dass die Originalversion sowieso vorzuziehen ist, deutsche Untertitel sind im Zweifelsfall
ja vorhanden.
Special Features
Außer dem Trailer gibt es noch einen Audio-Kommentar von Regisseur Norman Jewison. Der ist insofern interessant, als er neben Bemerkungen zu den Dreharbeiten auch, angesichts der Tatsache, dass seit Entstehung des Filmes mehr als zwanzig Jahre vergangen sind, auch neue Betrachtungen einfließen lässt.
23.05.2000
Review von Tobias Wrany