Der Schuh des Manitu

Studio

Constantin Film (2001)

Verleih

BMG Video (2002)

Laufzeit

81:18 min.

Regie

Michael Herbig

Darsteller

Michael Herbig, Christian Tramitz, Sky Du Mont, Rick Kavanian, Marie Bäumer u.a.

DVD-Typ

2 x DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

2,35:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 (448 kbps)
2. Audio-Kommentar mit Michael Herbig und Rick Cavanian (224 kbps) 
3. Deutsch, DTS 5.1 (754 kbps)

Untertitel

Deutsch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25-30 EUR
Film 

Der Apachen-Häuptling Abahachi sorgt mit seinem Blutsbruder Ranger im Wilden Westen für Ordnung und Gerechtigkeit. Im Land wo die Schoschonen wohnen, müssen die herzensguten Helden dem Häuptling der Schoschonen, Listiger Lurch, die traurige Kunde vom Tod seines Sohnes Falscher Hase überbringen. Wie so oft landen die ahnungslosen Boten am Marterpfahl und werden auch noch beschuldigt, das Gold des Oberhäuptlings gestohlen zu haben. Gefesselt unter der gleißenden Sonne rekonstruieren Abahachi und Ranger, wie sie in die missliche Situation geraten konnten. Mit einem geborgten Goldschatz der Schoschonen wollten sie dem Immobilienmakler Santa Maria ein Apachen-Stamm-Lokal abkaufen. Als die beiden feststellten, dass sie von dem schmierigen Santa Maria übers Ohr gehauen wurden, war es schon zu spät, und ihr Begleiter Falscher Hase musste sein Leben lassen. Zu dumm, dass sich der Bösewicht die Freundschaft von Listiger Lurch erschlichen hat. Glücklicherweise gelingt Abahachi und Ranger die Flucht, und auf der Puder Rosa Ranch bitten sie Abahachis schwulen Zwillingsbruder Winnetouch um Hilfe. Der weiß, wo sich die vier Teile einer Schatzkarte befinden. Zu dritt machen sie sich auf die Suche nach dem Goldschatz, um Listigen Lurch wieder zu versöhnen. Bei ihrem Abenteuer treffen sie auf die Barsängerin Uschi, in die sich Ranger hoffnungslos verliebt. Die Freunde ahnen nicht, dass Uschi selbst eine nicht zu unterschätzende Hilfe bei der Suche nach dem Schatz sein wird....

Michael "Bully" Herbig gehört mit seiner "Bullyparade" zu den bekanntesten Blödelbarden, die sich auf deutschen Mattscheiben herumtreiben. Der Stil der Kalauer ist auch in "Der Schuh des Manitu" von der gleichen Sorte - allzu hohe Ansprüche an den Humor sollte man also nicht haben. Trotz einiger Defizite wie vieler Rohrkrepierer-Witze und einer wenig einfallsreichen Story ist der "Schuh des Manitu" aber immer noch eine durchaus amüsante Parodie auf die Karl May-Verfilmungen aus den sechziger Jahren geworden. Das liegt in erster Linie daran, dass "Der Schuh des Manitu" recht raffiniert die nostalgischen Elemente der Karl May-Filme, anderer Western sowie Indiana Jones kopiert und dabei sogar stilistisch anspruchsvolle Aufnahmen im Cinemascope-Format bieten kann. Viele Bilder und auch die Musik erinnern an die bekannten Filme mit Pierre Brice und Lex Barker, wobei beachtet werden sollte, dass nicht Winnetou und Old Shatterhand direkt persifliert werden, sondern Abahachi und Ranger eigenständige Figuren sein sollen. Wenn "Bully" also weniger von einer Parodie als vielmehr von einer "Hommage" spricht, so nimmt man ihm dies durchaus ab, denn die Art und Weise, wie hier der "Wilde Westen" zum Witzobjekt gemacht wird, ist zwar sehr flach, doch gleichzeitig gibt er die Vorbilder nicht einfach der Lächerlichkeit preis. Selbst Karl May wird zwar zum Objekt des Humors gemacht, dabei aber noch recht versöhnlich behandelt. Richtig originelle Pointen bietet der Film indes aber nur an wenigen Stellen, selbst wenn die Gags nach der Devise "Witz komm raus, du bist gefangen" oft in die Unendlichkeit ausgedehnt werden. Ein Paradebeispiel hierfür ist die tuntige Darstellung des "Abahachi", die schnell auf die Nerven geht. Der Humor ergibt sich da schon eher auf unfreiwillige Art und Weise, wenn Abahachi und Ranger, die ja echte Südstaatler sein sollen, daher (ganz logisch) in süddeutschem Dialekt miteinander reden und in den unpassendsten Situationen plötzlich die unglaublichsten Dialoge beginnen. So bekommt manches an sich belanglose Statement schon alleine durch die Mundart einen witzigen Einschlag. Kulturkritiker werden sich zwar sicherlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wieso ausgerechnet noch eine vollkommen alberne Blödelkomödie mit insgesamt mehr als 10 Millionen Zuschauern "Otto - Der Film" als erfolgreichsten deutschen Film aller Zeiten ablöste, doch alle anderen, die über Bullys Gags lachen können, sollten sich den Spaß nicht verderben lassen, der mit gerade einmal rund achtzig Minuten lediglich etwas kurz ausfällt.

 

Bild 

Von den Farb- und Kontrastwerten ähnelt "Der Schuh des Manitu" mit seinen erdigen Farbtönen eher dem Look der alten Karl May-Filme als einem modernen Film des Jahrgangs 2001. Der Kontrastumfang ist sehr steil und das Bild überstrahlt ein wenig, während gleichzeitig dunkle Bildbereiche schnell nur noch tiefstes Schwarz ohne weitere Nuancen erkennen lassen. Gleichzeitig wirken die Farben leicht verfremdet und nicht ganz so kräftig wie sie eigentlich sein sollten. Das Bild ist nicht sonderlich scharf. Gerade im oberen Frequenzbereich ist die Detailwiedergabe nicht optimal. Das Bild wirkt etwas ausgefranst, ein Effekt, der durch leichten Rauschfiltereinsatz noch verstärkt wird. Vergleicht man die "Deleted Scenes", so stellt man fest, dass die fremdartige Optik nicht ganz gewollt so im Stile der alten Karl May-Filme gehalten ist, sondern auf die Abtastung zurückzuführen ist. In Rücksprache mit BMG hat sich ergeben, dass dieser stark verfremdete Look bewusst vom Kameramann Stefan Schuh, der die Abtastung persönlich kontrolliert hat, so gewollt war, eine Entscheidung, die man so hinnehmen muss, aber kein Grund zur Milde ist. Denn das Bild ist so leider schlechter geworden als es eigentlich hätte werden können, was insbesondere schade ist, da die eleganten Kamerafahrten und Einstellungen wirklich etwas sind, was "Der Schuh des Manitu" aus dem deutschen Komödieneinerlei hervorhebt. Den Vergleich hat man auch direkt zur Hand. Denn die Deleted Scenes im Bonus-Material wurden nicht in den Farb- und Kontrastwerten korrigiert und sehen deutlich besser aus, vor allem sind hier die Farben und der Kontrast nahezu optimal. Trotz einer hohen Bitrate von im Schnitt mehr als 7 Mbps ist die Kompression etwas unruhig und lässt stellenweise auch leichtes Blockrauschen erkennen.

 

Ton 

Der Sound bietet weitaus mehr als man normalerweise von einer Komödie erwarten sollte, gerade wenn sie aus deutschen Landen kommt. Doch der Sound-Mix ist sehr gelungen, was nicht zuletzt dem Music Score von Komponist Ralf Wengenmayr zu verdanken ist, der sehr viel Ähnlichkeit zu der ursprünglichen Musik der echten Karl May-Filme erkennen lässt. Der Sound ist sehr voluminös und überzeugt durch eine sehr gute Höhenwiedergabe. Er spricht auch die Surroundkanäle deutlich an, so dass sich ein recht überzeugendes Klangpanorama ergibt. Auch die Surround-Effekte bieten so einige kleine Überraschungen, denn von Zeit zu Zeit hört man plötzlich von hinten ein paar sehr prägnante Effekte. Der DTS-Mix klingt in erster Linie etwas voluminöser, bietet ansonsten aber nicht unbedingt einen deutlich hörbaren Vorteil.

 

 

Special Features 

Das Bonus-Material ist auf zwei DVDs verteilt. Auf DVD Nr. 1 ist zunächst der Film, den man sich im "Intellimode" ansehen kann, der in den laufenden Spielbetrieb Einblendungen einfügt, die die Möglichkeit geben, auf passend zur laufenden Szene ausgewählte Zusatzfeatures zuzugreifen. Der Intellimode wurde hier gelungen umgesetzt und kommt oft zum Einsatz. Gelungen sind insbesondere die vielen Vergleiche mit Szenen aus den "echten" Winnetou-Filmen, die als Vorbild gedient haben. Im Vergleich zu vorherigen Intellimode-DVDs besteht bei "Der Schuh des Manitu" auch die Möglichkeit, Untertitel einzublenden, was bislang für einige Schwierigkeiten sorgte. Es fehlt allerdings für alle, die erst einmal den Film ganz in Ruhe sehen wollen, die Möglichkeit, die Intellimode-Sequenzen auch unabhängig vom Film zu sehen. Zu einem Großteil findet man die Intellimode-Features aber auch im Bonus-Material auf der zweiten DVD wieder. Auf der ersten DVD ist außerdem noch ein Audio-Kommentar mit Bully und Rick Kavanian vorhanden. Wie auch im Film sollte man hier nicht alles für bare Münze nehmen, aber witzig und zugleich informativ ist dieser Kommentar auf jeden Fall, der sogar bis zum Schluss sein Tempo beibehält. 


Extras auf DVD Nr. 2:

  • Die Legende: Die erste Rubrik auf der zweiten DVD beginnt zunächst mit Produktionsnotizen, die quasi die Vorgeschichte des Films erzählen. Die Texte sind informativ geschrieben, leider aber in schwarzer Schrift vor bemustertem Hintergrund nicht ganz ohne Probleme ablesbar. Nächstes Special ist ein rund 22 Minuten langes Making of. Natürlich entspricht dieses von der Machart dem gleichen Stil des Films und strotzt nur so voller Albernheiten, lässt aber gleichzeitig auch die Infos nicht zu kurz kommen. Nur mäßig witzig sind die Outtakes, dafür befinden sich unter den insgesamt 17 Deleted Scenes inklusive einem alternativen Anfang durchaus Szenen, die ohne Probleme in den doch recht knappen Film hätten übernommen werden können. Letztes Feature in diesem Bereich ist ein Clip namens "Private Parts". Dieser zeigt einige Aufnahmen von der Suche nach geeigneten Drehorten sowie Behind The Scenes-Material von den Dreharbeiten.

  • Die unendlichen Jagdgründe der VFX: Die Special Effects spielen in der Schuh des Manitu eine weitaus größere Rolle, als man es zunächst glauben möchte. So musste Bully z.B. in vielen Szenen, wo er auch als "Winnetouch" zu sehen ist, gleich zwei Mal untergebracht werden. Dieser rund acht Minuten lange Clip zeigt nicht nur, mit welchen Tricks dies realisiert wurde, sondern auch die Entstehung der ziemlich spektakulären Fahrt auf dem unterirdischen Schienensystem.

  • PR-Wüste: Zunächst findet man hier einen Trailer, vier sehr ähnliche TV-Spots sowie mehrere Radio-Spots. Unter dem Stichwort "Das schreibt die Presse" sind dann Headlines von Filmkritiken zu sehen, die sogar Platz für negative Kritik lassen. Highlight in dieser Rubrik sind aber die "Fernsehauftritte der Rothäute und Bleichgesichter" Das sind 6 TV-Auftritte von Bully & Co. Es handelt sich hierbei nicht nur um kurze Ausschnitte, sondern z.B. beim Auftritt in der NDR Talk Show um einen richtig umfangreichen Beitrag. Witzig ist hierbei das chamäleonartige Verhalten von Bully, der je nach Publikum seinen Film mal als Komödie verkauft, dann aber in der NDR Talk Show darauf besteht, dass "Der Schuh des Manitu" die Geschichte der Indianer dem Publikum nahe bringen will. Etwas albern ist lediglich der Auftritt beim TV-Kasper Stefan Raab geraten. "Der Schuh des Manitu goes Hollywood" zeigt die Bemühungen, dem Film auch über die Landesgrenzen hinaus zum Erfolg zu verhelfen: Der große Erfolg von "Der Schuh des Manitu" erweckte bei den Machern den Wunsch, auch den schwierigen US-Markt zu erobern. Da das US-Publikum noch ablehnender als das deutsche auf fremdsprachige Filme reagiert, musste "Der Schuh des Manitu" erst einmal ins Englische synchronisiert werden. Das erste Ergebnis kann man hier in einem rund 15 Minuten langen "Showreel" begutachten. Alternativ lassen ich Bully & Co. auch bei der eigenen Synchronisation beobachten, die sprachlich ähnlich skurril wie das deutsche Original erscheint.

  • "Winnetouch's Urlaubs-Dias" ist das, was allgemein unter dem Namen "Bilder-Galerie" präsentiert wird. Bully präsentiert dies als eine Art Dia-Show, die mit Kommentaren von "Winnetouch" versehen wird.

  • Abahachi's Stammbaum: Wer die komplexen (echten) und Blutsbrüderschaften des Filmes nicht ganz nachvollziehen kann, bekommt hier den Überblick über die richtigen Familienverhältnisse. Das Ganze wird gespickt mit netten Goodies wie kurzen Interviews, Trailern zu allen drei Winnetou-Filmen oder einer "Extended Version" der Zither-Musik, die von "Winnetouch" als Hintergrundmusik für die Menüs gespielt wird.

  • Bleichgesichter: Hier findet man Biographien der wichtigsten Darsteller des Filmes, die sich nicht nur auf reinen Text beschränken, sondern auch noch Platz für kurze Interviews einräumen.

  • DVD-ROM: Für Besitzer eines DVD-ROM-Laufwerkes gibt es im DVD-ROM-Part noch einige zusätzliche Infos wie Interviews oder Produktionsnotizen und im Bereich "DVD-Fun" einige kleine Spielereien wie Bildschirmschoner oder eine Demo des PC-Games. Leider wird als Basis für den DVD-ROM-Content der "PC Friendly-Player" genutzt, den es inzwischen aber schon in einer deutlich verbesserten Version als "InterActual"-Player gibt.

Fazit: Während deutsche Labels bei großen Hollywood-Produktionen selten viel eigene Kreativität beweisen können, da das Bonus-Material meist eh von der US-DVD übernommen wird, bekam BMG hier einmal die Gelegenheit, ganz auf eigene Faust eine DVD zusammenzustellen. Dies ist außerordentlich gut gelungen, denn hier stimmen sowohl Masse als auch Klasse der Extras. Ehrlich gesagt bietet das Bonus-Material sogar mehr Unterhaltung als der Film selbst, wie z.B. der TV-Auftritt von "Bully" bei der NDR Talk Show demonstriert. Highlight der DVD ist aber der hervorragende Audio-Kommentar mit Bully, in dem man Michael Herbig auch mal von einer etwas seriöseren Seite kennenlernt sowie die gute Umsetzung des Intellimode-Features. Zwar bietet die DVD auch einen guten Sound, doch gerade in der wichtigsten Disziplin, der Bildqualität, bleibt der "Schuh des Manitu" leider hinter den technischen Möglichkeiten zurück.

Review von Karsten Serck

Test - Equipment:
TV Panasonic TX-W32D3F
DVD - Player Pioneer DV-737
Dolby Digital / DTS - Receiver Yamaha RX-V3000RDS

10.12.2001