Mulholland Drive

Original

Mulholland Drive

Studio

TVA International/Studio Canal/Alain Sarde (2001)

Verleih

Universal Pictures Home Entertainment (2002)

Laufzeit

146:50 min.

Regie

David Lynch

Darsteller

Justin Theroux, Naomi Watts, Laura Elena Harring u.a.

DVD-Typ

DVD-9

TV-Norm

NTSC

Bitrate

7.16 Mbps

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Englisch, Dolby Digital 5.1 (448 kbps)
2. Englisch, DTS 5.1 (754 kbps)

Untertitel

Englisch, Französisch, Spanisch

Regionalcode

1

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 24 USD
Film 

David Lynch wird mit seinem neuestem Film wieder dem Ruf des Quergeistes gerecht, der auch diesmal wieder dem Gegensatz zur geltenden Maxime folgt, dass alles, was in einem Film passiert, am Ende irgendwie einen Sinn ergeben muss. Selbst "Memento" ist in dieser Hinsicht ja sogar richtig konventionell, während "Mulholland Drive" bis nach dem Abspann ein kleines Rätsel bleibt. Ursprünglich sollte "Mulholland Drive" eine TV-Serie werden, doch den TV-Bossen muss bei Sichtung des Pilot-Films schnell Angst und Bange um die kommerzielle Verwertbarkeit geworden sein, so dass Lynch nur noch die Wahl blieb, ein paar Änderungen vorzunehmen und "Mulholland Drive" wenigstens als Kinofilm einem Publikum vorzuführen. Worum geht es nur? Das fragte man sich bereits in "Lost Highway" und auch in "Mulholland Drive" wird man mehr Fragen als Antworten erhalten. Wieder einmal widmet sich Lynch einem seiner Lieblingsthemen, dem Mysteriösen und Schrecklichen, dass sich hinter einer schönen Fassade versteckt hält und langsam zum Vorschein kommt. So ist Los Angeles als Handlungsort wie geschaffen für eine Story, die nebenbei auch das Dunkle hinter dem Glamour von Hollywood entlarven soll. Es beginnt mit der jungen angehenden Schauspielerin Betty, die in Hoffnung auf eine große Hollywood-Filmkarriere in die Stadt der Engel kommt und dort in der verlassenen Wohnung ihrer Tante übernachtet. Leer ist die Wohnung aber keineswegs, denn dort hat sich eine brünette Schönheit versteckt, die nach einem Verkehrsunfall ihr Gedächtnis verloren hat und sich als "Rita" ausgibt. Beide machen sich auf die Suche nach der Vergangenheit von Rita und werden dabei immer mehr in rätselhafte Ereignisse hereingezogen. Und während man immer noch der Hoffnung ist, irgendwie einen Sinn aus dem gesamten Geschehen machen zu können, zieht Lynch mit einer Blende ins schwarze Nichts dem Zuschauer bei exakt 115:28 min. den Boden unter den Füssen weg: Alles zuvor Gesehene wird in Frage gestellt. Ist Betty wirklich Betty und nicht Rita oder genau andersherum? Während man bei den meisten Filmen seinen Verstand darauf konzentrieren kann, die Schlussfolgerungen aus den Ereignissen zu ziehen, so stellt "Mulholland Drive" bereits eine Hürde davor auf, indem man erst einmal verstehen muss, was überhaupt passiert. Lynch bemüht sich dabei natürlich intensiv, es dem Zuschauer nicht leicht zu machen, indem er nicht nur die Personen sondern auch den zeitlichen Ablauf auf den Kopf stellt. Aber das macht schließlich den Reiz (oder auch Frust) der Lynch-Filme aus, die selbst bei mehrmaliger Betrachtung nicht langweilig werden und mit einer elegant inszenierten Bilderflut den Zuschauer vom Anfang bis zum Ende fesseln. Zumindest in groben Zügen wird man bei einiger Überlegung erahnen können, was hier echt ist und was nicht. Bei aller Unkonventionalität, die Lynch beabsichtigt, sollte er allerdings darauf achten, nicht irgendwann selbst zum Opfer seines eigenen Stils zu werden, der paradoxerweise auch eintönig werden könnte, wenn er im Grunde genommen immer nur das gleiche Fallenspiel betreibt. So faszinierend, wie "Mulholland Drive" auch sein mag, ist der Film nämlich keineswegs einzigartig, da der schematische Ablauf immer wieder Erinnerungen an "Lost Highway" weckt, in dem Lynch auf ähnliche Art und Weise sowohl die Darsteller als auch das Publikum im Kreis herumlaufen ließ.

 

Bild 

Diese DVD reizt weitgehend das aus, was eine DVD in NTSC-Auflösung hergeben kann. Bis auf einen leichten Weichzeichner-Effekt ist das Bild sehr detailscharf und kontrastreich. Die Farben sind immer sehr kräftig, vor allem rote Kleidung oder Lippenstift erscheinen poppig-bunt. Rauschen ist kaum vorhanden und die Kompression auch weitgehend tadellos. Kurz und bündig also eine DVD, die nahezu im Idealzustand ist. Ob das auch Concorde mit der Code 2-DVD im Herbst erreichen kann?

 

Ton 

Musik und Effekte spielen in "Mulholland Drive" eher eine kleine Rolle, man sollte sie aber auch nicht unterschätzen: Die Musik mit leicht bedrohlichem Unterton läuft meist dezent im Hintergrund. Sie besteht vielfach aus nur sich gering verändernden Melodien oder auch einfach nur schwingenden Tönen, die häufig unterbewusst wahrgenommen werden. So läuft auch der Subwoofer für lange Zeit einfach mit einem sonoren Bassgeräusch mit, welches dann stellenweise aber auch immer wieder aufbrausend wird. Um dies richtig mitzubekommen, sollte man daher die Anlage ruhig wieder etwas aufdrehen, nachdem man wahrscheinlich nach dem Unfall in der Eröffnungsszene, der sich mit einem heftigen Knall im Subwoofer bemerkbar macht, als Vorsichtsmaßnahme den Pegel etwas heruntergedreht hat. Die Surround-Kanäle kochen etwas auf Sparflamme, doch auch mit den etwas weniger spektakulären Sound-Elementen, die hier eingesetzt werden, trägt der Sound enorm zur Atmosphäre des Films bei. DTS kommt hier nicht so richtig zur Geltung, gibt dem Subwoofer aber wenigstens noch einen geringfügig druckvolleren Punch.

 

Special Features 

David Lynch ist nicht gerade jemand, der sonderlich hilfreich dabei ist, was die Interpretation seines Werks angeht. So wird man bei "Mulholland Drive" davon ausgehen können, dass die Abwesenheit von Extras nicht damit zusammenhängt, dass Universal wieder mal eine "Ultimate Edition" plant, sondern dies eher auf David Lynchs fehlendem Verständnis der Notwendigkeit von Bonus-Material beruhen wird. Dies macht in diesem Fall aber im Prinzip auch Sinn, denn das Mysteriöse würde schnell im Nichts verpuffen, wenn sich Lynch zunächst um möglichst viel Geheimniskrämerei bemühen und dann aber doch alles wieder ausplappern würde. So muss man sich neben einem Trailer gerade noch mit einem Booklet begnügen, welches zehn Tips enthält, die dabei helfen sollen, auf die Spur des Rätsels zu kommen (oder auch nicht). Selbst bei Kleinigkeiten bleibt Lynch seinem Ruf treu: So enthält die DVD (mit Absicht) keinerlei Kapiteleinteilungen und in den knappen Biographien der Cast & Crew-Mitglieder wird über David Lynch kaum ein Wort verloren, während bei Darstellern wenigstens ein paar Sätze über deren Werdegang zu finden sind.

Review von Karsten Serck

Test-Equipment:
TV Panasonic TX-W32D3F
DVD-Player Sony DVP-NS900V
AV-Verstärker Yamaha DSP-AZ1

17.04.2002