Test: KEF iQ 5.2 Surroundsystem


Dieser Artikel wurde auf PCs von Origen-AE verfasst.

(05.Oktober 2010 - Autor: GSMM )


Die Suche nach hochwertigen Surroundsystemen zu günstigen Preisen gestaltet sich zwischen Mondpreisen und Rabattschlachten nicht selten als Quadratur des Kreises. Ähnlich wie im Automobilbereich stellt das Kaufen einer älteren Produktgeneration dabei eine interessante Alternative dar: die Produkte sind durch die Modelljahre gereift und werden häufig sehr günstig angeboten. Speziell im Lautsprecherbereich erscheint dieses Kaufverhalten sinnvoll, da sich jenes Produktsegment verhältnismäßig langsam weiterentwickelt und zwischen den verschiedenen Modellgenerationen weitaus weniger Unterschiede zu verzeichnen sind, als z.B. bei AV-Receivern. 


Aus diesen Gründen befassen wir uns im folgenden Testbericht mit einem Surroundsystem aus dem Hause KEF. Die iQ Modelle befinden sich im Herbst ihres Lebenszyklus und werden auf der KEF-Homepage unter der Rubrik "Classic Q Series" gelistet. In technischer Hinsicht hinterlassen die Lautsprecher dank Coax-Chassis und High-Tech Gehäuse in der Papierform jedoch einen taufrischen Eindruck. Der Hersteller verspricht eine KEF-typische Perfektion sämtlicher Konstruktionsdetails, so dass z.B. auch der Centerspeaker als waschechter 3-Wege-Lautsprecher konzipiert ist. Der Listenpreis unserer 5.2 Zusammenstellung, bestehend aus 1x Centerspeaker iQ60, 2x Subwoofer c4 sowie 4 Standlautsprechern vom Typ iQ90 liegt bei knapp 4.500 Euro, wobei die Straßenpreis deutlich darunter liegen sollten. Wir sind gespannt, inwiefern die britischen Klangspender in Bezug auf Verarbeitung, Technik sowie Klang überzeugen.
Verarbeitung:


Die Fullrange Lautsprecher besitzen ein recht elegantes Auftreten und greifen auf ein Design zurück, welches von runden Formen geprägt ist. Insbesondere die KEF-typische Ausbuchung des obersten Chassis bei den Standlautsprechern fällt diesbezüglich auf. Centerspeaker sowie die vier iQ90 Standlautsprecher wirken durch die geschwungenen Gehäuse und stimmigen Proportionen trotz "erwachsener" Abmessungen wohnraumfreundlich.



Die Subwoofer sind eigentlich als Ergänzung zur C-Serie gedacht und verfolgen dementsprechend eine andere Formensprache. Hier regieren klare Linien und Kanten. Die  Tieftonspender weisen dabei ungefähr dieselbe Größe auf, wie viele andere kugelförmige Subwoofer der 400 Euro Klasse.



Durch den ovalen Gehäuseaufbau wirken die iQ90 nicht nur eleganter, sondern sollen laut Hersteller auch akustische Vorteile mitbringen. Die Übergänge der einzelnen Gehäuseelemente sind sauber verarbeitet, wobei sämtliche Kanten im 90 Grad Winkel ausgeführt sind. Alternativ zu unseren Testgeräten mit Echtholzfurnier in Esche schwarz bietet KEF die iQ Serie noch in Apfel-dunkel und amerikanischer Walnuss (ebenfalls Echtholzfurnier) sowie weiß matt an.



Bei den Subwoofern fallen Kantenverarbeitung und Oberflächenauswahl etwas einfacher aus. Zwar sind auch die Bassspezialisten mit Echtholzfurnieren bekleidet, doch hier beschränkt sich die Auswahl auf Esche schwarz sowie Nussbaum. Außerdem ist die Detailverarbeitung bei den Übergängen noch etwas spitzer ausgeführt.



Über die Genauigkeit der Chassiseinpassung braucht man sich bei den KEFs keine großen Gedanken machen, da sämtliche Treiber von einem Kunststoffflansch umgeben werden. Die Fixierung der Zierblenden erfolgt mit Heißkleber und 3 Torxschrauben, die Chassis sind dahinter zusätzlich nochmal mit drei Kreuzschlitz-Spax direkt mit dem MDF Trägermaterial verbunden.



Bei den Schutzgittern regiert Zweckmäßigkeit. Die dünnen Kunststoffabdeckungen mit den vier dicken Arretierungen wirken zwar nicht gerade sonderlich mondän, halten aber zuverlässig und bieten dank vieler Verstrebungen guten Schutz vor Kind und Co. Aus klanglicher Sicht würden wir uns für den Hochtonbereich aber ein etwas offeneres Layout wünschen, um Reflektionen zu minimieren.



Die Anschlussbuchsen geben keinen Anlass zur Kritik. Sie sind gut zugänglich, gut verarbeitet und lassen sich sauber verschrauben. Wir haben die iQ90 per Bi-Amping betrieben, so dass Sie auf dem Bild keine der hochwertigen Verbindungskabel sehen, die normalerweise befestigt sind. Wenn KEF künftig die Kunststoffgrundplatte gegen ein optisch schöneres Bauteil aus Metall tauscht, sind wir restlich zufrieden.



Vier eingelassene M6 Schraubgewinde stehen in den iQ90 zur Verfügung, um die mitgelieferten Spikes aufzunehmen. Diese Lösung funktioniert akustisch einwandfrei, allerdings sorgt der Verzicht auf Traversen oder Sockel für eine erhöhte Kippgefahr. Die Subwoofer besitzen keine gesonderte Vorrichtung zur An-/Abkopplung an den Raum, so dass Unterlegdämpfer zum Einsatz kommen (ähnlich diverser Nubert Modelle)
technischer Aufbau:


Die iQ90 gehört zu den Boxen, die hinter ihrer schönen Fassade ausgefeilte Technik zu bieten haben. Der Grundaufbau bedient sich eines 3-Wege Konzepts mit Bassreflexunterstützung für die Tieftöner. KEF liefert pro Box einen Schaumstoffpropfen mit, so dass der Anwender eine Feinabstimmung hinsichtlich Tiefgang/Bassdruck sowie dem Ein-/Ausschwingverhalten vornehmen kann. Durch die vorwärtsgerichteten Öffnungen ist die iQ90 bei wandnaher Aufstellung etwas unproblematischer, als Lautsprecher mit, nach hintengerichteten, BR-Rohren. Die größte Besonderheit bei KEF's IQ Serie stellt zweifelsohne die verwendete Mittel-/Hochtoneinheit dar. Die Briten greifen hier auf ein coaxiales System zurück, bei dem der Hochtöner im Zentrum des Mitteltöners angesiedelt ist. In der Theorie bringt diese Technik Vorteile in Bezug auf die Gleichmäßigkeit des Abstrahlverhaltens  sowie der Zeitrichtigkeit mit. Dadurch verbessert sich vor allem die Präzision der Raumdarstellung.



Das Gehäuse von KEF's iQ90 besitzt eine innovativen Aufteilung: die Kammern für das Bassreflexsystem sowie der Tiefmitteltöner sind voneinander getrennt. Die beiden BR-Rohre greifen gemeinsam auf eine Kammer zurück, ebenso die Basstreiber. Auf diese Weise steht für jedes System ein großes Volumen zur Verfügung. Vorteil dieser aufwändigen Trennung sind die separierten Luftdrücke, was der Basspräzision/Geschwindigkeit zugute kommt. Außerdem ergibt sich durch die komplexe Aufteilung eine hohe innere Steifigkeit des Gehäuses, was Eigenresonanzen vermindert. 



Die Frequenzweiche befindet sich in der Kammer für die Tieftöner, was nicht ganz optimal ist. Einige Hersteller verbauen ihre Frequenzweichen in einer eigenen Kammer, um eine Übertragung der Vibrationen/Resonanzen der Treiber auf die Weichenbauteile zu minimieren. Bei der Bestückung der Frequenzweiche verfolgt KEF die Philosophie eines möglichst reduzierten Layouts. KEF beschränkt sich daher auf wenige Bauteile, die dafür aber sehr hochwertig ausgeführt sind. Die erzielte Flankensteilheit bewegt sich dafür aber nur bei 12db pro Oktave, so dass die Chassis nur langsam aus ihren eigentlichen Arbeitsbereichen ausgeblendet werden. Die Trennungen erfolgen bei 180 sowie 2500 Hertz. Der Mitteltöner spielt daher über einen außergewöhnlich breiten Bereich. Normalerweise trennen die Hersteller bei 400 Hertz, so dass der Sprachbereich durch die Aufteilung auf verschiedene Treiber (Zeitversatz etc.) leicht zerrissen wird. Bei KEF's IQ90 entfällt dieses Problem. Durch die Frequenzweichenbeschaltung und den eingesetzten Chassis ergibt sich eine hohe Nennempfindlichkeit von 91db (1 Watt / 1 Meter), außerdem soll die iQ90 laut Hersteller bis zu 113db unverzerrten Pegel liefern können.



Als Tieftöner kommen zwei 165mm Chassis zum Einsatz, die ein spezielles Gummiprofil (Roll-Surround) an den Sicken für erweiterten, linearen Hub aufweisen. Die Membran besteht aus einem leichten und zugleich harten Mischgewebe auf Papierbasis (Dual Composite Chassis), beim Chassis greift KEF auf eine hochsteife Guss-Aluminium Konstruktion zurück. Die Aufhängung ist belüftet, was in besseren Leistungen für die starken Magnetspulen resultieren soll.



Der KEF Uni-Q Mittel-Hochtöner arbeitet in einer eigenen, geschlossenen Gehäusekammer. Im Zentrum des Lautsprechers befindet sich ein 19mm Kalotten Hochtöner mit Metallmembran. Laut KEF wurde dessen Geometrie im Zusammenspiel mit dem Tangerine Waveguide (silberne "Dornen" in der Mitte) auf eine besonders gleichmäßige, realistische Klangcharakteristik bzw. -abstrahlung abgestimmt. Der Mitteltöner umschließt den Hochtöner und basiert auf einem Mischwerkstoff mit Aluminiumanteil. Dadurch, dass der Hochtöner exakt im Zentrum des Mitteltöners sitzt, entsteht ein exaktes Klangzentrum ohne Differenzen in Bezug auf Zeitrichtigkeit. Demgegenüber steht die Herausforderung, beide Chassis aufgrund der beengten Platzverhältnisse sowie der fragileren mechanischen Integration ohne Einbußen nutzen zu können.

Die wichtigsten technischen Daten in der Übersicht (Herstellerangaben)

Modell / Stück-UVP KEF iQ90 / ca. 800 Euro
Frequenzgang (+-3db) 33 - 40.000 Hertz
max. Sinusbelastbarkeit 150 Watt
Abmessungen 94,2 x 22,0 x 32,7 cm (H,B,T)
Gewicht 16,6 kg



Der iQ60 Center ist technisch erfreulich nah an der iQ90 dran, denn auch im Centerspeaker verbirgt sich ein vollwertiges 3-Wege System. Durch die geschwungene Front will KEF nicht nur optische Akzente setzen, sondern zugleich auch einen Beitrag zur Laufzeitangleichung der Chassis leisten. Die KEF Uni-Q Mittel-/Hochtoneinheit macht beim Center sehr großen Sinn: anders wie bei 90% aller Mitbewerberprodukte, sitzen Hoch- und Mitteltöner somit nämlich nicht mehr nebeneinander (was eine gleichmäßige Abstrahlcharakteristik unmöglich macht). Der iQ60 ist daher technisch in der Lage, seine Aufgabe als Centerspeaker hervorragend zu erfüllen. Die Basstreiber sind gegenüber der iQ90 um 3,5cm im Durchmesser kleiner und arbeiten 100 Hertz höher (280 Hz) hinauf. 

Die wichtigsten technischen Daten in der Übersicht (Herstellerangaben)

Modell / Stück-UVP KEF iQ60 / ca. 450 Euro
Frequenzgang (+-3db) 64 - 40.000 Hertz
max. Sinusbelastbarkeit 150 Watt
Abmessungen 16,5 x 51,2 x 25,5 cm (H,B,T)
Gewicht 8,9 kg



Die Tieftonspezialisten unseres Septetts basieren auf würfelförmigen Gehäusen mit transmissionline-ähnlichen Bassreflexschlitzen im Bodenbereich. Auf zusätzliche Verstrebungen/Versteifungen verzichtet KEF, dafür erweisen sich die Gehäusewände mit ihren 21mm MDF-Platten als sehr solide. Als -3db Punkt wird vom Hersteller 29 Hertz angegeben, so dass der C4 einen typischen Tiefgang für Subwoofer seiner Preis-/Größenklasse erreicht.



Die Schallerzeugung erfolgt mit Hilfe dieses 200mm Chassis. Detaillierte Informationen über die Membran legen uns leider nicht vor - wir gehen aufgrund der Oberflächenbeschaffenheit von einem beschichteten Trägermaterial aus Papier aus. Sowohl die Membran als auch die Aufhängung sind verhältnismäßig hart/steif ausgeführt. Mit einem maximalen Schalldruck von 108db ist dieser 8 Zoll Treiber anscheinend zu außerordentlich ambitionierten Taten bereit. Ein Indiz dafür stellt der große Magnet, sowie die recht breiten/massiven Stege des Korbs dar.



Als Verstärkereinheit kommt eine Digitalendstufe mit 200 Watt Maximalleistung zum Einsatz. Das Platinenlayout wirkt gleichermaßen aufgeräumt wie hochwertig und ist sorgfältig verkabelt. Hier scheint KEF auf eine hochwertige Komponente zurückzugreifen. Die schwarze Kunststoffschale (Bildhintergrund, oben) kapselt die Elektronik ein wenig vor groben Einflüsse die schallerzeugenden Faktoren (Druck, Vibrationen etc.) im Inneren des Gehäuses. Eine richtige Separierung durch eine eigene Gehäusekammer wäre jedoch besser. Die Verstärkereinheit scheint sehr effizient zu arbeiten, da sich nicht eine einzige Kühlrippe auf der Rückseite des Subwoofers befindet. 


In Bezug auf die Einstelloptionen gibt sich der C4 als Verfechter der "alten Schule": alles, was über Grundfunktionen hinausgeht, interessiert ihn nicht. Deswegen beschränken sich die Bedienelemente auf das Einschaltverhalten (On, Off, Auto), eine schaltbare Phase (0,180), sowie jeweils ein Drehregler für Pegel und Cut-Off Frequenz. Signale werden ausschließlich über einen Cinch-Eingang entgegengenommen. Auf Lautsprecheranschlussterminals, Fernbedienungen, DSP-Optionen, Equalizer etc. verzichtetet der C4 somit völlig und muss sich gegenüber vielen seiner Mitbewerber mit der Rolle des Puristen abgeben. 

Die wichtigsten technischen Daten in der Übersicht (Herstellerangaben)

Modell / Stück-UVP KEF c4 / ca. 400 Euro
Frequenzgang (+-3db) 29 - 140 Hertz
Leistung 200 Watt
Abmessungen 34,5 x 32,0 x 37,7 cm (H,B,T)
Gewicht 12,2 kg
Höreindrücke:

In unseren Testreihen haben wir die KEF Lautsprecher als sehr stimmig/konsequent abgestimmtes Surroundsystem kennengelernt. Die generelle Abstimmung zielt auf eine feinzeichnende Spielweise mit hohem Detaillierungsvermögen bzw. Präzision ab. Speziell die vordergründigen Klangebenen modellieren die Lautsprecher sorgfältig heraus und informieren den Hörer über zahlreiche akustische Details, die bei manch anderen (preisgleichen) Systemen im Zuge einer übermäßig bassgetränkten/aufdickenden Wiedergabe etwas untergehen. Die Tonalität der KEF Lautsprecher wird von einer wohlproportionierten, aber tendenziell eher schlanken Basswiedergabe genauso geprägt, wie von der großen Strahlkraft im Hochtonbereich über 2 Kilohertz. Da aber keine jener beiden Klangaspekte in brutalisierendem Maße vollzogen wird, kann man hier durchaus noch von einer harmonischen Gesamtabstimmung im Sinne einer Wiedergabe mit neutral/authentischer Grundcharakteristik sprechen. Im mittleren Frequenzbereich bestechen iQ90/60 primär durch das akribische Ausleuchten sämtlicher Feinheiten, anstatt das akustische Geschehen mit einem aufdickenden Grundtonbereich zu ersticken. Deswegen klingen männliche Stimmen teilweise etwas dünn, während die Informationsdichte in Bezug auf Feinheiten der linguistischen Intonation anerkennendes Kopfnicken bei uns hervorruft. 

Grundsätzlich fällt auf, dass die KEF Lautsprecher auf eine möglichst unvermittelte, "direkte" Ansprache getrimmt sind. Vom tiefen Cello-Zupfer bis hin zur Piccoloflöte, wird kein künstliches "Absoften" bzw. "Schönfärben" durchgeführt, um ein allgemeinverträgliches Klangbild zu erreichen. In Kombination mit dem Umstand, dass speziell die (metallbeschichteten) Mittel-/Hochtonchassis vergleichsweise hart klingen, ertönen Gitarrensaiten sehr exakt und besitzen ein tadelloses Ein-/Ausschwingverhalten - wer jedoch auf der Suche nach Lautsprechern mit höherer Klangwärme ist, dürfte bei Schallwandlern mit weicheren Membranmaterialien eher glücklich werden (z.B. die Dynaudio Excite X32 mit Papiermittel- sowie Textilhochtöner). Demgegenüber bestechen die KEFs jedoch mit ihrem herausragendem Timing, dank dem das komplette Frequenzspektrum sehr flüssig und somit hochmusikalisch seinen Weg in die Gehörgänge der Zuhörerschaft findet. Weder tiefstrukturierte Musikstücke, noch komplexe Surroundarrangements können die britischen Klangspender aus dem Tritt bringen: Bässe, Mitten sowie Höhen spielen aus einem Guss und egalisieren in Bezug auf die gesamtheitliche Kohärenz durchaus manch teureres High-End Lautsprechersystem. Der preisliche Abstand zu noch hochwertigeren Systemen lässt sich am besten in den Bereichen Klangtransparenz und Luftigkeit heraushören, während das KEF iQ-Set speziell hinsichtlich der gebotenen Impulspräzision erstaunlich gut mithalten kann. Eine weitere Schokoladenseite der schwarz beplankten Luftmassenbeschleuniger stellt die hochklassige Raumabbildung dar, bei der eine realistische Größenabbildung und Positionierung geboten wird. Die KEF iQ90 installiert kein diffuses/künstliches Klangpanaroma im Auditorium nur damit sich der Eindruck einer raumfüllenden Wiedergabe einstellt. Das hat Sie auch gar nicht nötig, da fast sämtliche Rauminformationen, die sich in der Aufnahme befinden, wahrheitsgetreu umgesetzt werden können. Ganz besonders die (Phantom)Schallortung von Sängern in der Bühnenmitte gelingt den Standlautsprechern beinahe mit holografischer Greifbarkeit. Das hohe Maß an Authenzität ergibt sich dabei nicht nur durch die messerscharfe Horizontalpositionierung, sondern auch dank einer sensiblen Platzierung hinsichtlich der Bühnentiefe. Wo andere Lautsprecher dazu neigen, die Interpreten stets an dieselbe Stelle zu setzen, spielen die iQ90 differenzierter: manche Akteure scheinen fast schon direkt vor dem Hörer zu stehen, während z.B. chorale Objekte auch wirklich hinter dem/den Solisten ihren Platz finden. Dieses Maß an Differenzierung findet auch in Bezug auf die Feindynamik eine angemessene Berücksichtigung, wobei die KEF Lautsprecher vornehmlich bei größeren Impulsen durch ihre Lebendigkeit zu begeistern vermögen. Dazu passt es sehr gut, dass die KEF Lautsprecher über hohe Pegelreserven verfügen. Die technischen Angaben des Herstellers bestätigen sich in der Praxis auf eindrucksvolle Weise, da selbst überhalb der 100db Marke keine nennenswerten Verzerrungen oder Unsauberkeiten zu verzeichnen sind. Selbst die Bassreflexrohre halten sich mit Ventilationsgeräuschen zurück. Die offenherzige Spielweise sorgt dafür, dass Hörtypen mit dem Wunsch nach maximaler Einbeziehung/Offenheit begeistert zum Lautstärkeregler greifen, während sich feinsinnigere Zeitgenossen bei hohen Pegeln eine etwas luftigere/seidigere Wiedergabe herbeisehnen. 

Die Subwoofer fallen bei extremen Pegeln etwas ab und können dem Gesamtniveau nicht ganz folgen: im Doppelpack reichen die Pegelreserven zwar durchaus für beherzte Auftritte aus, doch wenn ein einzelner Tieftonspender Bassorgien im Stil des Pod-Race aus Star Wars Episode I zum Leben erwecken soll, sind schon bei 95db Membrananschläge bzw. Übersteuerungen zu vermelden. Dies ist insofern etwas verwunderlich, weil der KEF c4 ohnehin bei 30 Hertz aussteigt und sich die auslenkungsintensiven Tiefstbässe erspart. In den darüberliegenden Frequenzen zeigen die Subwoofer beachtliche Qualitäten, ohne aber in einzelnen Disziplinen neue Maßstäbe zu setzen. Für typische Wohnzimmerinstallationen stellt der c4 eine gute Wahl dar: wer seine nachbarschaftlichen Beziehungen ohnehin nicht überstrapazieren will, dürfte an einer Ausschöpfung der Pegelreserven sowieso wenig Interesse haben. Und auch das Erreichen der 20 Hertz Marke stellt nicht für alle Heimkinoliebhaber ein Wunschszenerio dar, wenn man der Ehefrau erklären darf, warum das geliebte Porzellan-Set (mitsamt Vitrine) bei jeder größeren Explosion kurz vorm Exitus zu stehen scheint. Anstelle eines Auftreten im Schwarzenegger-Style liefert der c4 besonders im musikalischen Kickbassbereich eine überdurchschnittliche gute Präzision, besitzt kein lästiges Trafobrummen und lässt sich durch seine kompakten Abmessungen wohnraumfreundlich integrieren. Unsere beiden KEF Subwoofer bewiesen darüber hinaus wieder einmal eindrucksvoll, wie viel besser die Raumanregung (und damit die Präzision) bei korrekter Aufstellung von zwei identischen Subwoofern gegenüber einem einzelnem Gerät vonstatten gehen kann. 

Nachfolgend haben wir für Sie noch einige Hörbeispiele vorbereitet, bei der die Klangcharakteristik der KEF Lautsprecher anhand bekannter Filmszenen skizziert werden:

Transformers, Kapitel 11 (Ankunft der Autobots)
Blu-Ray, deutsche Dolby Digital Tonspur

Der Motor des Mustangs fährt mit einer wohldosierten Bassumsetzung in das Bild, wobei auch kleinere Schwingungen gut eingefangen werden. Gleichzeitig gelingt dem System eine sanfte Einblendung des Score, dessen Geigen eine hohe Strahlkraft aufweisen. Beim Eintritt der Autobots in die Erdatmosphäre inkl. Aufschlag in verschiedenen Lokationen generieren die KEF Lautsprecher aufgrund der identischen Klangfarben auf Front- und Rearkanälen erstklassige Kanalübergänge und somit eine hervorragende Räumlichkeit. Die Landungen der außerirdischen Beschützer klingen etwas weniger massiv und markerschütternd, als bei anderen Systemen, glänzen dafür aber mit punktuellem Druck und Körperhaftigkeit. Besonders prägnant kommen die Glassplitter bei der Imbissbude zur Geltung. Der Camcorder-schwingende Passant wird selbst bei hohen Pegeln sehr souverän eingebunden: seine Stimme klingt nicht überspitzt und fügt sich harmonisch in die Gesamtwiedergabe ein. Die dynamische Herausarbeitung könnte jedoch noch etwas deutlicher ausfallen. Bei den klirrenden, fiependen und knarzenden Autobot-Geräuschen sind die direkt-abgestimmten Hochtöner in ihrem Element und schälen viele Klangdetails heraus. Hervorragend ist auch das Panning sämtlicher Effekte beim Aussteigen von Optimus Prime aus einem Swimming-Pool. Nachdem sich alle Autobots in ein Vehikel ihrer Wahl verwandelt haben und auf den völlig verwirrten Sam zufahren, liegt der akustische Schwerpunkt auf dem Score. Diesbezüglich fällt auf, dass die Trompeten manch anderem High-End System noch mehr Auflösung und Hochtondynamik entlocken. Die Motor- und Verwandlungsgeräusche gelingen dem britischen Lautsprecherensemble tadellos: abgesehen von der etwas zu schlanken Sprachdarstellung von Optimus Prime, sorgen Detaillierungsvermögen, Räumlichkeit und Durchzeichnung für eine absolute Premium-Akustik. 

Wall-E, Kapitel 2 (Einführung von Wall-E bei seiner Mission auf der Erde)
Blu-Ray, deutsche DTS-HD Tonspur

In den ersten Kapiteln wird die Handlung fast ausschließlich über Musik zum Zuschauer transportiert. Demzufolge ist eine kunstfertige Umsetzung ganz besonders wichtig, um Emotionen beim Auditorium zu wecken. Erfreulicherweise gelingt dies dem KEF-Set in hervorragender Weise. Die Harfen, gleich zu Beginn des zweiten Kapitels, spielen klar aufgelöst und bestechen durch präzise Saitenanschläge. Bei den Rollgeräuschen des arbeitseifrigen, titelgebenden Roboters zeichnet sich ab, dass die Lautsprecher selbst bei langsameren Effektschwenks über die Frontachse eine hervorragende Front-Center Homogenität bieten. Der iQ60 besitzt zwar weniger Membranfläche und baut weniger Druck unterhalb 70 Hertz auf, doch in der Praxis merkt man davon so gut wie nichts. Die Geräusche der Schabe trennen sich hervorragend vom restlichen Effekthintergrund und auch die Ketten-/Klappergeräusche des Hauptprotagonisten werden klar herausgearbeitet. Bei den langgezogenen Fanfaren sowie Geigen agieren die Lautsprecher etwas zu vordergründig und lassen ein wenig Brillanz/Durchsichtigkeit vermissen. Die kurz darauf folgende Werbung für die Axion wird in Bezug auf den Halleffekt sehr räumlich umgesetzt, ohne dabei in Effekthascherei abzudriften. Ähnlich glaubhaft/wohlproportioniert gestaltet sich auch das Separieren der Glockengeräusche und des Leuchtstoffröhrensurrens beim Betreten von Wall-Es Zuflucht. Sehr gut hat uns ebenfalls die akustische Umsetzung der Videokassette gefallen, wo nicht nur die feinen Servogeräusche beim Einlegen schön zur Geltung kommen, sondern sogar die tonale Einfärbung/Charakteristik des alten Bands erhalten bleibt. Dank dem hohem Differenzierungsvermögen gelangen die zwei singenden Akteure im Video sehr ausdrucksstark in das Heimkino. 

Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs (Frodo betritt Kankras Höhle)
Blu-Ray, deutsche Dolby Digital Tonspur

Die Hilferufe von Frodo beim Betreten der unheimlichen Höhle sind in Bezug auf Klangvolumen und Dynamik nicht ganz perfekt ausgeprägt. Dafür wird die raue/kratzige Stimme von Smeagol (bzw. Gollum) hochdetailliert dargestellt und speziell im oberen Mitteltonbereich exzellent ausgekleidet. Die Schmährufe des verbitterten Geschöpfes über sämtliche Kanäle meistert das KEF-System mit bravouröser Homogenität, bei der uns in dieser Szene vor allem das immense Maß an Raumtiefe begeistert. Als sich wenig später eine Elbenfee aus dem Jenseits zu Wort meldet, um Frodo Kraft zu spenden, vermissen wir ein wenig Sanftheit/Gefühl in der transparent abgemischten Frauenstimme. Auch die Sprachwiedergabe von König Theoden (z.B. ab Laufzeit 51:40) ist nicht völlig frei von Tadel, da wir trotz aller Detaillierung schlichtweg etwas Timbre/Schmelz vermissen. Durch die Tendenz, das Sprachvolumen etwas zu minimieren und dabei gleichzeitig im Hochtonbereich mit hoher Strahlkraft zu agieren, stellt sich (gemessen an hohen Maßstäben) gelegentlich ein leicht synthetischer Klangeindruck ein. Beim Angriff der Nazgul bei Minute 53 zeigen sich die Lautsprecher wieder von ihrer besten Seite, indem sie ihre beispielhafte Präzision in die Waagschale werfen: das Schwingen der Flügel wird mit exakt einsetzenden Bassimpulsen (Subwoofer + Frontspeaker) umgesetzt, wo speziell im Bereich zwischen 30 und 50 Hertz ein stimmiges Fundament aus Bassdruck und hervorragender Kontrolle geboten wird. Das KEF-System nimmt die Effekte nicht zum Anlass der Selbstinszenierung, sondern fügt alle akustischen Elemente zu einem stimmigen Ganzen zusammen, was in der beschriebenen Szene ebenfalls zu einer referenzwürdigen Raumverteilung sowie Grobdynamik führt. 

Faithless - Live at Alexandra Palace
Blu-Ray, Dolby Digital Tonspur

Bei diesem Konzert bestechen die KEF Lautsprecher durch eine besonders gute Kickbassumsetzung. Die kurz angeschlagenen Beats werden sehr trocken und präzise wiedergeben, was automatisch auch zu einer hohen Bassdifferenzierung führt. Sämtliche Lautsprecher erweisen sich inmitten der vielschichtiger Arrangements als kleine Künstler, die Flut an Halleffekten, Stimmen und Instrumenten klar zu ordnen. Bedingt durch das tadellose Timing spielen die Lautsprecher jederzeit absolut souverän. Anschläge und Klangfarben bei den Keyboard-Einlagen gefallen uns wesentlich besser als bei den meisten Mitbewerberprodukten, da eine saubere / schlackenfreie Wiedergabe geboten wird. Lediglich einzelnen Elementen im mittleren Frequenzbereich fehlt es ein wenig an Druck, doch das macht die Mehrstimmigkeit sowie Durchzeichungsgenauigkeit wieder mehr als wett. So zeichnet sich z.B. der Beginn von Track 2 durch einen sensiblen Gesangsaufbau aus, während auch die begleitende Akustikgitarre glasklar zur Geltung kommt. Außerdem gefällt uns der Umstand, dass das Klanggeschehen hervorragend von den Lautsprechern gelöst wird und zu keinem Zeitpunkt punktuell wiedergegeben wirkt. Die Subwoofer zeichnen sich durch nahtlose Integration aus und fügen sich harmonisch ein. Insgesamt beweisen die KEF Lautsprecher dank ihrer ehrlichen/unverfälschenden Abstimmung ein beeindruckendes Maß an hoher Musikalität, wo man durchaus auch audiophile Tugenden zur Geltung kommen.

Fazit:

Zusammenfassend betrachtet, hinterlässt das KEF System einen guten Eindruck: der Materialeinsatz stimmt und auch technisch haben die Lautsprecher Einiges zu bieten. In klanglicher Hinsicht werden speziell Freunde einer detailbezogenen, präzisen Akustik Gefallen an den britischen Klangspendern finden. Die iQ Serie bietet diesbezüglich eine attraktive Mischung aus mitreißender Emotionalität sowie seriöser Kunstfertigkeit - wer jedoch Lautsprecher sucht, die Klangnuancen im Hochtonbereich zugunsten einer milderen/zurückhaltenderen Wiedergabe abschwächt, wird wärmer abgestimmten Mitbewerberprodukten glücklicher. Die KEFs wollen den Hörer an allen Facetten der Klangwiedergabe direkt teilhaben lassen, ohne einen schönfärberischen Schleier über das Klanggeschehen zu legen. Dabei erreichen die gut verarbeiteten Klangspender eine hohe Musikalität, weshalb neben King Kong & Co., auch Konzert-DVDs zu besonderen Erlebnissen werden. In Anbetracht der günstigen Straßenpreise lohnt sich eine Hörprobe für Freunde kultivierter Klänge auf jeden Fall!

Präzise, harmonisch und musikalisch:
das KEF iQ-Set ist ein klarer Fall für Detailliebhaber


KEF 5.2 Surroundsystem
iQ90+iQ60+c4
Test: 5.Oktober 2010

+ präzise Bassdarstellung
+ gute Lokalisationsschärfe
+ hohe Strahlkraft im HT-Bereich
+ saubere Mittendarstellung
+ hohes Maß an Detaillierung - speziell in der vorderen Klangebene
+ hochwertiger Gehäuseaufbau
+ iQ90+iQ60 sehr pegelfest

- manche Stimmen werden zu dünn dargestellt
- System spielt etwas zu vordergründig - wenig Klangtransparenz
- (Fein)Dynamik könnte manchmal etwas ausgeprägter sein
- Subwoofer schlägt recht schnell an
- Subwoofer reicht nur bis 30Hertz hinab

Website des Anbieters: www.kef-audio.de