Blade Runner - Director's Cut

Original

Blade Runner - Director's Cut

Studio

Warner Bros. / The Ladd Company (1982)

Verleih

Warner (1999)

Laufzeit

112 min. (FSK 16)

Regie

Ridley Scott

Darsteller

Harrison Ford, Rutger Hauer, Sean Young 

DVD-Typ

DVD - 9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

2,35:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 2.0 (Surround)
2. Englisch, Dolby Digital 2.0 (Surround)

Untertitel

Deutsch, Englisch, Spanisch, Türkisch, Niederländisch, Schwedisch, Norwegisch, Dänisch, Finnisch, Portugiesisch, Hebräisch, Polnisch, Griechisch, Tschechisch, Ungarisch, Isländisch, Kroatisch, Französisch, Italienisch
Deutsch, Englisch für Hörgeschädigte

Regionalcode

2

Verpackung

Snapper-Case

Preis

ca. 20-25 EURO
Film 

Widerwillig macht sich Rick Deckard (Harrison Ford) an seinen neuen Auftrag. Er ist als Blade Runner im Los Angeles des Jahres 2019 tätig, seine Aufgabe ist das Ausschalten von Androiden, die sich illegal auf der Erde aufhalten. Die von ihm Gejagten gehören der Nexus 6 - Generation an, künstliche Wesen von höchster Perfektion, die vom Menschen kaum mehr zu unterscheiden sind. Im Laufe der Jagd in den Schluchten des Großstadtmolochs zweifelt Deckard immer mehr an seiner Aufgabe, insbesondere, als er beginnt Gefühle für Rachael (Sean Young), einen weiblichen Androiden, zu entwickeln. Doch führt er seine Arbeit weiter fort, bis er schließlich die Konfrontation mit dem letzten der Androiden, ihrem Anführer Roy (Rutger Hauer), bevorsteht.

Was unterscheidet Mensch und Androide, wann ist die Grenze zwischen dem natürlichen und dem künstlichen Wesen nicht mehr erkennbar ? Diese Fragen rücken in Ridley Scotts Film im Verlauf der Geschichte immer mehr in den Vordergrund, mehr noch in dem neuen "Director's Cut" aus dem Jahr 1991. Bei "Blade Runner" handelt es sich dabei um einen "echten" Director's Cut, nämlich als Abgrenzung zum "Producer's Cut" (eine Fassung des Films, die dem Regisseur von den Produzenten aufgezwungen wurde) anders z.B. als Filme, bei denen die FSK 18 Fassung plötzlich als Director's Cut firmiert oder wie Luc Bessons "Leon", bei welchem der Regisseur auch schon mit der ersten Fassung einverstanden war.
Die Gestaltung der düstere Stadtlandschaft des zukünftigen Los Angeles, durch das Scott seinen Protagonisten schickt, gehört sicherlich zu den bemerkenswertesten Elementen an "Blade Runner". Die endlose Skyline, die sich in den ewig bedeckten Himmel reckt, die unendlichen schwarzen Straßenschluchten, erhellt nur von künstlichen Lichtquellen aller Art und die Atmosphäre im Inneren der Gebäude, in denen sich der Abglanz der Vergangenheit mit dem Verfall der Gegenwart zu einer dichten Einheit zusammen gesponnen hat. Die nachhaltige Wirkung, welche der Schauplatz der Geschichte hinterlässt, verdankt sich einem idealen Zusammenspiel von Ausstattung, Kulisse, Lichtgestaltung, präziser Kameraarbeit, der eindringlichen Musik von Vangelis, welche die Szenen nicht nur untermalt, sondern entscheidend prägt und dem schöpferischen Gestaltungswillen des Regisseurs. "Blade Runner" reiht sich damit ein in eine Riege berühmter Vorgänger und Nachfolger: Als Urform der Zukunftsstadt selbstverständlich "Metropolis" von Fritz Lang, und nachfolgend unter anderen Gotham City aus den Batman Filmen und mit Abstrichen auch "The Fifth Element". Jeder Film aus dieser Reihe hat seine eigenen Besonderheiten in der Gestaltung. Bei "Blade Runner" ragt zum einen der ungeheure Detailreichtum heraus. In keinem der Bilder scheint irgendetwas an der Ausstattung dem Zufall überlassen, jede einzelne Abbildung ist zusammengesetzt aus einer Sammlung sorgfältig aufeinander abgestimmter Mosaiksteinchen, die in ihrer Gesamtheit jene besondere Stimmung erzeugen die "Blade Runner" charakterisiert, eine Mischung aus  Morbidität, düsteren Unwägbarkeiten des Schicksals und dem Wirken kalter Willenskräfte. 
Ein anderes besonderes Merkmal von "Blade Runner" zeigt sich darin, wie sehr der Schauplatz in unserer Gegenwart verankert ist. Natürlich lassen Flugautos und künstliche Lebewesen keinen Zweifel am futuristischen Konzept, aber der Großteil des Gesehenen stammt aus unserer Zeit, die Umgebung ist lediglich eine komprimierte Version gegenwärtiger Metropolen. Insbesondere der Vergleich mit Ridley Scotts Film "Black Rain", der im Tokio der achtziger Jahre spielt, zeigt, wie gering die Unterschiede doch sind. Dadurch erhält die düstere Atmosphäre einen speziellen Ton, in deutlicher Abgrenzung zum Beispiel zu Tim Burtons dunkler Gestaltung seiner Batman-Verfilmungen, da dieser den Schwerpunkt beim Einsatz seines gestalterischen Könnens auf den märchenhaften Aspekt seiner Geschichten legt.

Die Wurzeln des Protagonisten und seiner Darstellung ragen sogar noch weiter in die Vergangenheit zurück. Die Figur des Deckard stammt in direkter Linie von den Privatdetektiven und Polizisten der schwarzen Serie, der Ära von Raymond Chandler ab. Daran ändert auch nichts, dass im Director's Cut der in der alten Fassung zugefügte, den Krimis der Chandlerzeit nachempfundene Off-Kommentar der Hauptfigur entfallen ist. Die Geschichte des einsamen Schnüfflers, der desillusioniert durch den Großstadtdschungel streift, dabei mehr oder weniger auf Seiten des Gesetzes steht, der aber im Grunde seines Herzens weiß, dass er niemals eine grundlegende Änderung wird herbeiführen können; der Außenseiter, welcher der oberen Gesellschaft auf die Zehen treten darf, ihrem Einfluss aber schutzlos ausgesetzt ist, und ein Mann, der bei jeder Frau, die er trifft mit dem Schlimmsten rechnen muss, dass heißt einem Anschlag auf das eigene Leben oder, noch schlimmer, mit einer Liebe, die zwangsläufig nicht gut ausgehen wird: Sämtliche Elemente des Schemas der schwarzen Serie sind vorhanden und in der humorvollen Szene, in der Deckard unter falschem Vorwand versucht an die Androidin Zhora heranzukommen, weist Harrison Fords Spiel eine enorme Ähnlichkeit zu der Darstellung Humphrey Bogarts auf, als der in der Rolle des Marlowe in "The Big Sleep (Tote schlafen fest)" einen Sammler von Erstausgaben mimt, um ein als Buchhandlung getarntes Gangsternest auszuforschen. Scotts Inszenierung tut ihr übriges, um eine nostalgische Krimiatmosphäre zu erzeugen, wobei vor allem die Szenen mit Deckard und Rachael signifikant sind. In Hinblick auf die Liebesgeschichte zwischen den beiden hebt der Wegfall der in der alten Filmfassung angehängten Fahrt in die Berge (die Hintergrundaufnahmen für diese Szene stammten übrigens von Stanley Kubricks Dreh zu "The Shining") die Unstimmigkeit auf, die zwischen diesem Ende und der sonstigen Grundstimmung der Romanze bestand. Allein schon das "Love Theme" von Vangelis war für ein solches Ende viel zu sehr melancholisch geprägt.

Was unterscheidet nun Mensch und Androide ? Die Androiden gelangen in diese schwarze, von künstlichem Licht nur punktuell erleuchtete Menschenwelt, deren Bewohner sich Nachts in Ruinen zurückziehen, nachdem sie tagsüber mechanisch ihrer Tätigkeit nachgegangen sind. Und die Androiden ? Die Fotos, an denen sie hängen, dokumentieren lediglich eine vorgebliche Vergangenheit, die sie nie gehabt haben, ihre Erinnerungen sind nur implantiert. Das alleine könnte ausreichen, um ihre künstliche Andersartigkeit zu belegen, doch inwiefern unterscheiden sich ihre Reaktionen auf diese artifiziellen Begebenheiten von echten Gefühlen; von den Gefühlen, die das Menschsein doch gerade ausmachen sollen ? (Ganz abgesehen von der Frage wie real denn eine menschliche Erinnerung eigentlich ist. Besteht diese denn wirklich aus dem tatsächlich Erlebten, oder nicht vielmehr aus dem Rest, den der Filter des eigenen selektiven Gedächtnisses übriggelassen hat, welcher außerdem nicht unbeeinflusst sein dürfte von den Versionen, die von Dritten über das Erlebte verbreitet werden).
Spätestens als der Androide Roy zum zutiefst humanen Handeln der Vergebung und der Gnade findet, wird deutlich, dass im Film  "Blade Runner" die Grenze zwischen natürlichen und künstlichen Menschen längst zur Undurchschaubarkeit verschwommen ist. Um dies festzustellen, wäre es daher nicht einmal notwendig gewesen, im Director´s Cut auch noch durch die Verbindung von Deckards Traum von dem Einhorn und der Origami-Faltkunst des Polizisten Gaff erhebliche Zweifel an der menschlichen Identität der Hauptperson zu erwecken.

Auch die Leistung der Darsteller überzeugt ohne Ausnahme. Ob Harrison Ford, der genau den Typ seiner Figur trifft, ein Mann, der seine Aufgabe hasst, aber trotzdem mit letztem Einsatz durchhält, Rutger Hauer, der Roy seine überragende Präsenz verleiht, dessen menschliche Regungen zum Schluss über die künstliche Perfektion die Oberhand gewinnen oder Sean Young, die erst als kalte Schönheit brilliert, ehe sie die innere Zerrissenheit ihrer Figur durch die maskenhafte Fassade ihres Gesichtes hervorbrechen lässt.

"Blade Runner"  hat von der zugrundeliegenden Romanvorlage von Philip K. Dick, "Träumen Roboter von elektrischen Schafen ? (Do Androids Dream Of Electric Sleep ?)" nur einige Elemente übernommen, weicht dagegen in weiten Strecken vollständig vom Konzept des Buches ab. Doch macht sich dies im Film in keiner Weise negativ bemerkbar. Denn dieser ist somit zu einer vollkommen eigenständigen Schöpfung geworden. 
Und dabei handelt es sich um eine vollendete Komposition aus einer Vielzahl von Elementen. Die verschiedenen Ebenen der Geschichte, die audio-visuelle Gestaltung, die Schauspieler; alles fügt sich nahtlos zu einem Gesamtkunstwerk zusammen.

 

Bild 

Die Bildqualität gibt sich wechselhaft. Über weite Strecken ist das Bild, insbesondere in Hinblick auf die Farbgestaltung, absolut positiv zu beurteilen. Besonders überzeugend in jeder Hinsicht sind viele der Nahaufnahmen geraten. Dagegen ist in Szenen mit einem großflächigen Hintergrund ein gewisses Bildrauschen erkennbar. Dieses ist nicht nur auf die durch einige Dropouts verunreinigte Filmvorlage zurückzuführen: Der Druck auf die Pause - Taste enttarnt dieses Rauschen zum Teil als Kompressionsartefakte, die stellenweise auch während der normalen Wiedergabe im Bild zu sehen sind. Sobald sich das Geschehen in Innenräumen abspielt, in denen Dämmerlicht vorherrscht, womöglich noch in rötlichem Grundton, zeigen sich teilweise Mängel in der Schärfe und bei den Kontrasten. Trotz altersbedingter Schwächen des Filmmaterials ist ein Grossteil der Mängel auf eine lieblose Produktion zurückzuführen, die dem Kultstatus dieses Films einfach nicht gerecht wird. Denn die 1997 als eine der allerersten DVDs überhaupt erschienene US-DVD von Blade Runner machte schon damals einen deutlich besseren Eindruck.

 

Ton 

Der Dolby Surround - Ton führt auf den vorderen Kanälen ein breites Klangspektrum vor. Besonders die für die Stimmung des Filmes so wichtigen Musikeffekte von Vangelis kommen beeindruckend zum Einsatz. Auch was die sonstigen Umgebungsgeräusche angeht, bestehen keine Mängel. Allerdings ist der Tonpegel recht niedrig gehalten im Vergleich zum sonst vorherrschenden Standard. Leider sind die Dialoge dabei noch eine Spur leiser geraten, wobei die englische Originalfassung das Extrem darstellt und die deutsche Version an der Lautstärke noch unterbietet. Der Kontrast mit der lauten Umgebung bedeutet dabei einen deutlichen Nachteil. Die hinteren Kanäle kommen praktisch gar nicht zum Zuge, was Schade ist, da einige der Flugautoszenen sich hervorragend für einen Rundumklang geeignet hätten. Zum Zeitpunkt der Entstehung des Filmes war die Surroundtechnik jedoch noch nicht im gleichen Maße verbreitet wie heute, so dass entsprechende deutliche Effekte eben fehlen.

 

Special Features 

Gewiss sind Untertitel in neunzehn verschiedenen Sprachen plus zusätzlich noch spezielle Untertitel für Hörgeschädigte in Deutsch und Englisch (mit Erklärungen der Geräusche) beeindruckend, aber dass es sich dabei um die einzigen Zugaben auf der DVD handelt, ist schon mehr als ärgerlich, da inzwischen ein höheres Niveau bei DVDs Standard ist. Während man bei Columbia inzwischen häufig DVDs wie "Die Maske des Zorro" findet, die zwar deutlich später in Europa erscheinen, aber dafür sogar besser ausgestattet sind, begnügt sich Warner mit der gleichen Spartanität der US-Version, die mangels vieler Alternativen zum damaligen Zeitpunkt der US-Veröffentlichung auch ohne große Extras auskommen konnte.

Review von Tobias Wrany