Report: erste Praxiserfahrungen der neuen XBOX360 Elite

(28.August 2007 - LM )

Im Vergleich zu den letzten beiden Jahren ist es mittlerweile relativ ruhig geworden in der Konsolenwelt: nachdem Sony und Microsoft ihre neuen Produkte auf den Markt gebracht haben, ist in absehbarer Zukunft keine bahnbrechende Neuerscheinung am Horizont zu erkennen. Daher wird sich der Fokus mittelfristig auf Preissenkungen, Softwareangebot und Produktevolutionen richten. Letztgenanntes vollzieht Microsoft mit seiner aktuellen Konsole und bringt diese in einer aufgewerteten Form neu heraus. 

Seit dem 24.August 2007 bereichert dieser Karton die Verkaufsregale in unseren Beitengraden. Für 450 Euro bietet diese neue XBOX-Variante folgende Zusatzfeatures (bzw. Änderungen) zur bestens bekannten Premium:

- komplett schwarzes Gehäuse inkl. entsprechend coloriertem Controller
- HDMI Ausgang 
- 120 GB Festplatte

Die AREADVD Multimedia-Redaktion hat sich die XBOX360 Elite einmal näher angeschaut und dabei Vergleiche zur Premium gezogen. Wir sind insbesondere auf den Mehrwert der HDMI-Sektion gespannt und werden dementsprechend auch den Schwerpunkt unserer Berichterstattung legen. 

Verarbeitung / Lieferumfang:

Öffnet man das reichhaltig gefüllte und recht schwere Paket kommen einem neben vielen bekannten Zubehörteilen (und der eigentlichen Spielkonsole) auch ein paar neue Goodies entgegen:

- externes Netzteil inkl. Netzkabel
- kabelgebundenes Headset (NEU: in schwarzer Farbgebung)
- Wireless Controller (NEU: in schwarzer Farbgebung)
- Componentenanschlusskabel mit Scartadapter
- Handbücher
- NEU: HDMI Kabel
- NEU: Audio Anschlusskabel


Mit Ausnahme des zusätzlichen HDMI Ports unterhalb der Systemschnittstelle bleibt auch auf der Rückseite alles beim Alten.

Die Konsole ist von Form und Design identisch mit der bisherigen Version. Einzige Unterschiede bestehen (neben der Farbe) in der zusätzlichen HDMI-Schnittstelle auf der Rückseite der Box. Das schwarze Kleid steht der XBOX-360 ausgesprochen gut. In Kombination mit den Chromelementen macht die Konsole einen wertigeren Eindruck als die klinisch-weiße Standardvariante. An die Gediegenheit der PS3 kommt sie unserer Meinung nach jedoch nicht heran. Abgesehen vom eher konventionellen Design, besteht die XBOX-360 lediglich aus lackiertem Kunststoff, während die Sony Konsole mit einer Hochglanz-Oberfläche aufwarten kann. 



Die 120 GB Festplatte in der Detailansicht.

Pfui: das geht besser ! Zwei unterschiedliche Kunststoffe und Farben zwischen Gehäuse und Powerknopf sorgen für einen leichten Abzug in der B-Note. Hier hätte Microsoft ruhig etwas mehr Detailarbeit leisten können, denn es wäre wahrscheinlich kein allzu großer Aufwand gewesen, hier eine optisch durchgängige Anmutung zu realisieren. 



Eine komplett schwarze Farbgebung würde dem Wireless Controller wahrscheinlich besser zu Gesicht stehen, als diese hellgrauen Elemente auf der Unterseite.

Mit den beigelegten Kabeln kann man die XBOX-360 Elite nicht nur per HDMI konnektieren, sondern ebenfalls per Component (YUV), Scart und Composite. Audioseitig gibt sie den Dolby Digital Stream entweder mit HDMI1.2, oder per optischen Digitalkabel an die Surroundanlage weiter. Alternativ ist es ebenfalls möglich, eine klassichen Stereo-Chinch Verbindung herzustellen, oder den Sound über den Scart Adapter in einen TV einzuschleusen. Mit Hilfe von Zubehörartikeln kann auch die Elite-Version mit einem VGA-Kabel versehen werden, was allerdings angesichts der HDMI-Sektion keinen sonderlich großen Sinn machen dürfte. 


Das mitgelieferte HDMI Kabel macht qualitativ einen ordentlichen Eindruck und ist mit einer Länge von 2 Metern ausreichend dimensioniert, um in den meisten Fällen nicht ersetzt werden zu müssen. 

Gegenüber unserer XBOX-360 Premium vom Erstverkaufstag ist uns auch ein leicht geändertes Netzteil aufgefallen. Mangels anderer Konsolen können wir jedoch nicht ausschließen, dass das neue Netzteil ohne Erdungsstift bei der Netzkabel-Schnittstelle auch schon den aktuelleren Versionen der "normalen" XBOXen beigelegt ist.

Praxiserfahrungen:

Vor einem ganz simplen Problem steht jeder upgradewillige Konsolero bei der Planung für den Umzug auf die Elite: wie bekommt man eine möglichst lückenlose Datenübernahme (Profile, Spielstände etc.) von der alten auf die neue Festplatte hin ? Microsoft hat diesbezüglich mitgedacht, allerdings nicht ganz zu Ende gedacht: die einzeln zu kaufende 120GB Festplatte beinhaltet einen USB-Kabel zum einfachen Datenaustausch, während dieses Zubehör jedoch leider nicht bei einer kompletten Elite-Konsole beigelegt wird. Anscheinend geht MS davon aus, dass kaum ein bestehender Kunde wegen der Farbe oder HDMI-Funktion auf die Elite upgraden möchte - anders können wir uns das nicht erklären. Auf telefonische Nachfrage bei der Kundenhotline teilte man uns mit, dass jeder Kunde ein solches Kabel umsonst zugeschickt bekommt, wenn man die Seriennnummer von alter und neuer XBOX bereithält. Dies ist zwar zumindest ein Lösungsansatz, doch aufgrund Wartezeit (ca. 2 Wochen) wird ein Upgrade dadurch völlig unnötig erschwert. Leider konnte uns kein Ansprechpartner von Microsoft eine plausible Antwort geben, warum dieses Kabel nicht einfach bei einem 450 Euro Gerät standardmäßig beigelegt wird. 

Die schlechte Nachricht gleich vorweg: obwohl die Elite intern einen leicht modifizierten Aufbau haben soll, stellen sich die Lüfter als genauso unerträglich laut dar, wie schon bei den Vorgängerversionen. Lediglich das Laufwerk scheint etwas leiser zu agieren, doch beim Gaming war dies von einer eher untergeordneten Wichtigkeit. Die 24Hz Wiedergabe bei HD-DVDs beherrscht die XBOX-360 Elite leider ebensowenig wie ihre Vorgänger. Ein Softwareupdate ist zwar grundsätzlich möglich, doch bislang hat Microsoft noch keine Anstalten erkennen lasse, in diesem Gebiet tätig zu werden.

Mit unserem Referenz-Projektor (Dreamvision, Dreambee - Full HD D-ILA, Preis ca. 7.500 €) haben wir die Bildqualität im direkten A/B Vergleich analysiert. Über Componentenkabel gibt die XBOX-360 zwar ebenfalls Signale bis hin zu 1080p aus, doch leider nehmen dies nur sehr wenige Geräte über diese Schnittstelle überhaupt auf. Hierzu gehört auch unser Projektor, so dass wir den Test zweiteilen mussten. Zunächst haben wir verschiedene Games und HD-DVDs zwischen der 1080i-Wiedergabe beider Anschlusstypen verglichen, um eine direkte Gegenüberstellung zu ermöglichen. Hierbei setzte sich die HDMI Variante sehr schnell ab und konnte insbesondere in den Disziplinen Bildschärfe und Farbdynamik überzeugen. Die HD-DVD Wiedergabe gewann nochmals an optischem Reiz, so dass zB. noch mehr kleine Details bei King Kong erkennbar waren. Speziell der Cinemike-getunte Toshiba HD-XE1 (Test folgt demnächst) zeigt aber, dass man aus diesem Medium akustisch und visuell noch deutlich mehr holen kann. Unserer Meinung nach ist die HD-DVD Wiedergabe auch über per "Elite-HDMI" eine günstige Möglichkeit in die Welt der HD-Medien einzusteigen, macht aber Standalone-Player nicht arbeitslos. Ganz im Gegenteil zur Playstation3 in Bezug auf Blu-Ray. Wir haben uns daher vornehmlich auf die Bildqualität bei verschiedenen Games konzentriert. 

Unser aktueller Lieblingstitel "Bioshock", aus dem auch obiger Screenshot entstammt, zeigt die Vorzüge der volldigitalen Bildübertragung per HDMI auf sehr beeindruckende Weise. Unser Projektor bringt durch die HDMI Anbindung eine wesentlich akzentuiertere Bildschärfe auf die Leinwand und erzeugt somit ein plastischeres Spielerlebnis. Die (bei diesem Titel vornehmlich dunklen) Farbverläufe werden strukturierter herausgearbeitet und erlauben eine bessere Durchzeichnung im ganzen Farbspektrum. Diese Beobachtung konnten wir auch mit einem Flachbildschirm (Pioneer PDP-506 XDE) wiederholen, als wir die dortige 720p Wiedergabe miteinander verglichen haben, auch wenn hier die Unterschiede zwischen beiden Zuspielung nicht mehr ganz so stark differierte. Mit diversen Full-HD Testgeräten (Pionner PDP-5000EX, Mitsubishi HC-5000 und der Dreambee) stellte sich zudem übereinstimmend heraus, dass die 1080p Zuspielung von Games gegenüber einer Interlaced-Quelle von Vorteil ist. In allen Fällen erhielten wir eine bessere Bildstabilität bei Kameraschwenks und fühlten uns direkt in das Geschehen hineinversetzt.

Fazit:

Zückt man den Taschenrechner und kalkuliert die verschiedenen Konfigurationsmöglichkeiten einmal durch, wird man schnell feststellen, dass die Elite gegenüber Premium und Core im Vorteil ist. Alleine schon die 120GB Festplatte kostet einzeln schon 180 Euro. Für Neueinsteiger können wir daher die neue Version uneingeschränkt empfehlen. Die 80 Euro Preisdifferenz zur Premium sind die Änderungen auf jeden Fall wert. Einzige Ausnahme könnten die wenigen User sein, die weder einen HDMI-Ausgang benutzen könnten und auch bei XBOX-Live keine Inhalte downloaden. Für XBOX-Besitzer der ersten Stunde bieten manche Gamesshops (zB. EB Games) eine Inzahlungnahme (180 Euro für XBOX Premium) an, die den Umstieg für Viele durchaus schmackhaft machen. Unserer Meinung nach, sind die dann "nur" noch fälligen 270 Euro Aufpreis in Anbetracht der Bildqualität absolut sinnvoll investiert. In unserem Fall wäre es sogar fast schon paradox, einen 7.500 Euro Full-HD Projektor einzusetzen und dann dessen Leistung wegen solcher Beträge nicht voll ausnutzen zu können. Bei einem HD-Ready Gerät müssen sie dies im Einzelfall abwägen, hier kann es ja nach Geräteklasse durchaus sein, dass die visuellen Unterschiede/Vorteile Richtung Null tendieren. Bei einem Upgrade auf die Elite wären Sie dann für künftige größere Bildschirme auf jeden Fall einmal gewappnet. Über die schwarze Farbe kann man streiten. Wir hätten uns schon zur Markteinführung solch eine Colorierung gewünscht, doch wahrscheinlich wollte Microsoft aus Marketing-Gründen nach der schwarzen Ur-Box nicht gleich mit derselben Farbe wieder starten. Eine absolute Frechheit stellt hingegen die immer noch inakzeptable Lüftungsintensität der XBOX360 dar. Wer nicht gerne laut zockt, wird hier nach wie vor mit einer großen Beeinträchtung leben müssen. Microsoft hat es leider versäumt, in diesem Punkt einen Fortschritt zu erzielen und sich damit im Kampf gegen die (deutlich leisere) PS3 selbst ein Bein gestellt. Wir können uns sogar vorstellen, dass eine leise X-Box360 für viele Gamer sogar ein noch größerer Kaufgrund gewesen wäre, als HDMI Anschluss und 120GB Festplatte zusammen ! So bleibt auch die XBOX-360 Elite eine Konsole mit klaren Stärken und leider auch Schwächen.

Text: Lars Mette