Das Glücksprinzip (Pay It Forward)

Studio

Warner Bros. (2000)

Verleih

BMG Video (2002)

Laufzeit

118:30 min. (FSK 12)

Regie

Mimi Leder

Darsteller

Helen Hunt, Kevin Spacey, Haley Joel Osment

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Englisch, Dolby Digital 5.1

Untertitel

deutsch, englisch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 20 EURO
Film 

Das Leben des elfjährigen Trevor (Haley Joel Osment) war bislang nicht gerade ein Zuckerschlecken. Seine Mutter Arlene (Helen Hunt) strampelt sich mit zwei schlechtbezahlten Jobs ab, um ihre bescheidenen Lebensunterhalt zu sichern, hängt aber nebenbei an der Flasche, ein Schicksal, dass sie im übrigen mit Trevors Großmutter Grace (Angie Dickinson), die er seit Jahren nicht mehr zu Gesicht bekommen hat und seinem Vater Ricky (Jon Bon Jovi) teilt, der sich ebenfalls abgesetzt hat, was allerdings nicht unbedingt als Nachteil zu betrachten ist, immerhin neigte der gute Mann im Suff zu Gewalttätigkeiten. Insofern ist es vielleicht erklärlich dass sich Trevor in die Aufgabe verbeißt, welche sein Sozialkundelehrer Eugene Simonet (Kevin Spacey) am Anfang des Schuljahres ausgegeben hat, nämlich ein Projekt zu entwickeln, das tatsächlich eine Veränderung zum Besseren in der Welt bewirken kann. Die Idee, welche Trevor schließlich entwickelt mag in ihrem Kern zwar nicht neu sein, allerdings weist sie zu ihrer herkömmlichen Anwendungsweise eine deutlich andere Stoßrichtung auf. Das sonst eher im Zusammenhang mit betrügerischen Machenschaften geldgieriger Organisationskünstler bekannte Schneeballsystem wandelt der Junge dahingehend ab, dass es doch möglich sein müsse, für nur drei Menschen etwas außergewöhnliches Gutes zu tun und diese sodann moralisch zu selbiger Handlungsweise zu verpflichten. Zumindest theoretisch wäre insofern ein exponentielles Wachstum an altruistischem Verhalten möglich. Die praktische Umsetzung weist allerdings so manche Tücke auf. Weder Trevors Bemühungen zur Resozialisierung eines obdachlosen Junkies (James Caviziel), noch seine Versuche seine Mutter und Mr. Simonet, beide mit extremen Bindungsängsten geschlagen, zu beider Nutzen zu verkuppeln, scheinen von Erfolg gekrönt zu sein, so dass er schließlich verzweifelt aufgeben will. Dass sein Prinzip inzwischen schon angefangen hat, ungeahnte Wellen zu schlagen, kann er nicht ahnen und erst der Reporter Chris Chandler (Jay Mohr) kann bei seinen Recherchen das gesamte Ausmaß der Entwicklung aufdecken.

Zunächst war ja zu befürchten, dass sich die Geschichte des Films zu sehr in Richtung Hollywood-Schmu orientierte, immerhin setzt das im Mittelpunkt des Geschehens stehende Programm, dem der Film seinen Titel verdankt, dem Grunde nach auf herzensgute Menschen, die herzensgute Dinge tun. Aber auch wenn es den einen oder anderen Ausrutscher in schmalzige Regionen gibt, halten sich derartige Entwicklungen in durchaus vertretbaren Grenzen. Dass "Pay It Forward" (Das Glücksprinzip) trotzdem in die Rubrik leichte Enttäuschung fällt, hat folglich andere Gründe. Vor allem leidet der Film an diversen Halbherzigkeiten. Da ist zunächst einmal die Taktik, die zentrale Botschaft, dass es nicht unbedingt schadet, seinen Mitmenschen mal etwas Gutes zu tun, grundsätzlich nicht in Form von abgehobenem Erbauungsschmalz zu präsentieren, sondern ganz durchschnittliche Menschen in den Mittelpunkt zu rücken, die umso überzeugender sind, wenn es darum geht im ebenso durchschnittlichen Alltag des Zuschauers einen Nachhall zu finden. Allerdings bekommt das Drehbuch anscheinend immer wieder Angst vor der eigenen Courage und setzt zu den üblichen Übertreibungen an, die hier aber besonders störend wirken. Am deutlichsten wird der Kontrast bei der Darstellung des überaus nüchternen Anwalts, der zu Beginn seine Nobelkarosse weitergibt, aber nie seine berufsmäßige Coolness verliert, im Vergleich zu dem wundersam geheilten Drogensüchtigen, der von James Caviezel durchweg so gegeben wird, als würde er für den Posten des Messias einer esoterisch angehauchten Sekte trainieren.
Dann sieht die Geschichte eigentlich eine geschickte Verbindung zwischen der fortlaufenden Entwicklung des "Glücksprinzips", erzählt in einer partiell verschachtelten Rahmenhandlung und den Schicksalen der Hauptfiguren vor. Aber statt diese dramaturgisch interessanten Ansätze entsprechend zu verdichten, laufen die beiden Stränge viel zu lange zusammenhanglos nebeneinander her und stören sich in ihrer Wirksamkeit durch ein ungeschicktes hin- und herspringen nur gegenseitig, so dass keiner von ihnen sein erzählerisches Potential auch nur annähernd entwickeln kann. So macht zum Beispiel die Liebesgeschichte von Kevin Spacey und Helen Hunt, die ein paar wirklich schöne, weil nicht dem üblichen rosaroten Standardschema verhaftete Szenen aufweisen kann, gegen Ende den Eindruck, als wäre aus reinem Zeitmangel die vorher so angenehm zögernde Annäherung einer unmotivierten Sofortlösung geopfert worden.
Und wenn eine Besetzung der Hauptrollen mit Kevin Spacey, Helen Hunt und Haley Joel Osment doch eigentlich als sicherer Notanker gelten müsste, um sonstige Schwächen durch überragende Leistungen auf darstellerischem Terrain zu kompensieren, zeigt "Pay It Forward", dass auch diese Hoffnung trügt. Und dabei werden die Akteure ihrem Ruf eigentlich sogar durchweg gerecht. Allerdings hilft das auch nicht weiter, wenn Kevin Spaceys Rolle eindeutig zu wenig Auftritte gegönnt sind, um seiner Figur die angemessene Tiefe zu verpassen und Helen Hunt hat das Problem, dass der Darstellung der Arlene der letzte Schliff fehlt, den sie zur vollen Glaubwürdigkeit benötigt hätte. Zwar passen alle Gesten, stimmt die verzweifelte Mimik, aber ihre Figur wirkt nie echt, sie spielt so souverän, dass die Prise von Gewöhnlichkeit, welche sie eigentlich ausmachen sollte, ebenso künstlich wirkt, wie die allzu perfekte Kostümierung mit passend blondiertem Haarschopf.
Dass der Film im Endergebnis nicht auf der Gewinnerseite liegt, lässt sich recht deutlich daran festmachen, dass der verunglückte Schluss, der anscheinend der fragwürdigen Vorstellung folgt, aus privater Trauer sei am besten das zu machen, was neudeutsch gemeinhin als "Event" tituliert wird, und bei einem guten Film zu erheblichen Irritationen hätte führen müssen, hier eigentlich nicht mehr negativ auffallen kann, da der Karren insofern eh' schon gegen die Wand gefahren ist.

 

Bild 

Es sollte wohl nicht sein. Trotz überzeugender Gestaltung der Farbgebung, der Bildschärfe und der Kontraste tendiert der Gesamteindruck deutlich nach unten. Denn dass das Bild immer leicht verrauscht, teilweise fast schon grobkörnig ist, mag ja noch angehen. Dass bei jeder Bewegung heftige Nachzieheffekte auftauchen, die alle feineren Details verschwinden lassen schon weniger. Spätestens wenn nach ca. 90 Minuten ein deutlich sichtbarer, senkrechter Störfaden für mehr als eine Minute mitten im Bild steht, kommt der starke Verdacht auf, dass es sich bei der Vorlage für die DVD keineswegs um 1a-Ware gehandelt haben kann.

 

Ton 

Die ersten paar Minuten und der darin ablaufende Polizeieinsatz im Gewitter geben einen Eindruck davon, dass die Tonabmischung durchaus als gelungen bezeichnet werden kann; alle Kanäle sind dabei beschäftigt und teilen sich ihre Tätigkeiten zu einem lebendigen und raumausfüllenden Hörerlebnis auf. Der Rest des Films wird dann von Dialogen und Musik dominiert, die jeweils keinen Anlass zur Klage, aber auch keine außergewöhnlichen akustischen Finessen mehr bieten können.

 

Special Features 

Die Aussage "über eine Stunde tolle Extra Features" macht sich zwar gut auf dem Cover, relativiert sich bei der Betrachtung der genannten Zugaben aber schnell, wenn über zwanzig Minuten für ein "Making Of" voller Belanglosigkeiten draufgehen, sowie ein weiterer guter Teil der Zeit für eine ganze Reihe von Trailern (zwei) und TV-Spots (drei), zuzüglich einiger Werbetrailer für andere DVDs aus dem BMG Programm. Dafür sind zumindest die Interviews mit den Hauptdarstellern und der Regisseurin etwas ausführlicher geraten als die sonst so häufigen Häppchen. Außerdem gibt es noch Produktionsnotizen, sowie Daten zu den Mitwirkenden.
Der Audio-Kommentar von Regisseurin Mimi Leder ist ganz nett, allerdings ist sie ein bisschen zu sehr von der titelgebenden Handlungsanweisung erfüllt und wirkt in Hinblick darauf gelegentlich ein wenig zu missionarisch, außerdem ist sie nicht gerade eine Plaudertasche, was zu langen Schweigestrecken auf der Kommentartonspur führt.

18.04.2002

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES