Original Sin

Studio

MGM Pictures (2000)

Verleih

BMG Video (2002)

Laufzeit

111:38 min. (FSK 16)

Regie

Michael Cristofer

Darsteller

Angelina Jolie, Antonio Banderas, Thomas Jane

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

2,35:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Englisch, Dolby Digital 5.1

Untertitel

deutsch, englisch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 15-20 EURO
Film 

Ehen aus dem Bestellkatalog sind nicht unbedingt die allerbesten Voraussetzungen für ein erfülltes und geruhsames Leben, das gilt heute ebenso, wie schon in vergangenen Epochen. Trotzdem hat sich der reiche Kaffeehändler Luis Antonio Vargas (Antonio Banderas) seine Braut aus dem fernen Amerika lediglich auf der Basis von schriftlicher und fotografischer Korrespondenz nach Kuba kommen lassen. Und selbst die auf diese Weise sowieso schon beschränkten Möglichkeiten des vorehelichen Kennenlernens erweisen sich zu einem gewissen Teil als missleitend; als Julia Russell (Angelina Jolie) schließlich vor ihm steht, ähnelt die junge Dame ihrer fotografischen Abbildung in keiner Weise, wenn auch nicht gerade zu ihrem Nachteil, immerhin erweist sich das reale Modell als nicht gerade unattraktiv. Dies ist denn allerdings auch gleich ihre Entschuldigung für die Diskrepanz, immerhin wollte sie einen Bräutigam, der sie nicht nur wegen ihres hübschen Äußeren in den Stand der Ehe lotst. Da Luis zugeben muss, aus ähnlichen Gründen mit der Wahrheit etwas freier umgegangen zu sein. Er hatte seinen beruflichen Status als kleinen Angestellten angegeben, um geldgierige Mitgiftjägerinnen abzuschrecken. So einigt sich das zukünftige Paar auf ein einvernehmliches Unentschieden und tritt umgehend wie geplant vor den Traualtar. Das eheliche Zusammensein gestaltet sich zunächst beiderseitig überaus harmonisch, denn man kommt sich schnell in allen Belangen so nah, wie es der Grundidee vom jungen Eheglück entspricht. Dementsprechend und um die Dinge des täglichen Lebens zu vereinfachen räumt Luis seiner Frau alle notwendigen Vollmachten für seine Konten ein. Als dann allerdings der Detektiv Walter Downs (Thomas Jane) auftaucht, der angibt für Julias Schwester aktiv zu sein, die schon zu lange nichts mehr von ihrer Anverwandten gehört habe und schließlich sogar das Schwesterherz selbst ins Haus schneit, keimt in Luis ein Verdacht auf, der sich explosionsartig zur vollen Reife entwickelt, nämlich als er in ein leergeräumtes Haus zurückkehrt und auf die deprimierenden Auszüge seiner gleichartig gestalteten Konten blicken muss.
Die Erkenntnis einer Betrügerin aufgesessen zu sein, wirft Luis vollkommen aus der Bahn, allerdings weniger aus finanziellen Gründen, sondern vielmehr aufgrund des Umstandes, dass er trotz des unkollegialen Verhaltens seiner Angetrauten noch immer in allumfassender Liebe zu ihr entflammt ist.
Dementsprechend zögert er auch nicht allzu lange, um ihr leichtherzig zu vergeben, als er ihr nach geraumer Zeit tatsächlich durch Zufall wiederbegegnet. Und wenn ein gebranntes Kind das Feuer nun mal partout nicht scheuen will, darf es sich auch nicht wundern, wenn es sich diesmal mehr als nur ein paar Brandblasen holt. Denn die zumindest scheinbar geläuterte Julia, beziehungsweise Bonnie, wie ihr richtiger Name lautet, hat für Luis alles andere als einen geruhsamen Lebensabend parat, wobei der Detektiv Downs ebenfalls eine äußerst undurchsichtige Rolle in dem finsteren Spiel einzunehmen scheint.

Es ist nicht zu übersehen was die Mitwirkenden (abgesehen vom Reiz der exotischen Drehorte und natürlich der Gage) dazu gebracht hat, bei der Produktion von "Original Sin" anzuheuern, bietet die Geschichte doch alles was des Filmschaffenden Herz begehrt: Intrigen und überraschende Wendungen en masse, große Gefühle bis zum geht nicht mehr und das Ganze in einem Ambiente, das schon für sich genommen die verborgenen Reize einer ebenso vergangenen, wie aufregenden Epoche auf Schritt und Tritt emporsteigen lässt. Dementsprechend schwelgt die Kamera auch durchgehend in opulenten Bildern und der fiebernden Atmosphäre einer schwülen Exotik, die in der Tat atemberaubend ist und schon fast ausreichte, um den Film allein deswegen zu einem Ereignis zu machen.
Aber eben nur fast und leider gilt in diesem Fall das aus der Fußballwelt entliehene Prinzip "knapp daneben ist auch vorbei". Denn anscheinend hatte der Regisseur sich dermaßen in seine großartigen Bilderwelten verguckt, dass ihm ganz entgangen ist, wie zähflüssig sich die darin stattfindende Handlung dahinschleppte, dabei gelegentlich sogar, verfilzt und verklebt, zum absoluten Stillstand kommend.
Angesichts einer Story, die jedenfalls in der gewählten Erzählform einen unübersehbaren Hang zum schwülstigen Schmachtfetzen hat, wäre den Verantwortlichen ein bisschen mehr Mut zu wünschen gewesen, ihren Weg wenigstens konsequent durchzuziehen und auf pures großes Gefühl und das richtige Maß an übersteigerter Dramatik zu setzen. Dass dieses Prinzip auch im modernen Kino noch funktionieren kann, haben immerhin so unterschiedliche Streifen, wie "Don Juan De Marco" oder "A Walk In The Clouds" (Dem Himmel so nah) vorgemacht, beides bestimmt keine Meilensteine der Filmgeschichte, aber (sofern man sie sich in der richtigen Stimmung zu Gemüte führt) durchaus angenehme Unterhaltung. "Original Sin" will denn aber doch zu ernst genommen werden, ohne allerdings die erforderlichen Voraussetzungen, wie Charaktere mit einem Minimum an Tiefe oder eine sauber ausgearbeitete Dramaturgie aufzuweisen. Als bedauernswertes Zwischending aus Seifenoper und großem Kino hat der Film dann allerdings von beiden Partien eher die Schattenseiten abbekommen, was im Ergebnis für den Zuschauer gähnende Langeweile bedeutet. Und selbst wer an die Angelegenheit (mit den einschlägig vorbelasteten Erwartungen) unter dem Stichwort "Erotikthriller" herangegangen ist, wird lediglich mit einer mauen Szene abgespeist, in welcher Miss Jolie ihren nackten Busen und Mr. Banderas seinen nackten Hintern für einige Augenblicke der Kamera entgegenstrecken. Apropos Antonio Banderas, der liefert hier eindeutig eine seiner dürftigsten darstellerischen Leistungen seiner Karriere ab, zu übertrieben in großen Gefühlsszenen, zu oberflächlich in ruhigen Momenten, das kann er wirklich besser, wie der Mime ja schon in zahlreichen anderen Werken bewiesen hat.

 

Bild 

Die großartigen Kulissen und üppigen Dekors kommen in Sachen Bildschärfe, plastische Darstellung und Kontrastumfang durchaus angemessen zur Geltung. Trotzdem ist der Gesamteindruck nicht durchweg positiv. Zum einen zeigt sich die DVD nicht frei von Nachzieheffekten, die zwar nicht in massiver Form, aber dennoch sichtbar auftreten. Zum anderen macht die Farbgebung des öfteren einen recht blässlichen Eindruck, wobei allerdings angemerkt werden sollte, dass dies nicht unbedingt der Umsetzung auf die DVD anzulasten ist, sondern durchaus im Konzept der Inszenierung enthalten sein könnte, ohne dass das Ergebnis allerdings allzu sehr überzeugt.

 

Ton 

Außer dass die ganz großen Knalleffekte oder Aufmerksamkeit erheischenden Details fehlen (wofür aber die DVD nichts kann) kann sich die DVD wirklich hören lassen. In einem weitgefächerten Spektrum öffnet sich der Klangraum immer wieder weit hinaus und bietet eine dynamische, präzise Verortete und druckvolle Tonkulisse. Dialoge und Musik sind dabei in das Gesamtgeschehen optimal eingebettet, so dass wirklich kaum Wünsche offen bleiben.

 

Special Features 

Als Zugaben gibt es eher Schonkost. Zwölf Minuten Aufnahmen der B-Roll, den Trailer, Produktionsnotizen, sowie Daten zu einigen der Mitwirkenden. Wenigstens sind die Interviews mit den beiden Hauptdarstellern diesmal ein wenig ausführlicher geraten, als es sonst häufig der ärgerliche Fall ist.

31.07.2002

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES