Test: Nubert nuLine102 + ATM102
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technischer Aufbau:
Die gesamte Gehäusekonstruktion hat es (im wahrsten Sinne des Wortes) in sich: zahlreiche Innenverstrebungen/Versteifungen optimieren das Schwinungsverhalten und machen die nuLine102 für Resonanzen deutlich weniger anfällig, als dies bei der Großzahl äußerlich ähnlicher Boxen der Fall ist. Aufgrund der neuen Tieftöner wurde übrigens nicht einfach das "alte" Gehäuse der nuLine100 übernommen, sondern auf die speziellen Bedürfnisse der aktuell eingesetzten Komponenten zurechtgeschneidert. So kann die nuLine102 noch besser musizieren und die klanglichen Fortschritte gegenüber dem Vorgänger noch besser ausreizen.
Schon immer zeichneten sich Nubert Produkte durch die Frequenzweichen aus und auch die nuLine102 macht da keine Ausnahme. Sowohl in Qualität als auch Quantität übertrifft sie die Klassenstandards bei Weitem ! Die Aufgabe einer Frequenzweiche ist relativ einfach erklärt: sie schickt die eingehenden elektrischen Signale zur Schallumwandlung an die einzelnen Membranen. Prinzipiell gibt es zwei Grundgedanken, was den Einsatz von Frequenzweichen betrifft: Firmen wie zB. Wharfedale oder Monitor Audio versuchen diese so minimalistisch wie nur möglich zu halten und sind der Meinung, dass jedes Bauteil einer optimalen Signalreinheit (buchstäblich) im Wege steht. Entwickler wie Günther Nubert oder Dr. Roland Gauder (Isophon) verweisen hingegen darauf, dass jeder einzelne Membran möglichst exakt zugespielt werden soll, damit der Klang sich voll entfalten kann und verbauen deswegen sehr opulente Frequenzweichen mit trickreichen Schaltungen. Was nun akustisch letztlich besser ist, gleicht der Diskussion über die Vorzüge von Diesel- oder Otto Motoren - beides sind grundsätzlich recht verschiedene Konzepte, die jedoch bei konsequenter Umsetzung zu überraschend ähnlichen Ergebnissen in der Praxis führen. Unabhängig davon besitzt die nuLine102 die wohl aufwändigste Frequenzweiche, die überhaupt ein Lautsprecher dieser Preisklasse vorweisen kann. Bedingt durch die neuen Chassis (Hoch-/Tieftöner) gegenüber der nuLine100 war auch eine Anpassung/Überarbeitung dieses Bauteils ein wesentlicher Bestandteil bei der Entwicklung dieses Modells.
Die Wiedergabe hoher Frequenzen vertraut Nubert diesen neuentwickeltem 25mm Kalottenhochtöner (Ferrofluid-Variante) an. Gegenüber seinen Vorgänger soll er sich durch einen erweiterten Frequenzgang und höhere thermische Belastbarkeit auszeichnen. Es ist aber zweifelsohne eher eine Evolution, denn Revolution - schließlich kamen die ebenfalls schon sehr guten Vorgängermodelle jahrelang in verschiedenen Nubert-Lautsprechern zum Einsatz und wurden im Lauf der Zeit in Bezug auf Impulsgenauigkeit, Verzerrungsverhalten, Frequenzgang und Belastbarkeit stetig weiter optimiert. Nubert fertig übrigens seine Hoch- oder Tieftöner nicht selbst, sondern bedient sich verschiedener Zulieferfirmen, welche jedoch speziell nach den Vorgaben der Schwaben liefern. Wie Sie am obigen Bild vielleicht mit etwas Mühe erkennen können, weist die Membran einen leicht versetzen Einbau auf - Nubert will mit Hilfe von assymetrisch platzierten Hochtönern (also nicht direkt mittig auf der Schallwand) Vorteile in Bezug auf das Abstrahlverhalten erreichen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Lautsprecher auch richtig aufgestellt werden und die Hochtöner jeweils zueinander (also zur Mitte) gerichtet sind.
Durch die beiden Wippschalter am Lautsprecherterminal kann die nuLine102 auf den Hörgeschmack individuell eingestellt werden. Der obere Schalter ändert die Charakteristik der Höhenwiedergabe und hebt die Frequenzen zwischen 3 und 15Khz entweder ca. 1 bis 2,5 db an bzw. ab. Damit nicht genug: auch die Bassdarstellung lässt sich durch einen Wippschalter feinjustieren. Als Optionen steht je eine neutrale als auch etwas bassintensivere (+3db im Tiefbassbereich) Abstimmung zur Verfügung.
Diese Justagen sind nicht nur zur Anpassung an den eigenen
Hörgeschmack sehr praktisch, sondern darüberhinaus auch zur
Feinabstimmung an raumakustische Einflüsse. Besonders bei
Stereoverstärkern ohne jedlich Klangregelung erweist sich dieses
Nubert-Feature somit als sehr wertvoll. Sehr schade, dass kaum ein
anderer Hersteller solch eine Funktion in seinen Lautsprecher
integriert hat. Selbst einige Preisklasse darüber sind solche
Lösungen nur extrem selten anzutreffen, wobei wir nicht
unerwähnt lassen wollen, dass manche High-Ender jegliche
zusäzliche Schaltungen auf der Frequenzweiche sowieso kategorisch
ablehnen würden. Wir freuen uns jedenfalls darüber, dass
Günther Nubert hier ohne fragwürdige "Voodoo-Ambitionen" ans Werk geht und
sich schlichtweg an der Praktikabilität seiner Produkte
orientiert.
Das ATM-Modul bietet folgende Einstellmöglichkeiten, auf die wir detailliert eingehen möchten:
Die Wirkungsweise des BASS/EQ-Reglers: Die messtechnisch optimale Einstellung des EQ-Reglers liegt knapp unter der Stellung „LINEAR" (11 Uhr 30). Wenn man doch einmal sehr hohe Lautstärken erzielen will, kann man den Drehknopf nach links drehen. Dann ist die Bass-Erweiterung deaktiviert, die Absenkung der Signale unterhalb ca. 40 Hz bleibt jedoch erhalten. Damit werden dann alle Leistungsreserven des Verstärkers zum Erzielen großer Schallpegel mobilisiert, die nuLine 102 benötigt für gleiche Lautstärke dann sogar geringfügig weniger Leistung als bei Betrieb ohne Modul.
In unseren Testreihen konnten wir feststellen, dass eine leichte Bewegung des BASS/EQ Reglers (zwischen LINEAR und MAX) über die 12 Uhr Stellung hinaus auch bei Klassik, sogar bei Kammermusik, einen Vorteil erbrachte, da das gesamte Klangbild mehr Fundament zeigte und so eine hörbar komplettere Akustik die Folge war. Wie bereits erwähnt, ist dieser Effekt besonders bei Pegeln um die viel zitierte Zimmerlautstärke oder aber etwas darüber gut zu bemerken. Wer sehr gern Techno/House/Trance hört, kann den Regler auch in die 15 Uhr-Position bewegen, sollte dann aber darauf achten, diese Einstellung nicht mit deutlich erhöhter Lautstärke zu kombinieren. Interessant ist das Aufdrehen des Bassreglers für diejenigen Anwender, die traurig darüber sind, dass ihr Verstärker keine Loudness-Schaltung mehr hat: Diese sorgte früher in vielen, heute noch in einigen Modellen für eine Bassanhebung (kombiniert mit einer Höhenanhebung) im niedrigpegeligen Bereich, um so einem dünnen, faden Klangbild bei Zimmerlautstärke entgegen zu wirken.
Die Wirkungsweise des „MID/HIGH“-Reglers: Dieser neu entwickelte
Höhen-Regler kann ein bei verschiedenen Hörern stark nachgefragtes sanfteres
Klangbild erzeugen. Er hat in Stellung LINEAR keine Funktion. Beim Drehen nach
links kann je nach Hörgeschmack und Raumakustik ein gleichmäßig zu den Höhen
abfallender Frequenzgang eingestellt werden. Wenn die nuLine102 in akustisch
„harten“ Räumen aufgestellt ist, oder die Musik-Aufnahme zu hell abgemischt ist,
wirkt dieser Regler auf den Klang angenehmer als übliche Höhenregler an
Verstärkern. In Stellung „10 Uhr“ beträgt die Absenkung ca. 3 dB bei 20 kHz; -
in Stellung „MIN“ 7 dB. Es galt bisher als kaum möglich, mit vertretbarem
Aufwand von 30 Hz bis 20 kHz den Frequenzgang „linealgerade“ zu den Höhen hin
gleichmäßig zu „drehen“. Die Anhebungsmöglichkeit der hohen Frequenzen im
Bereich zwischen „LINEAR“ und „MAX“ ist ein Zugeständnis an die Wünsche einiger
weniger Kunden, die ein „sehr helles Klangbild“ lieben (was sich manchmal bei
verschiedenen Trance-Tracks in einem erheblich - gewollt - aggressiveren
Klangbild widerspiegelt. Für Klassik und Jazz ist dieser Regelbereich praktisch
uninteressant.
Das ATM Modul lässt sich an HiFi- oder Surround-Verstärker
anschließen (pro Boxenpaar wird ein ATM-Modul benötigt). Bei Vollverstärkern mit
auftrennbarer Vor- und Endstufe sowie Vorverstärker/Endverstärker-Kombinationen
schleift man das ATM Modul einfach zwischen die beiden Verstärkerstufen ein, der
Anschluss und die Umschaltung der Signalquellen erfolgt weiterhin über den
Verstärker. Ebenso bleibt der Verstärker auch die Schaltzentrale bei der
Eingangswahl, wenn das ATM Modul über die "Tape-Monitor-Anschlüsse" in den
Verstärker eingeschleift wird. Doch auch Besitzer von Vollverstärkern ohne
auftrennbare Vor- und Endstufe und ohne Tape-Monitor-Möglichkeit können das ATM
Modul problemlos mit drei Hochpegelquellen betreiben. Diese werden dann aber
nicht mehr am Verstärker, sondern an den LINE Eingängen des ATM Moduls
angeschlossen und über den Quellwahlschalter auf der Frontseite
umgeschaltet.
Die technischen Daten der nuLine102 in der Zusammenfassung (Herstellerangaben)
Modell | Nubert nuLine102 |
Aufbau | 2,5 Wege Bassreflex Konstruktion |
Nenn-/Musikbelastbarkeit | 350 / 500 Watt |
Wirkungsgrad | 86,5 db (1 Watt/1 Meter) |
Impedanz | 4 Ohm |
Frequenzgang mit/ohne ATM | 52 - 22.000 Hz (+- 3db) ohne ATM 27 - 22.000 Hz (+- 3dB) mit ATM |
Besonderheiten | Wippschalter zur Klangjustage selbstrückstellende Sicherungen |
Abmessungen | 106x21x32,5 cm (ohne Gitter) |
Gewicht | 27 kg |
Kombinationsempfehlung und Testumgebung:
Mal abgesehen davon, dass es wirkungsgradstärkere Lautsprecher gibt, die sich auch schon mit schwächeren Verstärkern zu hohen Pegeln überreden lassen, so stellen die Nubert Lautsprecher eigentlich die ideale Ergänzung zu fast jeder Elektronik dar: schon mit sehr einfach gehaltenen Gerätschaften vermag die nuLine102 schon sehr viel Hörspaß zu bieten. Ob dies nun ein 400 Euro Stereo-Receiver aus dem Elektronikmarkt ist, oder ein günstiger AV-Receiver: viele klanglichen Tugenden der nuLine102 kommen auch schon mit Geräten bürgerlicher Preisklassen zur Geltung.
Andererseits ist es frappierend, was aus den Boxen herauskommt, wenn man einmal eine Audionet Vor-/Endstufenkombination vorne dranhängt. Was die schwäbischen Schallwandler dann an Präzision, Dynamik und Geschwindigkeit umsetzen können, liegt weit über dem, was man Lautsprechern dieser Preisklasse allgemein hin zumuten würde. Lediglich High-End Komponenten, die gleichermaßen sehr analytisch und etwas schlank abgestimmt sind, würden wir nicht unbedingt auf unsere Favoritenliste setzen, wie zB. die 1090er Stereo VE-Kombi von Rotel.
Als Quelle haben wir auf den Audionet VipG2 Universalplayer (ca. 7.000 €) zurückgegriffen, einem der besten CD-Player überhaupt. Zu keinem Zeitpunkt wirkte er an an den Nubert-Speakern deplatziert oder gar unterforderd. Ähnlich wie schon hinsichtlich der Vor-/Endstufen waren wir auch im Falle des VipG2 sehr überrascht, was für klangliche Steigerungen mit den nuLine102 noch zu hören war. Ob nun ein solcher Player in einem finanziell gesunden Verhältnis zu einem Paar Boxen für knapp 1.600 Euro liegt, muss zwar sicherlich jeder Anwender für sich selbst festlegen. Wir können jedenfalls festhalten, dass es durchaus Sinn machen kann, in höchstwertige Komponenten zu investieren, wenn man über Lautsprecher verfügt, die davon in einem solche Maße profitieren.
Auch wenn dieser Test rein auf zweikanalige Aspekte
ausgerichtet ist, so wissen wir natürlich, dass viele
Nubert-Kunden/Interessenten sehr flei0ig von den exzellenten
Surroundergänzungen Gebrauch machen, um sich den Traum eines
Top-Heimkinos zu erfüllen. Wir möchten daher auch noch einmal
kurz auf die Kombinatorik mit adäquaten Surround-Receivern
eingehen.
Große Teile unser Höreindrücke haben wir mit unserem Onkyo TX-NR5000E (UVP 5.500 €) bewältigt, der sich als hervorragender Partner entpuppte. Generell beobachten wir, dass auch in untereren Preisbereichen speziell die Onkyo Produkte sehr regelmäßig hervorragende Resultate mit Nubert-Boxen hervorbringen. Die fast immer anzutreffende Klangauslegung mit hoher Spielkultur und einem leicht warmen, vollen Klangbild steht den schwäbischen Lautsprecher sehr gut zu Gesicht, zumal sich Onkyo-Produkte häufig auch durch hohe Dynamik auszeichnen.
Als weitere Empfehlung möchten wir speziell den Marantz SR-8001 nennen. Für unter 2.000 Euro erhält man derzeit wohl keinen anderen Mehrkanaler, der den Nuberts klanglich so schmeichelt. Es ist selten, dass ein AV-Receiver derart homogen und natürlich aufspielt und schon fast an reine Stereo-Geräte heranreicht. Hier ist unserer Meinung nach, eine sehr gute Balance zwischen Klangausschöpfung und preislicher Investition zwischen Surround-Elektronik und der nuLine-Serie gegeben. Sie können zwar auch mit einem guten Gerät der Einsteigerklasse vorlieb nehmen (zB. Denon AVR-2806), doch besonders Stereohörer täten gut daran, sich vorher in Hörvergleichen davon zu überzeugen, auf was sie klanglich verzichten müssen.
Brennpunkt ATM: für reine Stereo-Anwendung stellt die
Einbindung in das System ohnehin kein Problem dar, schließlich
kann man es direkt zwischen Quelle und Verstärker einschleifen.
Doch auch dieser Umstand entlässt ATM-Besitzer nicht aus der
Verantwortung, eine leistungsstarke Verstärkung zur Seite zu
stellen. Besonders bei höheren Pegeln macht sich fast jedes Watt
direkt in höherer Souveränität und Kontrolle bemerkbar -
nicht nur im Bassbereich, denn auch die Höhendarstellung leider
darunter, wenn "untenrum" zu viel Leistung von einer Endstufe abgerufen
wird. Und dass hoher Leistungsbedarf keine Utopie ist, möchten wir
mit der obigen Abbildung noch einmal
untersteichen. Wirkleistungsanzeige zeigt die Angaben eines
Audionet AmpIIG2 Monoblocks bei Wiedergabe einer orchestralen
Soundtrack CD an den Nuline102 mit ATM auf neutraler (mittiger)
Stellung .
In diesem Zusammenhang können wir besonders die Endstufen von
Advance Acoustic empfehlen, die sich außerdem durch ein
hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis auszeichnen. Den
Monoblock MAA-705 (Stückpreis 949 €) haben wir deswegen
gleich in fünffacher Ausfertigung in unserem Teststudio und
können nur Gutes über die Kombination mit den nuLines
berichten. Im Gegensatz zur Stereoendstufe MAA-406 (899 €) weist
das größere Modell sogar eine noch audiophilere Abstimmung
und einen extrem präzisen Bass auf, was in Verbindung
mit einem ATM-Modul eine hervorragende Basis darstellt.
Als Low-Budget Tipp zum Schluss noch der Hinweis auf den Sherwood RX-772. Kräftige Endstufen, eine Auftrennung zwischen Vor-/Endstufe sowie der Preis von schlanken 599 Euro machen den schönen Receiver zu einer wahren Empfehlung für Schnäppchenjäger. Klar: er macht einem feingeistigen Marantz PM15-S1 (1.499 €) keine Konkurrenz, aber die kräftige, bassintensive Klangauslegung sorgt für ein intensives Hörerlebnis, was in seiner Preisklasse sonst normalerweise nur unter Verlust von Detailfreudigkeit oder Präzision erkauft wird. Nicht so beim RX-772, der sich damit für preisbewusste Audio-Gourmets ganz oben auf der Speisekarte platziert.
Unsere hauptsächlich verwendete Elektronik in der Übersicht:
Vorstufen | Audionet MapV2+EPS (ca. 7.800 €) NAD M15 (ca. 3.000 €) |
Endstufen | Audionet AmpIIG2 (Monoblock, Stück ca. 3.600 €) Advance Acoustic MAA705 ( Monoblock, Stück ca. 950€) Rotel RMB-1095 (5-Kanal Endstufe, ca. 3.000 €) |
Zuspieler | Audionet VipG2 (ca. 7.000 €) Onkyo DV-SP1000E (ca. 4.600 €) |
AV-Receiver/ AV Verstärker |
Denon AVC-A11 XVA (ca. 4.000 €) Onkyo TX-NR5000E (ca. 5.500 €) |
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