Apocalypse Now Redux |
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Studio |
American Zoetrope (1979/2000) | |
Verleih |
BMG Video (2002) | |
Laufzeit |
193:59 min. (FSK 16) | |
Regie |
Francis Ford Coppola | |
Darsteller |
Martin Sheen, Marlon Brando, Laurence Fishburne, Robert Duvall | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
1,99:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 2.Englisch, Dolby Digital 5.1 |
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Untertitel |
deutsch, englisch | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case | |
Preis |
ca. 20 EURO |
Film 





Captain Willard (Martin Sheen) ist ein Spezialist und wird vornehmlich mit Aufgaben betraut, welche die Armeeführung nicht unbedingt an die große Glocke hängen möchte. Da Willard aber sowieso der geborene Einzelgänger ist, hat er mit der Geheimhaltung, die zu den absoluten Essentialis seiner Tätigkeit gehört, kaum Probleme. Sein neuester Auftrag stellt allerdings auch für seine Verhältnisse eine Besonderheit dar. Immerhin geht es um die Liquidierung eines Colonels der US-Army, dem eigentlich alle Karrierechancen offen standen. Nun aber hat sich Colonel Walter E. Kurtz (Marlon Brando) in den kambodschanischen Dschungel abgesetzt und ein von Willkür geprägtes Schreckensregiment errichtet, dem schon zahlreiche Menschenleben zum Opfer gefallen sind. Um sein Ziel zu erreichen, erhält Willard die Mitfahrgelegenheit auf einem Patrouillenboot, das zu einem guten Teil mit kampfunerprobten Jungspunden, wie dem noch nicht einmal volljährigen Clean (Laurence Fishburne) oder dem Beachboy Lance (Sam Bottoms) besetzt ist. Die Fahrt wird zu einem Tauchgang in den Irrsinn des Vietnamkonfliktes. Dabei begegnen sie exzentrischen Ofizieren, wie dem Lt. Colonel Kilgore (Robert Duvall), der, um seiner Surfleidenschaft zu frönen, ganze Landstriche mit Wagner und Napalm bestreichen lässt, französischen Siedlern im Urwald, die sich weigern, ihre kolonialen Besitztümer zu verlassen, eingeflogenen Playmates und einem Fotoreporter (Dennis Hopper) der auch schon dem Charisma des mysteriösen Colonel Kurtz erlegen ist.
Oberflächlich betrachtet ist "Apocalypse Now" als (Vietnam)kriegsfilm gar
nicht so überragend. Jedenfalls wenn an ein Werk dieses Genres der objektive Maßstab
angelegt wird, nachdem sich die Qualität zu einem erheblichen Teil dadurch bestimmt, wie
gut es dem Film gelingt, die Realitäten des Krieges angemessen einzufangen. Und das
bedeutet vor allem, dass ganz normale Menschen aus ihrem Alltagsleben gerissen und
plötzlich damit konfrontiert werden, andere Menschen, denen es ganz genauso geht, einfach
zu töten oder das eigene Leben zu lassen, das im zivilen Zuhause noch soviel für die
Zukunft vorgesehen hätte; und das Ganze für einen weit außerhalb ihres Einflussbereiches
liegenden und unter Umständen höchst fragwürdigen Grund.
"Apocalypse Now" zeigt dagegen atemberaubend überladene Bilder, weit größer
als das reale Leben; Charaktere, fast wie aus einem Comicbuch (man denke nur an den
surfbesessenen, napalmberäucherten Colonel Kilgore) und eine Story, die sich zunehmend in
abgehobene, fast schon esoterische Sphären absetzt.
Entscheidend ist allerdings: "Apocalypse Now" ist ein Film, der mehr verlangt,
als eine oberflächliche Betrachtung, er fordert nicht nur in Hinblick auf seine
Spieldauer eine gewisse Zeit und die Ruhe zum Verarbeiten. Denn auch wenn das
tatsächliche Geschehen in Vietnam eine nicht unbedeutende Rolle spielt und sich die
Handlung auch eigentlich stets in einem realen Rahmen abspielt, handelt es sich im Kern um
eine Allegorie auf den Krieg, genauer gesagt die Idee des Krieges. Er betrachtet dabei
sein Thema aus unzähligen Perspektiven, fokussiert sich durch die erwähnten Extreme,
sowohl was die Figuren, als auch die Situationen angeht, vermeidet aber trotzdem jede
schematische Festlegung. Das ist, neben seiner visuellen Kraft, was "Apocalypse
Now" so besonders macht, er gibt einem die Chance, bei jedem Sehen Neues zu
entdecken, da es gerade nicht um die Ergründung einer feststehenden Wahrheit geht,
sondern um im stetigen Fluss befindliche Deutungen. Dies erfährt durch die neue Fassung,
die nach ihrem Zusatztitel "Redux" zurück zu den Wurzeln des Projektes gehen
will, noch eine Verstärkung, da sie nicht nur einige neue Bilder, sondern eine
Vervielfältigung der Interpretationsmöglichkeiten schafft. Dass Francis Ford Coppola an
einigen Stellen über jedes Ziel hinausgeschossen sein mag und dem Film statt einer
Verlängerung an der einen oder anderen Stelle auch eine Kürzung gut getan hätte, sollte
daher akzeptiert werden können.
Aber "Apocalypse Now" lässt sich selbstverständlich auch ganz einfach als
bildgewaltiger Abstieg in die grüne Hölle Südostasiens anschauen und dabei die
zahllosen dramatischen und tatsächlichen Knalleffekte bewundern, nicht zu vergessen die
großartigen schauspielerischen Leistungen, insbesondere jene von Marlon Brando. Und es
gibt auch noch die Möglichkeit, in kleineren Nebenrollen große Stars von heute zu
bewundern, wie den blutjungen Laurence Fishburne oder am Anfang einen kurzen Auftritt von
Harrison Ford, als "Colonel Lucas", wobei es nicht ganz unwahrscheinlich ist,
dass die Namenswahl seiner Filmfigur eine Anspielung auf ein Protegé von Francis Ford
Coppola ist, der eigentlich dazu auserkoren war, "Apocalypse Now" zu
inszenieren, ehe es dann zu unüberwindlichen Überschneidungen mit einem anderen Projekt
des jungen Filmkünstlers kam (bei dem Harrison Ford eine tragende Rolle spielen durfte
und ihm den Durchbruch zum Filmstar brachte).
Bild 





Ganz fehlerfrei ist das Bild nicht. Über die gesamte Spielzeit schleichen sich immer mal wieder kleinere Schwächen ein, die jedoch gerade in Hinblick auf die Länge der Laufzeit letztlich keinen prägenden Eindruck hinterlassen. So gibt es neben einem sehr verhaltenen Hintergrundrauschen, gelegentlich leichte Nachzieheffekte, kurzzeitig und auf Teilflächen beschränkt lässt auch einmal die Bildschärfe etwas nach. Aber ansonsten überwiegen satte Farben und ein sauber strukturiertes Bild, dass auch kleine Details sauber wiedergibt und trotz teilweise schwierigster Bedingungen stets einen überzeugenden Kontrastumfang wahren kann.
Ton 





Hier passen das vom Film vorgegebene Material und die mehrkanalige Umsetzung einmal optimal zusammen. Die Abteilung für die heftigen, bassstarken Momente wird von den Kampf- und Flugszenen übernommen, die sich mit direktionalen Effekten austoben, wenn die Hubschrauber in alle Richtungen quer durchs Zimmer donnern. Die subtileren Töne gehen zum Beispiel an die Geräusche der Dschungelinsekten oder das Rauschen des Windes in entfernten Palmenwipfeln. In die lebendige Umgebung eingebettet sind die natürlich klingenden Dialoge, sowie die perfekt auf den Rest abgestimmten Musikeinlagen (lediglich der berühmte Einsatz des Wallkürenritts hat nicht die sauberste Einspielung abbekommen).
Special Features 





Die Zugabenabteilung ist, gerade gemessen an dem zum Film theoretisch vorhandenen Archivmaterial, eher dürftig ausgefallen, aber zum Teil nicht ganz uninteressant. Neben dem Trailer ist das einzige Extra nämlich etwas, was sich am besten als "kein alternatives Ende" umschreiben lässt. Denn nach dem wahlweise zuschaltbaren Kommentar von Regisseur Francis Ford Coppola waren die Szenen von der Zerstörung von Kurtz Lager nie als echter Schlusspunkt statt dem gewählten Ende gedacht. Da die Kulissen aber sowieso beseitigt werden mussten, hatte der Regisseur die Chance genutzt und das Ganze unter Kamerabeobachtung in die Luft gejagt, um zu sehen, ob das entstandene Material nicht irgendwo im Film zu nutzen sei.
17.04.2002
Review von Tobias Wrany
Test-Equipment
TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES