Nicht auflegen (Phone Booth) |
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VÖ: 30.10.2003 |
Studio |
20th Century Fox (2002) |
Verleih |
20th Century Fox Home Entertainment (2003) | |
Laufzeit |
77:42 min. (FSK 16) | |
Regie |
Joel Schumacher | |
Darsteller |
Colin Farrell, Kiefer Sutherland, Forest Whitaker, Katie Holmes | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
2,35:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 2. Englisch, Dolby Digital 5.1 |
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Untertitel |
deutsch, englisch | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case |
Film 





Als PR-Agent der windigen Sorte, der seinen Klienten stets mehr verspricht, als er zu halten gewillt und befähigt ist, gehört Stu Shepard (Colin Farrell) zur Spezies der Kommunikations-Junkies. Jede Sekunde hängt er an irgendeiner Strippe oder an einem seiner zahlreichen Mobiltelefone. Folglich ist er auf die Empfangssignale der Kommunikationsmittel so konditioniert, dass er auch dann zum Hörer greift, als es in der öffentlichen Telefonzelle klingelt, die er soeben aufgesucht hat. Am anderen Ende der Leitung ist allerdings nicht wie vielleicht erwartet seine als außereheliches Abenteuer anvisierte Klientin Pamela (Katie Holmes), sondern ein ganz und gar fremder Anrufer (Kiefer Sutherland), der sich allerdings sogleich mehr in Stus Leben einmischt, als diesem lieb sein kann. Informiert ihn sein Gesprächspartner doch darüber, dass die Mündung einer Schusswaffe auf ihn gerichtet ist, deren unmittelbarer Einsatz bevorsteht, wenn Stu nicht auf die Wünsche des Mannes am Abzug eingeht. Nach diversen Demonstrationen der Fähigkeiten seines unsichtbaren Gegenübers, ist Stu der Ernst seiner Lage voll bewusst und er beginnt, um sein Leben zu reden, wobei die Bedingungen seines Gegners alles andere als leicht zu erfüllen sind. Neben diversen Bekenntnissen seines wenig vorbildlichen Lebenswandels an die entsprechenden Leidtragenden, wie seine Frau Kelly (Radha Mitchell), sieht er sich vor allem unerwünschter öffentlicher Aufmerksamkeit ausgesetzt. Neben genervten Passanten, die seiner Dauerbesetzung des öffentlichen Fernsprechers kein Verständnis entgegenbringen, ist bald auch die Polizei unter Führung von Captain Ramey (Forest Whitaker) vor Ort, denn der Anrufer hat seine Treffsicherheit schon mit tödlicher Folge unter Beweis gestellt; allerdings wird ausgerechnet Stu als Hauptverdächtiger für den Mord angesehen, ohne dass er seine tatsächliche Lage ausreichend plausibel machen kann.
Was bringt die fruchtbare Maschinerie Hollywoods nicht alles zustande. Da werden antike
Metropolen zu neuem Leben erweckt, ferne Landstriche in riesigen Studiokomplexen nach
Kalifornien transferiert, gar ganze Sternensysteme kreiert oder eine Telefonzelle als
Lokalität des filmischen Geschehens in Beschlag genommen. Und angesichts der
alltäglichen Gigantonomie im Filmsektor ist letzteres ohne weiteres die spektakulärste
Wahl. Doch was zunächst mehr nach einem netten Witz beim Frühschoppen eines
Produzententreffens klingt, hat sich unter der umsichtigen Regie von Joel Schumacher, der
immer mehr zum gewandten Grenzgänger zwischen glatten Großproduktionen und kleineren,
etwas vom Hollywood-Highway abweichenden Projekten geworden ist, zu einem respektablen
Leinwandwerk entwickelt, das gerade aus seiner Beschränktheit, was Handlungsverlauf und
vor allem den Schauplatz angeht, seine speziellen Stärken bezieht. Es zeigt sich einmal
mehr, dass sich Hochspannung dann am effektivsten entwickeln kann, wenn gerade keine
sonstigen extravaganten Show-Elemente zur Verfügung stehen, die das Ganze vielleicht
unterhaltsam im weiteren Sinne, durch den unvermeidlichen Ablenkungseffekt aber auf jeden
Fall weniger nervenkitzelnd machen.
Trotzdem könnte es ja auf Dauer doch ein wenig langweilig sein, einem x-beliebigen Typen
bei einem Dauergespräch zu beobachten, Morddrohung hin oder her. Aber in der
Kommunikationsbox steckt Colin Farrell und der zeigt hier eine wahre Tour de Force durch
alle Gefühlslagen und zwar in einer Lebendigkeit, die noch das Feuer einer noch am Anfang
einer viel versprechenden Karriere stehenden Schauspielgröße in sich trägt.
Zumindest in der Original-Sprachfassung wird er allerdings noch von seinem bis zum Schluss
unsichtbaren Kontrahenten übertroffen. Kiefer Sutherland, auf seinem bisherigen Berufsweg
eigentlich nicht durch eine außergewöhnliche stimmliche Charismatik aufgefallen, zeigt
hier eine verbale Intensität, die ihresgleichen sucht.
Ein originelles Konzept wurde mit "Phone Booth" (Nicht auflegen) professionell
umgesetzt und darf somit trotz einer gegen Ende ein wenig zu sehr ins moralisch Erbauliche
kippenden Persönlichkeitsentwicklung der Hauptfigur mit gutem Gewissen zum Konsum
empfohlen werden.
Bild 





Auffällig ist beim Bild zunächst die durchweg kalte Farbgebung, praktisch jede Szene ist in einen bläulich-weißen Ton gefasst, der alle bunten Elemente verblassen lässt. Dass hier aber kein Fehlgriff bei der DVD vorliegt beweisen kurze Zwischenbilder, in denen die Gesprächspartner der Hauptfigur in kleinen Bild-im-Bild Szenen eingeblendet werden und dabei ein natürliches Farbspektrum aufweisen. Ansonsten weist das Bild keine auffälligen Unregelmäßigkeiten auf, weder künstlerisch gewollte, noch ernsthafte Mängel. Allerdings fehlt dem Bild die rechte Knackigkeit, ohne dass die Schärfe allerdings ernsthaft zu beanstanden wäre.
Ton 





Die DVD nutzt die Mehrkanalwiedergabe gut aus, obwohl der Film keine aufwendige Geräuschkulisse vorgibt, direktionale Effekte praktisch ausbleiben und die hinteren Kanäle meist unterbeschäftigt bleiben. Der Film hat allerdings das im Zentrum stehende "Duell" zwischen Stu und seinem Anrufer akustisch geschickt gestaltet. Dabei werden Colin Farrells Dialogzeilen eingepasst in die Umgebungsgeräusche der Straße und seinen sonstigen Mitspielern wiedergegeben, während die Stimme des Anrufers alles in isolierter Klarheit überlagert, als hinge das Filmpublikum selbst am anderen Ende seiner Leitung. Dies wirkt vor allem in der Originalversion ausgesprochen beeindruckend; gut ergänzt noch durch musikalische Toneffekte, welche die Spannung geschickt heraufschrauben.
Special Features 





Neben einem äußerst verzichtbaren "Making Of" hat die DVD einen Audio-Kommentar von Regisseur Schumacher an Bord, der allerdings durchaus hörenswert ist.
26.10.2003
Review von Tobias Wrany
Test-Equipment
TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES