Test Fernbedienung: One 4 All Kameleon 5

(21.November 2006 -LM)

Das Leben kann so schön sein: statt das heimische Sofa mit verschiedenen IR-Gebern zu bevölkern, könnte eine Universal-Fernbedienung für Ordnung und Spaß beim Bedienen sorgen. Zubehör-Spezialist One4All nimmt sich schon seit Längerem dieser Thematik an, und stellte auf der IFA seine neusten Produkte für das moderne Wohnzimmer vor. Die Kameleon 5 ist das Einstiegsmodell dieser Serie und steuert bis zu 5 HiFi-Geräte. Der Clou dabei: ähnlich wie bei diversen Denon-Fernbedienungen zeigt sie dabei immer nur die jeweils benutzbaren Buttons an. Der Steuerungskomfort steigt dadurch enorm. Damit auch wirklich Jedermann mit diesen Controllern zurechtkommt, ist eine unkomplizierte Einrichtung per Telefon und Internet möglich. Nach Angabe der zu steuernden Geräte bekommt die Fernbedienung über die Lautsprecher des Telefonhörers (oder der PC-Boxen) eine akustische Programmierung. Selbst sehr exotische Geräte wie exklusive High-End Vorstufen sollen dank einer umfangreichen Datenbank völlig reibungslos hinterlegt werden können. Die Fernbedienung macht dank ihrer flachen Bauweise und der edlen Aluminiumoberfläche auch äußerlich sehr viel her. Für Anwender, denen die Steuerung von 5 Geräten ausreicht, könnte die Kameleon5 eine lohnende Invesition für das heimische AV-System sein, die sich mit einem 69 Euro zudem auch noch im Rahmen hält. Unser folgender Test soll klären, inwiefern diese Universalfernbedienung tatsächlich als Schnäppchen zu betrachten ist, oder ob sich teurere Geräte doch eher lohnen.

Verarbeitung

Normalerweise stellt die Anfassqualität bei günstigen Fernbedienungen ein eher schauderndes Kapitel dar; nicht jedoch bei dem One4All Controller:



Die Kameleon5 glänzt nicht nur mit einer sehr aufgeräumten und durchdachten Optik, sondern kann auch mit hochwertigen Materialien glänzen. Allen voran die silbernen Aluminumapplikationen verleihen ihr eine sehr noble Wirkung, dazu kommen noch die sauber verarbeiten Bedienfelder mit einer recht straff verlegten Folie. Die patentierte Oberfläche dieser Folien ist leicht angerauht, so dass so gut wie keine Fingerabdrücke mehr sichtbar sind.



Scharfe Kanten oder unsaubere Spaltmaße sucht man bei Kameleon5 vergebens. Ein weiteres Indiz für die sehr ansprechende Gestaltung besteht in der geschwungenen Form der Rückseite, die gleichzeitig sehr griffgünstig ist, aber auch die Batterien beherbergt. Bitte beachten Sie, dass die blauen Ränder lediglich aus unerer Beleuchtung resultieren, und das Produkt keine entsprechende Einfärbung aufweist.



In der Rückansicht sehr schön zu erkennen sind die 3 Segmente, aus denen sich die Fernbedienung zusammen setzt.
technische Eigenschaften

Das Prinzip der Glow-Keys kennen manche Heimkino sicherlich schon von diversen Denon-Fernbedienungen. In beiden Fällen werden hinter der Folie verschiedene Funktionen bzw. Symbole hinterlegt, die bei den jeweils ausgewählten Gerätesteuerungen in unterschiedlichen Zusammenstellungen erscheinen. Genau an diesem Punkt liegt ein Vorteil der Denon-Conroller: da diese primär für die Bedienung der entsprechenden Denon AV-Receiver gedacht sind, lassen sich sämtliche Spezial-Funktionen auch auf der Folie wiederfinden. Die Kameleon5 hingegen beschränkt sich auf die Standardfunktionen. 

Am Beispiel der TV-Steuerung möchten wir Ihnen dies verdeutlichen:



Die Auswahl der 5 steuerbaren Geräte erfolgt über 5 große Buttons direkt am oberen Ende der Fernbedienung. Das jeweils selektierte Gerät wird durch eine kleine Animation markiert (zB. Drehen der DVD-Scheibe). Auf dem obigen Bild haben wir die TV-Steuerung aktiviert. Mit der "Scroll" Taste unterhalb der Geräteauswahl ist das Blättern zwischen 2 Bedienebenen möglich. Die für TV-Steuerung vordefinierten Knöpfe (zB. 16:9 oder Guide) erscheinen überhalb der Navigationstasten. Die untere Folie bietet ein Zahlenfeld sowie 2 weitere Funktionstasten.



Die zweite Bedienebene variiert lediglich in Bezug auf einzelne Funktionen (zB. Symbole auf der unteren Folie). Es wäre zwar möglich, der TV-Funktion das Schema einer DVD-Player Bedienung zu hinterlegen, aber das Hinzufügen von einzelnen Tasten zu einem bestehendem Preset wird Einem verwehrt. Wären es nur Sonderfunktionen wie zB. eine Uhrzeiteinblendung könnte man darauf sehr gut verzichten, aber beispielsweise die Auswahltasten von mehreren HDMI Eingängen erfordern beim Erlernen durchaus etwas Kreativität, in Ermangelung entsprechender Tasten. Eine Alternative bietet One4All seinen Kunden jedoch an: per Druck auf die "Magic" Taste, mit anschließend einzugebenem 4stelligem Zahlencode kann jede beliebe Funktion übernehmen.


In allen Betriebsmodi lassen sich diese 4 Buttons zusätzlich belegen.



Ein Blick auf das zentrale Navigationskreuz.

Das Erlernen einer Kameleon5 kann auf völlig unterschiedliche Weise erfolgen: entweder durch Eingabe eines IR-Code-Sets (Liste liegt der Fernbedienung bei), durch automatischen Suchen nach dem richtigem IR-Code-Set oder per Telefon oder Internet. In den beiden letztgenannten Fällen wird zunächst per Auswahlverfahren der richtige IR-Code (Hersteller, Gerätetyp) ermittelt und dann mit Hilfe von akustischen Signalen an die Kameleon5 übermittelt.

Weitere Einstellmöglichkeiten finden sich in einer konfigurierbaren Beleuchtungszeit, Berührungssensitivät (die bei unserem Muster nicht funktionierte) und verschiedenen Makrofunktionen.


... und es werde Licht: mit der Kameleon 8 kein Problem! One4All bietet 3 verschiedene Erweiterungen an, die im Heimkino beispielsweise für Lichtsteuerung eingesetzt werden können. Das Basis-Set mit Schaltsteckdose und IR/Funk Umsetzer kostet 40 Euro, die einzelne Steckdose liegt bei 25 Euro und der passender Dimmer (bis 300 Watt) schlägt mit 30 Euro zu buche. Es können bis zu 256 Steckdosen in verschiedenen Gruppen ein- und ausgeschaltet und sogar gedimmt werden. Weil die Infratorsignale der Fernbedienung in Funksignale umgewandelt werden, lassen sich auch verdeckte Steckdosen ansteuern - sogar in anderen Räumen. Leider stand uns dieses Zubehör für diesen Test noch nicht zur Verfügung, so dass wir weitergehende technsiche Details nicht bieten können.

Praxistest

Im Alltagsbetrieb vermag die Kamelion5 zu überzeugen, auch wenn durchaus einige Kritikpunkte vorhanden sind: die Bedienung per "Magic-Key" erweist sich schlichtweg als zu umständlich und langwierig, so dass wir schon nach kurzer Zeit dazu übergingen, uns auf die Bedienung der vorhandenen Tasten zu beschränken. Für kleinere Systeme dürften die 5 Gerätekategorien locker ausreichen, leider gilt dies nicht immer auch für die jeweils angezeigten Bedienfelder. Im Kapitel zuvor haben wir Ihnen schon anhand der TV-Steuerung gezeigt, dass manche Funktionen leider nicht angezeigt werden - richtig problematisch wird dieser Umstand bei der Steuerung eines AV-Receivers: zusätzlich zu den Hardkeys stehen im oberen Bereich lediglich die Buttons "Power", "DSP", "Menu", "Mute" und "Exit" zur Verfügung. Dies ist definitiv zu wenig, um damit zB. verschiedene Eingangsquellen selektieren zu können. Die untere Folie bietet ein Zahlenfeld und eine Quellgerätesteuerung (Play, Stop, FF etc.) an, auf die dann wohl oder übel die wichtigsten AV-Receiver Funktionen verteilt werden müssen.


In Bezug auf die Ergonomie gibt sich die Kameleon5 keine Blöße - sie liegt perfekt in der Hand,  jeder Tastendruck ist klar spürbar. Auch bei schnellen Eingaben bzw. Gerätewechseln kommt die Fernbedienung nie ins Schwitzen und fährt alle Befehle klaglos sowie zeitrichtig aus. Selbst das ansonsten oft lästige "Hakeln" bei der Benutzung des Navigationskreuzes und der Lautstärkeregelung kennt die Kameleon5 nicht. 


Als besonders praktisch erweist sich die autmatische Beleuchtung. Wenn bei künftigen Generationen eventuell noch die Hardkeys beleuchtet wären (wie teilweise bei der links abgebildeten Denon-Fernbedienung), könnte man hier sogar absolute Bestnoten vergeben. Überraschenderweise hielt sich der Batteriehunger in Grenzen: die beiden Mignon LR6 Batterien sind bei unserem Modell schon seit einigen Wochen im Einsatz, ohne Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Hier wiederum krankte die vergleichbare Denon-Fernbedienung.

Die Einrichtung unserer Kameleon5 haben wir auf allen verfügbaren Wegen einmal durchprobiert und sind dann letztenendes zu der Erkenntnis gekommen, dass eine simple manuelle Erlernung der gesamten IR-Befehle der beste und zuverlässigste Weg ist. Bei Benutzung der vordefinierten IR-Codes haben wir beispielsweise lediglich die Grundfunktionen unseres Pioneer 506-XDE Plasma-TVs steuern können und mussten selbst so essentielle Dinge wie Bildformatumschaltung sowieso noch manuell hinzufügen. Dazu kommt noch, dass die Verteilung der Befehle oft nicht sonderlich kongruent zu den jeweiligen Beschriftungen auf der Kameleon passt.

Fazit


Mit ein paar kleinen Änderungen wäre dieser günstigen Fernbedienung unser Referenz-Prädikat nicht mehr zu nehmen gewesen. Dass es am Ende vom Tage "nur" zu einem "Gut" reicht, liegt zum Großteil an der etwas eingeschränkten Befehlsvielfalt der jeweils zu steuernden Geräte. Die von One4All stark beworbene "Magic-Key" Funktion ist da unserer Meinung nach kein adäquater Ersatz. Von der Gesamtkonzeption spricht die Kameleon5 sowieso nicht unbedingt den typischen "Hardcore" Heimkinoanwender an, sondern vielmehr Besitzer von überschaubaren Systemen. In diesem Einsatzgebiet kommen die Vorteile der Kameleon5 voll zum Tragen: sie lässt sich ohne langwierige PC-Konfiguration nutzen und fokussiert alle wichtigen Bedienfunktionen. Absolute Bestnoten verdient sich der One4All Controller sowohl durch die noble Verarbeitung und eine hervorragende Ergonomie. Auch die Zuverlässigkeit bzw. Bedienbarkeit macht den täglichen Umgang mit der Kameleon5 zu einem Vergnügen. Auch wenn manche Funktionen noch Verbesserungsspielraum aufweisen, so vergeben wir angesichts des fairen Preises eine sehr respektable Preis-/Leistungswertung.

Für kleine AV-Systeme bietet die Kameleon5 eine enorme Hilfe und Erleichterung bei der Bedienung. Verarbeitung und Design sind hervorragend, lediglich Power-User sollten nach einem größerem Modell Ausschau halten


Universalfernbedienung One4All Kameleon5
Preis: 69 Euro, Test: 22.November 2006
Preis-/Leistung:

+ hervorragende Materialanmutung
+ einfache Einrichtung/Konfiguration
+ zuverlässige Steuerung für AV-Komponenten
+ exakt definierter Druckpunkt aller Tasten
+ mit passender Lichtsteuerung erweiterbar
+ günstiger Kaufpreis

- geringe Flexibiltät der Buttons in Bezug auf das zu steuernde Gerät
- Steuerung per Magic-Key Taste zu umständlich und lernintensiv

Text: Lars Mette