Test: Nubert nuVero11


Dieser Artikel wurde auf Amisos-PCs verfasst.

(26. März 2009 - Autor: Lars Mette )

Es ist keine Seltenheit, wenn sich arrivierte Hersteller bei einer Neuentwicklung von ihrer bisherigen Produktphilosophie lösen, um einen neuen Pfad zu betreten. Ein gutes Beispiel findet sich in Süddeutschland, wo vor ein paar Jahren wohl niemand damit gerechnet hätte, dass einmal Geländewagen mit Dieselmotor die Porsche Werkshallen in Stuttgart-Zuffenhausen verlassen würden. Für ein ähnliches Beispiel aus dem Lautsprecherbereich muss man gerade einmal 50 Kilometer östlich reisen: im idyllischen Schwäbisch-Gmünd haben die beiden Lautsprecherentwickler Günther Nubert und Thomas Bien eine Lautsprecherserie mit 3-Wege Konstruktion ausgetüftelt, obwohl die Firma Nubert bislang große Vorbehalte gegen jene Technologie hegte. Grund des Richtungswechsel ist eine selbstentwickelte, neuartige Frequenzweichenbeschaltung mit stark verringerten Gruppenlaufzeiten. 

Damit man bei den neuen 3-Wege Lautsprechern sofort um die Tabellenspitze mitspielen kann, greifen die Schwaben auch bei sämtlichen anderen Konstruktionsaspekten tief in die Schatzkiste. Die hierfür ins Leben gerufene nuVero Modellfamilie darf sich daher über Glasfaser-bestückte Membranen genauso freuen, wie über ein aufwändiges Gehäuse mitsamt delikat anmutender Verarbeitung. Zu unserem aktuellen Test schickt Nubert das Modell nuVero11, einem maßvoll dimensionierten Standlautsprecher mit insgesamt 6 Chassis. Direkt hinter dem aktuellen Topmodell, der nuvero14, dürfen sich unsere beiden schwarz schimmernden Testprobanten zur hausinternen Klangelite zählen. Angesichts der anvisierten Marktplatzierung und dem technischem Background würden Unbedarfte nun vielleicht von einem Preis im fünfstelligen Bereich ausgehen, doch weit gefehlt: die nuVero11 nötigt dem werdenden Besitzer gerade einmal einen Stückpreis von 1.345 Euro ab. Ob die nuVero11 tatsächlich Schnäppchenattribute für sich beanspruchen darf, möchten wir im nachfolgenden Testbericht klären. 

Verarbeitung/Design:


Die nuVero11 besitzen eine recht konservative Erscheinungsform. Wo andere Hersteller ihre tropfenförmigen Schallwandler anpreisen, oder mit einer exotisch modellierten Frontwand für Wirbel sorgen, wirkt die schwäbische Lautsprecherdelegation eher schlicht. Verchromte Chassisblenden, Lederbezüge oder Individualisierungen gibt es bei Nubert schlichtweg nicht. Doch genau diesen Umstand werden sicherlich viele Kunden zu schätzen wissen, schließlich ernennt sich die Box somit nicht selber zum Eyecatcher des gesamten Wohnzimmers und bleibt formell im Hintergrund. 



Bei näherer Betrachtung verwöhnt die nuVero11 das Auge mit abwechslungsreichen Detaillösungen. Die Frontwand darf sich mit einer Metalliclackierung schmücken, beim Korpus setzt Nubert auf eine samtig-matte Oberflächenverarbeitung mit NEXTEL-Decklack. Alternativ zur oben gezeigten Farbkombination liefert Nubert noch eine Variante mit hellen Farbtönen. Zusätzliche Ausführungen bieten die Schwaben derzeit leider nicht an, so dass die kühle technokratische Ausstrahlung dank Verzicht auf Furniere bei jeder nuVero vorliegt. Für Kunden mit dem Wunsch nach klassischen Echtholzoberflächen verweist Nubert auf die nuLine-Serie mit klassischer 2,5-Wege Technik.



Frontschallwände besitzen eine Mehrschichtlackierung mit einer Deckschicht aus Klarlack, was zu einer leicht spiegelnden Oberflächenbeschaffenheit führt. Durch die sanften Reflektionen wirken die Lautsprecher sehr elegant und leichtfüßig. Wenn Hunde oder Kinder ihr Unwesen im Hörraum treiben sollten, empfiehlt sich die Montage der mitgelieferten Metallgitter, die eine ausgezeichnete Schutzfunktion mitbringen. Die Farbe der Gitter orientiert sich jeweils am Korpus und ist im gleichen Farbton gehalten.



Andere Firmen würden für die serienmäßig enthaltenen Edelstahlfüsse sicherlich einen deftigen Aufpreis berechnen - bei Nubert sind die formschönen und praktischen Halterungen erfreulicherweise aber bei jeder nuVero11 mit an Bord. Dank Filzgleiter freut sich auch der Parkettboden. Für Musikfreunde mit hochflorigem Teppich bietet Nubert in wenigen Wochen entsprechende Spikes an, die dann anstelle der Tellerfüße an die Traversen montiert werden können. 

Die Einpassung der Chassis könnte nicht besser ausgeführt sein. Jede Gehäuseöffnung weist exakte Fräsungen auf und steht diesbezüglich selbst den edelsten High-End Manufakturen um nichts nach. Die Integration der Treiber zeugt ebenfalls von höchster Sorgfalt, da sämtliche Komponenten exakt zentriert eingelassen sind. Hier kann selbst das wachsamste Auge keinen Anlass zur Kritik entdecken, was sich in gleichem Maße auch auf die penible Kantenverarbeitung übertragen lässt.

technischer Aufbau:

Die Firma Nubert gehört nicht zu den Firmen, wo größtmögliche Bescheidenheit gepflegt wird: die Produktphilosophie von enorm aufwändig konstruierten Boxen mit eingebautem Preisvorteil kennt wohl fast jeder Interessent, der sich schon einmal mit den jeweiligen Produkten befasst hat. Nüchtern betrachtet, haben die Schwaben berechtigten Grund für ihr Selbstbewusststein, schließlich konnten sich Nubert-Lautsprecher bei unseren Tests schon oft durch jene Attribute vom Mitbewerb abheben. Selbstverständlich will hier auch die nuVero11 keine Ausnahme darstellen, zumal der Hersteller in diesem Fall sogar ganz besonders die Werbetrommel rührt und von einzigartigen Frequenzweicheneigenschaften berichtet, deren grundsätzliche Filteranordnung sogar zum Patent angemeldet wurden.


Herr Nubert vertrat bisher die Ansicht, dass 3-Wege Konstruktionen durch den Bedarf an genauerer Frequenzaufteilung grundsätzlich im Nachteil gegenüber 2,5-Wege Konstruktionen sind. Der wesentliche Unterschied zwischen diesen Systemen findet sich in der isolierteren Arbeitsweise von reinen Mitteltönern, während sein Pendant im Rahmen eines 2,5-Wege Systems über einen deutlich größeren Frequenzbereich gemeinsam mit einem anderen Chassis musiziert. Aus dieser Konstellation ergeben sich die Vor- bzw Nachteile beider Varianten: ein 3-Wege System steuert die Chassis genauer an, erfordert dafür aber komplexere Vorgänge in der Frequenzweiche, welche die Laufzeiten negativ beeinflussen. Der Clou bei der nuVero11 liegt nun darin, dass die Nubert-Entwicklungsabteilung eine spezielle Filteranordnung gefunden hat, mit der jene Zeitverzögerungen fast vollständig eliminiert werden sollen. Auf diese Weise würde die nuVero11 die Vorteile von 3-Wege Konstruktionen bieten, ohne dessen Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. In jeder nuVero11 findet sich deswegen eine mehrteilige Frequenzweichensektion mit der rekordverdächtigen Anzahl von insgesamt über 50 (!) hochwertigen Bauteilen, die für ein herausragendes Klangerlebnis sorgen möchten. Nebenher besitzt die Frequenzweiche auch einen selbstrückstellenden Überlastungsschutz sowie verschiedene Möglichkeiten zur Klanganpassung über 3 Schalter mit insgesamt 12 Kombinationsmöglichkeiten.

Gemäß der journalistischen Neutralität möchten wir an dieser Stelle aber auch darauf hinweisen, dass auch die neuartige Nubert Philosophie nicht völlig unumstritten ist und ebenfalls potentielle Problembereiche birgt. Andere Hersteller setzen ganz bewusst auf minimalistische Frequenzweichen, oder greifen auf extrem kostspielige silberöl-getränkte Kondensatoren zurück, um maximale Signalreinheit zu gewährleisten, während Nubert diesbezüglich eine eher konservative bzw. pragmatische Auffassung an den Tag legt. Undiskutierbar ist der gestiegene Leistungsbedarf bei solch komplexer Frequenzweichentechnologie, was bereits die Nubert Werksangabe von 85db/1 Watt/1Meter schon erahnen lässt. In der Praxis wirkt sich dieser Umstand jedoch höchstens dahingehend aus, dass besonders leistungsärmere Röhrenverstärker nicht für Pegelorgien geeignet sind. Fast alle aktuellen Stereoverstärker auf Transistorbasis sind diesbezüglich als völlig unkritisch anzusehen. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass eine zB. eine Klipsch RF-83 (100db/2.83V/1Meter) deutlich weniger Ansprüche stellt, was sich insbesondere im Mehrkanalverbund an einem Mittelklasse-Receiver mit besserer Grobdynamik und Pegelfestigkeit zeigen kann.

Für Bass-Chassis und die Mittel-/Hochteinheit steht jeweils eine eigene Kammer zur Verfügung, was die Interferenzen zwischen den beiden Bereichen deutlich reduziert. Die Tieftonregion wird mit Hilfe von zwei großen Bassreflexrohren ventiliert. Auffällig ist der Umstand, dass Nubert nicht auf geschwungene Gehäuse setzt, die bei anderen Herstellern als Grund für eine verringerte Bildung stehender Wellen innerhalb des Gehäuses herangezogen werden. Die beeindruckend massive Bauweise des nuVero11-Gehäuses (Gesamtgewicht pro Box ca. 29 kg) indiziert, dass Nubert stattdessen auf einen bewährten/klassischen Aufbau mit hohem Materialeinsatz setzt. Für optimale Gehäuseeigenschaften setzt er auf ausgetüftelte, partial angebrachte Versteifungen. Auf diese werden (laut Nubert) die Resonanzen deutlich besser in den Griff bekommen, als bei gerundeten Gehäuse, die zumeist ohne entsprechende Versteifungselemente ausgestattet sind. 


Damit sich die Eigenschaften von Frequenzweiche und Chassis in einem möglichst guten Klangbild niederschlagen können, benötigt die nuVero11 selbstverständlich auch leistungsfähige Chassis. Nubert greift hierfür im Bassbereich auf drei hochbelastbare 5-Zoll Langhubchassis mit "Sandwich-Membranen" (Glasfaser-Zellstoff-Glasfaser) zurück. Dank einer Maximalauslenkung von bis zu 3 Zentimenten, sowie einer Gesamtmembranfläche in der Größenordnung potenter Subwoofer, ist ein Paar nuVero11 in der Lage, eine erstaunliche Bass-Performance abzurufen. Trotz ihrer zierlichen Erscheinung kann sie somit physikalisch in Bezug auf Tiefgang, Belastbarkeit und Präzision erstklassige Voraussetzungen vorweisen. Aus raumakustischer Sicht besitzt die hier implementierte Lösung (gegenüber einem einzelnem großen Chassis) außerdem noch den Vorteil einer gleichmäßigeren Raumanregung, so dass weniger kritische Dröhneffekte im Hörraum erzeugt werden.

Im Hoch-/Mitteltonbereich arbeitet die nuVero11 auf Basis einer stehenden D'Appolito Anordnung. Durch die symmetrische Anordnung über sowie unterhalb des Hochtöners, werden die abgestrahlten Schallanteile vorteilhafter in den Raum gegeben. Der Klang breitet sich in der horizontalen Ebene besser aus, außerdem werden Decken- und Fußbodenreflexionen sowie Phasenverschiebungen und Interferenzeffekte minimiert. Bei einer guten Umsetzung kann ein solches Konstruktionsprinzip zu einer deutlich besseren Raumauflösung führen. Andererseits haben wir in der Vergangenheit bei manchen solcher Systeme eine Vergrößerung des akustischen Zentrums beobachten können, was gleichzeitig auch eine Minimierung der Ortungsschärfe mit sich brachte. 


Die Mitteltöner sind bewusst sehr klein gehalten, um ein optimales Rundstrahlverhalten zu erzielen. Große Aufmerksamkeit widmete man sich bei der Entwicklung dem Verhältnis aus Korbdurchmesser und den Strömungsbedingungen in Relation zwischen Schallwand und Mitteltönergehäuse. Als Membranmaterial kommt ein ähnlicher Glasfaser-Materialmix wie im Tieftonbereich zum Einsatz. 


Mit großem Stolz präsentiert Nubert den integrierten Hochtöner. Die nuVero11 verfügt über eine neue 26mm Seidenkalotte, welche von einem renommierten norwegischen Spezialanbieter exklusiv für die nuVero11 entwickelt wurde. Hierbei standen neben den primären Klangaspekten insbesondere die Abstrahlcharakteristiken im Vordergrund, um die Hochtonwiedergabe über einen möglichst breiten Bereich zu perfektionieren. Für die ideale Kombination zu den Mitteltönern achteten die Entwickler auf eine harmonierende Ankopplung des Membranvolumens. Aus klanglichen Gründen verfügen die Hochtöner über eine asymmetrische Integration. Nubert will mit Hilfe von versetzt platzierten Hochtönern (also nicht direkt mittig auf der Schallwand) Vorteile in Bezug auf das Abstrahlverhalten erreichen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Lautsprecher auch richtig aufgestellt werden und die Hochtöner jeweils zueinander (also zur Mitte hin) gerichtet sind. Etwas ungewöhnlich in dieser Preisklasse ist die feste Integration eines kleinen Schutzgitters vor der Membran.

Die technischen Daten in der Zusammenfassung (Herstellerangaben)

Modell / Stückpreis Nubert nuVero11 1.345 Euro
Aufbau 3-Wege System, Hoch-/Mittelton D'Apolitto, Bassreflex
Chassisbestückung 3x 150mm Langhub Tieftöner mit Glasfaser-Sandwichmembranen
2x 70mm Tieftöner mit Glasfasermembranen
1x 26mm Hochtöner mit Seidenkalotte
Frequenzumfang 30- 26.000 Hz (+-3db bei Schalterstellung Bass-voluminös)
Wirkungsgrad 85/82,5db bei 1W/1Meter (schaltbar)
Besonderheiten aufwändige Frequenzweiche mit reduzierten Gruppenlaufzeiten
3 verschiedene Schalter zur Klanganpassung
asymmetrisch angeordnete Hochtöner
selbstrückstellende Sicherungen innerhalb der Lautsprecher
Abmessungen 113,5cm x 20,3cm x 39cm (B,H,T) inkl Gitter und Füßen
Gewicht 29 Kilogramm
Testumgebung/Kombinationsempfehlung:

Audionet PreG2 und Max Monoblöcke (linker Bereich des Racks)

Um den schwäbischen Klanglieferanten bestmögliche Bedingungen zu bieten, greifen wir auf eine Audionet Vor-/Endstufenkombination zurück. Sowohl PreG2 als auch die beiden Max Monoblöcke zählen zur absoluten Weltelite und begeistern mit einer hochdetaillierten Wiedergabe. Beide Geräte besitzen die seltene Gabe, Klangdynamik und Raumabbildung vollkommen ungefiltert zu verstärken. Deswegen ist es für uns jedes Mal aufs Neue erstaunlich, was PreG2+Max auch aus Lautsprechern herauskitzeln, die nicht im fünfstelligen Preisbereich liegen. Die nuVero11 ist ein hervorragendes Beispiel und beweist mit den Audionet Komponenten ein enormes Steigerungspotential. 


Accustic Arts DriveII + Tube DacII SE

Schwaben unter sich: unsere Referenzquelle weist ebenso eine süddeutsche Herkunft auf, wie die Nubert Lautsprecher. In der Nähe von Heilbronn fertigt Accustic Arts die hochwertige Laufwerks-/Wandlerkombination aus DriveII und dem TubeDacII SE. Beide Geräte bieten technische Delikatessen, wie etwa das aufwändig entkoppelte High-End Laufwerksmodul "CD-Pro2LF", oder der 32-Bit Mikrocomputer mit integriertem Hochpräzisions-Quarzoszillator, sowie 26 parallel arbeitende Multiplizier-Prozesse für eine hochpräzise und zeitrichtige Digitalanalogwandlung.

Sicherlich wird die Mehrzahl der nuVero11-Interessenten wohl nicht gleich den Wert eines Kleinwagens in High-End Elektronik investieren wollen, so dass wir natürlich auch die Kombinierbarkeit mit günstigen Komponenten unter die Lupe genommen haben. Erfreulicherweise geben sich die Testprobanten diesbezüglich recht unkritisch: gegenüber einer Audionet/Accustic Arts Zuspielung muss man zwar Eingeständnisse hinnehmen, doch dank der neutralen Nubert-Abstimmung erhält man auch mit vielen anderen Kombinationen eine reizvolle Abstimmung. Von der Grundtendenz haben uns die nuvero11 mit analytisch geprägter Elektronik meist etwas besser gefallen, als bei Geräten mit warmen Klangcharakter. Leistungsschwache Röhrenverstärker sind wegen des überdurchschnittlichen Strombedarfs für Liebhaber lauter Pegel nur bedingt zu empfehlen. Bei unseren Tests spielten sich speziell unsere Advance Acoustic Komponenten (im Bild Monoendstufe MAA-705, CD-Laufwerk MCD-403 und Tuner MAT-605) mit einem überragenden Preis-/Klangverhältnis an den nuVero11 in den Vordergrund. 

Unsere hauptsächlich eingesetzte Hardware in der Übersicht:

Referenz Vor-/Endstufe Audionet PreG2 + Max Monoblöcke
Referenz Quellgerät Accustic Arts Drive II + Tube-Dac II SE
sonstige Testgeräte Advance Acoustic MAA-705 Monoblock
Advance Acoustic MCD-403 CD-Laufwerk
Vincent SV-238 Vollverstärker
NAD C375BEE Vollverstärker
NAD C565BEE CD-Spieler
Thorens TD350 Plattenspieler
Höreindrücke:

Die folgenden Klangeindrücke sind bewusst neutral gehalten und beziehen sich absichtlich nicht auf einzelne CDs. Während große Filmproduktionen wie "Star Wars" oder "Herr der Ringe" wohl jedem Heimkino-Enthusiasten bekannt sind, verteilt sich der Musikgeschmack wesentlich weitläufiger und macht einen speziellen Bezug auf einzelne Lieder für einen Großteil der Leser sinnlos.  

Im Hörtest erwies sich die nuVero11 als ehrliche Haut: sie verzichtet auf prägnante Frequenzbetonungen und fokussiert eine ausbalancierte Tonalität. An dieser Eigenschaft ändern auch die integrierten Klangregler verhältnismäßig wenig, da hier keine brutalisierenden Eingriffe hervorgerufen werden. Stattdessen fungieren jene Schaltungen als wertvolles Werkzeug zur sensiblen Feinanpassung an Hörgeschmack und/oder Raum. Hier ist die nubert nuVero11 schlichtweg konkurrenzlos flexibel und sollte als Vorbild für die komplette Branche dienen. 

Der Hochtonbereich ist von hoher Luftigkeit geprägt. Die nuVeros zeigen dabei keinerlei Tendenzen zum Überschärfen oder Zischeln, sondern bleiben stets angenehm und kultiviert. Selbst in der Schalterstellung "brillant" spielt die nuVero11 hohe Frequenzen nicht ganz mit der Strahlkraft anderer Lautsprecher. Hinsichtlich Brillanz und Auflösungsvermögen stufen wir die nuVero11 als Fortschritt gegenüber den Nubert Modellen nuLine122 und nuWave125 ein - trotzdem kennen wir Lautsprecher in der vorliegenden Preisklasse, die uns diesbezüglich noch einen Tick besser gefallen. Fairerweise möchten wir hier aber hinzufügen, dass die tendenziell etwas nüchterne/zurückhaltendere Natur der nuVero11 auch durch die Firmenphilosophie beabsichtigt sein könnte (Ehrlichkeit, Linearität). Andererseits wirbt auch fast jeder andere Hersteller mit solchen Eigenschaften, so dass objektive/gerechte Aussagen sehr schwer sind, welcher Lautsprecher nun die bessere Hochtondarstellung bietet. Festhalten lässt sich hingegen mit Sicherheit, dass die nuVero11 keine Ambitionen verfolgen, Aufnahmen "schönzuzeichnen", indem Glanz oder Strahlkraft hinzugedichtet wird. 

Das Klanggeschehen in den mittleren Frequenzen gibt die nuVero11 differenziert wieder. Sowohl Instrumente, als auch Gesangsstimmen profitieren von einer klaren Durchzeichnung mit überdurchschnittlicher Detaillierung. Obwohl die gebotene Klangtransparenz bei zarten Frauenstimmen oder Violinen bereits ein gutes Niveau erreicht, so bestechen die beiden Klangspender vor allem mit ihrem massivem Grundtonfundament bei voluminösen Klangereignissen. Bemerkenswert ist die hohe Kohärenz, mit der selbst komplexe Orchesteraufnahmen feingliedrig umgesetzt werden. Die Anbindung sämtlicher Frequenzbereiche ist den Nubert-Entwicklern hervorragend geglückt. Trotz der insgesamt 6 Chassis hat man zu keinem Zeitpunkt den Eindruck einer disharmonierenden Gesamtabstimmung. Der Spielfluss und das Timing innerhalb der Musik definieren mühelos einen neuen Benchmark für Lautsprecher mit ähnlichem technischen Aufbau (zB. Magnat Quantum 908). 

Absolutes Sahnestück der schwäbischen Klangkünstler stellt zweifelsohne die Präzision im Bassbereich dar. Hier kann sie sogar vielen, weitaus hochpreisigeren Mitbewerbern das Wasser reichen! Selbst schnelle Bassläufe werden mit einem enormen Differenzierungsvermögen und individueller Betonung herausgearbeitet. Trotz der kompakten Chassis bzw. begrenztem Gehäusevolumen realisieren die nuVero11 dabei einen Schalldruck, der selbst manch potentiell überlegene Mitbewerbermodelle (mit mehr Membranfläche) überflügelt. Von einer fetten bzw. aufgedickten Basscharakteristik sind die beiden Schwaben selbst in der Schalterstellung "voluminös" hingegen genauso weit entfernt, wie Paris Hilton von einer Nobelpreis-Nominierung. Sie stellen ihre Tieffrequenz-Abteilung konsequent in den Dienst der Musik und üben sich bei dünn abgemischten Stück in angemessener Zurückhaltung. Generell lässt sich beobachten, dass die Lautsprecher weniger auf markerschütternde Bassorgien getrimmt sind, sondern stattdessen einen erstklassigen Tiefgang fokussieren. Bei tiefen Orgeltönen beweist die nuVero11 nicht nur athletische Bestleistungen in Bezug auf Membranauslenkung und der realisierten Eckfrequenz, sondern überrascht auch jenseits der 35Hz mit einer hochpräzision Konturierung der akustischen Geschehnisse. Die insgesamt trocken abgestimmte Spielweise erinnert in der Schalterstellung "voluminös" bei niedrigen bis mittleren Pegeln an die nuLine102 mit ATM-Modul, übertrifft  ihr Geschwistermodell jedoch in allen Eigenschaften, speziell aber in Hinsicht auf die Präzision. Eine nuLine122 (ohne ATM-Modul) agiert hingegen wuchtiger bzw. kräftiger, muss sich aber in Bezug auf Genauigkeit ebenfalls geschlagen geben. 

Was die Umsetzung von Klangdynamik betrifft, zaubert die nuVero11 eine insgesamt positive Vorstellung auf das Trommelfell, wobei wir in einem Bereich auch Verbesserungspotential diagnostiziert haben. Grundsätzlich betreiben die Schallwandler eine sensible Differenzierung einzelner Dynamikebenen, indem sie fast jedem Klangereigniss eine individuelle Berücksichtigung der Signalimpulse zugute kommen lassen. Grobdynamisch beweisen die nuVero11 eine derartige Lebendigkeit, dass laut angeschlagene bzw. einsetzende Instrumente zu einem ganzheitlichen Erlebnis werden. Die Lautsprecher mobilisieren (beinahe komplett ansatzlos) wahre Urkräfte und pflügen sich selbst durch Fortissimo-Passagen mit ungebremster Vitalität. Zur absoluten Perfektion in ihrer Klasse fehlt der nuVero11 lediglich das letzte Quäntchen an Feindynamik, um gezielte Pointierungen einzelner Anschläge noch besser betonen zu können. 

Bei der Raumabbildung spricht die nuVero11 Hörtypen mit Vorliebe für eine monitor-orientierte Wiedergabe an. Die Platzierung von Schallereignissen richtet sich fast ausschließlich nach den Informationen im Quellmaterial. Künstliche Räumlichkeit fügt sie den Aufnahmen deutlich weniger hinzu, als dies bei vielen anderen Lautsprecher der Fall ist. Lediglich im Hochtonbereich fallen die Lautsprecher mit zusätzlicher Luftigkeit auf, wobei sich das Ausmaß in eher geringem Umfang bewegt. In der Praxis bewirkt dies einen vergrößerten Sweetspot (idealer Hörbereich), was für die Alltagstauglichkeit von großem Vorteil ist. Die Lokalisationsschärfe von Klangereignissen gelingt den beiden Testprobanten insgesamt recht gut, wobei wir speziell im Mitteltonbereich ein etwas besseres Loslösen vom Lautsprecher begrüßen würden. Die gebotene Bühnenstaffelung schwankt mit den Aufnahmen, was wir als Indiz für die hohe Wiedergabetreue deuten. 

Mit der gebotenen Pegelfestigkeit untermauert Nubert erneut seinen Ruf als Meister seines Faches, schließlich erreichen die beiden nuVeros ein furioses Lautstärkeniveau. Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang nicht nur der absolute Pegel, sondern vielmehr das hohe Maß an Sauberkeit und Grobdynamik. Die nuVeros schmettern selbst bei diskoähnlicher Lautstärke noch druckvolle, kontrollierte Bässe in den Hörraum und klingen auch im Mitteltonbereich unangestrengt. Lediglich im höchsten Frequenzbereich stellt sich eine leichte Schärfe ein, wenn der verwendete Verstärker kein hohes Leistungspotential besitzt. Wer nicht gerade Ambitionen hegt, sein Wohnzimmer in eine Provinzdisko umzufunktionieren, braucht sich über diesen Faktor jedoch keine großen Gedanken machen. Sicherlich schütteln Boxen wie die Swans F2.2 oder eine Wharfedale Opus²-3 noch etwas mehr Energie aus ihren Membranen, doch in Relation zur ihrer schlanken Statur erreicht die nuVero11 nicht nur ein außergewöhnliches - sondern schlichtweg einzigartiges Niveau. Wenn man dann noch die Preisregion berücksichtigt, muss man förmlich zu dem Schluss kommen, dass die nuVeros diesbezüglich eine Klasse für sich darstellen. 

Nachfolgend möchten wir Ihnen einen bunten Quervergleich zu einigen unserer Referenzen anbieten, damit Sie die nuVero11 im Gesamtmarkt noch besser einschätzen können.

Monitor Audio GS-60

Stückpreis 1.500 Euro



Im Preisbereich der 1.500 Euro Standlautsprecher sticht momentan besonders die GS-60 vom britischen Anbieter Monitor Audio hervor. Vom Klangcharakter fällt es schwer, einen klaren Sieger zu küren, da beide Lautsprecher unterschiedliche Schwerpunkte setzen: die GS-60 besitzt eine leicht kalte, analytische Spielweise und tendiert mit unharmonischer Elektronik ein wenig zu einer sterilen Wiedergabe. Dahingehend gibt sich die  nuVero11 ausgewogener und besitzt zudem noch die Vorteile der Klangschalter. Die GS-60 setzt jedoch in Bezug auf Detaillierungstiefe und Schnelligkeit nach wie vor den Benchmark. Außerdem differenziert sie dynamische Ebenen noch etwas feiner heraus und löst das Klanggeschehen (bei vergleichbarer Ortungsschärfe) minimal besser vom Lautsprecher. Im Bassbereich präferieren beide Modelle eine trockene Wiedergabe mit hervorragendem Tiefgang und Präzision, wobei hier die nuVero11 jeweils noch ein Stückchen besser ist. Fazit: wer auf prägnante, messerscharfe und schnellzeichnende Hochtondarstellung steht (zB. Techno-Hörer) dürfte mit der GS-60 sogar noch etwas glücklicher werden, als mit der nuVero11. Die GS-60 ist ein Lautsprecher zum konzentrierten, detailversessenen Musikhören, während die nuVero11 durch ihre weniger offensive Vorgehensweise etwas besser für Langzeitbeschallungen geeignet ist und somit auch als Hintergrundschallquelle den besseren Job abliefert. Außerdem empfehlen sich die Schwaben durch ihre ausbalancierte Tonalität und dem größeren Sweetspot.
Dali Mentor 6

Stückpreis 1.499 Euro


Speziell was den Hochtonbereich betrifft, ähneln sich nuVero11 und die Dali Mentor 6 zu großen Teilen. Auch der dänische Lautsprecher sorgt mit einer luftigen Spielweise für hervorragende Räumlichkeit in diesem Frequenzbereich und erzeugt somit eine großen Hörbereich. Über den gesamten Frequenzbereich betrachtet, löst die Mentor6 das Klanggeschehen besser vom Lautsprecher, erreicht aber nicht die Lokalisationsschärfe der Nubert Mitbewerber. Die tonale Auslegung ist bei Dali etwas hochtonorientierter abgestimmt, wo die Mentor6 ein Auflösungsvermögen auf nuVero-Niveau mitbringt. Untere Frequenzen gibt der Dali-Lautsprecher mit einer vergleichbaren Präzision, aber weniger Nachdruck und Tiefgang wieder. Bei der Pegelfestigkeit muss er sich genauso geschlagen geben wie auch in Bezug auf die Detaillierungsgeschwindigkeit im Mitteltonbereich, wo die nuVero11 schnelle Stücke besser modelliert.
Isophon Corvara

Stückpreis 1.699 Euro


Äußerlich kann die zierliche Corvara höchstens durch die optische Dezenz begeistern. Dass sie die höchste Preisauszeichnung unseres Kurzvergleiches besitzt und edle Technik beherbergt, würde man beim Anblick kaum vermuten. Wohl aber beim Hörtest, wo die Carvara eine extrem saubere Mitteltonwiedergabe, hochsensible Feindynamik und eine exzellente Raumabbildung realisiert. Das verwendete 2,5-Wege Prinzip basiert ebenfalls auf ausgeklügelten Frequenzweichen. Im schwäbisch/schwäbischen Duell kontert Dr. Gauder mit einer Flankensteilheilheit von über 50db pro Oktave und verspricht durch spezielle Schaltungen Zeit- und Filterkorrekturen (ähnlich wie Hr. Nubert bei der nuVero11). In Bezug auf Grobdynamik, Tiefbass, Pegelfestigkeit und Anpassbarkeit (Klangschalter) liegt die nuVero11 fraglos eine Klasse höher. Unter Anbetracht der Tatsache, dass sie in den anderen Disziplinen dicht an der Isophon-Box dranbleibt, ist sie damit die bessere Universalbox und besitzt zudem ein überlegenes Preis-/Leistungsverhältnis. Doch wer die Corvara mit den empfehlenswerten Keramikhochtönern bestellt (Paaraufpreis 1.398€) erhält eine interessante Alternative: dann ist die Isophon-Box zwar nochmals teurer, stellt aber für allem vor audiophil-veranlagte Musikliebhaber mit Vorliebe für gemäßigte Pegel eine hochinteressante Alternative dar.
Piega TS-5

Stückpreis 795 Euro




Bei der Suche nach noch kompakteren Lautsprechern, könnte man auch auf die TS-5 von Piega stoßen. Obwohl hier für die Größe und Preisklasse eine respektable Leistung erzielt wird, muss man dennoch festhalten, dass sie der nuVero11 nicht das Wasser reichen kann. Speziell hinsichtlich Stimmvolumen und Bassvermögen zeigen sich hier eindeutige Unterschiede, wobei sich die TS-5 in Bezug auf Raummabbildung, Hochtonauflösung als überraschend beharrlicher Gegner erweist. Beim Rechtsgriff zum Lautstärkeregler düpieren die schwäbischen Boxen ihre (vermeintlichen) Kontrahenten, obwohl auch bei Piega spezielle Langhubchassis zum Einsatz kommen. Fazit: die TS-5 ist für eine solch extrem schlanke Konstruktion mit einem bemerkenswert "kompletten" Klang gesegnet. Eine akustische Alternative im Mini-Format zur nuVero11 ist sie aber definitiv nicht.
Fazit:

Schenkt man der Nubert Werbung Glauben, so bietet die nuVero Serie "höchste Klangperfektion" (Quelle: Nubert Homepage). Diese vollmundige, uneingeschränkte Aussage würden wir nicht blind unterschreiben. Es gibt durchaus Lautsprecher, welcher der nuVero11 das Wasser reichen können. In den meisten Fällen kosten diese aber ein Vielfaches und verlangen einen extrem hohen Standard bei Zuspielung und Raumakustik, um ihre Vorteile auszuspielen. Vergleicht man die nuVero11 aber mit direkten Kontrahenten, kann sie in vielen Bereichen neue Referenzpunkte definieren. Allen voran die hochpräzise Bassumsetzung, Pegelfestigkeit und Grobdynamik fallen derart gut aus, dass viele Konkurrenzentwickler beim Vergleichshören wohl komplett deprimiert den Heimweg antreten würden. Dieser Umstand wiegt umso schwerer, wenn man die zierliche Statur der nuVero11 berücksichtigt, dank der die sie auch optisch sehr gefällig wirkt. In Bezug auf Gehäuseverarbeitung gehört die Firma Nubert schon seit jeher zu den Musterschülern, wie auch hinsichtlich der flexiblen Klangpassung durch Wippschalter. In Anbetracht der überwiegend famosen klanglichen Leistungen (preisklassenbezogen), schlägt das Preis-/Leistungspendel stark zugunsten des Käufers aus. Wer optisch ansprechende Standlautsprecher mit einer monitor-orientierten, analytischen Wiedergabephilosophie sucht, sollte die nuVero11 weit oben in der Auswahlliste positionieren und unbedingt zum Testen nach Hause bestellen. 

Eine Klasse für sich: die nuVero11 vereint optische Eleganz
mit analytisch-neutralem Klang inklusive superber
Bassdarstellung und überdurchschnittlicher Pegelfestigkeit.

Nubert nuVero11
Standlautsprecher obere Mittelklasse
Stückpreis 1.345 Euro 
Test: 26. März 2009
+ enorme Pegelfestigkeit und Grobdynamik
+ äußerst präzise Bassdarstellung
+ luftig-angenehmer Hochtonbereich
+ integrierte Schalter zur Klangabstimmung
+ günstiger Kaufpreis

- Raumabbildung und Feindynamik etwas zurückhaltend
- großer Leistungsbedarf bei hohen Pegeln
- nur zwei Farbausführungen lieferbar

Website des Anbieters. www.nubert.de

Raumakustische Optimierung unserer Studios mit Wallpanels und Absorbern von:

AREADVD Baden-Württemberg wird eingerichtet von:


Unser Partner für hochwertige Audiomöbel:

Text: Lars Mette