Der unsichtbare Dritte

North By Northwest

Studio

United Artists /MGM (1959)

Verleih

Warner (2001)

Laufzeit

ca. 131 min. (FSK 12)

Regie

Alfred Hitchcock

Darsteller

Cary Grant, Eva Maria Saint, James Mason u.a.

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,78:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Englisch, Dolby Digital 5.1
2. Deutsch, Dolby Digital 1.0
3. Audio-Kommentar Drehbuchautor Ernest Lehman, Dolby Digital 2.0
4. Isolierter Music Score, Dolby Digital 2.0

Untertitel

Deutsch, Deutsch für Hörgeschädigte, Holländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch, Isländisch, Italienisch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25 EURO
Film   

Wenn es ein Musterbeispiel für den korrekten amerikanischen Durchschnittsbürger gibt, dann gehört der in der Werbebranche tätige Roger Thornhill (Cary Grant) bestimmt zu den heißesten Anwärtern auf diesen Posten. Aber dann ist er am falschen Ort zur falschen Zeit und flugs befindet er sich mitten in einem Strudel von Intrigen und Komplotten undurchsichtiger Geheimdienstorganisationen wieder. Er muss sich nicht nur Entführungen und diverser Mordversuche erwehren, sondern bekommt es auch mit der ebenso geheimnisvollen wie faszinierenden Eve (Eva Marie Saint) zu tun. Und mit einem Herrn namens George Kaplan, der anscheinend einen der Schlüssel zur Lösung des Falles darstellt und mit dem Thornhill selbst fatalerweise verwechselt wurde, was die ganzen Ereignisse für ihn erst in Gang setzte. Doch ein ums andere Mal wächst Thornhill über sich selbst hinaus und kann, abgeschnitten von aller staatlicher Hilfe, die ihm allein schon deshalb verwehrt ist, da er inzwischen aufgrund Mordverdachts auch von den eigenen Ordnungshütern gejagt wird, seinen Gegnern, unter Führung des zwielichtigen Phillip Vandamm (James Mason), ein Schnippchen nach dem anderen schlagen. 

Und das alles nur, weil der Chef des Geheimdienstes, der ihm leicht helfen könnte, dies aus ganz bestimmten Gründen bewusst unterlässt. Quer durch die Vereinigten Staaten geht die Jagd, immer Richtung Nord-West. Schließlich kommt es zum großen Finale auf dem Monumentaldenkmal des Mount Rushmore. Und so riskiert Thornhill auf den steinernen Präsidentenköpfen sein Leben für eine Frau, die ihn kurz zuvor noch schnöde verraten hatte.

"North By Northwest" (Der unsichtbare Dritte) ist großes Kino, alleine schon deshalb, weil es dem Film gelingt, all das zu vereinen, was die Erzählform "Film" besonders auszeichnet: Unterhaltung und Anspruch, Spannung und Humor, eine dichte Story und eindrucksstarke Bilder; Alfred Hitchcock beweist in echter Perfektion sein Können, wobei er hier eindeutig seine leichtere Seite zum Vorschein bringt, ohne dass sich der Thrilleraspekt dadurch irgendwelche Abstriche gefallen lassen müsste. Und auch die weitgehende Abwesenheit der hitchcockschen Amateur-Psychologie macht sich dabei durchaus positiv bemerkbar.

Der Film überzeugt schon in seinem Panorama, der Geschichte vom unbedarften Normalbürger, der unverhofft in Ereignisse hineingezogen wird, die er zunächst nicht einmal versteht, denen er aber auch später als vollkommener Anfänger gegenübersteht und dennoch aus eigener Kraft meistert, ohne auf unglaubwürdige Weise plötzlich besondere Fähigkeiten aufweisen zu müssen. Dass für diese Rolle kaum eine idealere Besetzung als den (ungeachtet seiner britischen Herkunft) All-American-Gentleman Cary Grant existierte, bedarf keiner weitergehenden Erläuterung. So folgt er seinem "Leidensweg", gezwungen von einem Drehbuch, dass zwar einen Haken nach dem anderen schlägt und durch selektive Aufdeckung der wahren Hintergründe den Spannungspegel stets am Anschlag hält, sich jedoch nie in den selbst gebauten Fallen und Finten verfängt.

Ein noch nachhaltigerer Eindruck kommt jedoch den Details zu, brillante Einzelszenen, die nicht lediglich die Sahnehäubchen des Films ausmachen, sondern seine Essenz darstellen. Insofern darf der Hinweis auf einen der berühmtesten Moment der Filmgeschichte nicht fehlen, den Mordanschlag mit dem Flugzeug. Dabei war es Hitchcock doch eigentlich nur darum gegangen, zu den althergebrachten filmischen Mordszenerien einen vollkommenen Kontrapunkt zu setzen. Also das Gegenteil einer finsteren, regnerischen Nacht, in der sich das Opfer einer schemenhaften Gestalt erwehren muss, die plötzlich aus einer dunklen Ecke auftaucht. Stattdessen also eine sonnenüberflutete Ebene, unberührt, soweit das Auge reicht und ein Flugzeug zur Insektenvernichtung fängt unvermittelt an, den Helden zu attackieren. Dass die Spannung der Situation sogar noch größer ist als bei einem formelgerechten Aufbau der Szene, liegt vor allem daran, dass trotz der für ihn so realen Gefahr auch die Hauptfigur mit ähnlichem Unglauben wie der Zuschauer auf den Angriff reagiert und folglich seine Fluchtreflexe nur mit Zeitverzögerung in Gang gesetzt werden.

Aber es finden sich noch so viele andere erinnerungswürdige Aufnahmen, dass "North By Northwest" nicht auf diesen einen Höhepunkt beschränkt bleibt; ob das Finale am Mount Rushmore als weiteren Meilenstein des Spannungskinos oder, am anderen Ende der Skala, die überbordende Komik, als Thornhill sich sicheres Geleit aus der Auktionshalle organisiert.

 

Bild   nostar.gif (159 Byte)

Im Original in 1:66:1 vorliegend, wurde für die DVD ein komplett neuer anamorpher Transfer erstellt, dessen visuelle Qualitäten äußerst beachtlich sind und nicht glauben lassen, dass "North By Northwest" 1959 gedreht wurde. Sicherlich, gemessen an heutigen Standards sind schon Abstriche zu machen, aber besonders der relativ rauschfreie Zustand, verbunden mit einer akzeptablen Bildschärfe, macht deutlich, dass erhöhter Aufwand betrieben wurde, um den Film auf DVD ansehnlich erscheinen zu lassen. Bei den Detailaufnahmen von den Gesichtern der Akteure sieht man zwar die Spuren des verwendeten Rauschfilters an den zu weich gezeichneten Gesichtskonturen und einem leichten, weißlichen Schleier, ebenso wirkt die Farbgebung etwas künstlich, aber insgesamt kann der Filmfan mit dem Ergebnis wirklich zufrieden sein. 

Auch sind die Abnutzungen des Masters gut kaschiert, krasse Drop-Outs oder Verschmutzungen sind nur relativ selten zu finden. Der Kontrastumfang ist befriedigend, hier aber wird das Alter des Films schon unmissverständlich deutlich, denn an die feinen Abstufungen heutiger DVDs kommt "North By Northwest" nicht heran. Das Bild wirkt stellenweise etwas milchig. Ebenso neigen helle Flächen zum Überstrahlen, was für eine leichte Überbetonung heller Bildflächen sorgt. Überraschend gut sind Bildruhe und Detailtreue, die gesamte Farbbalance ist für einen über 40 Jahre alten Film erstaunlich gut. Insgesamt ein erfreuliches Resultat, das aufgrund der sichtbaren hohen Bemühungen auch mit einer guten Bewertung belohnt wird.

 

Ton  halfstar.gif (170 Byte)nostar.gif (159 Byte)nostar.gif (159 Byte)

Tontechnisch wurde ein hoher Aufwand betrieben und eine neue 5.1-Abmischung für die englische Originaltonspur angefertigt. Das Ergebnis ist beachtlich, da zunächst die Skepsis bei derartigen Tonspuren groß ist. Oftmals nämlich ist der klangliche Gewinn einer 5.1-Abmischung von ursprünglich in Mono vorliegendem Material kaum herauszuhören. Hier hingegen ist sogar etwas mehr als nur ein Anflug von Räumlichkeit wahrzunehmen, wenn auch die ganze Klangkulisse mittenbetont und etwas blechern klingt. Trotzdem, sogar aus den Surroundlautsprechern kommen ab und zu Klanganteile, auch wenn das Effektspektrum stark eingegrenzt ist und die Wiedergabequalität durch den Grundrauschpegel eingeschränkt ist. Dies merkt man auch beim gut eingebauten Soundtrack, der mit einem ausreichenden Gefühl von räumlicher Weite aufwarten kann. Insgesamt kommen nur, auch das ist typisch für solche Abmischungen, trotzdem noch zu viele Klanganteile aus dem Center. Hervorzuheben ist die ordentliche Stimmwiedergabe sowie der für eine derartige Ausgangsbasis brauchbare Basseinsatz. Fazit: In Anbetracht der Möglichkeiten eine gelungene Abmischung.

Dies kann man von der deutschen Version in Mono nicht behaupten. Dynamik ist praktisch nicht vorhanden, die Wiedergabe ist mittig-muffig, und so will keine rechte akustische Freude an Hitchcocks Meisterwerk aufkommen. Wenigstens sind die Stimmen einigermaßen gut verständlich, Kratzen oder Rauschen hält sich in erträglichen Grenzen.

 

Special Features   halfstar.gif (170 Byte)nostar.gif (159 Byte)

"North By Northwest" glänzt mit einer erfreulich ausführlichen und fundierten Dokumentation zu Hitchcocks Meisterwerk, durch die Entstehungsgeschichte führt Eva-Maria Saint. Weggefährten von Hitchcock äußern sich über die Zusammenarbeit mit dem "Meister der Spannung".  Natürlich wird auch auf die Genese von Ausnahmeregisseur Hitchcock eingegangen, auf dei Auswahl der Schauspieler für die Hauptrollen, die Drehorte und die Dreharbeiten. Rund 40 Minuten Making oOf, die sich kein Filmfan entgehen lassen sollte. Ansonsten gibt es als Extras den US-Kinotrailer und einen US-TV-Spot, ebenso eine Fotogalerie, einen Audiokommentar von Drehbuchautor Ernest Lehman sowie einen isolierten Music Score mit der beeindruckenden Filmmusik von Bernard Herrmann. Insgesamt nicht allzu viele, dafür außerordentlich interessante Extras, was im Besonderen auf das Making of und den Audio-Kommentar zutrifft. Die Menügestaltung passt sehr gut zum Film.

  • Audiokommentar mit Drehbuchautor Ernest Lehman

  • Isolierter Music Score

  • Dokumentation: "Destination Hitchcock: The Making Of North By Northwest", deutsch untertitelt

  • US-Kinotrailer und -TV-Spot

  • Fotogalerie

Review von Tobias Wrany (Inhalt) und Carsten Rampacher (Bild, Ton, Special Features)

Test - Equipment:
TV  Sony KV-32FS60D
DVD-Player Pioneer DV-737, Kenwood DVF-R9030
THX Surround EX/DTS ES Discrete 6.1-Verstärker Denon AVC-A1SE, DD/DTS-Verstärker Yamaha DSP-AX1
Dolby Digital EX/DTS ES Compatible-Verstärker Yamaha DSP-AX1
Aktive Subwoofer Yamaha YST-SW800 (vorne), Yamaha YST-SW320 (hinten)

05.06.2001