Der Stellvertreter

Original

Amen

Studio

Claude Berri / TF1 Films (2002)

Anbieter

Concorde Home Entertainment (2003)

Laufzeit

125:44 min. (FSK 12)

Regie

Costa-Gavras

Darsteller

Ulrich Tukur, Mathieu Kassovitz u.a.

DVD-Typ

DVD-9

TV-Norm

PAL

Bitrate

5.84 Mbps (Video: ca. 4.8 Mbps)

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 (448 kbps)
2. Deutsch, Dolby Digital 2.0 (224 kbps)
3. Englisch, Dolby Digital 2.0 (224 kbps)

Untertitel

Deutsch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 20-25 €
Film 

Der gläubige Familienvater Kurt Gerstein (Ulrich Tukur) ist als Leiter der Desinfektionsabteilung beim Hygiene-Institut der Waffen SS für die Versorgung der Konzentrationslager mit dem Gas Zyklon B verantwortlich. Als er auf einer seiner Dienstreisen nach Polen in einem Lager Augenzeuge des Genozids wird, wird ihm klar, dass es nicht wie der Großteil der deutschen Bevölkerung wegsehen kann. In der Überzeugung, ein "Aufstand der Aufrechten" könnte die Judenvernichtung stoppen - schon längst rattern Viehwaggons mit ihrer menschlichen Fracht unerbittlich gen Osten - kontaktiert er hochrangige Personen der evangelischen Kirche und Vertreter anderer Staaten, um die Welt aufmerksam zu machen. Doch seine couragierten Versuche, die Gräuel der Nazis publik zu machen, stoßen auf eine Mauer der Ignoranz, auf Grund seiner SS-Mitgliedschaft werden seine Berichte nicht ernst genommen. Denn was für alle anderen unbegreiflich und unvereinbar scheint: Für Gerstein ist seine Funktion als Offizier der Waffen-SS eine Möglichkeit, als Teil der Mordapparates die unfassbaren Gräueltaten der Nazis zu bezeugen und darauf aufmerksam zu machen. Gerstein beschließt, den Papst als höchste moralische Instanz über die Judenvernichtung durch die Deutschen zu informieren. Er findet Unterstützung beim Jesuitenpater Ricardo Fontana (Mathieu Kassovitz), der als Sohn eines hochrangigen und einflussreichen Laien im Vatikan eine Audienz bei Papst Pius XII. (Marcel Iures) zu arrangieren versucht. Zwar lässt Fontana nichts unversucht, doch der Papst weigert sich, den Massenmord vor der Weltöffentlichkeit anzusprechen. Denn der Vatikan verfolgt seine eigenen Ziele, darüber hinaus fühlt er sich trotz des Gebots der Nächstenliebe nicht für die Juden Europas zuständig. Selbst als die jüdische Bevölkerung Roms vor den Augen Pius XII. deportiert werden, greift der Papst nicht ein....

"Der Stellvertreter" basiert auf einem gleichnamigen Bühnenstück des Dramatikers Rolf Hochhuth. Dem griechischen Regisseur Constantin Costa-Gavras gelang es hervorragend, diese komplexe Geschichte in einem nur knapp mehr als zwei Stunden langen Film zu erzählen. Denn eigentlich bietet die Geschichte gleich Stoff für zwei Filme. Beide Themen, die Tragödie Kurt Gersteins und die Rolle der Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus sind so umfassend, dass sie hier nur angerissen werden können. So merkt man dem Film auch die Dichte an, mit der die Geschichte ohne große Sub-Plots sehr fließend erzählt wird. Regisseur Costa-Gavras gelang es aber sehr gut, den Ablauf der Ereignisse parallel aneinander zu stellen und miteinander zu verknüpfen. Obwohl der Film recht deutlich Position bezieht, verzichtet er aber auf pathetische Anklagen, sondern legt selbst den Kirchenvertretern recht rationale Motive in den Mund, deren Verhalten so aber noch viel zynischer erscheint. Costa-Gavras vermeidet dramatische Aufnahmen von Opfern, sondern erzielt die Betroffenheit des Zuschauers vielmehr durch symbolische Elemente wie die immer wiederkehrenden Bilder von endlos in Richtung West-Ost fahrenden Zügen, die dem Zuschauer vermitteln, wie hinter den Kulissen der Öffentlichkeit immer mehr Juden in die Vernichtungslager transportiert werden. Ulrich Tukur verkörpert die Person des Kurt Gerstein ohne verklärende Heldenhaftigkeit. Vielmehr gelingt es ihm hervorragend, auch den Zwiespalt darzustellen, in dem sich dieser befindet, da er ungeachtet seiner moralischen Abscheu und den Versuchen, die Vernichtung der Juden zu verzögern, in leitender Funktion mitverantwortlich für die todbringenden Zyklon B-Lieferungen ist. Mit seinem provokanten Ende bringt der Film schließlich doch noch die Kritik an der Kirche auf den Punkt, indem gezeigt wird, wie die Hilfe, die man den Juden verweigerte, plötzlich einem vor den Siegermächten flüchtenden SS-Schergen ohne Zögern zuteil wird.

 

Bild 

Die DVD bietet ein erfreulich gutes Bild, was bei Concorde ja nicht unbedingt selbstverständlich ist. Das Master ist sehr sauber und wird weder durch Kratzer noch deutliches Rauschen gestört. Die Farben und der Kontrast sind hervorragend und sorgen für ein sehr plastisches, leuchtendes Bild, dass im Gegensatz zu vielen Filmen mit Kriegs-Themen auch nicht optisch verfremdet wurde. Bei Betrachtung aus naher Distanz fällt allerdings doch etwas die eingeschränkte Detailschärfe ins Auge, die hinter der nutzbaren PAL-Auflösung zurückbleibt. Die Kompression wurde mit einer Bitrate von nur 4.8 Mbps durchgeführt, produziert aber nur in geringem Ausmaß eine leichte Unruhe im Bild, jedoch kein deutliches Blockrauschen.

 

Ton 

Dem Genre entsprechend spielt der Ton bei "Der Stellvertreter" nur eine Nebenrolle. Außer einer recht authentischen räumlichen Wiedergabe der Umgebungsgeräusche und der sehr gut eingebundenen dramatischen Filmmusik bietet der Film keine richtigen Surround-Effekte und erlaubt so zumindest auch die vollkommene Konzentration auf die Dialoge.

 

Special Features 
  • Dokumentation "Pius der XII. - Der Papst, die Juden und die Nazis" (59:30 min.): Diese umfangreiche Dokumentation wurde von der britischen BBC produziert und behandelt ganz unabhängig vom Film die Geschichte der Kirche zur Zeit des Nationalsozialismus. Sie besteht nicht nur aus vielen O-Tönen, sondern wird auch durch einen Off-Kommentar zur Darstellung des zeitlichen Ablaufs der Ereignisse begleitet. Die Dokumentation ist im englischen Original auf dieser DVD. Optional stehen deutsche Untertitel zur Auswahl.

  • Von Kurt Gerstein zu Ulrich Tukur (16:56 min.): Diese ebenfalls englische Dokumentation portraitiert Hauptdarsteller Ulrich Tukur, der den Heimatort von Kurt Gerstein besucht. Interessant ist dabei, dass Tukur selbst auch einen direkten Bezug zur Person, die er darstellt hat, da er für einige Zeit in dem gleichen Haus, welches Gerstein bewohnte, auch eine Wohnung hatte.

  • Trailer, Text-Infos zu Besetzung und Stab, Bildergalerie, DVD-ROM-Part mit Weblinks

Review von Karsten Serck

Test-Equipment:
TV Panasonic TX-W32D3F
DVD-Player Sony DVP-S9000ES
AV-Verstärker Yamaha DSP-AZ1

29.04.2003