XXL-PREVIEW: Denon 9-Kanal-AV-Netzwerk-Receiver AVR-X4300H - Messlatte in der angehenden Oberklasse?
Schon seit langem gespannt waren wir auf die klangliche Leistungsfähigkeit, die der brandneue Denon AVR-X4300H, für 1.599 EUR wahlweise in schwarzer oder Premium-silberfarbener Version zu haben, in den Testreihen an den Tag legt. Mit neun eingebauten Endstufen, Decodern für dts:X und Dolby Atmos (inklusive dts Neural:X und Dolby Surround als Upmixer für konventionelle Tonspuren) sowie erstmals einem Heos-Modul für die komplette Einbindung in ein Heos-Setup oder für den Heos-Start setzt die Ausstattung Maßstäbe. Wie man es bereits von anderen D&M AV-Receivern her kennt, ist Auro-3D für 150 EUR zusätzlich als weiteres objektbasiertes "Immersive Sound" Tonformat per Download erhältlich, inklusive dem sehr talentierten Upmixer Auro-Matic. In diesem Preview schildern wir nun unsere ersten Impressionen.
Neu: Heos-Modul an Bord. Schon bekannt: Top-Verarbeitung, großer Lautstärkedrehregler
Eingangswahlschalter
Bedienelemente unter der Frontklappe
Zweizeiliges Punktmatrix-Display
Im Vergleich zum 2015er Modell AVR-X4200W hat sich eine Menge getan. Für lediglich 100 EUR mehr (laut UVP, tatsächlich wird das ältere Modell aktuell deutlich günstiger angeboten) gibt es volle Heos-Kompatibilität und zwei zusätzliche Endstufen - hört sich ganz so an, als wäre der AVR-X4300H ein "guter Fang".
Innenleben. Der 13,5 kg wiegende AVR-X4300H bringt zwei Endstufen mehr mit als der Vorgänger, nun sind 9 Einheiten an Bord
Platinenlayout
Transformator
Aluminium-Kühlkörper
ELKOs
Die 9-Kanal-Endstufe stemmt 200 Watt pro Kanal, zusätzlich vorhanden ist ein 11.2 Vorverstärkerausgang. Schon mit den eingebauten Endstufen kann man ein 5.1.4 Setup fahren. Mit entsprechender Zweikanalendstufe zusätzlich sind dann 7.1.4 möglich. Zudem verfügt das neue Gerät über genügend Leistung, um auch in größeren Hörräumen und an großen Mehrkanal-Lautsprechersets eine erstklassige Figur abzugeben. Schon der AVR-X4200W war äußerst pegelfest und stellt auch anspruchsvolle Anwender zufrieden. Der Innenaufbau auch des neuen Modells mit Alu-Kühlkörper sowie großem Trafo und groß dimensionierten ELKOs als Kurzzeit-Stromspeicher für plötzliche Leistungsspitzen gefällt sehr gut. Das Platinenlayout ist sorgfältig, die Verkabelung ebenfalls. Der AVR-X4300H setzt auf Denons D.D.S.C. Schaltkreis für detailreichen Klang und auf AL24 Processing Plus.
Rückseite komplett. Der AVR-X4300H ist mit 434 mm Breite, 339 mm Tiefe und lediglich 167 mm Höhe (mit Antenne Tiefe 389 mm, Höhe 236 mm) recht kompakt
11.2 Pre-Out
Genug analoge Cinch-Anschlüsse, Ausgänge für Zone 2/3
HDMI-Sektion mit drei Ausgängen und drei Eingängen
Etwas enttäuscht sind wir von den durchschnittlichen Schraubterminals für den Anschluss des Lautsprecherkabels
Mit 8 HDMI-Eingängen (4K60 Hz Full Rate-Passthrough, 4:4:4-Farbauflösung, HDR, BT2020-Support) ist der AVR-X4300H sehr gut ausgerüstet - dieses Merkmal haben aber sogar schon deutlich kleinere und günstigere Denon AV-Receiver des Jahres 2016. Drei HDMI-Ausgänge sorgen zusätzlich für Flexibilität. Die für Denon und Marantz AV-Receiver typische, hochklassige Video-Signalverarbeitung inklusive Analog-zu-HDMI-Konvertierung, 4K Upscaling und Video-EQ mit 2 ISF-Bildmodi (Day und Night) zeichnet auch den AVR-X4300H aus.
Umfangreich, auch das kennen wir von D&M Modellen, ist der Support von HiRes-Audiodateien. DSD (2,8/5,6 MHz), FLAC (bis 192/24), ALAC (bis 96/24) und WAV (bis 192/24) wird zum Beispiel unterstützt, natürlich fehlt auch die Gapless-Wiedergabe ohne störende Unterbrechungen nicht. Weiter vorhanden sind die typischen Heos-Musikdienste: Tidal, Deezer, Tune-In Internet Radio, Spotify, hinzu kommen AirPlay und die Möglichkeit zur Wiedergabe von HiRes Dateien nicht nur von USB, sondern auch aus dem Netzwerk.
Audyssey-Einmesssystem: Mikrofon
Das beste Audyssey Lautsprechereinmess- und Room EQ System ist mit dabei. MultEQ XT32 sorgt mit höchster Genauigkeit, Einmess-Möglichkeit an 8 Hörpositionen und eigenem SubEQ für Zufriedenheit beim Anwender. Wir wissen, dass Audyssey nach der letzten Überarbeitung noch präziser und homogener arbeitet, eine sehr gelungene Front-Surround-Balance und eine verbesserte Arbeit bei der EQ-Anpassung im Hochtonbereich sind Pluspunkte.
Im Ausstattungsumfang ist natürlich auch ein WLAN-Modul enthalten. Unterstützt werden 2,4 und 5 GHz, Bluetooth ist ebenfalls dabei. Hinten, auf der Rückseite, sind die beiden Antennen für den Empfang untergebracht.
Bei der Ersteinrichtung hilft, wie wir es gewohnt sind, ein sehr guter Einrichtungs-Assistent, der durch eine gelungene Mischung aus Texten und Grafiken punkten kann.
Sprachauswahl
Lautsprechereinstellungen
Anzahl der Lautsprecher
Genau wird die Verkabelung beschrieben
Das verstehen auch weniger versierte Anwender problemlos, Grafiken helfen bei der schnellen Umsetzung
Dolby Atmos/Top Firing-Module vorhanden?
Wahl des Dolby Atmos-Lautsprecher-Layouts
Abfrage: Gibt es einen Subwoofer?
Detail-Angaben
Sind alle Lautsprecher korrekt angeschlossen?
Sogar an die Einstellungen am Subwoofer selbst wird gedacht - noch ausführlicher als früher
Kommt ein Ton aus dem Center-Lautsprecher?
Lautsprecher-Kalibrierung mit Audyssey
Anzeige der Lautsprecher-Konfiguration
Einmessung an mehreren Hörpositionen
Lautsprecher-Kalibrierung
Aktivierung von Audyssey Dynamic EQ mit Erklärung der Funktion
Übernahmefrequenzen
Netzwerk-Einrichtung
Überprüfung der Netzwerk-Konnektivität
TV-Audio-Verbindung
Eingang einrichten
Nach wie vor gefällt uns der D&M Einrichtungassistent besonders gut, da er auch für weniger versierte Anwender wirklich wertvoll ist und die Inbetriebnahme des AV-Receiver stark vereinfacht.
Mitgelieferte Fernbedienung
Steuern kann man den AVR-X4300H wahlweise mittels der mitgelieferten Fernbedienung oder mit der in diesem Jahr überarbeiteten AVR Remote App. Fürs Smartphone ist die App für Android und iOS am Start, die Tablet-Variante gibt es zusätzlich für Kindle Fire Tablets von Amazon.
Nach kurzer Zeit wird der 4300H entdeckt
Hauptmenü der App
Audyssey-Submenü
Audio-Funktionen
Menü "Video" innerhalb der App
Nutzung der App als Remote-Ersatz
Die App überzeugt durch klare Symbole und einfache Bedienbarkeit. Auch an der Zuverlässigkeit gab es nichts zu beanstanden. Wie Heos eingebunden ist in die App - dazu gleich in der Klangwertung mehr.
Klang
Wir starten unsere Klang-Testreihen mit der BD „Mission Impossible – Rogue nation“ (Dolby Atmos Tonspur, englisch) und hören uns den Auftakt sowie die Szene in Wien an. Gleich zu Beginn im Feld, als Benjamin versucht, ins Bordsystem des Airbus A-400, der in Kürze mit gefährlicher Fracht starten wird, hineinzukommen. Der kraftvolle Bass, die gute Auflösung bei der Wiedergabe von Stimmen und die Triebwerksgeräusche des startenden Militärflugzeugs kommen mit sehr gutem Differenzierungsvermögen aus räumlicher Perspektive heraus. Der Music Score wird mit Nachdruck über alle Kanäle ausgegeben, und der AVR-X4300H entfaltet noch mehr Räumlichkeit als sein Vorgänger, der AVR-X4200W, uns wohl bekannt. Gut gefällt uns die „Reference“ Kurve von Audyssey, die sich sehr genau den verwendeten Lautsprechern annimmt, diese kaum beschneidet, raumakustische Disharmonien aber effektiv bekämpft für einen soliden, vielschichtigen und sehr gut ausbalancierten Klang.
Die Wien-Sequenz ist besonders facettenreich, denn zu Beginn ist Benjamin Dunn in einer U-Bahn-Station nahe der Wiener Oper und packt dort eine spezielle Brille aus, die ihm Ethan überbringen ließ. Die Geräusche in der U-Bahn-Station, z.B. Stimmen sowie ein aus der Station fahrender Zug, bringt der Denon hervorragend zusammen. Der Music Score, als dann das Opernhaus, zunächst von oben, sichtbar wird, bekommt richtig Ausdruckskraft, um der herrschenden Spannung Nachdruck zu verleihen. Das Blitzlichtgewitter, als der österreichische Bundeskanzler in seiner Maybach-Limousine vorfährt und aussteigt, kommt mit dichter Räumlichkeit heraus. Der AVR-X4300H stellt die Vorzüge der Atmos-Tonspur absolut überzeugend heraus, die Über-Kopf-Klangebene ist überdies sehr akkurat integriert. Kurz bevor „Turandot“ von Giacomo Puccini beginnt, klatschen die Opernbesucher, und auch dieses Klatschen kommt ausdrucksvoll über alle Kanäle heraus. Die Orchestermusik wirkt sehr harmonisch, gleichzeitig ist das Auflösungsvermögen wiederum begeisternd. Die weiblichen sowie die männlichen Gesangsstimmen gibt der AVR-X4300 souverän und ausgesprochen charismatisch wieder. Das legendäre "Nessun Dorma" aus dem dritten Akt der Oper dürfte aufgrund der detailreichen Darstellung auch den Klassik-Liebhaber begeistern.
Trotzdem gerät der zweite Handlungsstrang, als Ethan und Benji versuchen, das Attentat auf den österreichischen Bundeskanzler zu verhindern, nicht in Vergessenheit. Ilsa Brand und ein weiterer Killer, den Ethan ohnehin sucht, sind auf das Regierungsoberhaupt angesetzt. Als die Waffen zusammengesetzt und die Tat vorbereitet wird, punktet der AVR-X4300H mit sehr guter Einarbeitung akustischer Einzelheiten. Stets ist die Position, an der sich ein Effekt abspielt, sehr präzise im virtuellen Raum zu erkennen. Das Gefühl der Weitläufigkeit des Opernsaals mit der hohen Decke wird vom AVR-X4300H herausragend aufbereitet.
Oben rechts ist das Heos-Symbol zu erkennen
Nun übernimmt die Heos-App
Zahlreiche Musik-Streaming-Services sind vorhanden
Einfacher Zugriff auf Musik, die auf einem NAS-System, auf Notebooks oder PCs im Netzwerk abgelegt ist
Tune In-Wiedergabe
Wiedergabe von Musik vom NAS-System
Wiedergabe eines Titels
Zonen- und Raum-Übersicht
Einführung zu Spotify Connect
Der AVR-X4300H wird gleich als Wiedergabegerät erkannt
Wiedergabe eines Titels aus einer Spotify-Wiedergabeliste
Sehr gut ist Heos eingebunden. Oben rechts in der normalen AVR-App ist ein Heos Symbol zu sehen, drückt man auf dieses, ist man dann in der Heos-App. Demnach arbeiten beide Apps auszeichnet zusammen. Man kann dann alle hinlänglich bekannten Heos-Funktionen verwenden, und auf zahlreiche Musik-Streaming-Dienste zugreifen. Das Ganze funktioniert nahtlos und zügig. Der Zugriff auf Musikdateien, die auf einem NAS-System im gleichen Netzwerk abgelegt sind, funktioniert schnell und zuverlässig. Ebenso wird der AVR-X4300H von Spotify Connect gleich als Wiedergabegerät erkannt.
Eurodance-Hits von Masterboy – „I’ve got to give it up“, „Give Me Your Love“, „Mister Feeling“ oder „Porque Te Vas” werden mit erstklassigem Nachdruck und einem hohen Maß an Lebendigkeit präsentiert. Der Music Restorer5 poliert das stark datenreduzierte Material ausgezeichnet auf. In der Einstellung „Mittel“ sind Hochtonauflösung und Stimmdarstellung merklich gegenüber dem unbearbeiteten Original verbessert. Absolut genial ist der Sound, wenn alle 9 Kanäle mit einbezogen werden und man dts: Neural X verwendet. Man glaubt es nicht, wenn man es nicht selbst gehört hat, wie dynamisch und enorm räumlich das einfache Spotify Material nun klingt. Der AVR-X4300H tobt los, als gäbe es kein Morgen mehr, und scheut sich auch nicht vor Pegeln, die zahlreiche AVRs der 2.000 EUR Liga nicht erreichen. Kraftvoll und klar, ohne störenden Hall, mit 360 Grad Surround rund um den Zuhörer inklusive der Über-Kopf-Ebene – besser geht es kaum noch. Bedenkt man, dass dieser Könner keine 1.600 EUR kostet, kann man nur den Hut ziehen. Übrigens – Internet Radio Streams von Tune In sind sehr zügig geladen, werden unterbrechungsfrei wiedergegeben und überzeugen im Stereo-Betrieb durch solide Stimmdarstellung mit hoher Verständlichkeit und angenehmen Sound.
Im Vergleich zum bereits sehr guten AVR-X4200W zieht der AVR-X4300H in allen Belangen gefährlich weit davon. Der Bass ist straffer, kontrollierter, die Pegelfestigkeit konnte gesteigert werden, die Feindynamik ist nochmals verbessert, Stimmen weisen im Stereo- und im Mehrkanalbetrieb mehr Kontur auf und präsentieren sich mit authentischerer Raumwirkung. Effekte aller Art, ganz gleich, ob musikalischer oder cineastischer Natur, befördert der 4300H mit noch mehr Nachdruck in den Hörraum. Auch an großen Standboxen kann man den enorm leistungsfähigen AVR-X4300H betreiben. Der Bass weicht auch bei hohem Pegel nicht auf, sondern bleibt hart, souverän und exakt auf den Punkt gerichtet. Die Grobdynamik ist so gut, wie wir es in dieser Liga bislang noch nie von einem Denon gehört haben. Gleichzeitig aber spielt er mindestens so verbindlich wie der AVR-X4200W auf und kann so tatsächlich Glanzlichter setzen. Der AVR-X4300H, der mit analogen Endstufen arbeitet, wird allerdings spürbar warm, wenn er mit hohem Pegel über einen längeren Zeitraum betrieben wird. Im Sinne der Gesundheit fürs Gerät raten wir, oberhalb einiges an Platz für eine optimale Luftzufuhr bereit zu stellen.
Videosektion
Der AVR-X4300H ist mit einer leistungsstarken Video-Unit versehen, die analoge und digitale Signale auf bis zu 4K hochkonvertieren kann. Zudem finden sich im Sinne eines authentischen Bildes zwei ISF-Bildmodi (Day & Night), die ein sehr ausgewogenes, natürliches sowie angenehmes Bild sicherstellen. Bei „Mission Impossible – Rogue Nation“ begeistert uns der AVR-X4300H in der Eröffnungssequenz mit einem sehr detailreichen Upscaling, wie man z.B. anhand der fein herausmodellierten Grashalme nahe dem Rollfeld sehen kann. Etwas Scalingrauschen ist erkennbar, dieses ist aber nicht besonders ausgeprägt. Noch weniger Rauschen als bei der Vorgänger-Generation ist leider nicht auszumachen, allerdings war schon die 2015er Videosektion in dieser Hinsicht ordentlich. Das Material von Luthers Lederjacke, als er in luftiger Höhe aktiv ist, arbeitet der 4300H sauber heraus. Im 4. Kapitel, das in Wien spielt, wird der Stoff von Benijis Smoking sehr gut dargestellt, und auch das nächtliche Stadt-Panorama von Wien überzeugt durch die sehr gute Detailtreue. Sauber laufen die Rolltreppen bei Sicht aus der Vogelperspektive – die Videosektion des 4300H ist sehr gut, allerdings nicht entscheidend besser als die im Vorgänger AVR-X4200W.
Erstes Fazit
Unsere Bilanz nach den ersten Testreihen: Mit beispielhaft kompletter Akustik bei der Filmton- und Musikwiedergabe setzt der AVR-X4300H ebenso Glanzlichter wie mit der absolut gelungenen Integration des Heos-Moduls. Die App zur Steuerung der AV-Receiver-Funktionen und die Heos-Funktionen arbeiten nahtlos zusammen. Das gesamte Handling des 4300H ist, wie wir es von Denon AV-Receivern gewohnt sind, trotz des hohen Funktionsumfangs einfach. Erstinstallations-Assistent, verständliches Schema beim Menü-Aufbau, hilfreiche Zusatzfunktionen wie der sehr gute Music Restorer - der AVR-X4300H besticht durch sein im höchsten Maße ausgewogenes Gesamtkonzept. Wir sind auf den finalen Test gespannt.
Preview: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 04. Oktober 2016
Tags: AV-Receiver • AVR • Denon • Dolby Atmos • DTS:X • HEOS by Denon