Test: Vincent SP-998 Mono-Endstufe - Leistung³ ?

(16.April 2007 - LM)

Fast jedem Heimkinouser ist der Begriff "Vincent" geläufig. Der gleichnamige Protagonist aus dem berühmten Tarantino-Film "Pulp Fiction" erlangte durch seine tiefsinnigen Dialoge über Fast-Food und Fußmassagen schnell einen absoluten Kultstatus. Einen ähnlichen Status okkupiert auch der entsprechende chinesische HiFi-Hersteller innerhalb einer kleinen, eingeschworenen Fangemeinde. Vincent Produkte haben den Ruf, zu sehr günstigen Preisen, absolute High-End Komponenten auf dem Markt anzubieten und gelten daher inzwischen schon fast als Geheimtipp. Vor rund anderhalb Jahren haben wir uns bereits die Vincent Surround Vor-/Endstufenkombination, bestehend aus den Komponenten SAV-C2/SAV-P200 einer näheren Betrachtung unterzogen und konnten insbesondere die mächtige Sechskanalendstufe absolut empfehlen. 

Von unserer Neugier angestachelt, haben wir nun beim deutschen Vertrieb 2 hochwertige Monoendstufen geordert, die höchsten Stereogenuss versprechen. Das Modell SP-998 stellt nicht nur die größte, schwerste und teuerste Endstufe des Vincent-Portfolios dar, sondern ist zugleich auch neueste Entwicklung. Als direkter Nachkömmling der bekannten SP-991Plus streben bis zu 600 Watt Leistung förmlich danach, ihre ungemeine Kraft an die Außenwelt abzugeben. Ein Paar der symmetrischen aufgebauten Class-A Endstufen spült 3998 Euro in die Kasse des Händlers und beschwert das heimische HiFi-Rack mit insgesamt 62 Kilogramm. 

Unser nachfolgender Test soll Ihnen Aufschluss darüber geben, ob es sich lohnt, die Gefahr eines Bandscheibenvorfalls einzugehen, oder ob sie beiden Schwergewichtler besser im HiFi Laden stehen lassen sollten.

Verarbeitung und Aufbau:



Im Gegensatz zu den beiden bekannten Modellen SP-993 und dem direkten Vorgänger SP-991Plus sind die hier getesteten Vincent-Endstufen als senkrecht stehende "Türme" konzipiert. Dies macht die Installation in einem klassisch geschnittenem Hifi-Rack zu einer kleinen Herausforderung (abgesehen vom Gewicht natürlich). Nicht wenige Besitzer einer SP-998 haben die Endstufen deswegen komplett aus dem Rack verbannt und stellen ihre chinesischen Kostbarkeiten direkt neben die Lautsprecher.



Materialschlacht: bei Vincent wird aus dem Vollen geschöpft. An allen Ecken und Seiten der Monos herrscht die absolute Dekadenz - Zentimeterdicke Aluminiumplatten wohin das Auge schaut. Besonders auffällig ist hier bei die geschwungene Frontplatte, welcher der SP-998 auch die Bicolor-Optik verleiht, da sie über einen etwas helleren Farbton verfügt.



31 Kilogramm kann man nicht "mal eben" mit kleinen mit Winz-Füsschen stemmen. Trotzdem hätte sich Vincent diesbezüglich ein klein wenig mehr Mühe geben können, um den ansonsten tadellosen Eindruck der SP-998, auch in der untersten Etage gekonnt fortzuführen. Kleiner Trost: bei Aufstellung direkt auf dem Boden sieht man die lieblosen Hartplastikfüsse sowieso kaum.



So sieht eine detailverliebte Konstruktion aus: der Sockel ist nicht etwa schlicht und versteckt ausgeführt, sondern beschreibt diesselbe Form der Frontplatte und besteht ebenfalls aus massivem Aluminium. So schön die Optik mit den nach außen gelegten Standfüssen auf dem Bild auch wirkt: wer sich mehrere dieser Endstufen nebeneinander stellen will, sollte den dadurch zusätzlich benötigten Platz bedenken. Fast 5 Zentimeter müssen die Monos somit zwangsläufig voneinander Abstand halten.



Das Finish der polierten Aluminiumelemente gehört schlichtweg zum Besten, was sich jemals in unseren Testräumen eingefunden hat. Vincent liefert dieses Modell zusätzlich auch in einer komplett schwarzen Variante, die nicht mindet elegant aussieht. Über die (im Betrieb blau leuchtende) LED direkt über dem Namensschriftzug informiert nicht nur, ob die Endstufe eingeschaltet ist, sondern zeigt mittels verschiedener Blink-Codes auch eventuelle Probleme an. Hierzu gehört beispielsweise die Aktivierung der Schutzschaltung wegen zu großer Gleichspannungsanteile der eingehenden Musiksignale.



Auch die Passgenauigkeit der einzelnen Gehäuseelemente könnte nicht besser sein, wie das obige Bild sehr schön zeigt. Hier steht keine Platte hervor, oder weist sonstige Ungenauigkeiten auf - es passt einfach alles haargenau.



Wer vorne klotzt, sollte hinten nicht kleckern - und genau dies ist bei Vincent erfreulicherweise auch nicht der Fall. Die extrem massiven Lautsprecheranschlüsse stellen das passende Gegenstück zur dicken Frontplatte dar. Das Anschluss von jedweden Lautsprecherkabeln stellt hier absolut kein Problem dar. Die Bi-Wiring taugliche Anschlusssektion sieht übrigens nicht nur imposant aus, sondern glänzt mit einer hervorragenden Leichtgängigkeit und Detailverarbeit.



Ein Blick auf die Rückseite der SP-998 offenbart, dass auch die Anschlussvielfalt überzeugt. Neben einem (mittels hochwertiger WBT-Buchse) ausgeführten Chinch-Anschluss wird auch eine XLR-Schnittstelle zur Verfügung gestellt. Sofern Sie eine Vorstufe einsetzen sollten, die jene KOnnektivität ermöglicht, sollten sie davon Gebrauch machen - mit unserer Audionet MapV2 sind wir zu der Ansicht gekommen, dass die SP-998 hierüber noch etwas besser aufspielt. Die Umschaltung erfolgt mit Hilfe eines kleinen Schalters direkt unter den beiden Buchsen. Damit sich beide Endstufen automatisiert ein-/ausschalten lassen, findet sich zusätzlich eine Triggerfunktion. Diese arbeitet mit üblichen 3,5mm Klinkenstecker, wie die meisten HiFi-Geräte. Auf eine proprietäre Lösung (wie etwa Audionet's Toslink Variante) wurde somit glücklicherweise verzichtet.

Auch wenn es angesichts der momentan laufenden Umweltdebatte durchaus etwas anachronistisch anmutet: der zugrundeliegende (stromzehrende) Class-A Aufbau besitzt für verwöhnte Ohren nach wie vor seine Existenzberechtigung. Die SP998 ist als Class A/B Endstufe ausgelegt. Dies bedeutet, dass sie bei geringer Belastung den Ruhestrom anhebt, um in den idealen Arbeitsbereichen zu gelangen (niedriger Klirr). Wenn mehr Leistung abgerufen wird (ab ca. 50 Watt) schaltet sie automatisch in den Class-B Modus um. Vorteil eines solchen, kombinierten Schaltungskonzeptes liegt darin, in jedem Anwendungsfall eine jeweils adäquate Stromversorgung bieten zu können. So können Übernahmeverzerrungen sowie Maximalpegel gleichermaßen wirksam optimiert werden.

Leistung und Kraft sind zentrale Themen, wenn immer man über die Vincent SP-998 spricht. Die hohe Leistung von bis zu 600 Watt wird aus einem respekteinflößendem Ringkerntrafo geschöpft. Um auch bei heftigen Bassattacken immer eine schnelle und ausreichende Stromversorgung sicherzustellen, steht zusätzlich sehr große Elektrolytkondensatoren mit einer entsprechend großzügig bemessenen Speicherkapazität zur Verfügung. Leider konnte wir weder die Testgeräte aufschrauben oder die genauen Spezifikationen erfahren, so dass wir Ihnen genauere Informationen leider vorenthalten müssen. Der weitere Aufbau einer SP-998 ist komplett symmetrisch ausgeführt, um eine optimale Rückflussdämpfung zu gewährleisten. Auch der Realisierung von kurzen Signalwegen wurde bei der Entwicklung große Beachtung geschenkt.

Die wichtigsten technischen Daten der SP-998 in der Übersicht (Herstellerangaben):

Schaltungsprinzip Class-A/B
Nennleistung 8 Ohm 300 Watt
Nennleistung 4 Ohm 600 Watt
Nennleistung Class-A 8 Ohm 50 Watt
Signal/Rauschabstand > 95 db
Abmessungen 26,5 x 45x8 x 42,0 ( B/H/T)
Gewicht 31 kg
Anschlüsse Chinch, XLR, 12V Trigger
Testumgebung und Kombinationsempfehlung:

Eine sehr positive Eigenschaft der SP-998 begründet der Umstand, dass man sie eigentlich kaum auf dem falschen Fuss erwischen kann. Fast jeder Lautsprecher, den wir während unserer Tests mit den chinesischen Kraftwerken verbunden haben, harmonierte hervorragend und bedankte sich mit einer hervorragenden Akustik. So funktionierte die Kombination mit der günstigen, bassstarken Nubert nuWave125 nicht minder schlecht, als mit der überaus präzise und detailliert aufspielenden Piega TC70x. 

Selbstverständlich stellen die Vincent Türme ganz besonders für leistungsfordernde, phasendrehende sowie niederohmige Lasten eine hervorragende Wahl dar. Unsere Isophon EuropaII erfreuten sich einer kontrollierten Zuspielung, die ihre Qualitäten hinsichtlich Dynamik, Pegelfestigkeit und Bassintensität wunderbar an Tag bringt. Unter den wenigen Lautsprechern, die mit den Vincents nicht so recht funktionieren wollten, befindet sich die Focal JmLab Electra 10027 BE. In diesem Fall wurde die Bassdarstellung unnatürlich stark in den Vordergrund gezogen, während die Frische und Luftigkeit im Hochtonbereich fehlte. Der Focal-Box tut es sichtlich gut, wenn sie mit einer bedingungslos analytischen Verstärkung, wie zB. der Rotel RMB-1090 kombiniert wird. 

Mit einer Endstufe alleine wird noch kein einziger Ton das Ohr erreichen - schließlich werden noch Quellgerät und Vorstufe benötigt. Als logische Konsequenz wären da zunächst die entsprechenden Komponenten aus dem Hause Vincent zu nennen. Lange Zeit haben wir in der AREADVD Redaktion mit einem Gespann aus CD-S und SA-93 als Referenz gearbeitet und können diese Geräte daher bedenkenlos empfehlen. Ebenfalls eine gute Wahl stellt die Audionet Map1 Surroundvorstufe (ca. 3.750 €) dar, welche mit einem EPS Modul (externes Präzisionsnetzteil; ca. 1.800 €) nicht nur eine herausragende Mehrkanalperformance zaubert, sondern auch in Bezug auf die Stereokünste besser ist, als so manche gleichteure, reine Zweikanal-Komponente.

Wer sich für rund 4.000 Euro die beiden 998er in die HiFi-Anlage installiert, wäre schlecht beraten sich nicht auch um die peripherären Aspekte zu kümmern: sowohl Lautsprecher- als auch die Stromverkabelung sollten mit Bedacht und Sorgfalt ausgewählt werden. Zwischen maßlos überteuerten Exoten und den Beipack-Strippen liegen oft finanzielle Welten ohne dabei einen klaren klanglichen Vorteil zu bewirken. Nach lange Sucher haben wir unser High-End Studio deswegen mit Produkten des schwedischen Zubehörspezialisten Supra ausgestattet (Stromverkabelung der Endstufen und HDMI Kabel) . Das Verhältnis zwischen Preis und akustischer Mehrleistung war in unserem Fall bemerkenswert. Unabhängig davon, für welche Marke Sie sich entscheiden - Sie wären klug beraten sich dieser Thematik nicht zu verschließen und es zumindest einmal auszuprobieren. 

Für die Durchführung unserer Tests haben wir verstärkt auf den Audionet VipG2 Universalplayer zurückgegriffen. Mit seiner natürlichen und facettenreichen Klangcharakteristik stellt er sicher, dass sich die restliche Wiedergabekette nicht über mangelnden Zufluss beschweren können. Obwohl der VipG2 ein DVD-Player ist, so zählt er ebenfalls als CD-Spieler zu den besten uns bekannten Geräten.

Unsere hauptsächlich verwendeten Testgeräte in der Übersicht. 

Lautsprecher-Paar 1 Isophon EuropaII
Lautsprecher-Paar 2 Monitor Audio GS-60
Lautsprecher-Paar 3  Piega TC70x
Vorstufe 1 Audionet Map1+EPS
Vorstufe 2 Rotel RB-1090
Quellgerät 1 Audionet VipG2
Quellgerät 2 Cinemike DVD-3930
Klangeindruck: 

Nach der überaus schweißtreibenden Integration beider Monoblöcke in unsere Referenzanlage durften die Vincents zeigen, was akustisch in ihnen steckt. Diese Chance ließen sich die zwei Schwergewichtler nicht nehmen und nutzten schon den ersten Hördurchlauf um sich Respekt zu verschaffen. Mit einem unglaublichen Antritt kitzeln sie die Sinne und lassen den Hören in einem Gefühl des schieren Überflusses dahinschwelgen. Nein - die SP-998 sprechen weniger einen zimperlichen und zurückhaltenden Hörgeschmack an, sondern schleudern seinen Besitzer mit bestechenden Qualitäten in Bezug auf Nachdruck und Kraft direkt in das akustische Geschehen.
Doch während es viele Gerätschaften gibt, die dabei recht oberflächlich und stumpf wirken, punkten die Vincents durch einen stets von Kultur und Kontrolle geprägten, Klangcharakter. Mancher AV-Bolider agiert dagegen deutlich radikaler bzw. kompromissloser, denn als Ausgleich für das famos-unerschütterliche Bassfundament bietet sonst kaum ein anderes Gerät eine vergleichbare Brillanz sowie Detaileinarbeitung in den darüberliegenden Frequenzbereichen. So ist es auch nicht weiter als negativ anzusehen, wenn wir dem Vincent-Duett eine insgesamt dunkle/kräftige Abstimmung attestieren, denn der Eignung als Detailkünstler steht dies erfreulicherweise keineswegs im Weg. Ganz im Gegenteil: die permanente Gradwanderung zwischen brachialer Kraft und feinnerviger Detailumsetzung machen die SP-998 extrem reizvoll. Die Strukturierung und Schnelligkeit in der Mittel-/Hochtonwiedergabe befindet sich ebenfalls auf höchstem Niveau und muss sich allenfalls den klassisch-audiophilen Geräten vom Schlage eines Audionet Amp1 beugen. Es dürfte nur wenig Anwender geben, die sich mit der Auslegung der Vincent SP-998 nicht anfreunden können, doch zweifelsohne wird es natürlich auch Stimmen geben, die bei Konkurrenzprodukten eine etwas exaktere Größenabbildung oder musikalischer Verbindlichkeit proklamieren werden. Im Vergleich zu nüchtern-analytischen Geräten der absoluten Luxusklasse mag dies auch durchaus zutreffend sein, doch vergessen wir nicht, dass zur Aufdeckung solcher Feinheiten auch entsprechende Schallwandler gehören. Außerdem ist dadurch noch lange nicht gesagt, dass die Lebendigkeit und Vitalität eines Päärchens SP-998 kompensiert werden. 

Uns bescherten die Vincent Monos jedenfalls mit jeder Art von Musik eine Extraportion Hörspaß, selbst an der Isophon Cassiano (Paarpreis: 13.000 €) empfanden wir die schwäbisch-chinesische Kombination zu keinem Zeitpunkt als unpassend. Ein größerer Lob kann man einer Elektronik kaum aussprechen, denn schließlich handelt es sich bei der Cassiano um den beeindrucksten Schallwandler, den wir jemals hören durften (Test in Kürze). Die stets souveräne und verbindliche Klangcharakteristik macht den Griff zu einer Heavy Metal-CD genauso zum Erlebnis wie beim Genuss diverser Jazz/Soul Interpreten. Das Klangbild vermittelt zu jedem Zeitpunkt einen schlüssigen Eindruck und erzeugt wahrhaftiges "Wohlfühl-Aroma".

"... und sind die Surroundspeaker auch wirklich aus ?..." war eine oftzutreffende Frage innerhalb der Redaktion, wenn die Vincent SP-998 mit den EuropaII loslegte. Trotz umgehender Bestätigung seitens des Testers, konnten es manche Anwesende immer noch nicht glauben und konnten es nicht lassen, sich selbst davon zu überzeugen, dass aus keinem der rückwärtigen Lautsprecher ein Signal abgegeben wurde. Diese kleine Anekdote umschreibt die holografische Räumlichkeit der SP-998 sehr treffend. Gesangs- und Instrumentalelemente werden den Lautsprechern förmlich entrissen und im Hörraum platziert. Dabei sprühen die SP-998 förmlich derart vor Tatendrang, dass die Fokussierung von einer klanglich möglichst exakten Reproduktion zugunstern einer intensiven, einbeziehenden Wiedergabecharakteristik ein wenig verlagert wird. Dies ist jedoch alles andere als schlimm oder gar verwerflich, denn insbesonders platt abgemischte Aufnahmen (von denen es leider deutlich zu viele gibt) spielen an den Vincents in einer derart räumlich-vitalen Form auf, die mit fast allen anderen Produkten schlichtweg nicht erreicht werden kann. 

Einer hohen Erwartungshaltung sehen sich die beiden chinesischen Türme in Bezug auf die Pegelfestigkeit gegenüber. Dazu trägt nicht nur die martialische Anmutung der Testgeräte bei, sondern auch die Erfahrung, welche wir bislang mit dem Hersteller auch schon bei anderen Komponenten gesammelt haben. Wo Vincent draufsteht, war bis jetzt auch immer Power und Kraft vorzufinden. Erfreulicherweise macht da auch die SP-998 keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil: selbst mit den EuropaII konnten wir sie nicht in die Knie zwingen. Fast könnte man meinen, die Endstufen würde förmlich darum betteln, noch mehr "Leine zu bekommen" und infernalische Lautstärken auf den Hörraum (und Nachbarschaft) loszulassen. Dabei spielen die Vincents übrigens nicht einfach nur laut, sondern behalten ihren unglaublichen Druck und die hohe Souveränität bis zum Aktivieren der Schutzschaltung konstant aufrecht. Letztgenannte Funktion ist uns jedoch etwas zu sensibel auslegt - insbesondere das Abschalten wegen Gleichspannungsanteilen dürfte durchaus etwas großzügiger sein. Unserer Meinung nach, verschenkt Vincent hier, einen noch größeren Vorsprung gegenüber vielen Kontrahenten herauszuholen. Doch machen wir uns nichts vor: was die SP-998 leistet, liegt weit über dem, was 95% aller Besitzer jemals abrufen dürften - nach unseren Testsession haben uns nicht wenige Außenstehende spontan den Vogel gezeigt und gefragt, ob wir noch ganz bei Trost sind. Nun - unsere tierlieben Kollegen haben durchaus Recht: wer die SP-998 wirklich komplett über lange Zeit ausreizen möchte, hat entweder sowieso schon einen Hörschaden oder möchte damit eine Disko betreiben...  Doch lachen Sie nicht: für den letztgenannten Einsatzzweck wären die SP-998 sogar durchaus fähig, denn selbst nach einer stundenlangen, pegelintensiven Hörsessions verliert der Klangcharakter nichts von seiner erbarmungslosen Natur. Die Kühlrippen weisen zwar eine beträchtliche Wärme auf, doch richtig bedenklich wird es nie. Außerdem können Sie somit zumindest schon einmal die Heizkosten reduzieren.

Wertung Klang:
Wertung Pegelfestigkeit:

Was bringt unser Konkurrenzvergleich zu Tage ? Verstecken müssen sich die SP-998 vor kaum einem Kontrahenten (davon mal ab gesehen wäre es angesichts der Proportionen sowieso kein leichtes Unterfangen...). Obwohl es besonders im Endstufensegment sehr viele hervorragende Offerten gibt, okkupiert Vincent mit der SP-998 einen Sonderstatus. 

Beginnen wir mit der MAA-705 von Advance Acoustic. Dieser Monoblock baut ebenfalls auf einer Class-A/B Konstruktion auf, setzt in klanglicher Hinsicht jedoch andere Akzente. Hier steht das Herausarbeiten von Details, die höchstmögliche Präzision im Bassbereich und eine klar definierte Raumabbildung im Vordergrund. Überraschenderweise können die MAA-705 mit ihren chinesischen Kontrahenten in Bezug auf die Pegelfestigkeit sogar mithalten. Die SP-998 entscheidet hingegen die Disziplinen Dynamik und Wuchtigkeit für sich. Insgesamt liegen beide Produkte völlig unterschiedliche Schwerpunkte und bedienen unterschiedliche Käuferprofile.
Für manche mag der Vergleich mit einem AmpIIG2 von Audionet etwas unfair anmuten: sowohl Materialaufwand als auch Preisregion liegen recht weit auseinander. Trotzdem halten wir diese Gegenüberstellung nicht für sinnlos, denn hier wird sehr schön verdeutlicht, dass sich die SP-998 auch gegenüber teureren Produkten in Szene setzen kann, aber auch nicht das Ende der Fahnenstange darstellt. Wer eine Monitor Audio GS-60 oder gar Nubert nuWave125 mit einer solchen Endstufe betreiben will, wird in der SP-998 womöglich die adäquatere Elektronik finden, denn hier kann der AmpIIG2 seine überragenden Fähigkeiten nicht in einer derartigen Form ausspielen, dass sein immenser Mehrpreis wirklich sinnvoll wäre. Sobald jedoch absolute High-End Schallwandler (zB. Isophon EuropaII, Piega TC70x) im Hörraum anzutreffen sind, wendet sich das Blatt:  die Audionet Monoendstufen erreichen hinsichtlich Transparanz, Durch-/Feinzeichnung und Basskonturierung ein höheres Klangniveau. Wer eine sorgfältig aufgebaute High-End Installation mit den AmpIIG2 einmal in Ruhe genießen durfte, wird überrascht sein, dass selbst Dynamik und Genauigkeit der Raumabbildung noch überhaupt in einem solche Maße steigerbar sind und letztenendes zu einer fast schon beängstigend realistischen Wiedergabe führen können. Fairerweise soll an dieser Stelle aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass der AmpIIG2 zweifellos die absolute Spitze im Endstufenbereich markiert, den wir bei AREADVD kennen. Viele Lautsprecher laufen mit der Rotel RMB-1090 zur Höchstform auf. Während unserer Direktvergleiche könnte sich die Rotel Endstufe jedoch nicht gegenüber den beiden SP-998 durchsetzen. Die extrem hohe Verbindlichkeit im unteren Frequenzbereich steht dem Rotel Produkt sehr gut zu Gesicht, doch für unseren Hörgeschmack ist die Bassdarstellung generell zu unterpräsent, so dass die komplette Klangcharakteristik mit vielen High-End Schallwandlern schnell als schlank bzw. hell eingestuft werden könnte. Hinsichtlich der Pegelfestigkeit schenken sich die Endstufen nichts, allerdings spielt das China-Duett noch etwas räumlich-lebendiger und ist darüber hinaus auch mit der besseren Dynamik gesegnet.

Fazit:

In Europa heißt ein Quarterpounder bekanntermaßen "Royal mit Käse", und die Chinesen assoziieren Endstufenpower mit dem Begriff SP-998: die Vincent Monos sind die Muskelmänner unter den High-End Endstufen und sind darüber hinaus auch akustisch sehr delikat. Das Vorurteil von Body-Buildern, die vor Kraft nicht mehr laufen können, widerlegen die beiden SP-998 jedenfalls mit müheloser Leichtigkeit. Vincent liefert mit diesen Monoblöcken endlich die Sorte von Endstufen, auf die viele anspruchsvolle Ohren gewartet haben. High-End Komponenten müssen keineswegs nur dazu dienen, innerhalb der letzten, feinen Klangdetails zu schwelgen, sondern dürfen auch ruhig mal dazu in der Lage sein, auch mal eine rabiatere Gangart einzulegen. Während viele bekannte Elektronikanbieter an einem sehr schlanken Klangbild festhalten, verbindet Vincent die typischen Zutaten aus der High-End Klasse (zB. Klangdetaillung, Bühnenaufbau) mit Qualiten, die sich ansonsten eher bei mächtigen AV-Boliden finden lassen (Bassfundament, Grobdynamik etc.). Ob Quarterpounder oder Monoendstufe - das Auge isst bekanntermaßen immer mit, und an dieser Stelle vermitteln die SP-998 durch ihre hervorragende Verarbeitung ebenfalls einen großen Apetitt, sich eine Hörsitzung beim nächstgelegenen Vincenthändler reservieren zu lassen. Am besten Sie nehmen Ihre Frau gleich mit, denn zu zweit macht das (audiophile) Schlemmen schließlich noch mehr Spaß. 

Die SP-998 sind die Muskelmänner ihrer Preisliga, sind sich aber auch für das Feine nicht zu schade. Zusammen mit der hervorragenden Verarbeitung
und dem angemessenen Preis nehmen sie eine Sonderstellung im Markt ein.


Vincent SP-998, Paarpreis: 3.998 Euro 
Monoendstufen, Kategorie: High-End
Test: 16.April 2007
Preis-/Leistung:

Website des Anbieters: www.geko-hifi.de

+ kräftiger, und gleichzeitig dennoch detailreicher Klang
+ hervorragende räumliche Abbildung
+ enorme Pegelfestigkeit
+ tadellose Verarbeitungsqualität

- Schutzschaltung etwas zu sensibel

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Dieser AREA DVD High-End Test wurde durchgeführt mit Kabeln von:

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Text: Lars Mette