Brazil |
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Studio |
Embassy International Pictures (1985) | |
Verleih |
20th Century Fox Home Entertainment (2003) | |
Laufzeit |
136:50 min. (FSK 12) | |
Regie |
Terry Gilliam | |
Darsteller |
Jonathan Pryce, Kim Greist, Robert De Niro, Michael Palin, Bob Hoskins | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
1,85:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Deutsch, Dolby Surround 2. Englisch, Dolby Surround 3. Spanisch, Dolby Surround |
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Untertitel |
deutsch, englisch, spanisch | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case | |
Preis |
ca. 20 EURO |
Film
Wer, weiß, hätte sich eine profane Stubenfliege nicht im falschen Moment in die Amtstube verirrt, in der gerade serienweise Fahndungsaufrufe nach gewissen kriminellen Elementen im Gange war, vielleicht wäre das Leben des Ministerialbeamten Sam Lowry (Jonathan Pryce) nie aus seinen schläfrigen, geordneten Bahnen geraten, die ihn zur Freude seines Chefs (Ian Holm) und zum großen Verdruss seiner ehrgeizigen Frau Mutter auf einem Posten haben stranden lassen, für den er zwar eindeutig überqualifiziert sein mochte, der ihm dafür aber allergrößte Ruhe versprach. Nun aber steckt er plötzlich mitten drin in einem dichten Strudel des Terrors - von Staatsseite ebenso ausgeübt, wie von rebelliösen Elementen, allen voran einem subversiven Heizungstechniker (Robert De Niro). Aber auch die Liebe meldet sich unerwartet zu Wort, begegnet Lowry im Zuge seiner neuen Aktivitäten doch buchstäblich der Frau seiner Träume (Kim Greist), die allerdings im Verdacht steht, ebenfalls staatsfeindlichen Tätigkeiten nachzugehen. Dies schreckt Lowry allerdings keineswegs ab, bringt ihn jedoch auf Konfrontationskurs mit seinem alten Schulfreund Jack (Michael Palin) hinter dessen Fassade eines treusorgenden Familienvaters noch andere Seiten lauern.
Im wahren Leben wird außer durch die Vermittlung des natürlichen Mediums der Träume
aus einem pedantischen, kleinen Beamten wohl nie ein tapferer Ritter in schimmernder
Rüstung, der seiner angebeteten Jungfer furchtlos Beistand leistet. In der Welt des Films
können sich dagegen durchaus Umstände ergeben, die besagten Bürokraten aus seinem
quadratischen Schneckenhaus kriechen lassen, wenngleich der Ausgang dieser Metamorphose
überaus zweischneidig ausfällt und je nach Gemüt des Betrachters noch als bittersüß
oder nur tieftragisch gesehen werden kann.
Aber auch wenn dieser Aspekt der Geschichte mit dem irreführenden Titel
"Brazil" das Gefühlszentrum des Geschehens ausmacht, fällt doch zuallererst das
äußere Gewand der Filmerzählung ins Auge:
Die Zukunft der Zivilisation in der Form eines totalitären Staatsgebildes auszugestalten,
ist in der Nachfolge von Fritz Lang, ebenso, wie Georg Orwell für Filmschaffende eine
äußerst beliebte Methode. Selten geschieht dies allerdings mit der Meisterschaft, die
"Brazil" aufzuweisen hat. Der Hauptgrund für diesen filmischen Glücksfall
lässt sich recht leicht identifizieren. Er heißt Terry Gilliam und zeichnet für Buch
und Regie (mit)verantwortlich. In Sachen Inszenierung schafft er einen düsteren
Bilderrausch; von einem monumentalen Großstadtmoloch, der bis in seine alltäglichen
Kleinigkeiten hinein einem Futurismus der sechziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts
Tribut zollt, bis hin zu dunkel-bunten Traumsequenzen aus dem Spielbergzeitalter.
Aber die Bilder bleiben nicht leer (auch wenn sie schon allein für sich stehend
"Brazil" zu einem einzigartigen Erlebnis machten), sondern begleiten eine
Erzählung, in welcher dem Humor, der seine britische Färbung nicht verleugnen kann, eine
ebenso zentrale Rolle zugedacht ist, wie der gnadenlosen Abrechnung mit fundamentalen
Grundprinzipien von Bürokratien und Diktaturen (und speziell deren Kombination),
eingebettet in einen wendungsreichen und von selten originellen Einfällen nur so
sprudelnden Handlungsverlauf.
Im Gegensatz zu einigen anderen Werken seiner Regiekarriere, wie zum Beispiel der etwas
ermüdenden Nacherzählung der Münchhausen-Legende, geraten Gilliam aber seine visuellen,
wie erzählerischen Kunststücke nie zum reinen und damit leerlaufenden Selbstzweck, was
"Brazil" schließlich endgültig seinen Meisterstatus sichert. Einen
entscheidenden Beitrag dazu leistet nicht zuletzt das schon anfangs angesprochene
gefühlsbetonte Herz der Geschichte, von der Befreiung des Ministerialbeamten Sam Lowry
aus seinem selbstgewählten Emotionsgefängnis.
Bild
Überwiegend kann man mit dem Bild ausgesprochen zufrieden sein. Zwar ist der Anblick nicht ganz so knackig und strahlend, wie bei einem ganz neuen Filmwerk, aber (nicht nur gemessen am Alter des Films) überdurchschnittliche Werte in den Kategorien Schärfe, Kontrastumfang, Bildruhe und Farbwiedergabe sprechen eine deutliche Sprache. Leichte Abstriche sind dennoch in Form einiger verrauschter Passagen zu machen, die am guten Gesamteindruck aber nicht viel ändern.
Ton
Auch Dolby Surround Aufnahmen hat es schon in besserer Qualität gegeben. Zwar werden die Vorgaben des Films zu kleineren Effekten und einem gewissen Raumklang durchaus überzeugend genutzt. Schwächen zeigen sich aber bei der Sprachwiedergabe sehr deutlich, die gelegentlich zu leichten Verzerrungen neigt, was bei einem Frühwerk aus den Kinderjahren des Tonfilms noch verzeihbar erscheint, hier aber zu Abstrichen führen muss. Außerdem wird das Geschehen auch im übrigen wenig druckvoll und differenziert wiedergegeben.
Special Features
Neben dem Trailer ist ein ca. halbstündiges "Making Of" im Angebot, das durch seinen hohen Anteil an ebenso informationshaltigen, wie humorvollen Interviewpassagen ausgesprochen sehenswert ist und wieder einmal zeigt, dass ein quantitativ karges, aber hochwertiges Zugabenangebot einer Sintflut von belanglosem Schrott absolut vorzuziehen ist.
22.05.2003
Review von Tobias Wrany
Test-Equipment
TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES