Die Mumie

Original

The Mummy

Studio

Universal Pictures (1998)

Verleih

Columbia/Universal Home Video (1999)

Laufzeit

119:36 min. (FSK 16)

Regie

Stephen Sommers

Darsteller

Brendan Fraser, Rachel Weisz, John Hannah

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

2,35:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Englisch, Dolby Digital 5.1
2. Deutsch, Dolby Digital 5.1
3. Audio-Kommentar Stephen Sommers

Untertitel

Englisch, Dänisch, Finnisch, Holländisch, Deutsch, Schwedisch, Norwegisch, Polnisch, Tschechisch, Hebräisch, Griechisch, Englisch für Hörgeschädigte, Deutsch für Hörgeschädigte.

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 50-60 DM
Film   

Ägypten im Jahre 1719 v. Chr. Der Hohepriester Imhotep (Arnold Vosloo) hat eine verhängnisvolle Affäre mit der Geliebten des Pharaos. Wie nicht anders zu erwarten, geht die Sache nicht allzu günstig für die Beteiligten aus. Für den Pharao und seine Frau endet die Angelegenheit mit einem schmerzhaften, aber schnellen Tot. Der Hohepriester hat weit weniger Glück. Er wird lebendig einbalsamiert und mit einer Horde Skarabäuskäfer zusammen in den Sarkophag gelegt, um von den Biestern auf grässlich langsame Weise aufgefressen und zur Mumie verwandelt zu werden. 

Ägypten im Jahre 1923 n. Chr.: Evelyn (Rachel Weisz) ist Ägyptologin mit Leib und Seele. Leider hat ihre bisherige wissenschaftliche Laufbahn hauptsächlich innerhalb von Museumsmauern stattgefunden, so dass ihr die notwendige Erfahrung für die wahren Feldstudien noch fehlen. Aber das soll sich ändern, als sie durch ihren Bruder Jonathan (John Hannah) ein Artefakt in die Hand bekommt, das eine Verbindung zu Hamunaptra, der legendären Stadt der Toten aufweist und kurz darauf der amerikanische Abenteurer Rick O'Connell (Brendan Fraser) auftaucht, der behauptet, den Standort des verschollenen Ortes zu kennen. Auf dem Weg dorthin stellen sie fest, dass sie leider nicht die einzigen sind, die von dem Geheimnis erfahren haben. Eine Truppe amerikanischer Glücksritter ist ebenfalls unterwegs auf der Suche nach Gold und Ehre. Sie sind es auch, die trotz der deutlichen Warnhinweise bezüglich dem Fluch der Mumie die Jahrhunderte alten Siegel zu den verborgenen Grüften aufbrechen. Die Ägyptologin findet dafür das Buch des Todes und kann es mittels des Artefaktes, das sich als eine Art Schlüssel entpuppt, sogar öffnen. Unerfahren wie sie ist, macht sie prompt den größten Fehler, den der Besitzer des Buches des Todes wohl begehen kann, sie liest laut eine der darin erhaltenen Beschwörungen vor. Und sie erwischt genau den Spruch, der den Hohepriester Imhotep, bzw. besser gesagt das, was in mumifizierter Form noch von ihm übrig ist, zum Leben erweckt. Und die Mumie beginnt sofort damit, das Angenehme mit dem Notwendigen zu verbinden. Als Strafe für den Siegelbruch dienen die Schatzsucher fortan als unfreiwillige Spender von Augen, Organen und sonstigen Körperbestandteilen, welche der Mumie nach ihrem langen Aufenthalt im Wüstensand abhanden gekommen sind. Mit jedem weiteren ausgepressten Opfer wächst die Macht der Mumie und damit die Chancen, ihren Plan zu verwirklichen, nämlich auch die Geliebte wieder ins Leben zurückzuholen. Evelyn hat inzwischen mehr als genug Gründe, um sich ins heimische Vereinigte Königreich zurückzuwünschen, insbesondere, da sie feststellen muss, dass sie das Privileg besitzt, von der Mumie als Wirtskörper für die Wiedergeburt der Geliebten zu dienen, was sie nicht besonders entzückt, denn abgesehen von seinen rabiaten Methoden haben die Küsse ihres "Verlobten" einen etwas zu fauligen Geschmack (was soll er auch machen, nach über dreitausend Jahren im verwesten Zustand). Zum Glück sind da noch Rick und Jonathan, die sich völlig uneigennützig aufmachen, um Evelyn aus den Katakomben der Totenstadt zu befreien, nun ja, vielleicht nicht ganz uneigennützig, schließlich warten da unten auch noch die unermesslichen Schätze der Grabkammern auf ihre Entdecker. 

Zur angemessenen Würdigung von der "Mumie" gehören zunächst zwei Abgrenzungen, um keine falschen Vorstellungen aufkommen zu lassen.

Erstens: "Die Mumie" ist, anders als das Original mit Boris Karloff aus dem Jahr 1932 kein Horrorfilm. Die Szenen, in denen bei empfindlichen Gemütern irgendwie das Grausen auftreten könnte sind so geschnitten oder gefilmt, dass kein echter Schockeffekt entsteht. Auch ist die Dramaturgie des Filmes in keiner Weise auf das Erzeugen von Gänsehaut ausgerichtet. Dass war bei einer der zahlreichen Drehbuchfassungen, die von Universal für das Projekt gesichtet wurde, noch anders gewesen, aber die Version von Joe Dante wurde als "zu düster" abgelehnt.

Zweitens: "Die Mumie" ist auch kein neuer "Indiana Jones". Zwar basiert "Die Mumie" ebenso wie die "Indy-Trilogie" auf dem alten Abenteuer B-Movie Konzept, doch fehlen ihr die Atmosphäre, die Vielschichtigkeit der Geschichte, die vertieften Charaktere und die detailreiche, sorgfältige Inszenierung der Indiana Jones-Filme, welche diesen ihren Anspruch und ihre überdurchschnittlich nachhaltige Wirkung verschafften.

Die Mumie ist schlicht und einfach perfektes Unterhaltungskino. Es handelt sicht nicht nur um irgendeinen weiteren Blockbuster, wie er in Massen aus Hollywood kommt, sondern um die absolute Spitze aus dieser Gruppe. Stephen Sommers gelingt durch sein Drehbuch und seine Regie virtuos, in jedem Moment des Filmes genau die richtigen Vorgaben zu setzen, um das pure Kinogefühl beim Zuschauer niemals abreißen zu lassen. Dabei vermeidet er all die Fehler, die bei fast allen großen Event- und Actionfilmen der letzten Jahre auf die eine oder andere Weise den Genuss trübten. So verzichtet er auf die bei bestimmten Filmemachern so beliebten dilettantischen "Rührszenen", bzw. übertriebenen Pathos, die doch regelmäßig lediglich irgendetwas zwischen Langeweile und unfreiwilliger Heiterkeit zur Folge haben. Sommers treibt den Film zügig voran, ohne jedoch den Eindruck zu erwecken, durch eine möglichst atemlose Hetzjagd über Untiefen der Story hinwegjagen zu wollen. Auch weiß er genau mit den visuellen Effekten umzugehen, die im Film in äußerst großer Zahl auftauchen (selbst der Sand, mittels dem die Mumie in einer Szene durch ein Schlüsselloch in Evelyns Zimmer eindringt, ist computergeneriert; der Versuch mit echtem Sand hatte sich als nicht eindrucksvoll genug erwiesen); doch im Gegensatz zu vielen Event-Movies werden die Effekte nicht nach dem Motto "lauter, bunter, größer" eingesetzt, um die Sinne der Zuschauer zu betäuben, was sich dann regelmäßig in den ruhigeren Momenten in Form eines ernüchternden Leeregefühls bemerkbar macht, statt dessen dienen sie dazu, die Geschichte im wahrsten Sinne des Wortes "effektvoll" auszugestalten. Neben der nicht nur hervorragend bebilderten, sondern im übrigen auch wirklich kurzweilig erzählten Geschichte, ist es vor allem der Humor, der "Die Mumie" über den Durchschnitt herausragen lässt. Der Film hat soviel sprühenden Witz, dass selbst der Großteil aller Filmkomödien vor Neid erblassen muss. Durch die Komik wird dem ganzen Film eine lockere Note eingeimpft, welche verhindert, dass allzu gut bekannte Standartsituationen in Routine versanden, da der ironische Touch auch aus ihnen noch großes Entertainment macht. Und schließlich darf auch einer der größten Aktivposten des Films nicht unterschlagen werden: Die in jeder Hinsicht gelungene Besetzung. Als unbedarfte Ägyptologin glänzt Rachel Weisz, die schon in "Chain Reaction (Außer Kontrolle)" erste Action-Erfahrungen sammeln konnte, damals aber sträflich unterfordert wurde. Hier dagegen kann sie ihr ganzes darstellerisches und vor allem komödiantisches Talent blühen lassen. Egal, ob sie mit großen Augen vor sich hin staunt, während um sie herum die Welt in Trümmer fällt, oder ob sie sich in scharfzüngigen Wortduellen mit ihrer Umgebung auseinandersetzt, stets ist es äußerst vergnüglich, ihr beim Agieren zuzusehen. John Hannah, bekannt aus "Four Weddings And A Funeral" und "Sliding Doors (Sie liebt ihn - Sie liebt ihn nicht)" glänzt als leichtlebiger Bruder, der durch seine etwas weniger angestrengte Art, die Dinge zu sehen, seine Schwester ein ums andere Mal in Schwierigkeiten stürzt, sich aber stets bemüht, sie wieder daraus zu befreien. Und in der Rolle des Abenteurers, der als Figur dem typischen machohaften Actionhelden entspricht, ist Brendan Fraser, der selbst in der grimmigsten Kampfszene noch etwas von einem menschgewordenen Teddybären hat, eine in jeder Hinsicht gelungene Besetzungen gegen den Typ. Ohne dass er in seiner Heldenrolle jemals unglaubwürdig wirkt, enthält seine Darstellung genau die richtige Prise Selbstironie, die seine Figur erst richtig sympathisch macht. Alle Darsteller sind dabei mit sichtlich guter Laune am Werk, was sich unmittelbar auf den Betrachter überträgt. 

"Die Mumie" ist Popcornkino vom Feinsten und jedem zu empfehlen, auch und gerade denjenigen, die von den großen, leeren Megamovies der neunziger Jahre entnervt sind und endlich wieder einmal ein Actionabenteuer sehen wollen, bei dem sie nicht spätestens eine halbe Stunde vor Schluss auf ein plötzliches, unerwartetes Ableben der Hauptperson hoffen, nur damit die Qual der Langeweile endlich vorbei ist.


 
 

Bild  

Wow! Die Mumie ist eine der besten Universal-DVDs, die wir bisher testen konnten. Bis auf leichte Dropouts ist das Bild sehr sauber und frei von Artefakten. Nur beim ganz peniblen Blick auf den Bildschirm fällt ein minimales Rauschen auf. Bei der üblichen Fernsehdistanz ist davon aber bereits nichts mehr zu sehen. Das Bild ist extrem scharf und wirkt außerordentlich plastisch. Der Kontrastumfang ist hervorragend und lässt das Bild richtig lebendig wirken. Am meisten haben uns allerdings die Farben beeindruckt: Selten haben wir bisher eine DVD mit so feuerrot leuchtenden Farben gesehen, die selbst in Szenen in der Dunkelheit immer noch wie von einem Sonnenuntergang angestrahlt wirken.
 
 

Ton  

Dank der der pompösen musikalischen Orchesteruntermalung braucht man sich bei "Die Mumie" keine Sorge um den passenden Sound machen. Vor allem die Musik sorgt auch für eine gute Berieselung von allen Seiten, die fast schon so lebendig klingt wie alte Quadrophonie-Aufnahmen. Leider fehlt der Musik, die immer wieder nur das gleiche Thema variiert, ein wenig Abwechslung, so dass der stakkatoartige Rhythmus schnell an Unterhaltungswert verliert. Über die akustischen Effekte kann man indes nicht meckern, die die Surround-Kanäle deutlich mit ansprechen. Die Surround-Kanäle werden recht intensiv und regelmäßig angesprochen. Das Klangbild erscheint sehr filigran und kann auch einige gute Split-Surround-Effekte bieten. Sehr positiv fällt die gute Höhenwiedergabe auf, die für ein sehr transparentes und real erscheinendes Klangbild mit viel Weite sorgt. Durch eine sehr ausgewogene Lautstärkebalance zwischen den vorderen und hinteren Kanälen fühlt sich der Zuschauer direkt in das Geschehen einbezogen. Sorgen muss man sich lediglich um die teils sehr heftigen und plötzlich auftretenden Dynamiksprünge machen. Wer hier etwas leichtsinnig den Pegel zu hoch eingestellt hat, kann wirklich Wunder erleben.....
 
 

Special Features  

Universal entwickelt sich zum Vorreiter: Die Code 2-DVD enthält nahezu das gesamte Bonusmaterial des Code 1 - Pendants. Es fehlen lediglich ein zweiter Kinotrailer und das "Universal Showcase" mit Trailern zu "End of Days" & "For Love of the Game". Ansonsten bekommt man folgende Extras geboten:

  • Making of "Building a better Mummy" (ca. 48 min.): Unabhängig davon, ob man nun die Mumie für einen Geniestreich oder totalen Trash hält, ist dieses Making of wirklich exzellent gemacht. Natürlich dreht es sich in erster Linie um die Special Effects, doch sogar die Historie des Films wird mit Verweis auf das S/W-Original von 1932 direkt am Anfang erwähnt. Die Interview-Statements sind meist gut formuliert und nicht nur das übliche PR-Gequassel.

  • Audio-Kommentar Regisseur Stephen Sommers & Editor Bob Ducsay: Stephen Sommers ist ein guter Erzähler, und davon profitiert auch dieser Audio-Kommentar, der viel Hintergründiges über die Historie und Entstehung der "Mumie" vermittelt und dabei auch Platz für so einige Anekdötchen lässt, die er mit Bob Ducsay, der auch oft zu Wort kommt, immer wieder austauscht.

  • Deleted Scenes (ca. 2:15 min.): Die aus der endgültigen Fassung herausgeschnittenen Sequenzen werden hier in einem zusammenhängenden Clip ohne weitergehende Erläuterungen präsentiert. Wie recht oft, hält sich allerdings der zusätzliche Informationsgehalt in Grenzen.

  • Visual Effects Formation: Fünf ausgewählte Szenen mit Special Effects werden in ihre Einzelteile zerlegt: Zu jeder dieser jeweils vier Sequenzen pro Szene gibt es eine gut gemachte Kommentierung von Visual Effects Supervisor John Berton. Leider fehlt hier die Möglichkeit, sich alles komplett ansehen zu können, denn so muss man die teilweise gerade einmal eine halbe Minute langen Clips jeweils einzelnen ansteuern, was auf Dauer etwas nervig wird.

  • Ägyptologie 101: Das ist eine sehr detaillierte Einführung in die ägyptische Mythologie auf Texttafeln, die ein wenig die Hintergründe des Films erläutert. Erstaunlicherweise ibeschränkt sich dieses Feature nicht nur auf Oberflächliches, sondern verweist mit vielen Untermenüs sogar noch auf kleinere Details.

  • Produktionsnotizen, Filmographien, Trailer

Enttäuschend ist allerdings der DVD-ROM-Bereich: Für "Die Mumie" lohnt sich die Anschaffung eines DVD-ROM-Laufwerks kaum, bietet der "interaktive Teil" doch nur eine leicht zusammengestutzte Auswahl des Angebots der offiziellen "The Mummy" - Filmwebsite. Das interaktive Spiel ist es nicht einmal wert, auf die Festplatte gelegt zu werden. Die Interaktivität beschränkt sich hier auf das staksige Ausweichen vor billig animierten Käfern aus dem Sarkophag der Mumie - da bietet selbst so mancher Taschenrechner mehr Gelegenheit zur Interaktion. Wem das noch nicht reicht, der kann seiner Festplatte wieder ein paar Megabyte Speicherplatz durch die Installation zweier Bildschirmschoner entziehen.

Trotz der deutlichen Defizite des DVD-ROM-Bereichs reicht es immer noch für die Bestnote. Denn alleine die Qualität des Making of liegt deutlich über dem Durchschnitt dessen, was man sonst bei den meisten DVDs geboten bekommt.

14.12.1999 

Review von Tobias Wrany (Film) und Karsten Serck (Bild, Ton und Special Features)

Test - Equipment:
TV Panasonic TX - W32D3F
DVD - Player Sony DVP-725 / Pioneer DV-717
Dolby Digital / DTS - Receiver Sony STR-DA 50 ES