Tiger Woods PGA Tour 06    

Genre

Sportspiel / Golf

Vertrieb

Electronic Arts

Preis

69.99 EUR

VÖ-Termin

02.12.2006

USK-Freigabe

ohne Altersbeschränkung

Multiplayer

4 Spieler abwechselnd an einer XBOX360 / XBOX-Live bis zu weitere 3 Gegner

Auflösungen  

480p, 720p, 1080i
Sprachen komplett Englisch (Sprache, Texte)
Happy Tiger ?

Kennen Sie den Film "Happy Gilmoore" mit Adam Sandler von 1996 ? Diese Komödie über den Aufstieg eines untalentierten Eishockey-spielers zu einem der besten Golfer hat nicht nur den Reiz am Sport mit dem kleinen weißen Ball vermittelt, sondern auch mit dem Vorurteil aufgeräumt, "Golf" sei lediglich eine Sportart für Spießer. Genau der gleichen Meinung ist wohl auch Electronic Arts, die nun schon seit Jahren (mit Erfolg) ihre Tiger Woods - PGA Golf-Spiele-Serie erfolgreich auf den Markt bringen.  Die Version ´06 gibt es auch als Launchtitel für die neue XBOX360, so dass wir uns nun unseren virtuellen Caddy schnappen und uns zum ersten Tee begeben.

Game/-Play

PGA Tour Golf `06 ist nicht einfach als reine Simulation ausgelegt. Vielmehr lag es den Entwicklern am Herzen, einen Karrieremodus mit freischaltbaren Golfplätzen und Spieler-Fähigkeiten zu kreieren. So kommt es, dass direkt zu Beginn des (virtuellen) Golferlebens neben verschiedenen äußeren Aspekten (Gesicht, Körper etc.) auch Fähigkeitspunkte verteilt werden. Durch gutes Abschneiden auf den verschiedenen Golfplätzen steigern sich im Laufe des Spieles die Fähigkeiten des Golfers und sorgen (im Idealfall) dafür, dass selbst Mr. Tiger Woods persönlich ein ebenbürtiger Gegner darstellt - und somit auch der Sieg der PGA Tour in greifbare Nähe rückt. Doch bis dahin ist es ein langer Weg, der über insgesamt 7 Golfplätze und verschiedene Spielmodi führt. Neben dem normalen 18 Loch Spiel, erwarten den Spieler auch verschiedene, andere Spieltypen, beispielsweise ein "Fairway-Contest", bei dem aus 3 Versuchen gegen einen Computergegner der längste Abschlag gewint.

Der Meister himself kurz vor dem Abschlag. Alle relevanten Informationen befinden sich jeweils in den Ecken des Bildschirmes.


Die Steuerung des Golfers, sowie die Vorbereitung der Schläge sind gleichzeitig umfangreich/vielseitig und dennoch einfach bedienbar: Der linke Analogstick übernimmt das Schwingen des Schlägers, das rechte Pendant sorgt (auf Wunsch) für einen leichten Drall-Effekt. Je nach Genauigkeit und Stärke fliegt dann der Golfball zum gewünschten Ziel. Das Anvisieren übernimmt das digitale Steuerkreuz, mit Tastendruck auf "X" auch direkt im Zielgebiet. Je nach Entfernung wählt der Computer automatisch den passenden Schläger aus und teilt die damit benötigte Schussstärke mit. Hierbei werden jedoch Bodenbegebenheiten (Rough, Gras etc) , Steigungen/Gefälle und auch der Wind nicht berücksichtigt, so dass die Wahl des Schlägers, als auch der Schusstärke, oftmals vom Spieler an die vorherrschenden Umstände angepasst werden sollte. Für Kenner des Golfsportes ebenfalls keine Neuheit sind die 4 verschiedenen Schlagtechniken, wie Pitchen, Chippen oder Putten. Diese Auwahl übernimmt zwar zunächst ebenfalls situationsbedingt der Computer, doch lässt sich selbstverständlich jederzeit manuell umstellen.

So sehr uns die Steuerung auch gefallen hat; wir vermissen leider die sonst übliche permanente Draufsicht der jeweils aktuellen Golfbahn. Auch optional lässt sich solch eine Funktion nicht hinzufügen. Das Layout der einzelnen Bahnen sollte deswegen vom Spieler bei der kurzen, kommentierten Präsentation kurz vor dem ersten Abschlag aufmerksam beäugt werden. Als Orientierungshilfe steht immerhin ein Kamerschwenk von der Abschlagsposition aus, bis zum anvisierten Aufschlagspunkt bereit. Speziell bei Par 5 Bahnen, fehlt zwar trotzdem die Übersicht über das komplette Layout, doch nach einigen Runden bzw. Bahnen, hält sich der Verlust in Grenzen. Direkt nach dem Schlag, zeigen verschiedene Kameraperspektiven die Flugbahn des Balles, wobei kurz vor dem Aufschlag noch die Gesichtsmimik des Golfers eingeblendet wird.

So lange der Ball in der Luft ist, wird die Flugbahn in solchen Kameraperspektiven gezeigt.


Die schönste Steuerung oder Grafik nützt wenig, wenn die Flugbahn des Balles unglaubwürdig erscheint. Electronic Arts hat zwar alles getan, um der Wirkung einer staubtrockenen Golfsimulation entgegenzuwirken, ging aber (glücklicherweise) bei der Physik keine Kompromisse ein. Wenn Sie also einmal versehentlich einen Ball in Richtung des Forstbestandes feuern, dürfen Sie sich wenigstens auf exakte Ballberechnungen freuen, die sogar bei den einzelnen Ästen Berücksichtigung findet.

Bei XBOX-Live können Sie entweder mit einem freigeschalteten Profi-Golfer antreten, oder Ihren Karrieresportler bemühen. Ähnlich wie bei anderen Genres gibt es auch bei TW´06 sowohl eine offizielle Rangliste, die es zu erobern gilt, als auch die Möglichkeit, unbewertete Matches zu betreiten. Restlich überzeugen konnte uns dieser XBOX-Live Modus nicht, denn durch den (im Vergleich zu anderen Spielen) geringeren Verbreitungsgrad dieses Spieles, und diversen technischen Problemen mit dem Internet-Server (Spielabbrüche), gestaltet sich eine Online-Partie mitunter als etwas langwierig. Am meisten Spaß macht Tiger Woods PGA´06 direkt mit eigenen Freunden an einer Konsole. Bis zu 4 Spieler dürfen teilnehmen, auf Wunsch kann hierbei sogar lediglich nur ein Gamepad benutzt werden, welches dann aber zwischen den Teilnehmer hergereicht werden muss.

Nun ist Fingerspitzengefühl gefragt: das Putten ist mit etwas Übung sehr gut beherrschbar.

Unterm Strich bietet Tiger Woods PGA Tour Golf ´06 eine ganze Menge um das Spiel drumherum, wie etwa die verschiedenen spiel-Modi oder der Karriere Modus. Auch spieltechnisch wird in Bezug auf glaubwürdige Steuerung und Physik sehr viel geboten, so dass wir dem Spiel knapp die Höchstwertung geben - einzig der XBOX-Live Modus kann nicht als perfekt angesehen werden und sorgt für einen kleinen Abzug.

Grafik 

Beim Anblick des Spieles verkamen wir während der Test-Phase regelrecht in Urlaubsstimmung: bei schönstem Sonnenschein, reizvollen Landschaften (zum Teil direkt am Meer mit Sandstrand) und den zahlreichen Palmen möchte man den Blick gar nicht mehr von der Leinwand abwenden. Doch einige kleine Makel konnten wir unter der schönen Fassade dann doch ausfindig machen: abseits des Golfplatzes haben die Grafiker nicht die gleiche Sorgfalt walten lassen, wie in direkter Nähe der Fairways. Gebäude wirken sehr kantig und haben nicht einmal transparente Fenster, Zuschauer sehen eher einfach aus und auch Kleinigkeiten wie das Aufschlagen der Wellen an den Küsten könnten noch ein wenig aufwendiger sein. Desweiteren gesellen sich unter die Kamerschwenks mitunter auch ein paar Ruckler, die zwar recht heftig, aber glücklicherweise nicht für den Spielspaß abträglich sind.



Durch aufwändige Animation der Spieler sind die Gemütszustände sehr gut zu erkennen.

Glücklicherweise sind all diese Kritikpunkte relativ nebensächlich, viel wichtiger finden wir hingegen, dass Tiger Woods ´06 so gut wie keine Aliasing (Treppchenbildung)-Effekte erkennen lässt. Hin und wieder konnten wir beim Schläger ein paar grobe Pixelstrukturen erkennen, doch im Vergleich zu den Ego-Shooter- oder Rennspielen, spielt dieses nur eine untergeordnete Rollte. Besonders gefallen haben uns im Gegenzug beispielsweise die Animationen des Golfers. Ähnlich naturgetreue, flüssige Bewegungen bieten ja auch bereits andere Golf-Spiele, doch Tiger Woods ´06 zeichnet sich dadurch aus, dass bei (fast) jeder Situation wirklichkeitsgetreu gezeigt wird, wie der Golfer zum Ball steht, bzw. abschlägt - selbst wenn dies an einem steilen Abhang ist und daher nicht so breitbeinig wie beim Abschlag stehen kann. Ebenfalls hervorragend gelungen ist die Optik des Spielers, die Tiger Woods zB. eindeutig und realistisch wiedergibt. Zwar finden wir auch Gefallen an der grafischen Umsetzung der Gesichtszüge - hin Bezug auf die Mimik würden wir uns jedoch etwas mehr Feinschliff und Aussagekraft wünschen. Trotzdem ist es wirklich schön zu sehen, wie die Golfer sich über verpatze Schläge ärgern, oder bei Birdies zufrieden mit der Sonne um die Wette strahlen. Witziges grafisches Detail am Rande sind die zuerst aufschreienend und anschließend niedersinkenden Zuschauer, nachdem diese vom Ball getroffen wurden. 



Wären die Ruckelprobleme nicht vorhanden, könnte PGA06 noch weitaus mehr grafische Punkte einfahren. Die Texturen und Umsetzung der Golfanlagen sind beeindruckend realistisch geraten.

Obwohl PAL-Anwender (also ohne HDTV Gerät) naturgemäß eine deutlich gröbere Darstellung geboten bekommen, kann das Spiel auch unter diesem Umständen trotzdem grafisch überzeugen - und verliert nicht im selben Maße an Wirkung, wie beispielsweise Gotham Racing 3 oder FIFA 06 RTWC. In der Summe vergeben wir 7 Punkte, wobei es in diesem Genre schwer sein dürfte, noch deutlich besser zu werden. Generell leiden Golf-Spiele nunmal unter der etwas weniger einnehmenden grafischen Umsetzungsmöglichkeit, als dies bei effektgeladeneren Genres der Fall ist.

Sound 

Hip-Hop Beats oder Heavy Metal Musik würden zu Tiger Woods PGA Tour Golf ´06 genausowenig passen, wie ein Döner auf der Speisekarte diverser amerikanischer Fast-Food Ketten. Demzufolge verzichtet EA direkt auf einen Soundtrack und erspart uns besänftigende Einschlafmusik. Stattdessen kann sich der Spieler der vielfältigen Geräusche der freien Natur widmen, die nicht nur aus dem (golfspiel-typischen) Vogelgezwitscher bestehen, sondern sich redlich Mühe gibt, durch Flugzeug- bzw. Hubschraubergeräusche etwas Abwechslung in die Soundkulisse zu bringen, und davor auch großzügig von den Surround-Lautsprechern Benutzung macht, um eine überraschend gute Räumlichkeit zu generieren. Auch die menschlichen Akteure erschallen überzeugend aus den Lautsprechern. Allen voran nicht einmal direkt der Golf-Spieler selber, sondern die Moderation, die überzeugend und situationsbedingt diverse Schläge kommentiert. Leider geschieht dies trotz anderslautender Angabe auf der Spielverpackung nur in Englischer Sprache. Die Klatschgeräusche haben dieses Problem naturgemäß nicht. Das Johlen, Kreischen aber auch das Aufschreien bei (leider) verpatzten Schlägen bringt die so wichtige Stimmung und Atmosphähre auf den Golfplatz. Besonders wichtige Schläge, werden vor dem Abschlag von polternden Herzklopf-Geräuchen untermalt, die über den (bzw. die)  Subwoofer ausgegeben werden - immerhin überhaupt einmal ein Tiefbass-Effekt in einem Golfspiel. Insgesamt baut die Sound-Kulisse eine sehr gute Atmosphäre auf, so dass man gerne den Pegel der Anlage höher stellt. Spätestens nach dem 18. Loch sollte dann jedoch wieder ein niedriger Pegel gewählt werden, denn die Bestätigungsgeräusche im Menü sind übertrieben übersteuert spitz bzw. hart abgemischt, so dass diese als sehr unangenehm wahrgenommen wurden. Obwohl es klanglich genre-typisch nicht deutlich besser machbar ist, bleiben wir auch in dieser Rubrik deutlich unter der Höchstwertung, da andere Spiele inhaltlich bedingt, weitaus mehr zu bieten haben. Für ein Golfspiel holt Tiger Woods ´06 aber dennoch auf jeden Fall einen akutischen "Birdie" und liegt damit noch über den erwarteten Vorgaben.

Gesamteindruck/Fazit 

Eine super Steuerung, abwechslungsreiche Spielmodi, viele Schauplätze und solide technische Umsetzung - Golferherz was willst Du mehr ? Die erste Antwort bei vielen Spielern dürfte der Wunsch nach einer wirklich deutschsprachigen Umsetzung sein. Dieser Zustand ist deswegen so schade, weil bis auf diverse kleine Details ansonsten wirklich kein extrem großer Kritikpunkt erkennbar ist, und Tiger Woods ´06 prinzipiell zu überzeugen weiß. Das besondere an der EA Sports Adaption dieses Sports ist vor allem die Kombination aus realistischem Umfeld (Steuerung, Physik) und leicht zugänglicher, abwechslungsreicher Aufmachung drumherum (Spielmodi, Karrieremodus etc.).

Es muss wirklich nicht immer Fußball oder Eishockey sein, denn auch in den idyllischen Golfanlagen warten spannende Wettbewerbe. Im Vergleich zu vielen anderen Multi-Player Spielen bleibt selbst bei knappen Matches stets eine entspannte, lockere Atmosphäre vorhanden, so dass wir dieses Spiel als Ergänzungsprogramm eines Spieleabends durchaus empfehlen können. Abgesehen davon, können an einer Konsole bis zu 4 Spieler miteinander golfen, selbst wenn nur ein Controller zur Verfügung stehen sollte. Doch auch der Single-Player Modus sorgt für viele entspannte, spaßige Stunden auf den Golfplätzen.


Schade dass es nicht zu jeder Sportart eine derarte gute Umsetzung gibt !
XBOX360 Games - Sportspiele
Test: 06.März 2006
Preis-/Leistung:

+ praktische Steuerung

+ genaue physikalische Flugbahnen etc.

+ schöne Grafik

+ gute Sound-Kulisse

+ interessante Spiel-Modi

+ Karrieremodus mit Ausbau der Fähigkeiten des eigenen Golfers


- komplett englischsprachig

- kleine technische Details sind verbesserungsfähig

- Langzeitspielspaß liegt eindeutig im Multiplayer-Bereich

- Genre-bedingt wenig Spieltempo vorhanden, spricht nicht die breite Masse an Spielern an

Tiger Woods PGA Tour 06 wurde hauptsächlich getestet auf:

AV Receiver: Onkyo TX-NR 5000E

Lautsprecher: Nubert nuWave125 Set mit AW1500

Bildwiedergabegerät: Pioneer PDP-435FDE (Plasma-TV)

Unsere Testkriterien

Review von Lars Mette
06.03.2006