Test: Monitor Audio Platinum 5.0 Surround-System - der Griff nach den Sternen ? 
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(1.Oktober 2007 - LM )

Am 20. Juli 1969 betrat Neill Armstrong als erster Mensch den Mond und läutete damit ein neues Kapitel der Weltgeschichte ein. Mehrere Millionen Menschen auf der ganzen Welt starrten gebannt in ihre Schwarzweiß-Fernseher und wurden Zeitzeuge einer neuen Epoche. Ganz so große Auswirkungen dürfte die neue Platinum-Modellreihe von Monitor Audio mit Sicherheit zwar nicht hervorrufen, doch im Makrokosmos der Lautsprecherindustrie gleicht dieses Unterfangen für den britischen Hersteller ebenfalls dem Betreten einer neuen Welt. 1972 als einer von vielen Anbietern im englischen Lautsprechermarkt gestartet, entwickelte sich Monitor Audio zu einer global sehr bekannten Marke. Das Produktportfolio wurde stets von der Firmenphilosophie geprägt, klanglich neutrale und hochwertige Lautsprecher zu fairen Preisen anzubieten. Durch die Modellreihen Bronze, Silver und Gold deckt Monitor Audio vom gehobenen Einstiegsbereich bis hin zur Oberklasse einen Großteil vom Markt sehr erfolgreich ab und erlangte weltweit zahlreiche Referenzprädikte sowie Preis-/Leistungsauszeichnungen. Auch im Rahmen unserer AREADVD-Tests haben wir entsprechende Prädikate schon häufig an Monitor Audio vergeben - insbesondere die aktuelle Gold Signature Serie (5.0 Set mit 4 GS-60 Standlautsprecher + GS-LCR Centerspeaker für 6.800 Euro) setzt in seiner Preisklasse nachhaltige Akzente. Doch bekanntermaßen geht eben immer noch ein Stückchen mehr - ob es nun der neu aufgelegte Audi RS6 ist, der nochmal 145 PS mehr bietet als das bisherige Topmodell, oder topmoderne High-End PC Grafikkarten mit bis zu einem Gigabyte Speicher: nach oben gibt es keine Limits und fordern Entwickler und Wissenschaftler heraus, die Grenzen des Machbaren aufs Neue zu verschieben.



Wenn Sie es nicht schon von der Namensgebung abgeleitet haben, so dürfte Ihnen spätestens jetzt klar sein, dass die neue Platinum-Range nicht dafür geschaffen wurde, die Sperrholzpaletten in diversen Elektrofachmärkten zu bevölkern, sondern den Anspruch verkörpert, auf allerhöchstem Niveau zu spielen. Unter diesem Umständen sollte auch der Preis betrachtet werden: unser 5.0 Test-Setup besitzt einen Wert von exakt 15.320 Euro (ohne die oben abgebildeten Stands). Die Zusammenstellung im Einzelnen:

Standlautsprecher PL300 - Stückpreis 3940 Euro. Dieses Modell stellt das Flaggschiff der Platinum-Serie dar: satte 43,2 Kilo Gewicht und ein selbstbewusstes Auftreten, machen schon optisch klar, dass sie sich keineswegs vor ihren Mitbewerbern verstecken will. Zwei charakteristische Merkmale der Platinum-Serie fallen beim Betrachten der PL300 sofort auf: die komplett belederte Frontschallwand sowie der neuentwickelte Bändchenhochtöner.



Centerspeaker PL350-C -Stückpreis 3720 Euro. Die Zeit der kleinen Center ist vorbei, denn mit diesem Modell spricht Monitor Audio ein eindeutiges Bekenntniss zum kompromisslosen Mehrkanal-Erlebnis aus. Der PL350-C wurde speziell als Ergänzung für die PL300 konzipiert, was sich in einer identischen Chassisbestückung zeigt. Desweiteren sollte er sich aufgrund der horizontalen Anordnung von Hoch- und Mitteltöner auch sehr gut für größere Räume mit entsprechend vielen Zuschauern eignen.


Kompaktlautsprecher PL100 - Stückpreis 1860 Euro. Als dritte Kraft im Bunde übernimmt ein Paar dieser Regallautsprecher die rückwärtige Surroundbeschallung innerhalb des Surroundsets. Doch selbstverständlich möchten wir diesen vielversprechenden Schallwandler nicht nur auf die Wiedergabe von Pistolenschüssen oder Explosionseffekte beschränken, sondern wenden uns ebenfalls sehr intensiv seinen musikalischen Eigenschaften als Solist zu.

Innerhalb der Testreihen werden sich die Platinum-Lautsprecher harten Herausforderungen gegenübersehen, schließlich bekommt man im Preisbereich von rund 15.000 Euro bei vielen Anbietern äußerst hervorragende Produkte, so dass es weder leicht und schon gar nicht selbstverständlich sein wird, sich in der Tabellenspitze zu etablieren. Von Pioneer konnte uns das EX Set beeindruckend, während im schwäbischen Renningen ebenfalls hervorragende Surroundkomponenten hergestellt werden (Isophon EuropaII, Solaris, Comet). Dazu kommen noch die absoluten "Preisbrecher", wie etwa das Teufel Theater10 oder das Nubert nuWave125 5.1 System, die für rund ein Drittel des Kaufpreises auch schon eine gehörige Portion Heimkinovergnügen bieten. Wir sind deswegen sehr gespannt, ob das hier vorliegende Platinum-Set nicht nur als Beschallung während des Popcorn-Genusses uneingeschränkt taugt, sondern auch die audiophilen Feingeister im Zweikanalbetrieb überzeugen kann. Lesen Sie hierzu unseren ausführlichen Test. Zur besseren Übersichtlichkeit können Sie die nachfolgenden Links nutzen, um direkt zu den jeweiligen Rubriken zu navigieren.

Seite 2- technischer Aufbau
Seite 3- Testumgebung, Kombinationsempfehlung
Seite 4- Klangeindrücke
Seite 5- Schlussfazit und Interview mit dem Hersteller
Verarbeitung:

Die optische Erscheinung der neuen Platinum-Range gibt gleich vom ersten Augenblick an, ein völlig anderes Statement wie die bisherigen Modelle von Monitor Audio ab. Anstelle schlanker, tendenziell eher etwas kleinvolumigen Lautsprechern, verkörpert jedes Mitglied der Platinum-Familie einen unverkennbaren Hang zu Größe und Technik. Durch die recht breiten Schallwände wirkt der visuelle Auftritt sehr kraftvoll und selbstbewusst, wenngleich sie sich dadurch nur noch sehr eingeschränkt für eine dezente Integration in den Hörraum eignen. Die ungewöhnliche Optik wird zudem sehr stark von der belederten Front, sowie den offenkundig zur Schau gestellten Technik (Schrauben, LS-Terminals) geprägt, so dass sie sich vom Großteil der Mitbewerber absetzt. Man muss Monitor Audio zu Gute halten, dass sie keine Einheitsprodukte herstellen, sondern selbstbewusst ihre eigenen Vorstellungen umsetzen, wie ein hochwertiger Lautsprecher auszusehen hat. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass das Design eine polarisiende Wirkung nicht leugnen kann und gleichermaßen Ernüchterung sowie Begeistung auslösen kann.


Die sanft geschwungenen Gehäuse sind in drei verschiedenen Ausführungen erhältlich, wovon sie die Varianten "Rosewood" (Rosenholz, links PL100) sowie "Ebony" (Ebenholz, rechts PL300) oben abgebildet sehen. Wie in dieser Preisklasse üblich, handelt es sich hierbei um Echtholzfurniere. Da Holz ein natürlicher Werkstoff ist und deswegen automatisch Farb- und Strukturschwankungen unterliegt, fertigt Monitor Audio die Modelle PL100 bzw. PL300 Paarweise und lässt die verwendeten Furniere in Handarbeit miteinander "matchen". Dieser Aufwand fällt bei der dritten Oberflächenausführung komplett weg, schließlich kommt bei einem Finish in klassischen Klavierlack-Schwarz kein Furnier zum Einsatz. 


Unabhängig davon, welche der drei Ausführungen der Kunde bestellt - jede Variante glänzt (im wahrsten Sinne des Wortes) mit einer Hochglanzlackierung. Beim Herstellungsprozess werden in mehreren Arbeitsschritten insgesamt 11 Schichten Lack aufgetragen. Nach der Politur funkeln und glänzen die Lautsprecher in beeindruckender Manier. Insgesamt ist sowohl die eigentliche Furnier- als auch die Lackierungsqualität aus ausgezeichnet zu bezeichnen. Im Vergleich zu üblichen Hochglanz-Lackierung (zB. HG-schwarz bei der Gold Signature) darf sich jeder Platinum Lautsprecher über richtigen Klavierlack freuen, was sich nicht nur in einer überlegenen optischen Anmutung äußert, sondern zusätzlich auch die strukturelle Oberflächenbeschaffenheit in Bezug auf Kraftzfestigkeit und Langlebigkeit verbessert.



Auffälligstes Merkmal der PL-Serie stellt zweifelsohne die belederte Schallwand dar. Das mattschwarze Glattleder weist eine makellose Struktur auf und wurde penibel verarbeitet. Aber, obwohl es unserer Meinung nach, optisch hervorragend zu allen drei Gehäuseausführungen passt, ist es etwas schade, dass der geneigte Kunder leider keine Möglichkeit zur Individualisierung besitzt und sich das Leder nicht in einer anderen Colorierung auswählen kann.


Der exklusive Materialmix wird an den beiden Abschlüssen der Schallwand gekonnt fortgesetzt: jedes Modell besitzt zwei solcher blank polierten Aluminiumstreben, die passganeu mit 4 verchromten Schrauben fixiert wird. Hier findet sich auch das Herstellerlogo. Die gesamten Spaltmaße und Übergange zwischen den verschiedenen Gehäuseelementen könnten besser kaum sein. Zwischen Alublende und Gehäusedeckel befindet sich eine dünne schwarze Gummischicht, um die Schallwand noch besser an den Korpus anzukoppeln. Hier könnte man durchaus geteilter Meinung sein, ob man den Gummiwulst nicht vielleicht doch etwas dezenter hätte integrieren können.



Jeder Lautsprecher strahlt eine handwerkliche Meisterleistung aus - mit Ausnahme der Top- und Bodenplatte findet man keine geraden Gehäuseflächen.  Die Übergange zwischen Seitenteil und der Rückwand geschieht absolut fließend und nahtlos, weil Monitor Audio mit Biegesperrholz als Trägermaterial arbeitet und daher viele Elemente gleich komplett in einem Stück fertigt. Dieser Aufwand ist ungleich höher, als die Verleimung einzelner Komponenten und ist deswegen nur in der absoluten Oberklasse zu finden. Die Vorteile für den Kunden bestehen indes nicht nur aus einer bestechenden Optik, sondern zusätzlich auch in überlegenen akustischen Eigenschaften. Mehr Informationen zu diesem Thema finden sie auf der nächsten Seite (technischer Aufbau).



Wo andere Lautsprecher ihre Anschlussterminals in Mulden oder auf der Unterseite verstecken, trägt die PL300 ihre Schnittstellen regelrecht zur Schau - und dies zurecht: selten haben wir eine derart opulent und edle Lösung vorgefunden, wie in diesem Fall. Die verwendeten WBT-Terminals bestehen aus purem Aluminium und weisen einen sehr niedrigen Kontaktwiderstand auf. Jeder der vier Anschlussbuchsen lässt sich sehr leichtgängig sowie akkurat festschrauben und erlaubt die Benutzung von großen Kabelquerschitten als auch Bananensteckern. Wer die Platinum-Lautsprecher nicht per Bi-Wiring/Amping betreiben möchte, findet im Lieferumfang die oben verbauten hochwertigen Bi-Wiring Brücken, welche ebenfalls aus purem Aluminium gefertigt sind und zusätzlich eine Kunststoffummantelung besitzen.


Die Mittel-/Hochtonsektion des PL350C beweist es: jedes Element sitzt genau an der richigen Stelle. die Übergange zwischen den jeweiligen Werkstoffen erfolgt mit höchster Präzision. Die Chassis sind genauso sauber eingepasst, wie die Verlegung der Lederoberfläche. Man kann sich die Lautsprecher aus jedem Blick mit Argusaugen anschauen und findet selbst in den kleinsten Details eine beeindruckene Verarbeitungsqualität vor. Dies ist sehr beeindruckend und unterstreicht nochmals die hohen Anstrengungen des Herstellers, in der absoluten Luxusklasse erfolgreich Fuß zu fassen.



War die letzte Umschreibung noch sinnbildlich gemeint, so widmen wir uns nun tatsächlich der Ankopplung an den Boden. Wie zu erwarten lässt sich Monitor Audio auch in diesem Detail nicht lumpen und spendiert der PL300 eine mustergültige Lösung. Die massive Sockelplatte dient als Grundlage für die Standfüsse. Zwei eloxierte Aluminiumscheiben werden ineinander verschraubt , auf der Unterseite befindet sich die Aufnahme für die verchromten Spikes. Diese Lösung besticht nur noch durch eine gediegene Optik, sondern erweist sich als stabil und lässt sich akkurat justieren, um einen perfekten Stand zu gewährleisten.



Nicht alle technischen Details der Platinum-Serie sind so schön sichtbar, wie die Anschlussterminals oder die Echtlederfront: eine weitere Besonderheit besteht in der magnetischen Halterung für die serienmäßig mitgelieferten Frontgitter. Dies stellt sowohl optisch als auch funktional eine hervorragende Lösung dar. Das stabile Frontgitter als schwarzem Stahl weist eine tadellose Fertigungsqualität auf und besitzt eine hohe Steifigkeit. So sind die edlen Lautsprecher vor neugeriegen Kinderhänden und ähnlichen "Bedrohungen" bestens geschützt. Gleichzeitig wird die Optik ohne Schutzgitter nicht durch Aufnahmelöcher verschandelt. Ähnlich wie in Bezug auf die Lederauswahl müssen wir aber auch hier unser Bedauern über die leider nicht vorhanden Farbauswahl bekunden.


Den hohen Qualitätsanspruch führt der britische Hersteller auch bei den angebotenen Laustsprecher-Stands erfolgreich weiter. Sowohl in Bezug auf die Formgebung , als auch farblich, passen sich die PL100 hervorragend an den technisch (und zugleich edlen) Look der Lautsprecher an. Holzausführung finden sich leider nicht in der Preisliste. Die Ankopplung an den Boden ist vergleichbar mit der hochwertigen Lösung, die wir Ihnen schon bei der PL300 vorgestellt haben. Die rund 70cm Höhe des Stands stellen für Stereohörer eine gute Wahl dar, allerdings schauen Surroundliebhaber in die Röhre, denn höhere Ständer bietet Monitor Audio leider nicht an. 



Dieser Blick in das Verbindungsrohr eines PL100 Stands zeigt sowohl die immense Materialstärke, als auch den rückwärtigen Kabelkanal. Zur Resonanzoptimierung sind die Innenflächen zusätzlich mit einer Bitumenschicht überzogen. Ob der stolze Kaufpreis von 500 Euro/Paar preislich attraktiv ist, muss jeder Käufer für sich selbst entscheiden - zumindest kann man angesichts des hohen Materialeinsatzes nicht davon sprechen, dass Monitor Audio diesbezüglich keinen adäquaten Gegenwert liefern würde, zumal die stabile und sichere Verschraubungsmöglichkeit mit der PL100 einen gewichtigen Pluspunkt darstellt, den man beim Kauf einer Stands abwägen sollte.



Fazit Verarbeitung:

Bei kaum einem anderen Produkt spielt der persönliche Geschmack eine wichtigere Rolle, als bei der vorliegenden Platinum-Serie. Was dem Einen aufgrund der breiten, bulligen Formensprache schlichtweg nicht gefällt, ruft bei anderen Käuferschichten spontane Verzückung ob des technischen Looks und des indivduellen Designs hervor. Insofern möchten wir unsere Wertung nicht als Design-Benotung verstanden wissen, sondern lediglich in Bezug auf objektiv feststellbare Verarbeitungsfaktoren. Fest steht allerdings, dass die Platinums im Gegensatz zu allen anderen Monitor Audio - Serien nicht auf eine zierliche, dezente Formensprache ausgerichtet sind und auch von den Gehäuseabmessungen ein stattliches Erscheinungsbild pflegen. Wer sich Platinum-Lautsprecher in die gute Stube stellt, bekommt nobel verarbeitete Tonmöbel, die dank exklusivem Materialmix (Lederfront, Hochglanzfurnier) und technokratischem Look (Chassis, Spikes etc.) ein einmaliges Flair in den Hörraum zaubert. Wünschenswert wäre lediglich eine noch größere Auswahl an Oberflächenausführungen.

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