Die Manns - Ein Jahrhundertroman

Studio

Bavaria Film und WDR, BR, NDR, ORF, SRG/SF DRS (2001)

Verleih

Eurovideo (2002)

Laufzeit

ca. 630 min.

Regie

Heinrich Breloer

Darsteller

Armin Mueller-Stahl, Monica Bleibtreu, Jürgen Hentsch, Veronica Ferres u.a.

DVD-Typ

3 x DVD-9

TV-Norm

PAL

Bitrate

ca. 5.15 Mbps

Bildformat

1,78:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 (448 kbps)

Untertitel

-

Regionalcode

2

Verpackung

Alpha-Box

Preis

ca. 30-35 €
Film 

1923. Ein ausgelassenes Maskenfest in der Münchner Villa der Manns. Die sechs Kinder Erika, Klaus, Golo, Monika, Michael und Elisabeth genießen den Mummenschanz. Thomas Mann erscheint als Zauberer verkleidet, und Elisabeth, die jüngste Tochter, gerade einmal fünf Jahre alt, verguckt sich in den zwanzigjährigen Tänzer Fritz ...

April 1999. Elisabeth betritt ihr ehemaliges Elternhaus, aus dem die Familie 1933 vertrieben wurde und von dem nur noch das leerstehende Erdgeschoss übriggeblieben ist. Sie öffnet eine Tür in die Vergangenheit. Sie erinnert sich an jenes Maskenfest, auf dem sie sich so unsterblich verliebte - und sie liest aus der Erzählung "Unordnung und frühes Leid", in der der "Zauberer" Thomas Mann ihren kindlichen Liebeskummer aufgeschrieben hat.

Knapp 80 Jahre liegen zwischen diesen beiden Augenblicken. Sie stecken Zeit und Raum ab für die Verfilmung einer wechsel- und leidvollen Familiengeschichte: Das Leben der deutschen Schriftstellerfamilie Mann. Heinrich Breloer, der seit Jahren fürs Fernsehen umfangreiche Dokumentationen produziert und 1997 mit dem leider noch nicht auf DVD erhältlichen Mehrteiler "Das Todesspiel" die Geschichte der Schleyer-Entführung als Doku-Drama inszenierte, bleibt auch bei den "Manns" seinem bekannten Erzählungs-Stil treu: Er vermischt dokumentarische Video-Aufnahmen mit nachgespielten Szenen. Während der dokumentarische Part vor allem aus den Erinnerungen der inzwischen verstorbenen Elisabeth Mann Borgese besteht, wird in den mit hervorragenden Schauspielern wie Armin Muüller-Stahl besetzten Spielfilmszenen das gesamte Leben der Familie Mann erzählt. Dabei bekommt auch der literarisch bislang Unbedarfte Einblick in die gesamten Kontroversen wie die Rivalität zwischen den beiden Schriftstellern Thomas und Heinrich Mann, die latente Homosexualität von Thomas und das Schicksal der Kinder. Breloer beweist mit der distanzierten, schon fast unspektakulären Erzählweise wieder einmal sein Talent zur Inszenierung großer Themen auf unterhaltsame aber zugleich informative Art und Weise. Nicht umsonst heißt der Film im Untertitel "Ein Jahrhundertroman", schließlich wird am Beispiel der Manns auch fast ein Jahrhundert deutscher Geschichte erzählt. Das ist großes Fernsehen, wie man es heutzutage nur noch selten erlebt. Man darf schon gespannt sein, welchem Thema sich Breloer nach den "Manns" widmen wird.

 

Bild 

Die Bildqualität entspricht dem, was man aus dem Fernsehen kennt. Die Aufnahmen sind sehr sauber und die Kompression weitgehend unauffällig. Sehr gut sind der Kontrast und die kräftigen Farben. Allerdings erweckt die dürftige Kanten- und Detailschärfe den Eindruck, als ob das Bild-Master erst nachträglich auf 16:9 (anamorph) interpoliert worden wäre, was insbesondere aufgrund des pixelhaften Aliasiang-Effektes auffällt, der an den Kanten von Objekten stellenweise auftritt. So bleibt die Qualität deutlich hinter dem Detailreichtum echten 16:9-Materials zurück.

 

Ton 

Obwohl "Die Manns" primär eine Dokumentation ist, bekommt man auch hier Dolby Digital 5.1-Ton geboten. Der ist natürlich nicht so spektakulär wie bei einem richtigen Spielfilm, aber dennoch sind immer sehr deutlich auch die Surround-Kanäle herauszuhören. Breloer nutzt dies insbesondere für die Musik, mit der er den Stimmungsverlauf der Dokumentation unterstützt. Zwar ist der Klang meist recht monoton, doch für TV-Verhältnisse kann man damit recht zufrieden sein.

 

Special Features 

Parallel zum Doku-Drama "Die Manns" wurde auch noch die Dokumentation "Unterwegs zur Familie Mann" gedreht, die als jeweils 90 Minuten langer Dreiteiler in den dritten Fernsehprogrammen gezeigt wurde. Wer "Die Manns" gesehen hat, wird hier allerdings wenig Neues finden, handelt es sich doch hierbei in erster Linie um eine spezielle Version des Doku-Dramas, welches die dokumentarischen Szenen in verlängerter und ergänzter Form enthält. Zum Teil lassen sich diese Inhalte auch über den auf den DVDs optional wählbaren "Interactive Mode" während der Hauptdokumentation betrachten, ansonsten findet man die drei Teile der Dokumentation auf jeweils einer der insgesamt drei DVDs. Aber damit noch nicht genug: Auf der DVD Nr. 3 folgt noch ein rund 45 Minuten langes Making of, in dem die Macher ein wenig über die Inhalte und Ideen reden, die in der Serie erzählt werden sollten - quasi als Dokumentation über die Dokumentation. So bekommt man auf den drei DVDs mit insgesamt mehr als 10 Stunden Laufzeit eine Fülle von Informationen, die sich insgesamt hervorragend ergänzen und ein positives Gesamtbild ergeben.

Review von Karsten Serck

Test- Equipment:
TV Panasonic TX-W32D3F
DVD-Player Sony DVP-NS900V
AV-Receiver Yamaha RX-V3000RDS

21.03.2002