Dem Himmel so fern

Studio

TF1 International (2002)

Verleih

Concorde Home Entertainment (2003)

Laufzeit

102:49 min. (FSK 6)

Regie

Todd Haynes

Darsteller

Julianne Moore, Dennis Quaid, Dennis Haysbert

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Deutsch, Dolby Digital 2.0
3. Deutsch, DTS 5.1
4. Englisch, Dolby Digital 5.1

Untertitel

Deutsch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case
Film 

Kein Zweifel, Cathy Whittaker (Julianne Moore) ist die ideale Zielperson für eine Zeitungs-Reportage über die perfekte Hausfrau in der Verwirklichung des amerikanischen Traumes. Denn was kann sich eine Frau im Jahre 1957 denn mehr erhoffen, als ein geradezu modellhaftes Heim, einen schmucken Ehemann (Dennis Quaid) in einer verantwortungsvollen Position im Vertrieb von Unterhaltungselektronik und zwei hinreißenden Kindern, die unter der Obhut des schwarzen Hausmädchens zu Musterbürgern heranreifen.
Mit einem Schlag bekommt das Idyll allerdings Risse, die sich langsam aber sicher zu einer wahren Kraterlandschaft ausweiten, als Cathy eines Tages ihrem schwerarbeitenden Gemahl das Abendessen ins Büro bringt, wo sie ihren Göttergatten allerdings nicht bei beruflich bedingten Überstunden unterbricht, sondern bei einem Rendez-vous im leicht fortgeschrittenen Stadium mit einem andren Mann. Zwar verspricht ihr Frank unmittelbar, sich in ärztliche Behandlung zu begeben, in der Hoffnung von seinem Laster zu "gesunden", aber der Schock sitzt tief. Einen Lichtblick in diesen schweren Zeiten stellt der neue Gärtner Raymond (Dennis Haysbert) dar, der durch seine kultivierte und verständnisvolle Art, sowie einer Übereinstimmung mit Cathys Geschmack für Kunst einen beruhigenden Ausgleich darstellt. Und bei jeder mehr oder weniger zufällig herbeigeführten Begegnung wächst das Gefühl der gegenseitigen Zuneigung weiter an. Dass dadurch Cathys Probleme allerdings noch gesteigert werden, weiß sie selbst am besten; allerdings liegt dies noch am wenigsten an einem etwaigen Standesunterschied, sondern an der Tatsache, dass Raymond schwarz ist und schon der Umstand, dass sie sich überhaupt auf ein längeres Gespräch mit ihm einlässt reichhaltigen Stoff für heftiges Getratsche in ihrer Bekanntschaft bietet.

Zunächst mal ist es ein merkwürdiges Gefühl. Da laufen Schauspieler, die man aus aktuellen Filmwerken kennt durch eine Produktion, die nicht lediglich in den fünfziger Jahren spielt, sondern bis ins kleinste Detail hinein aus dieser Zeit zu stammen scheint. Dass Kulissen und Ausstattung der vergangenen Ära entsprechen, ist natürlich normal; aber die Bewegung der Kamera, der Schnitt, bis zum etwas gestelzten Sprachstil, - wüsste man es nicht besser, sollte anzunehmen sein, "Far From Heaven" sei ein echter "Oldie".
Tatsächlich hat sich Regisseur Todd Haynes die aus jener vergangenen Epoche stammenden Melodramen des Regiekünstlers Douglas Sirk zum Vorbild genommen. Allerdings hatte er weit mehr, als nur wehmütige Nostalgie oder eine ehrfurchtsvolle Hommage im Blick, vielmehr führte er die filmische Gefühls- und Gedankenwelt des großen Vorbilds in kongenialer Weise weiter. Das heißt, "Far From Heaven" ist keine bloße Meisterkopie; der Film knüpft voller eigenständiger Inspiration an Sirks Grundthemen vom mitfühlenden Blick auf Charaktere an, die an sich und ihrer gesellschaftlichen Umwelt verzweifeln, kann aber dank des Fortschreitens der gesellschaftlichen Entwicklung viel weiter und deutlicher vorgehen, als noch das Vorbild vor einem halben Jahrhundert.
Jedoch, bemerkenswerte Cinematografie hin oder her; ein Film kann (außer als Objekt der Verehrung für Anhänger rein formaler Brillanz) selten durch sein Äußeres alleine überzeugen, sondern braucht auch eine angemessen umgesetzte Geschichte. Doch auch da muss sich Haynes Werk nicht verstecken, wobei ihm vor allem anderen die geglückte Wahl seiner Hauptdarstellerin zugute kommt, zeigt die ohnehin in ihrem Beruf von einer seltenen Souveränität erfüllte Julianne Moore hier doch eine absolute Glanzvorstellung. Vor allem ist die Schauspielerin, die in manchen Rollen gelegentlich eine Spur zu viel Perfektion und Beherrschung ausstrahlt von einer Wärme und Gefühlstiefe erfüllt, die es einem ausgesprochen leicht fallen lässt, das Schicksal ihrer Figur mitzufühlen. Hinzu kommt ein Drehbuch, das selbst mit potentiellen Schwachstellen, wie seinem geballten Problemaufgebot, von unterdrückter Homosexualität bis zu rassistischen Differenzen in der herrschenden Gesellschaftsmeinung, den Bogen der melodramatischen Schicksalsschläge dank seiner bemerkenswerten Zurückhaltung und einer formvollendeten Ausübung der hohen Kunst der aussagekräftigen Andeutung nie überspannt.

 

Bild 

Das Bild ist gut, allerdings nicht uneingeschränkt. Neben einem mustergültigen Kontrastumfang fallen vor allem die das ganze Geschehen prägenden Farben im Technicolor-Stil auf, die allerdings gelegentlich von einer gewissen Patina bedeckt zu sein scheinen; allerdings könnte dieser Effekt durchaus Teil des visuellen Konzepts sein. Trotz guter Werte bei der Schärfe wirkt das Bild insgesamt doch ein wenig weich; unter Umständen sind dafür Nachbearbeitungen verantwortlich , welche der leicht erhöhten Rauschtätigkeit entgegenwirken sollten.

 

Ton 

Die Tonkulisse muss sich keiner speziellen Herausforderung stellen. Akustische Effekte bleiben ebenso aus, wie besondere Feinheiten im Umgebungsbereich. Dass die Tonwiedergabe trotzdem ein gewisses Lob verdient, verdankt sie der stimmungsvollen Begleitmusik Elmer Bernsteins, die einen ganz erheblichen Teil zur Gesamtwirkung des Films beitragen kann. Getrübt wird der Genuss allerdings, bei einer ansonsten tadellosen musikalischen Vorstellung von einer nicht vollkommen reinen Wiedergabe der Höhen.

 

Special Features 

Die Zugaben sind leider durchweg eher belanglos geraten. Einige Aufnahmen mit der B-Roll vom Dreh und von der Orchestrierung des Films, daneben zwei Trailer, Infos zu den Mitwirkenden, nebst Interviewausschnitten und zur Abrundung noch ein paar Produktionsnotizen und eine Fotogalerie.

06.01.2004

Review von Tobias Wrany