Dogville |
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Studio |
Zentropa (2003) | |
Verleih |
Concorde Home Entertainment (2004) | |
Laufzeit |
170:22 min. (FSK 12) | |
Regie |
Lars von Trier | |
Darsteller |
Nicole Kidman, Lauren Bacall, Paul Bettany, James Caan, Stellan Skarsgard | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
2,35:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Deutsch, Dolby Digital 5.0 2. Deutsch, Dolby Digital 2.0 3. Englisch, Dolby Digital 5.0 |
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Untertitel |
deutsch | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case |
Film
Grace (Nicole Kidman) sucht in dem beschaulichen Gebirgsdorf Dogville Zuflucht vor gefährlichen Verfolgern aus dem fernen Großstadtmillieu; allerdings zieht sie es ebenso sorgsam vor, sich von den staatlichen Ordnungskräften fern zu halten. Die Bewohner von Dogville erweisen sich zunächst als ausreichend hilfsbereit. Vor allem der junge Tom (Paul Bettany), der im Ort als Autoren-Aspirant und selbsternannter Sozialreformer fungiert und ein Auge auf die schöne Fremde geworfen hat, bemüht sich, Graces Aufenthalt so angenhem wie möglich zu gestalten. Zunächst muss sie den sonstigen Einwohnern ihren Dank förmlich aufdrängen, aber hier und da findet sich durchaus eine Möglichkeit, wie auch sie sich nützlich machen kann und sei es nur die Pflege von Ma Gingers (Lauren Bacall) Blumenbeeten oder Nachhilfe für den geistig etwas schwerfälligen Bill (Jeremy Davies). Als jedoch die Polizei im Dorf auftaucht und unangenehme Fragen stellt, sind die Dörfler zwar zunächst solidarisch mit Grace, füllen jedoch umgehend die Seiten in ihrem inoffiziellen Pflichtenheft merklich auf. Je weiter die Zeit fortschreitet, um so feindseliger wird die Stimmung, um so offener werden die sexuellen Angriffe der Männer, vor allem des Apfelbauerns Chuck (Stellan Skarsgard). Und immer mehr wünscht sich Grace die Rückkehr ihrer ursprünglichen Peiniger aus vergangenen Großstadttagen herbei, waren diese doch geradezu human im Vergleich zu den seelischen und körperlichen Grausamkeiten der Bewohner von Dogville.
Nachdem es mit Bayreuth doch nicht geklappt hat, müssen wir bei Lars von Trier die
Erwartungen an musikalisch unterfütterte Großtaten wieder zurückstellen und weiter mit
filmischen Epen vorlieb nehmen. In dieser Hinsicht schöpft er aber mit
"Dogville" gleich aus dem Vollen. Für die Gestaltung der Kulissen seines
neuesten Mammutwerkes wurden die Grundrisse der Gebäude mit aufwendigen Kreidestrichen
auf den graubraunen Bühnenboden gezaubert, Teile der Ausstattung, wie halbe Kirchtürme
oder Bettstätten wurden gar mit viel Liebe fürs Detail handwerklich errichtet (oder beim
letzten Flohmarkt erstanden); kurz gesagt, die Herren George Lucas und Peter Jackson
müssen sich mit ihren mickrigen Wunderwelten schon warm anziehen.
Lars von Trier hatte bekanntlich noch nie den Ehrgeiz, sich mit Hinz und Kunz aus der
Mainstreamabteilung zu messen und ist auch diesmal wieder konsequent, auch wenn er sich
von der Dogma-Schule ab- und dem guten alten Theater zugewandt hat. Tatsächlich hat der
bewusste Minimalismus des Dekors einen nicht unbeträchtlichen Reiz; mag diese
Konzentration auf das Wesentliche für den einen oder anderen zunächst
gewöhnungsbedürftig sein, kann doch davon ausgegangen werden, dass eine herkömmliche
Inszenierung in historischen Kulissen um einige Grade schwergängiger aufgetreten wäre.
Dass der Funke dennoch nicht vollends überspringt findet seinen Grund mehr in einer
Geschichte, die als schonungslose Parabel über die dunkle Seite der Natur des Menschen
einige eindringliche und nicht immer angenehme Momente zu bieten hat. Über die gesamte
Spielzeit hinweg bleibt jedoch der unterbewusste Eindruck nicht aus, dass man eigentlich
keine wirklich neuen Erkenntnisse geboten bekommt und das Buch sich als mehr oder weniger
überzeugende Emulsion von Essenzen dramatischer Klassikern, wie Ibsen oder Brecht
darstellt. Da auch die Darsteller zwar konzentriert am Werk sind, herausragende
Glanzlichter aber ausbleiben, bleibt "Dogville" ein interessantes, aber nicht
wirklich herausragendes Spartenprogramm.
Bild
Bei schnelleren Schwenks der Kamera verschwimmt das Bild irritierend auffällig. Es ist jedoch nicht ganz unwahrscheinlich, dass dieses Manko, entgegen dem üblichen Schema, nicht auf DVD-eigene Nachzieheffekte zurückzuführen ist, sondern seinen Grund im speziellen Inszenierungsstil findet. Allerdings neigt das Bild auch sonst schon einmal zum leichten Flimmern. Im übrigen aber zeichnet es sich durch angenehme Rauschfreiheit aus, auch ist die Schärfe, soweit dies gewollt ist, ohne Mangel. Die Kontraste schließlich, haben zwar mitunter unter der häufig unterdurchschnittlich ausgeleuchteten Bühne zu leiden, schlagen sich aber den Umständen entsprechend gut.
Ton
Entgegen der Erwartung, der szenische Minimalismus werde sich auch auf der Tonspur fortsetzen, zeigt sich das akustische Geschen überraschend lebendig. Jedenfalls in Relation zu der theaternahen Inszenierung zeigt sich der Ton gelegentlich mit Ansätzen zur Raumgestaltung, so bei einigen Wetter- oder Schusselementen. Die Verortung der (seltenen) Nebengeräusche führt ebenso gute Form vor, wie die Musikpassagen, die allerdings ausgesprochen zurückhaltend bleiben und alles andere, als wagnerianische Dimensionen annehmen.
Special Features
Neben dem Trailer, Notizen zu den Darstellern und zur Gestaltung des Films, steht der Audio-Kommentar von Regisseur von Trier und seinem Kamerachef im Mittelpunkt; dieser ist durchaus interesant ausgefallen, wenn er auch nicht frei von eher kryptischen Passagen ist.
13.07.2004
Review von Tobias Wrany