Test Drive Unlimited | ||
Genre |
Rennspiel / Arcade | |
Vertrieb | Atari | |
Preis | 59.99 EUR | |
VÖ-Termin | bereits im Handel | |
USK-Freigabe | ohne Altersbeschränkung | |
Multiplayer |
Online-Rennen bis zu 7 Gegner | |
Auflösungen |
480p, 720p, 1080i, 1080p | |
Sprachen | komplett deutsch |
Wie schön, dass es Computerspiele gibt: im richtigen Leben
bleibt eine Spritztour mit Automobilen vom Schlage eines Ferrari oder
Lamborghini wohl eher ein Wunschtraum. Besonders dann, wenn dies in
Kombination mit einer atemberaubenden Location (Karabik-Insel)
einhergehen soll, und auch der herzhafte Tritt aufs Gaspedal weder beim
privaten Giro- als auch Flensburger-Punktekonto, eine negative
Auswirkung mit sich bringen soll.
Das
neue XBOX360-Game "Test
Drive Unlimited" macht all dies möglich und will (ganz in der
Tradition seiner zahlreichen Vorgänger) quasi "nebenher" auch
spielerisch begeistern. Mehr als 90 Fahrzeuge stehen bereit, um aus
denminsgesamt 1600 Kilometer umfassendem Straßennetz von Oahu,
ein virtuelles Tollhaus zu
machen. Die Programmierer beschränkten sich übrigens nicht
nur darauf, große Handlungsfreiheit für den Single-Player
Modus zu geben, sondern bieten XBOX-Live Usern eine nahtlose
Integration in die Welt der Online-Community. Nicht umsonst nennt
"Atari" seine aktuellste Rennspiele-Schöpfung auch "Massive Open
Online Racing" (Moor).
Bei all dieser Features wird es
selbstverständlich schwierig, ein vergleichbares Game zu finden,
mit dem man TDU perfekt vergleichen kann. Am ehesten würde noch
Electronic Art's Vorzeigeracer "Need for Speed: Most Wanted" in
Betracht kommen, doch wie wir später sehen werden, gibt es auch
zwischen diesen beiden Spielen kleine, aber entscheidende Unterschiede.
Nehmen
Sie auf unserem Beifahrersitz Platz, genießen Sie die Landschaft
- und (ach ja...) schnallen Sie sich am besten an !
Game/-Play
Was
könnte es Schöneres geben, als mit 200.000 Dollar nach Hawaii
zu fliegen, sich dort häuslich niederzulassen und fortan seinen
Lebensunterhalt mit Straßenrennen zu bestreiten ?! Der Rahmen
für die Handlung in TDU ist schnell aufgebaut, welche mittels
cineastischer Intro-Sequenzen sehr atmosphärisch an den Spieler
vermittelt wird.
Direkt
nach der Ankunft auf dem Hawaiianer Flughafen,
mietet man sich beim Auto-Verleih einen fahrbaren Untersatz, um beim
nächstgelegenen Immobilienmakler das erste Domizil auf der
Trauminsel zu erwerben. Im Verlauf dieses Spieles werden noch weitere
Unterkünfte hinzukommen, denn je nach Preis bzw. Größe
der Immobilie, steht eine entsprechende Anzahl an Parkplätzen zur
Verfügung, um den immer größer werdenden Fuhrpark zu
beherbergen. Fortan darf sich komplett auf der Hawaii-Insel bewegt
werden, um zu den Locations zu kommen. Alternativ erfährt der
Spieler vom Navigationsgerät Hilfe beim Finden der Events. Zwei
Dinge stören uns an der Umsetzung in TDU: zunächst sind im
späteren Verlauf des Spieles oft große Distanzen
zurückzulegen, um zu den Rennen zu fahren. Es ist nicht selten,
dass dann das eigentliche Rennen sogar kürzer ist, als die Anfahrt
dorthin. Der andere Kritikpunkt liegt darin, dass manche Events dann
wiederum gar nicht "angefahren" werden müssen, sondern man direkt
nach einer kurzen Ladesequenz auf der Startaufstellung steht. So kommt
es dann in der Praxis, dass man sich öfters ein solches Rennen
sucht, um schnell in bestimmte Regionen der Insel vorzustossen.
Nachdem nun also
eine Wohnung ausgesucht ist, steht der Besuch bei einem der zahlreichen
Automobil-Niederlassungen an. TDU umfasst hierbei fast alle
wünschenswerten Fabrikate und bietet vom flotten Kompaktwagen bis
hin zur kompromisslosen Rennmaschine, eine sehr realistische aber
dennoch attraktive Spannweite. Markennamen, Fahreigenschaften sowie
Preise basieren dabei auf realistischen Daten. BMW-Fans werden hierbei
aber erstaunt feststellen, dass die bayrische Edelmarke leider nicht im
Spiel vertreten ist. Umso mehr dürften sich Zweiradfahrer freuen,
und sich (bei entsprechendem Spielfortschritt) in den
Verkaufsräumen von Ducati einfinden, um fortan die Spielewelt
von TDU auf Zweirädern kennenzulernen.
Home
sweet Home: die erworbenen Immobilien dienen nicht einfach nur als
überdimensionierte Garage für Luxusfahrzeuge, sondern stellen
zugleich auch unsere "Einsatzzentralen" dar. Hier können dann
Statistiken aufgerufen, als auch das äußere Erscheinungsbild
modifiziert werden. Wer jetzt denkt, dass damit die Vehikel gemeint
sind, liegt aber kräftig daneben: aus uns völlig
unverständlichen Gründen zogen es die Programmierer
tatsächlich vor, sich komplett auf die Gestaltung der Spielerfigur
selbst zu konzentrieren. Wer seine feminine Seite ausleben will, kann
nun also nach Herzenslust diverse Kleidungsstücke miteinander
kombinieren. Vor dem Griff in den Kleiderschrank steht jedoch die
Arbeit, da derlei Accesoires in bestimmten Missionen erst einmal
verdient werden wollen.
Die Rennen erstrecken sich über teils sehr unterschiedliche Herausforderungen: mal gilt es, bestimmte Durchschnittsgeschwindigkeiten zu erzielen und bei anderen Events stehen klassischen Rundenrennen bzw. Sprintstrecken auf der Tagesordnung. Maximal stehen immer nur insgesamt 8 Fahrzeuge am Start. Auf Hütchenfahren hat man bei Atari glücklicherweise gänzlich verzichtet, leider aber auch auf heiße Polizei-Verfolgsungsjagden innerhalb der Rennen. Auseinandersetzungen mit den Ordnungshütern bleiben lediglich auf das freie Fahren innerhalb der Map beschränkt und wirken im Vergleich zu NFS: Most Wanted sehr rudimentär. Trotzdem sollte man sich tunlichst nicht von den Gesetzeshütern erwischen lassen, denn die Strafen hierfür sind empfindlich und können das (virtuelle) Bankkonte schnell einmal um einen großen Batzen Geld dezimieren.
Weitere Spielmodi bietet TDU mit verschiedenen Missionen: doch unabhängig ob eine einkaufswütige Frau nach Hause gebracht werden will, oder ein Anhalter mitgenommen werden soll - die Grundparameter bestehen stets darin, mit möglichst wenig Beschädigungen in einer bestimmten Zeit zum vordefiniertem Ziel zu fahren. Eine Ausnahme dabei sind Events, bei denen Fahrzeuge ausgeliefert werden sollen. Hier gilt es lediglich das Fahrzeug möglichst unversehrt am Zielpunkt zu übergeben, ein Zeitlimit gibt es nicht. Genau wie für alle anderen Rennen erhält der Spieler je nach Erfolg eine entsprechende finanzielle Belohnung (von irgendetwas müssen ja die Autos und Häuser bezahlt werden...). An diesem Punkt könnte das Play-Balancing durchaus verbessert werden, so dass manche Missionen (wohlgemerkt auf derselben Spielstufe) ohne erkennbaren Grund bis zum zwanzigfachen Salär eines beliebigen anderen Events einbringen.
Im Multiplayer-Modus kann TDU auf ganzer Linie begeistern. Wer will, kann mittels Ranglistenmatch die Karriereleiter fleißig emporklettern oder einfach "Just for Fun" ein paar heiße Runden mit anderen Spielern drehen. Das gezielte Suchen von Freunden ist ebenso möglich, wie das Herausfordern von Unbekannten, denen man auf den Straßen von Oahu begegnet (per Lichthupe). Damit jeder Spieler auch die passenden Gegner erhält, kann man per Filteroptionen festlegen, dass zB. nur Amateure bei den Rennen teilnehmen sollen.
Grafik:
Grafisch reisst TDU keine Bäume (bzw. Palmen) raus: die Inselwelt wird zwar glaubhaft und differenziert dargestellt, der letzte Schritt zur visuellen Höchstform fehlt aber. Aufgrund vieler, recht eckiger Gebäude und dem Mangel an animierten Objekten (Windräder, Passanten, Fauna, etc.) wirkt die Spielatmosphäre zuweilen etwas steril. Hier würden wir uns etwas mehr Lebendigkeit wünschen, wobei es in Anbetracht der riesigen Map mit Sicherheit auch nicht einfach gewesen wäre, an jedem Ort für "High-Life" zu sorgen.
Sehr gut hingegen hat uns die grafische Umsetzung der Landschaft gefallen: weitläufige Berge, traumhaft schöne Strände und die großen Städte bieten viel Abwechslung. Die eingesetzten, detaillierten Texturen kommen dank einer kontrastreichen Farbgebung sehr schön zur Geltung. Spezielle Licht-/Schatteneffekte kann man dank Einheitswetter- und tageszeit leider vergeblich suchen. Abgesehen vom Kameraschwenk im virtuellen Cockpit, vermissen wir die Nutzung von gezielter Bewegungsunschärfe komplett. Project Gotham Racing 3 nutzt diesen Effekt deutlich intensiver, so dass nahe Objekte verwischt werden und dem Spieler ein besseres Geschwindigkeitsgefühl geben. Generell fällt auf, dass TDU sich zwar keinen groben Schnitzer leistet, aber dennoch weit davon entfernt ist, die famose Geschwindigkeitswirkung eines Burnout:Revenge entstehen zu lassen. Erst mit den schnellsten Boliden gewinnt das Gameplay an Fahrt, wobei erfreulicherweise weder Pop-Ups noch übertriebene Ruckler (wie bei NFS:MW) den Racing-Spaß trüben.
Die Darstellung der
Spielerfahrzeuge kann getrost als sehr gut bis hervorragend eingestuft
werden. Transparente Scheiben, detaillierte Felgen und eine akkurate
Modellierung hieven das grafische Niveau sehr weit nach oben,
allerletzte Feinheiten wie die individuell richtigen Xenon/LED
Beleuchtungspunkte sind jedoch einer allgemeingültigen Umsetzung
zum Opfer gefallen. NFS:MW bietet hier im Detail noch etwas mehr
Sorgfalt und darüberhinaus auch das bessere Environment-Mapping.
Diese
kleinen Nachteile gleicht das sehr gut gestaltete virtuelle Cockpit
wieder mehr als aus: im TDU-Audi A6 haben wir uns jedenfalls sofort
heimisch gefühlt. Selbst die Anzeige des Navigationsdisplays ist
keine bloße Textur, sondern zeigt die jeweilige Umgebung immer
richtig an. Die kleinen Spiegel berechnen ebenfalls die korrekte
Ansicht, so dass sie beim Rennen durchaus benutzbar sind. Lediglich in
Bezug auf die Darstellung der Frontscheibe muss TDU leichte Kritik
einstecken: die Programmierer von PGR3 haben es geschafft, diese
visuellen Eigenschaften nochmals deutlich realistischer zu gestalten,
so dass man hier noch eher das Gefühl hat, wirklich durch eine
Scheibe zu schauen.
Leider fährt TDU aber auch eine
lästige Tradition der Nex-Gen Konsolenspieler fort: sämtliche
Non-Player-Vehicles werden recht lieblos dargestellt. Immerhin sind
deren Chrash-Animationen noch etwas besser geraten, als wir es von
NFS:MW kennen, aber in Anbetracht der großen Rechenleistung
würden wir uns deutlich mehr wünschen. Dass es aber noch
deutlich schlechter geht, zeigt Ridge Racer6 leder eindrucksvoll: hier
gibt es erst gar keinen Zivilverkehr, und selbst die Player-Cars sehen
nicht viel besser aus, als die meisten NPC in NFS:MW bzw. TDU.
Ingesamt
vergeben wir mit 8 Punkten eine sehr gute Wertung, da TDU eigentlich
nur in Details bzw. Kleinigkeiten Grund zur Kritik bietet. Ansonsten
aber gefällt uns die bunte Grafik besonders auf hochwertigen
Plasma-Displays ausgezeichnet. Hier kann sich die Landschaft am besten
entfalten, auf Projektoren verliert TDU hingegen etwas an Lebendigkeit.
Wer kein hochwertiges HD-Ready Bildwiedergabegerät sein Eigen
nennt, wird mit der Grafik von TDU trotzdem seinen Spaß haben
sollte aber mindestens 2 Wertungspunkte abziehen.
Gegenüber der zuvor veröffentlichen XBOX-Live Demo, scheint das Spiel hinsichtlich des Anti-Aliasings verbessert worden zu sein. Zwar stören gelegentlich immer noch ein paar "Treppenstufen" die grafische Wirkung, aber nicht mehr in einem wirklich störendem Maße. PGR 3 ist diesbezüglich deutlich kritischer.
Sound
Fast schon paradox: unser High-End Surroundset von Audionet und Isophon kostet mehr, als diverse Einstiegsfahrzeuge in TDU, letztenendes wird es vom Spiel aber etwas unterfordert: obwohl sich die Rearkanäle stets recht präsent zeigen, könnte die gesamte Surroundkulisse durchaus noch etwas lebendiger rüberkommen. Die Motorengeräusche klingen unterschiedlich, aber nicht sonderlich realistisch. Insbesondere das tieffrequente "Blubbern" hubraumstarker Boliden wird nur im Ansatz wiedergegeben. Schade, denn so wären die Subwoofer wenigstens aus dem Tiefschlaf entrissen worden. Die In-Game-Musik zeigt sich ebenfalls recht unauffällig und begleitet das Spielgeschehen, ohne sich in den Vordergrund zu stellen. Auf dynamische Musik in Hollywood-Manier hat man bei Atari leider gänzlich verzichtet, hier zeigt NFS:Most Wanted eindeutig, wie eine makellose Einbindung von Musik funktioniert.
Gesamteindruck/Fazit
Auch wenn TDU noch Raum für Verbesserungen zeigt, die Kombination aus abwechslungsreichem Racing, hervorragender XBOX-Live Anbindung und der traumhaften Location, sorgt für großen Spielspaß. Der immense Spielumfang lässt auch nach mehreren Stunden keine Langeweile aufkommen. Atari hat es geschafft, der legendären Test-Drive Serie ( über ein Dutzend Titel in 19 Jahren ) ein absolutes Highlight zu bescheren. Nach eher lieb- und erfolglosen Ablegern wie beispielsweise Test Drive 5 (PC-CDROM, 1999) wurde die Essenz der Spielidee mit einer technisch ansprechenden Umsetzung kombiniert und in das aktuelle XBOX360 Zeitalter transportiert.
An
dieser Stelle noch ein Hinweis: wer Test Drive Unlimited auf einem
High-Tech Plasma-TV genießen möchte, der sei auf das
aktuelle Gewinnspiel von Pioneer hingewiesen, wo neben vielen weiteren
attraktiven Preisen ein nagelneuer PDP-427XD Plasma-TV auf einen neuen,
glücklichen Besitzer wartet.
Mehr Informationen zum Gewinnspiel und die Möglichkeit zur Teilnahme finden Sie hier.
XBOX360 Games, Genre: Rennspiel
Test: 21.November 2006
Preis-/Leistung:
Wir wollen nicht die Ersten, sondern die Kritischsten sein: Unsere Testkriterien
Text und Test: Lars Mette
21.11.2006