Blair Witch 2

Original

Book Of Shadows: Blair Witch 2

Studio

Artisan (2000)

Verleih

Highlight (2001)

Laufzeit

86 min. (FSK 16)

Regie

Joe Berlinger

Darsteller

Tristen Skylar, Kim Director

DVD-Typ

DVD - 9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,78:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Deutsch, DTS 5.1
3. Deutsch, Dolby Surround
4. Englisch, Dolby Digital 5.1
5. Audio Kommentar Joe Berlinger

Untertitel

keine

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25 EURO
Film  

Es sind nicht wenige, bei denen "The Blair Witch Project" einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Bei manchen sogar so tief, dass sie sich aufmachten, um den Ort des Geschehens selbst in Augenschein zu nehmen. Für jemanden wie Jeff (Jeffrey Donovan) ist dieses Verlangen ein gefundenes Fressen. Nachdem sich der Verkauf von "Blair Witch"-Devotionalien über das Internet schon als ziemlich einträglich erwiesen hat, hat er seine kommerzielle Tätigkeit nunmehr auf das Sightseeing-Geschäft ausgedehnt und bietet für Interessierte die "Blair-Witch-Jagd" an, bei dem zahlende Touristen unter seiner sachkundigen Führung durch die Black Hills streifen können. Seine ersten Kunden sind das Pärchen Stephen (Stephen Barker Turner) und Tristen (Tristen Skylar), die an einer Abhandlung über den Blair-Witch-Kult schreiben, Erica (Erica Leerhsen), die dem ganzen Treiben eigentlich eher ablehnend gegenübersteht, hat der Film ihrer Meinung nach doch den Stand der Hexen, dem sie sich selbst angehörig fühlt, einmal mehr in Verruf gebracht und Kim (Kim Director), deren düsteres Outfit zwar ebenfalls auf eine gewisse Affinität zum Hexenwesen hindeutet, die aber den Wahrheitsgehalt des Filmes ziemlich nüchtern betrachtet. Als Basislager für die erste Nacht wird die Ruine ausgesucht, welche die Überreste des Hauses des Kindermörders Rustin Parr ausmachen. Einziger Störfaktor der trauten Runde ist zunächst eine Reisegruppe von der Konkurrenz "Blair Witch Wanderung", die aber erfolgreich abgewimmelt werden kann.
Was folgt ist eine alkohol- und drogenselige Nacht, an deren nächsten Morgen für die fünf ein Schock gehobener Güte wartet. Stephens und Tristens sämtliche Aufzeichnungen taumeln in der Gestalt kleinster Papierschnitzel durch die Lüfte, dazu ist Jeffs umfangreiche Kameraausrüstung vollkommen zerstört; doch wie es dazu gekommen ist, dafür hat keiner der fünf eine Erklärung, weil alle unter dem selben Filmriss leiden, der immerhin ganze fünf Stunden der vergangenen Nacht umfasst. Dies ist dann einer der Momente des Lebens, wo sich Kims Fähigkeit zur partiellen Hellsichtigkeit als recht praktisch erweist, finden sie auf diese Weise zumindest den verbuddelten Inhalt der Kameras wieder, was immerhin der Hoffnung Nahrung gibt, nach Sichtung des Filmmaterials wenigstens ein bisschen schlauer über das nächtliche Geschehen zu sein. Zuerst aber müssen erleben, wie Tristen eine Fehlgeburt erleidet, worauf sie umgehend in das örtliche Krankenhaus eingeliefert wird. Dort bleibt sie aber nicht lange, da sich die Gruppe geschlossen in Jeffs Unterschlupf flüchtet, um endlich den Ereignissen auf den Grund zu gehen. Aber, wie das Leben so spielt, beginnt nun das Grauen erst recht, denn auf den Bändern ist zunächst nur Schemenhaftes zu erkennen; um so deutlicher sind dagegen die rätselhaften Visionen, die nach und nach auf alle Anwesenden übergreifen, ganz abgesehen von den merkwürdigen roten Malen, die plötzlich ihre Köper verzieren. So ist es unvermeidlich, dass sich irgendwann unter ihnen die messerscharfe Schlussfolgerung breit macht, dass sie "etwas aus den Wäldern mitgebracht haben". Diejenigen, die lange genug leben, um schließlich die ganze Wahrheit, oder zumindest eine allzu plausible Version der ganzen Wahrheit zu erfahren, haben allerdings kaum einen Grund, über das Ergebnis sonderlich erfreut zu sein.

Dass das Original, "The Blair Witch Project" einen Schatten wirft, der jeden Nachfolgefilm, der versuchte, in denselben Fußstapfen zu wandern, elendig verkümmern lassen würde, dürfte den Machern der Fortsetzung auch klar gewesen sein. Der Kniff, aus der Not eines beschränkten Budgets die Tugend eines durch seinen "Dokumentationscharakter" umso erschreckenderen Horrorfilm zu machen, ließ sich so nicht wiederholen. Insofern darf der Ansatz von "Blair Witch 2", die Ereignisse um den ersten Film, insbesondere dessen Auswirkungen auf Medien und Zuschauer, aufzugreifen, als kluge Entscheidung gewertet werden. Die Story des zweiten Teils weist auch einige Anhaltspunkte dafür auf, dass hier ein durchaus passables Stück Horrorkino hätte entstehen können: Der Einbruch einer mysteriösen Macht in das diesseitige Leben von Menschen, die, wenn auch in zugespitzter Form, genau der Zielgruppe des Films entsprechen, das verschlungene Spiel mit den verschiedenen Zeitebenen und die beunruhigende Erkenntnis, dass ein objektives Aufzeichnungsformat, wie ein VHS-Band mit dem, was man doch eben gerade noch als die eigene feststehende Wahrheit ansah, überhaupt nicht mehr in Übereinstimmung zu bringen ist.
Aber schon die Einführung in den Film, die sich auf ein reales Geschehen und angebliche Dokumentaraufnahmen beruft, hat schon den Mangel, dass er sich damit an das Original anhängt, ohne jemals dessen "Authentizität" auch nur anzutäuschen, ähnliches ließe sich über die Idee sagen, dass auch hier die Filmfiguren die Namen ihrer Darsteller tragen.
Allerdings liegt hierbei nicht das wirkliche Problem von "Blair Witch 2". Dies findet sich vielmehr darin, dass je länger die Angelegenheit dauert, immer deutlicher wird, auf was für ein banales Gruselabenteuer die Geschichte hinausläuft. Aus dem reichhaltigen Fundus des billigen Schockkinos wird ein Versatzstück nach dem anderen hervorgekramt, wobei alle gelungenen Ansätze der Story rücksichtslos unter die Räder geraten. Das Ganze ist trotz der gebrochenen Erzählstruktur viel zu durchsichtig geraten, weshalb insbesondere auch die große Auflösung am Schluss ins Leere geht. Zudem präsentiert sich der Gehalt der Dialoge in einer Schlichtheit, die letztlich erschreckender ist, als die eigentliche Handlung. Dadurch bleiben einem auch die Hauptfiguren denkbar fern, was bekanntlich nicht gerade die beste Voraussetzung zum Mitfiebern darstellt.
Damit entgeht "Blair Witch 2" zwar im Ergebnis der eigentlich naheliegenden Gefahr, im direkten Vergleich mit Teil 1 zu versagen, denn dazu haben die beiden Filme zu wenig gemeinsam. Im Konkurrenzkampf mit anderen Horror- oder Mysterythrillern gerät der Film aber durch seine bedauernswert auffälligen Mängel klar ins Hintertreffen. Der letzte Dialogsatz von "Blair Witch 2", der sich auf ein gerade abgespieltes Videoband bezieht, lautet übrigens "Das ist alles Quatsch"; angewendet auf den Film selbst, ist dem nur noch hinzuzufügen, dass, hätte man dem Regisseur Joe Berlinger freie Hand gelassen, der ursprünglich ein gut durchdachtes Konzept für den Film hatte und insbesondere weder billige Mätzchen einbauen wollte, noch die reißerischen Einschübe des tatsächlichen Geschehens, die durch ihre Deutlichkeit, die Auflösung des Films vorwegnehmen, "Blair Witch 2" um Klassen besser geworden wäre. Aber die Produzenten waren natürlich mal wieder viel qualifizierter als der Regisseur selbst, um zu beurteilen, wie man seinem Werk den letzten Schliff verpasst.

 

Bild 

Im Groben und Ganzen ist die Bildqualität wirklich in Ordnung. Erst beim genaueren Hinsehen zeigt sich eine gewisse Nachlässigkeit bei der Detailtreue und der Klarheit der Konturen, insbesondere bei Bewegungen verwischt das Bild sehr schnell und treten Nachzieheffekte auf. Das stört zwar nicht wesentlich, hat aber doch Einfluss auf die Natürlichkeit des Bildeindrucks.

 

Ton 

Der Ton wird dominiert von den Dialogen und der Begleitmusik, die gut aufeinander abgestimmt sind, so dass in dieser Hinsicht kein Grund zur Klage besteht. Wenn es dann aber einmal darauf ankommt, mit Toneffekten Schaueratmosphäre hervorzurufen, öffnet sich der Klangraum auch weit und bietet druckvollen Sound. Die DTS-Fassung zeichnet sich durch eine ausgeprägtere Dynamik aus, vor allem in den Höhen ist eine feinere Differenzierung festzustellen.

 

Special Features 

Neben dem Standardprogramm, wie Teaser, einer Trailerparade, bei der auch der Trailer zu "Blair Witch 2" enthalten ist, sechs Minuten B-Roll Aufnahmen und kurzen Statements der Beteiligten zum Film weist die DVD noch weitere Zugaben, teils skurriler, teils informativer Art auf. So ein kurzer Einblick in eine "Messe" von Teufelsanbetern, dessen Zeremonienmeister dann auch noch ein paar Erläuterungen zu seinem Kult abgibt (und was auf den unbefangenen Betrachter ziemlich albern wirkt). Dann gibt es einen Abschnitt (Secret Of Esrever), der angeblich im Film verborgene unsichtbare Botschaften enthüllt, wobei das Ganze mit einem eher infantilen Buchstaben-Ratespielchen verbunden ist. Außerdem ein Video Clip von "Godhead", sowie auf Texttafeln noch einmal eine Zusammenfassung der "Blair-Witch-Mythologie". Ausgesprochen gelungen ist der Audio-Kommentar von Regisseur Joe Berlinger, der sehr ausführlich über den Dreh, die Bedeutung, Absichten und Enttäuschungen zu "Blair Witch 2" erzählt.

11.08.2001

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-535
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES