Herr Lehmann |
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Studio |
BojeBuck Produktion (2003) | |
Verleih |
Universal Home Entertainment (2004) | |
Laufzeit |
105:31 min. (FSK 12) | |
Regie |
Leander Haußmann | |
Darsteller |
Christian Ulmen, Detlev Buck | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
2,35:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 | |
Untertitel |
Englisch | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case |
Film
Dass ihn alle Welt nur noch mit seinem Nachnamen anspricht, was er eigentlich überhaupt nicht schätzt, ist nicht das einzige Problem, dass Herrn Lehmann (Christian Ulmen) gegenwärtig heimsucht. Da wären denn noch widerspenstige Kampfhunde, die ihm die sichrere Heimkehr erschweren, ein lokaler Kneipenmogul als Chef, der nicht gerade der kooperativste ist, Eltern die sich ebenso unerwartet, wie unerwünscht zu einer Stip-Visite ankündigen, ein bester Freund (Detlev Buck), mit massiven Ausfallerscheinungen; und dann ist da noch Katrin (Katja Danowski), die ist zunächst mal mehr als nur ein wenig sympathisch und auch ungemein hübsch, aber auch eine Anfangs harmonieerfüllte Beziehung hat so ihre Tücken. Vielleicht liegt es aber nur daran, dass Herr Lehmann den Einflüsterungen zuwohlmeinender Dritter ausgesetzt ist, er solle sich in seinem Alter (die ominöse Drei hat sich inzwischen an die erste Dezimalstelle herangeschlichen) mal doch nach einem richtigen Beruf umschauen; und dass, obwohl Herr Lehmann mit seinem Job als Tresenkraft im "Einfall", einer etablierten Kneipe in Berlin doch voll und ganz zufrieden ist. Allerdings, eine ernsthaft solide Zufriedenheit will sich gerade in letzter Zeit einfach nicht einstellen und Herr Lehmann wird noch so einige private Scharmützel auszufechten haben, ehe er feststellen wird, dass selbst nach einigen Rückschlägen nicht immer das hellleuchtende Happy End wartet. Aber andererseits geht das Leben doch immer noch weiter, und wer weiß, was noch kommen kann.
Die Besetzung der Hauptrolle des Titelhelden rief fast schon reflexartig Stirnrunzeln
bis Kopfschütteln hervor. Irgend so ein MTV-Fuzzi ohne ausgedehnte Schauspielerfahrung
sollte diesen lakonischen Leistungsträger der "Kurz-vor-dem-Mauerfall"-Großstadtkultur
aus Sven Regners literarischem Überraschungsglanzlicht geben? Da beruhigte es dann schon
eher, dass auf dem Regiestuhl Leander Haußmann Platz genommen hatte, der neben seiner
Bühnenerfahrung vor allem mit einem veritablen Erfolg in Sachen Berlin-Film aufzuwarten
hatte, wenn auch von der anderen Seite der Mauer, wo die Sonnenallee verlief.
Jedoch im Ergebnis stellt sich ein genau entgegengesetztes Empfinden ein. Herr Ulmen zeigt
sich bei seiner Darstellung ganz nah an seiner literarischen Vorlage, was die zwischen stoischen Gleichmut und leicht widerwilligem Aufbegehren gegen die Zumutungen des Alltags
stehende Grundhaltung Lehmanns angeht. Die Inszenierung dagegen kann die einprägsam
beiläufige, mit spitzem Blick beobachtende Erzählweise des Romans nur partiell
nachempfinden, findet aber gleichzeitig auch nicht zu einer eigenständigen Berichtsform.
Trotz zahlreicher gelungener Momente fehlt es an einem wirklich überzeugenden
Zusammenhalt und vor allem einer stimmungsvollen Atmosphäre. Neben Augenblicken, die der
leichten Melancholie der Vorlage entsprechen, stehen eigenständige Sequenzen von
bemühter bis bereichernder Situationskomik, aber es bleibt der Gesamteindruck von mehr
oder weniger gelungen kombinierten Insellösungen. Alles in allem bleibt ein netter
Film, sowohl interessant für Kenner, wie Nichtkenner der Romanvorlage, auch wenn deren
Lektüre letztlich doch ein ganzes Stück gewinnträchtiger ist.
Bild
Anscheinend stand den DVD-Produzenten eine hochwertige Vorlage zur Verfügung, jedenfalls zeichnet sich der Film durch ein ungemein sauberes und klares Bild aus. Durch einen hohen, allerdings nie übertriebenen Kontrastumfang kommt so ein sehr plastisches Bild zustande. Eine manchmal etwas dunkle Farbgebung in den Innenräumen ist eindeutig der Inszenierung geschuldet. Als kleinere Schwächen machen sich dann lediglich die leichte Rauschtätigkeit, sowie ein gelegentliches Zittern des Bildes bei kleinteiligen Strukturen bemerkbar.
Ton
Als Dialogfilm hat der Film an sich wenig raumausfüllende Elemente zu bieten, Trotzdem kommt es regelmäßig zu einem weit in den Raum gefächerten Klangspektrum, da die Begleitmusik, obwohl für sich genommen nicht sonderlich spektakulär, mit einer außergewöhnlichen Dynamik und großem Volumen eingespielt wurde, ohne sich dabei aber unangenehm in den Vordergrund zu drängen. Umgebungsgeräusche bleiben sonst eher verhalten, bis auf eine Ausnahme. In der "Star Wars"-Szene tobt sich auf den hinteren Kanälen das ganze Blasterfeuer-Gewitter der Eröffnungssequenz, nebst John Williams imposanter Orchesterbegleitung, aus.
Special Features
Die Zugaben sind von einer soliden Mäßigkeit. Neben Standards, wie einem "Making Of"-Featurette, Interviews mit den Mitwirkenden, biografischen Daten zu selbigen und dem Trailer, gibt es sieben sehenswerte geschnittene Szenen und eine vom Hauptdarsteller kommentierte Bildergalerie. Zum Filmlied von Fad Gadget ist der Videoclip im Programm, sowie als überflüssiges Extra Herrn Lehmanns "beste Sprüche". Die DVD bietet zudem die Möglichkeit, die Extras an den relevanten Stellen während des Filmes gezielt und direkt anzusteuern.
05.05.2004
Review von Tobias Wrany