SPECIAL: 5G - Netz der Zukunft? Möglichkeiten und Probleme

Der LTE-Nachfolger ist DAS Thema der TK-Branche und Deutschland möchte der Leitmarkt in Europa werden. Doch typische deutsche Probleme verhindern einen schnellen Startschuss der Highend-Mobilfunkkommunikation.

Egal ob Netzbetreiber oder Mobiltelefon-Hersteller, fast jeder Aussteller hatte auf dem Mobile World Congress etwas zum Thema 5G zu sagen bzw. zu zeigen. Und das aus gutem Grund, denn dieser Standard ist das Tor zur technologischen Zukunft. Das 5G-Leistungspaket umfasst eine hohe Datenrate von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde im Download, verringerte Latenzen, Energieeinsparungen, Kostensenkungen, höhere Systemkapazitäten und eine massive Steigerung der Gerätekonnektivität. Kurzum: Ohne 5G sind Schlüsseltechnologien der Zukunft, wie autonomes Fahren, E-Health etc. nicht oder nur sehr schwer möglich. Das weiß auch die Bundesregierung und verpflichtet daher die Netzbetreiber vor der 5G-Frequenzversteigerung u.a. dazu bis Ende 2022 98% aller Haushalte, Autobahnen und die wichtigsten Bundesstraßen mit mindestens 100 Mbit/s zu versorgen.

Auch Samsung zeigt ein 5G-Gerät

Ein Plan, der gar nicht mal so ehrgeizig klingt für eine der wichtigsten Industrienationen der Welt, doch die aktuelle Ausgangslage ist geradezu peinlich, denn die LTE-Versorgung in Deutschland liegt mit 75% noch hinter Albanien – richtig gelesen: Albanien hat ein besseres Mobilfunknetz als wir. Die Gründe dafür sind leider allzu deutscher Natur.

Regulierungswut & Bürokratie

Im Grunde ist es einfach ein neues Mobilfunknetz zu installieren, denn man braucht dafür vor allem „nur“ Basisstationen. Die Bundesregierung hat daher alle Bieter dazu verpflichtet bis Ende 2022 1.000 5G-Antennen und 500 weitere mit eine Leistung von mindesten 100 Mbit/s zu bauen. Klingt schaffbar, aber die deutsche Historie zeigt, dass die Netzbetreiber immer wieder mit der Regulierungswut und komplizierter Bürokratie zu kämpfen haben. Neben fraglichen gesundheitlichen Bedenken sind zudem Proteste von Bürgerinitiativen aus Angst vor einem Antennenwald Gang und Gäbe. Und wenn dann auch noch ein seltener „Breitmaulfrosch“ entdeckt wird, ist der Bau einer Basisstation ebenfalls ein Fall für das Gericht.

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Die Netzbetreiber beschweren sich, aufgrund bisheriger Erfahrungen davor bei der Auktion der Frequenzbereiche von 2 und 3,6 Gigahertz, zurecht über diese strikten Vorgaben.

Juristischer Hickhack

Neben der Forderung nach faireren Rahmenbedingungen und mehr Rechtssicherheit sorgen auch juristische Bedenken für eine verfahrene Situation. Größter Streitpunkt ist dabei das „National Roaming“. Die Idee der Bundesregierung: Wenn ein Kunde in einem Funkloch steckt, soll dieser automatisch in ein anderes Mobilfunknetz eingebucht werden, um die gezahlte Leistung für ein schnelles Internet nutzen zu können. Nutznießer wären in diesem Falle aber nicht nur der Kunde, sondern auch Mitbewerber, wie United Internet, die über kein eigenes Mobilfunknetz verfügen. Die Telekom & Co sehen darin berechtigterweise eine Entwertung ihrer Infrastruktur und eine Bevorteilung von Providern. Auch wenn dieser Punkt nur eine Empfehlung ist, sorgt National Roaming für eine vergiftete Atmosphäre, zumal sich auch mächtige Verbraucherschützer für diese Idee voll aussprechen.

Apropos Provider: Die Frequenzversteigerung steht nicht für die drei nationalen Netzbetreiber, sondern auch alle Providern offen. Die Bundesregierung motiviert sie sogar, indem nach einer Klage von 1&1 Sonderregelungen einrichtet wurden. So sind die Vorgaben bei der Versorgung der Haushalte bis Ende 2023 mit einem Anteil von nur 25% deutlich geringer – und das National Roaming eine wichtige Bedingung. Dass überdies auch u. a. Universitäten oder Automobilherstellern eigene 5G-Netze zugesprochen wurden, ist ein weiterer Punkt, der allen Netzbetreibern übel aufstoßt.

Man darf also sehr gespannt sein, wie sich alle Parteien verhalten werden, wenn frühestens Ende März die Frequenzversteigerungen starten, die rund 10 Milliarden Euro einbringen werden.

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Fazit

Angesichts der verzwickten Situation darf man nicht sonderlich optimistisch sein, dass wir im Gegensatz zu den USA oder Asien schon bald 5G flächendeckend nutzen können. Es gibt allerdings einen entscheidenden Joker: die Autoindustrie. Da autonomes Fahren ohne 5G nicht umsetzbar ist, dürften BMW & Co schon bald mit den Netzbetreibern kooperieren, und diese Lobby hat in Deutschland bekanntermaßen großen Einfluss.

 

Special: Ulf Schneider
Datum: 28.02.2019

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