Der Herr der Ringe - Die Gefährten - Extended Edition

Original

Lord Of The Rings - Fellowship Of The Ring

Studio

New Line Cinema (2001)

Verleih

Warner Home Video (2002)

Laufzeit

101:15 / 117:24 min. (FSK 16)

Regie

Peter Jackson

Darsteller

Elijah Wood, Ian McKellen, Viggo Mortensen u.a.

DVD-Typ

4 x DVD-9

Bitrate

8.13 Mbps (Video: ca. 5.7 Mbps) / 7.45 Mbps (Video: ca. 5 Mbps)

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

2,35:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 EX (448 kbps)
2. Deutsch, DTS ES 6.1 Discrete (754 kbps)
3. Englisch, Dolby Digital 5.1 EX (448 kbps)
4. Audio-Kommentar Regisseur & Autoren (192 kbps)
5. Audio-Kommentar Design-Team (192 kbps)
6. Audio-Kommentar Produktions- und Postproduktions-Team (192 kbps)
7. Audio-Kommentar Darsteller (192 kbps)

Untertitel

Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte

Regionalcode

2

Verpackung

Digipak

Preis

ca. 40 €
Film 

Da der Inhalt der Geschichte aufgrund seiner jahrzehntelangen Popularität selbst Analphabeten jedenfalls annähernd bekannt sein sollte, hier nur ein kurzer Anriss des Geschehens: Es geht um einen machtvollen Ring, dem besondere Kräfte zukommen. In der Hand des Bösen bedeutete er die vollständige Unterwerfung aller Lebewesen. Deshalb trachten die Verteidiger des Guten unter Führung des Zauberers Gandalf danach, den Ring, der sich aufgrund eines glücklichen Zufalls in ihrem Besitz befindet, endgültig zu vernichten. Dies kann jedoch nur am Ort seiner Entstehung gelingen und dies ist ausgerechnet im Herzen des Feindlandes. Also macht sich eine Schar Getreuer, gemischt aus Hobbits, Elben, Menschen und Zwergen, auf, um das praktisch Unmögliche zu wagen. Auf ihrem Weg (der erst im dritten Teil der Verfilmung beendet sein wird) treffen sie nicht nur auf zahlreiche übelgesinnte Kreaturen und Späher, die ausgesandt wurden, des Ringes für den dunklen Herrscher habhaft zu werden, sondern haben auch mit Verrat innerhalb der eigenen Reihen kämpfen, denn die Macht, welche der Besitz des einen Ringes verspricht, droht so manchen zu korrumpieren, seien die zugrundeliegenden Motive noch so ehrbar.

Auch wenn es hier um den Film "Lord Of The Rings" gehen soll, ist sinnvollerweise noch einmal Rückschau zu halten auf den Roman und den Grund für die Faszination, die er noch immer auf den überwiegenden Teil seiner Leser ausübt (und hoffentlich auch in Zukunft fortwährend ausüben wird).

Betrachtet man den nackten Plot, dass heißt die Geschichte von Frodo und seinen Begleitern auf ihrem Schicksalsweg gen Mordor, gäbe dies schon für sich genommen einen hochklassigen Fantasy-Roman ab, mit allen Zutaten für lange Schmökerabende: Gefahren allerorten und in vielfältigster Gestalt, erbitterte Kämpfe, tiefe Freundschaft, Verrat und Vergebung, sowie eine Vielzahl an Figuren und Kreaturen, welche die Vorstellungskraft des Lesers aufs lebendigste beschäftigt.
Jedoch hätte dies allein kaum ausgereicht, Tolkiens Roman seine Ausnahmestellung in der Weltliteratur zu verschaffen. Ohne den hoffnungslosen Versuch zu wagen, abschließend festzustellen, was genau nun den Herrn der Ringe zu dem besonderen Ereignis macht (denn wie immer greifen eine Vielzahl von Gründen ineinander über), lässt sich eins der wichtigen Momente darin ausmachen, dass die Parameter von Zeit und Raum im Gegensatz zu anderen fantastischen Geschichten nicht lediglich der Erzählung der Story dienen; eher lässt sich das genaue Gegenteil feststellen. Der geschichtliche Hintergrund, die Landschaften, die diversen Sprachen, all dies geht dem Handlungsgeschehen weit voraus, so dass es nicht falsch ist, zu behaupten, dass der Roman Mittelerde nicht lediglich als Handlungsort hat, sondern (in Verbindung mit der geistigen Gestaltungskraft eines jeden Lesers) Mittelerde repräsentiert. Und selbst diejenigen, die nach der Lektüre lamentieren, der ganze "Geschichtskram" und die "überflüssigen" geografischen Erläuterungen hielten nur unnötig auf und erzeugten Langeweile, werden etwas von dieser speziellen und entscheidenden Ebene vom "Herr der Ringe" mitbekommen haben und sei es nur im Unterbewussten.

Und was hat diese ganze Vorrede eigentlich mit dem Film zu tun, der doch ganz für sich bestehen muss, ohne von (im Zweifel eh' unerfüllbaren) Vorgaben seiner literarischen Basis belastet zu sein ? Auch wenn dies zutreffend ist, misst sich doch auch ein Film daran, ob er mehr zu bieten hat, als eine schicke Oberfläche; und gerade ein Leinwandwerk, das sich mit fantastischen Welten beschäftigt, hat sich dem Urteil zu unterwerfen, wie sehr es gelungen ist, über aufwendige Kulissen hinaus, den Zuschauer tatsächlich in diese fremde Welt mitzunehmen und ihn nicht auf einen innerlich unbeteiligten Beobachter reduziert.
Wenn man ganz ehrlich ist, zeigt sich der Film in dieser Beziehung als nicht so ganz überzeugend. Das liegt vor allem an einem Drehbuch, das sich redlich bemüht, alle für den Fortgang der Romanhandlung erforderlichen Szenen in angemessener Weise abzuhandeln, was auf den jeweiligen Einzelaspekt bezogen durchaus gelingt; aber da es dem Buch an solchen Momenten nicht gerade mangelt, bleibt im Endeffekt, trotz der nicht unbeträchtlichen Lauflänge des Films, einfach nicht genügend Zeit übrig, um dem Ganzen als Abrundung noch die vorgenannte spezielle Note beizubringen.

Die Verfilmung von "Lord Of The Rings" deshalb als Misserfolg anzusehen, greift aber zu kurz, beziehungsweise hängt davon ab, mit welcher Erwartung man sich das Werk zu Gemüte führt. Wer genau denselben vollständig aus der diesseitigen Welt abgehobenen Zustand erwartet, den er oder sie vielleicht noch von der Lektüre in Erinnerung oder im Gefühl hat, mag tatsächlich einen gewissen Grad an Enttäuschung verspüren. Weiß man dagegen, worauf man sich einlässt, dann sollte es möglich sein, dem Film in vielerlei Hinsicht mehr als nur Gutes abzugewinnen. Allein die Bilder sind schon atemberaubend, in einer beeindruckenden Kombination aus (Computer)tricktechnik und der Naturkulisse Neuseelands (die lokalen Tourismusbehörden haben der Filmproduktion nicht ohne Grund alle nur erdenklichen Hilfestellungen geleistet), hinzu kommt eine gekonnt erzählte Geschichte, welche die Handlung mit erhöhtem, aber stets angemessenem Tempo vorantreibt (wenn auch Augenblicke wirklich atemberaubender Spannung ausbleiben, ganz im Gegensatz zum Buch, wo die Jagd der Ringgeister auf die Hobbits zu den absoluten literarischen Höhepunkten auf diesem Gebiet gehört, an den kein moderner Thrillerautor, sei er noch so versiert, ernsthaft heranzureichen im Stande ist), mit Schauspielern, die nicht nur zur ersten Garde gehören, sondern ihr Potential auch ausspielen - was nicht gerade als Selbstverständlichkeit hingenommen werden kann, denn allzu häufig werden für Blockbuster zwar Meister ihres Fachs angeworben, jedoch lediglich wegen ihres guten Namens (und der im Vergleich zu Megastars geringen Gagenforderung), um dann, in keiner Weise gefordert, ihre Parts eher lustlos abspulen zu lassen. Ganz anders aber die Damen und Herren, Blanchett, McKellen, Holm und Co., die in keiner Weise fürchten müssen, durch ihre Mitwirkung ihrem professionellen Ansehen Schaden zugefügt zu haben. Eine spezielle Erwähnung verdient Viggo Mortensen, bislang überwiegend in prägnanten Nebenrollen zu Hause, der hier tadellose Qualitäten als "Leading-Man" erkennen lässt und in einer vollendeten Mischung aus physischer Präsenz und charismatischem Geist die gewohnten Hollywoodheldenmimen vor Neid erblassen lassen sollte.
Und dann ist da noch der Einsatz eines ganz besonderen Architekten bei der Erschaffung des Film-Mittelerde, ein Mann, der - abgesehen von der Größe - schon von seinem äußeren Erscheinungsbild gewisse Ähnlichkeiten zu einem Hobbit aufweist und dessen Engagement nicht nur deswegen ein Glücksfall war, weil er als "Eingeborener" die Vorteile des Drehortes Neuseeland besser als jeder andere zu würdigen und nutzen wusste. Es ist der unbändige von visuellem Ideenreichtum und verträumter Fantasie getriebene Kreativgeist eines Peter Jackson, die schon seine früheren Splatterspezialitäten auszeichneten (und die ihn auf den ersten Blick vielleicht zu einer ungewöhnlichen Wahl für ein Breitbildepos machen) und in dem Kinojuwel "Heavenly Creatures" schließlich eine kluge Liaison mit dem Genre des ernsthaften Charakterdramas eingegangen ist. Und das ist es, was letztlich auch "Lord Of The Rings" nicht "nur" zu einem überdurchschnittlichen Fantasy-Spektakel macht, obwohl auch dass schon eine ganze Menge wäre, begegnet man dem überwiegenden Teil dieser Filmgattung doch heutzutage lediglich im Fernsehen oder in der Billigabteilung des Videosektors, mit entsprechend trostlosen Ergebnissen. Auch wenn der Schwerpunkt bei "Lord Of The Rings" auf denjenigen Elementen liegt, die Action und/oder bildgewaltige Attraktionen versprechen, schwingt doch im Untergrund trotzdem noch immer ein tiefer gründender Beiklang mit, der dem Anspruch der Vorlage als sagenhaftem Drama jedenfalls einen gewissen Tribut zollt.

Als derartiger Actionfilm mit Anspruch kann er dann auch seine Vorteile gegenüber der Lektüre ausleben, nämlich die diversen Schlachtszenen - die im Roman tatsächlich ein wenig langgezogen wirken - in aufsehenerregenden Bildern abzubilden (der Kampf in den Minen von Moria hätte allerdings die eine oder andere Kürzung vertragen). So hat der Film durch seine Konzentration auf die visuell anregenden Momente dem Grunde nach ein ausnehmend gelungenes Ergebnis zu bieten; für den Bereich, den der Film nicht ausfüllen kann, bleibt zu empfehlen, dies als Anlass zu nehmen, mal wieder einen Griff ins Bücherregal zu tätigen.

 

Die "Extended Edition" auf dieser DVD ist rund 30 Minuten länger als die Kinofassung. Der Wechsel zwischen den zwei DVDs findet etwas unsanft nach 101:15 Minuten statt, als sich die Gefährten von "Rivendell" auf ihre Reise begeben. Von der reinen Gesamtlaufzeit der DVD sollte man sich hier nicht irritieren lassen, denn der Abspann wurde um knapp 18 Minuten für die Mitglieder eines "Lord of the Rings"-Fanclubs verlängert, die sich gegen Zahlung eines kräftigen Obulus im Abspann der DVD verewigen konnten. Die neuen Szenen in dieser längeren Filmfassung fallen gar nicht einmal so deutlich auf, denn es sind größtenteils Szenen, die ein wenig mehr den Charakter einzelner Figuren vertiefen, aber weniger wesentlich neue Handlungsstränge. Da die Schlachten auch noch etwas gewalttätiger wurden, hat die längere Fassung des Films von der FSK auch eine höhere 16er-Freigabe erhalten.

 

Bild 

Obwohl die Extended Edition aus Qualitätsgründen auf zwei DVDs verteilt wurde, ist das Bild nicht unbedingt besser geworden. Denn nur zu einem geringen Teil konnte der zusätzliche Platz zugunsten der Videobitrate eingesetzt werden, weil inklusive des DTS-Tracks und der Audio-Kommentare alleine schon die sieben Tonspuren rund 2.5 Mbps beanspruchen. Anstelle von durchschnittlich rund 4.3 Mbps liegt die Videobitrate jetzt wenigstens bei 5.1 Mbps auf der ersten und 5 Mbps auf der zweiten DVD. Da auf der ersten DVD noch rund 1 GB "brach" liegt, hätte hier die Bitrate sogar noch stärker erhöht werden können. Während bei der zweiten DVD kaum eine Verbesserung zu sehen ist, erscheint das Bild auf der ersten DVD etwas ruhiger und nicht mehr ganz so verschwommen. Die Detailschärfe lässt sich aber trotzdem noch nicht als "Gut" bezeichnen. Das Bild neigt gerade bei Bewegungen dazu, etwas zu verschwimmen, vermutlich wegen dem Einsatz von Rauschfiltern. Insgesamt reicht es daher nicht aus, um die DVD besser zu bewerten. Dabei meint man doch eigentlich, dass ein Film dieses Kalibers auch technische Höchstleistungen bieten sollte.

Leider entsprechen auch Farben und Kontrast den Werten, die man von der Kinofassung kennt. Dies ist dem "Digital Grading" zu verdanken, welches auch auf der zweiten Bonus-Disc erläutert wird. Im Rahmen dieses Prozesses wurde das Bild an vielen Stellen ausgebleicht, gerade am Anfang aber deutlich bunter gemacht. So wirken z.B. der Rasen im Hobbit-Dorf und die Gesichter der Figuren anfangs zu unnatürlich, weil die Farben nicht einfach nur stark verstärkt, sondern auch verändert wurden. Das ist zwar so im Sinne der Produzenten, sieht dadurch aber auch nicht besser aus. Wer sich noch einmal die alten Trailer des ersten Teils anschaut, dürfte sofort feststellen, dass zwar auch diese farbkorrigiert wurden, aber im Endergebnis weitaus besser aussehen als die endgültige Fassung.

Das verwendete Master verfügt übrigens wieder über keine Inschriften im Film-Print.


 

Ton 

Nachdem das auf der im August veröffentlichte Dolby Digital EX-Flag für eine Menge Ärger gesorgt hatte, wurde bei dieser Extended Edition hierauf verzichtet. Daher sollte es mit dieser DVD erst einmal keine Tonprobleme geben. Zusätzlich zu den beiden Dolby-Tonspuren ist auch noch die deutsche Synchro in DTS ES 6.1 Discrete auf der DVD.

Der Sound von "Der Herr der Ringe" wird zum Großteil durch den wuchtigen und orchestralen Score von Howard Shore dominiert, der während des gesamten Films nahezu omnipräsent ist und für eine düstere Grundstimmung sorgt. Während der Sound der Kinofassung auf DVD etwas flach war, hat sich dies zum Glück bei dieser DVD gebessert, an der es eigentlich nichts mehr auszusetzen gibt. Die Surroundeffekte erklingen jetzt durchweg sehr deutlich und weiträumig aus den hinteren Kanälen. Vor allem hört man jetzt ein wenig mehr, denn selbst in ruhigen Szenen lassen sich Hintergrundgeräusche und kleine Effekte gut heraushören. Auch mit der Hochtonwiedergabe kann man zufrieden sein. Der Bass mag etwas dezenter sein, ist aber immer noch ausreichend laut abgemischt. Dafür schlägt jetzt während der Action-Sequenzen wirklich die volle Stunde, denn da geht der Surround-Sound jetzt mit viel Wucht ab und sorgt für viele nette Effekte. 

Wer auf den DTS-Track setzt, wird nicht unbedingt besser bedient: Zwar klingt der DTS-Ton etwas lauter als die deutsche Dolby-Fassung, doch die englische Original-Tonspur bietet stellenweise sowohl auf den Front- als auch den Surround-Kanälen ein wenig mehr Dynamik als die deutschen Synchros.


 
Special Features 

Wer bereits im August die Kinofassung auf DVD erworben hat, dürfte etwas von den Extras enttäuscht gewesen sein, die leider zu einem Großteil so erschienen, als ob man einfach das gesamte PR-Material aus der Produktion des Films zweitverwertet hätte. Dies ist zum Glück bei der Extended Edition nicht der Fall, wo auf DVD Nr. 3 rund 2 1/2 Stunden und auf der DVD Nr. 4 rund 3 1/2 Stunden Extras zu finden sind, die zu einem Großteil extra für die DVD produziert wurden. Allerdings gibt es auch keinerlei Überschneidungen zur Kinofassung, deren Extras sind hier nicht mit dabei.

Wer sich diese DVD kauft, sollte sich entweder viel Zeit nehmen oder eindeutig selektieren, denn wer sich alle Extras auf einmal ansehen will, der braucht dafür schon einmal rund sechs Stunden - den Film selbst nicht mitgerechnet. Da sich die Macher diesem Übermaß an Informationen wohl bewusst waren, hat jede der beiden Bonus-DVDs zunächst eine Einleitung von Peter Jackson und Elijah Wood, in der auf die Besonderheiten hingewiesen wird. Jeder der beiden DVDs hat sowohl eine "Play All"-Funktion, mit der alle Features ohne weiteres Zutun kontinuierlich durchlaufen als auch ein Inhaltsverzeichnis im Stile eine Buches, in dem sämtliche Menüpunkte aufgelistet werden. Eine Untertitelung der englischsprachigen Features gibt es nur teilweise, sie fehlt z.B. auch bei den insgesamt vier Audio-Kommentaren, zwischen denen man auf den ersten beiden DVDs auswählen kann und die mit mehreren Beteiligten nach Themen wie "Regisseur & Autoren", "Design-Team", "Produktions- und Postproduktions-Team" sowie Darsteller aufgeteilt wurden. Die weiteren Extras sind aufgeteilt zwischen den Vorbereitungen vor Beginn der Dreharbeiten auf DVD 3 und dem Ablauf der Dreharbeiten sowie der Nachbearbeitung, die auf DVD 4 thematisiert werden.

Extras DVD Nr. 3

  • JRR Tolkien - Creator of Middle Earth (22:27 min.): Ebenso wie fast alle anderen Features wird dieser allererste Beitrag im anamorphen 16:9-Format präsentiert. Es handelt sich hierbei um eine Biographie JRR Tolkiens, in der dessen Lebenslauf geschildert wird. Sehr kompakt, aber dabei prägnant wird erläutert, wie Tolkien noch während des Einsatzes im 1. Weltkrieg seine ersten Notizen verfasste, die dann später, als Tolkien eine Professur in Oxford aufnahm, zum "Kleinen Hobbit" weiterentwickelt wurden. Der Erfolg des Buches gab Tolkien dann die Möglichkeit, die Geschichte weiterzuerzählen, wobei Tolkien hier, als er wieder mit dem Schreiben begann, zunächst noch keinen richtigen Plan dafür hatte, welchen Weg die Erzählung nun gehen sollte. Abschließend wird versucht, Teile des Buches zu interpretieren, wobei hier auch auf die Deutungen verwiesen wird, die Tolkien selbst ablehnte, z.B. die, dass mit der Bedrohung des friedlichen Auenlandes eine Analogie zu Adolf Hitler gezogen werden sollte. Gerade weil die Story bei vielen Filmen etwas in den Hintergrund gestellt und Special Effects oder Stars mehr Bedeutung beigemessen wird, ist es sehr schön, dass dieses Feature nicht nur auf die Geschichte eingeht, sondern man auch etwas über den Autor erfährt. Da andere Beiträge auf dieser DVD aber durchaus länger sind, hätte auch hier noch etwas mehr Vertiefung gar nicht geschadet.

  • From Book to Script (20:03 min.): Nachdem Peter Jackson und andere Beteiligte zunächst ihre ersten Lese-Erlebnisse des Buchs zum "Herr der Ringe" geschildert haben, erläutert Peter Jackson den steinigen Weg, aus den insgesamt mehr als 1000 Seiten umfassenden drei Büchern ein Drehbuch zu schreiben, welches keine detailgenaue Nacherzählung des Buches bezweckte, sondern die Essentials auf rund 90 Seiten zusammenfassen sollte. Dabei wurden für die eigentliche Geschichte unwesentliche Sachen wie z.B. der von vielen Tolkien-Fans geliebte Tom Bombadil ausgelassen. Erstaunlicherweise wird hier auch ein wenig übers Geschäftliche geredet, was ungeachtet aller Liebe zu Kino und Kunst ja der primäre Zweck der Filmindustrie ist, aber so gegenüber der Öffentlichkeit natürlich nicht kommuniziert wird. So schildert Jackson hier den Versuch, zunächst bei Miramax mit seinem Drehbuch anheuern zu können, was aber daran scheiterte, dass man dort prinzipiell die gesamte Trilogie in einem Film erzählt haben wollte und höchstens zu einem Zweiteiler bereit war. Erst die Warner-Tochter New Line war dann schließlich bereit, dass auf eine Trilogie ausgelegte Mammut-Projekt Peter Jacksons zu unterstützen. Während dieses Featurette zunächst ganz gut den Werdegang des Drehbuchs erzählt, ohne dabei zu übertreiben, verfallen dann leider in den letzten zwei Minuten doch noch Peter Jackson und seine anderen Drehbuchschreiber in einen Sermon nicht enden wollender gegenseitiger Lobeshymnen, die man getrost überspringen kann.

  • Die Visualisierung der Geschichte (13:29 min.): Peter Jackson erläutert hier zunächst seine umfangreiche Vorarbeit mit Storyboards und Animatics, für welche er richtige Mini-Sets erstellen ließ, an denen er dann mit Plastik-Figuren einen ersten Rohentwurf des Films produzierte, der dann als Anleitung für die wirklichen Dreharbeiten verwendet wurde. Auch vereinfachte Computer-Animationen, als "Pre-Viz" bezeichnet, fanden hierbei Verwendung. Anschließend kann man sich selbst drei animierte Storyboard-Sequenzen mit Musik und Dialogen, "Pre-Viz"-Animationen zu zwei Szenen, einen Multi-Angle Vergleich zwischen Film und Storyboards/Pre-Viz sowie einen Set-Test ansehen, in dem Peter Jackson selbst eine Szene durchspielt, um die Möglichkeiten am Set des Heims von Bilbo Baggins auszuprobieren.

  • Gestaltung und Aufbau Mittelerdes: Dieser Abschnitt ist in mehrere Kapitel unterteilt. Zunächst erfolgt unter dem Titel "Designing Middle Earth" (43:02 min.) eine Präsentation erster Design-Entwürfe der Sets sowie die erste Besichtigung des Hobbit-Dorfes durch Peter Jackson. Vornehmlich ist dieser Clip eine Bilder-Show mit ein paar Kommentierungen am Rande, was auch beim nächsten Beitrag "Costume Design" (11:31) der Fall ist, wo einige der im Film verwendeten Kostüme präsentiert werden. Der "WETA Workshop" (43:02) führt nach Neuseeland zur Firma WETA Design, die sich in den letzten Jahren nicht über das Geschäft beklagen konnte, das sie die gesamten Requisiten, die im Film zu sehen sind, produziert hat. Dies sind rund 45.000 einzelne Objekte wie Miniaturen und Waffen, die auch noch den unterschiedlichen Kulturen, die im Film aufeinander treffen, angepasst wurden. In mehreren recht verschachtelten Bilder-Gallerien werden diese verschiedenen Bewohner und die Welt von Mittelerde vorgestellt.

  • Landkarte von Mittelerde: Hier kann man mit dem Cursor der Fernbedienung über eine Landkarte gehen, die mit den einzelnen Handlungsorten belegt ist. Zu jedem dieser Orte wird dann ein kurzer Clip mit Filmausschnitten gezeigt.

  • Neuseeland als Mittelerde: In Form mehrerer meist nur etwas mehr als einer Minute langer Clips werden hier die Drehorte in Neuseeland vorgestellt.

Extras DVD Nr. 4

  • Die Dreharbeiten für die Gefährten: Der erste Abschnitt der zweiten Bonus-DVD erfüllt mehr oder weniger den Zweck, den normalerweise ein Making of übernimmt. Wer Zeit sparen möchte, der sollte auf den ersten Beitrag "The Fellowship of the Cast" (34:42) verzichten, da man hier nur mit ansehen darf, wie sämtliche Darsteller sich gegenseitig lieb und nett am Bauch pinseln und Lobgesänge verbreiten. Besser ist da schon "A Day int the life of a Hobbit" (13:10 min.), ein kleines Tagebuch der Dreharbeiten aus der Sicht der Hauptdarsteller, der meist damit begann, dass sich diese die pelzigen Fuß-Attrappen ankleben lassen durften. "Cameras in Middle Earth" (49:42 min.) führt dies noch einen Schritt weiter und besteht aus einem Zusammenschnitt verschiedenster Erlebnisse während der Dreharbeiten. Hier geht Peter Jackson auch ein wenig darauf ein, dass alle drei Teile komplett abgedreht wurden und aus Gründen der Zeitersparnis gleich mehrere Teams parallel am Filmen waren. Als letzter Punkt dieser Serie findet man noch eine Bilder-Galerie mit verschiedensten Fotos von den Dreharbeiten.

  • Die visuellen Effekte: Die Special Effects des Films werden in drei Episoden behandelt. "Scale" (15:37 min.) behandelt zunächst die Tricks, mit denen die Größenunterschiede zwischen Menschen und den kleinwüchsigen Hobbits im Film erreicht wurden. "Miniaturen" (16:20 min.) beschäftigt sich dann mit den Miniaturen, die verwendet wurden, um die Aufnahmen der aufwendigen Kulissen zu ermöglichen. Hier sieht man, dass vielfach weniger die Computertechnik sondern der klassische Modellbau Grundlage für aufwendige Filmszenen mit großen Objekten wie z.B. in "Rivendell" gewesen ist. In mehreren Bilder-Galerien kann man sich diese Modelle noch etwas genauer ansehen. "Weta Digital" (24:54 min.), der letzte Beitrag dieses Abschnitts befasst sich dann mit der Arbeit an den Computereffekten, die die neuseeländische Firma "Weta Digital" erstellt hat und zu einem großen Teil nicht nur aus aufwendigen Computeranimationen besteht, sondern vielfach auch einfach nur eine Nachbearbeitung des Rohmaterials darstellt, welches nachträglich etwas verschönt und retouchiert wurde, um z.B. Autos oder sonstige Relikte des Industriezeitalters aus dem Bild zu entfernen.

  • Postproduktion: Wie alles zusammenkommt:
    1. Editorial: Assembling an Epic (12:56 min.). Neben einer generellen Einführung in den logistischen Ablauf der Dreharbeiten und des Schnittvorgangs dürfte hier vor allem der Extended Cut von Interesse sein, dessen Ergänzungen aufgelistet und in Form von Ausschnitten auch teilweise gezeigt werden.
    2. Editorial Demonstration: Elronds Rat. Anhand einer aus 36 Takes bestehenden Filmsequenz wird gezeigt, wie aus den verschiedenen Aufnahmen eine endgültige Sequenz editiert wird. Sechs verschiedene Kameraperspektiven laufen hier parallel zur endgültigen Fassung auf einem Bildschirm ab. Die einzelnen Perspektiven können auch komplett abgerufen werden.

  • Digital Grading (12:12 min.): Aus technischer Sicht ist dies eines der interessantesten Features, weil es auf einen Produktionsschritt verweist, der ganz entscheidend für den Look des Films ist. Digital wurden Kontrast und Farben der ursprünglich aufgenommenen Filmsequenzen verändert und angeglichen. Das Prinzip wird einfach erklärt und anhand vieler Beispiele demonstriert. Leider wird hier nicht erläutert, weswegen von der ursprünglichen Farbkomposition, die in den Trailern zu sehen war, abgesehen wurde und stattdessen der Film im Kino und auch auf dieser DVD mit deutlich veränderten Farben zu sehen ist.

  • Ton und Musik: Zwei Beiträge widmen sich hier dem Ton und bieten daher auch Dolby Digital 5.1-Sound zur besseren Demonstration. Zunächst präsentiert "The Soundscapes of Middle-Earth" (12.40 min.) viele Beispiele für das Design der Sound-Effekte. Ebenso interessant dürfte die Erwähnung des ADR - Additional Dialogue Recording sein, denn 98% der Dialoge, die man im Film hört, wurden noch einmal neu im Studio aufgenommen. In "Music for Middle Earth" (12:31) geht es dann um den Music Score von Howard Shore und auch die Ergänzungen, die dieser noch einmal für den Extended Cut des Films einspielen musste.

  • The Road goes on: Zum Abschluss dieser DVD zeigt dieser kurze Clip noch ein paar Aufnahmen von den verschiedenen Weltpremieren sowie ein paar rückblickende Statements über den gesamten Verlauf der Dreharbeiten.

Nicht alles auf dieser DVD ist unbedingt interessant, aber die große Auswahl sorgt zumindest dafür, dass man sich doch eine Menge interessanter Dinge nach Belieben heraussuchen kann. Trailer sind hier aber leider nicht auf der DVD, lediglich ein verstecktes Preview auf die "Two Towers". Wer noch ein paar mehr Hintergründe erfahren möchte über Tolkien und das Buch "Herr der Ringe", der sollte sich die National Geographic-Doku "Beyond The Movie" kaufen, die auch der rund 20 Euro teureren Sammler-Box beiliegt. Das 4 DVD-Set in der Sammler-Box ist bis auf eine etwas robustere Verpackung mit der hier getesteten DVD identisch. Zusätzlich gibt es dort noch zwei massive Argonath-Buchstützen, die Sonderausgabe eines Fan-Magazins sowie mehrere Sammlerkarten.

Review von Karsten Serck & Tobias Wrany (Film)

Test - Equipment:
TV Panasonic TX - W32D3F
DVD-Player Pioneer DVD-656A
AV-Verstärker Yamaha DSP-AZ1

13.11.2002