Test: Audionet PreG2 + Max Vor-/Endstufenkombination 


Dieser Artikel wurde auf Amisos-PCs verfasst.

(12.Februar 2009 - Autor: Lars Mette )

"Kein Genuss ist vorübergehend, denn der Eindruck, den er zurücklässt ist bleibend"
(Johann Wolfgang von Goethe, 1749-1832)

In einer Kultur, die größtenteils vom rein ökonomischen Denken geprägt ist, erscheinen die Worte des berühmten Philosophen fast schon wie eine Mahnung, aus einer Zeit, wo sich die Welt noch etwas langsamer drehte. In Zeiten, wo Fast-Food nicht selten als Hauptnahrungsmittel fungiert und sensationsvoyoristische Urwald-TV-Shows Rekordquoten erzielen, kann man durchaus die These aufstellen, dass Sinnlichkeit und Genuss bei Teilen der Gesellschaft einer Änderung der Wertevorstellungen unterliegen. Wozu original französischen Champagner, wenn es billigeren Schampus auch im Supermarkt gibt? Und warum sollte man sich eine gediegene Wohnzimmereinrichtung leisten, wenn der Sperrholzverhau aus osteuropäischer Produktion ebenfalls ausreicht, um die heimischen vier Wände zu kleiden? Sie sehen: viele Denkweisen definieren sich primär durch reine Zweckmäßigkeit und rationelle Überlegungen, so dass die sinnesbezogenen Aspekte in den Hintergrund gedrängt werden. Dieses Phänomen lässt sich (leider) auch auf die HiFi-Branche übertragen: obwohl fast jeder Mensch angibt, Musik in seinem Leben als wichtiges Element zu betrachten, greift die große Masse vermehrt zu (meist illegalen) Internet-Downloads und gibt sich mit komprimierten MP3-Files auf minderwertigem Equipment zufrieden. Jener Personenkreis dürfte mit dem folgendem Testbericht wahrscheinlich noch weniger anfangen können, als ein Elefant mit einem Dosenöffner: wir befassen uns im folgenden Testbericht mit einer High-End Stereo Vor-/Endstufenkombination aus dem Hause Audionet, die für Anwender mit höchsten Ansprüchen gemacht wurde, deren Hörgenuss äquivalent zur ungefilterten Freisetzung an künstlerischer Essenz steigt. 

Die Edelmanufaktur aus Bochum fertigt nun schon seit knapp 15 Jahren hochwertige HiFi-Komponenten für anspruchsvolle Hörer und peilt mit dem Trio aus Vorverstärker PreG2 sowie den beiden Monoblöcken Max, unverhohlen auf einen Spitzenplatz in der Championsleague der zweikanaligen Musikreproduktion. Gut informierten Leser ist natürlich sofort bewusst, dass andere Firmen für ähnlich ambitionierte Produkte auch gerne mal Rechnungen mit sechsstelligen Beträgen ausstellen, doch in unserem Fall bleiben wir (erfeulicherweise) weitab von Beträgen in Preisbereich einer kleinen Immobilie. Für die gesamte Vor-/Endstufenkombination stehen gemäß Audionet Preisliste exakt 22.490 Euro zu Buche. Mit Sicherheit auch nicht unbedingt von Pappenstiel, doch bereits bei oberflächlicher technischer Betrachtung erscheint der Kaufpreis als potentiell gerechtfertigt. Im Gegensatz zu manchen Mitbewerbern setzt Audionet nicht auf fragwürdige Voodoo-Zutaten, sondern betreibt ein enormes Maß an wissenschaftlichem Engineering und versieht die Produkte mit innovativer Technologie.

So darf sich die Vorstufe PreG2 (Einzelpreis 9.990 Euro) mit einem kompromisslosem Doppel-Mono Aufbau schmücken und besitzt hochgradig selektierte Bauteile sowie einen ausgeklügelten optischen Lautstärkeregler, um eine absolut verlustfreie Pegelstellung zu erreichen. Damit auch der Bedienkomfort über alle Zweifel erhaben ist, bietet die Vorstufe zahlreiche Einstellmöglichkeiten, die man über eine Logitech Fernbedienung steuern kann. Innerhalb der vielfältigen Optionen befindet sich sogar die Möglichkeit, einen beliebigen Eingang mit einer By-Pass Funktion zu belegen. Auf diese Weise erlaubt der PreG2 eine nahtlose Integration in Heimkinosysteme. Wir sind sehr gespannt, wie sich die beeindruckenden technischen Daten des 25 Kilogramm Stereo-Vorverstärkers im Hörtest auswirken. 

Für optimale Signalverstärkung sorgen die beiden Monoendstufen mit der schlichten Bezeichnung "Max", die zu einem Stückpreis von 6250 Euro den Besitzer wechseln. Wie schon beim PreG2 geht Audionet auch bei diesen Geräten an die Grenze des technisch Machbaren: die Max verfügen über eine Echtzeitlinearisung von Verzerrungen und erwecken mit Hilfe von jeweils zwei 1000VA Ringkerntransformatoren wahre Urkräfte, so dass selbst bei einer Last von 2 Ohm stabile 1.100 Watt Leistung zur Verfügung gestellt werden können. Selbstverständlich begnügten sich die Entwickler nicht damit, einen stupiden Muskelprotz zu erschaffen - für höchste audiophile Klangeigenschaften soll ein aufwändig optimiertes Schaltungsdesign sorgen, außerdem besitzt die Max noch zahlreiche weitere technische Delikatessen wie zB. eine mikroprozessorgesteuerte Schutzschaltung mit eigenem Netzteil, Phasenerkennung oder zB. eine Gleichstromkopplung ohne klangschädigende Kondensatoren oder Spulen. Bei all diesem Aufwand wundert es nicht, dass Audionet sogar den Endstufen ein eigenes Display spendiert, um auch hinsichtlich der Usability das bestmögliche Niveau zu bieten.

Wie Sie sehen, wecken allein schon die groben technischen Daten großen Apettit. Wir möchten Sie herzlich einladen, den nachfolgenden Testbericht zu lesen, um mit diesen vielversprechenden High-Tech Geräten auf Tuchfühlung zu gehen. Während der Testreihen war uns eine isolierte Betrachtung von Technik und Klang sehr wichtig, um die akustischen Eigenschaften ungetrübt wahrnehmen zu können. Außerdem legten wir beim Verfassen dieses Artikels recht großen Wert auf die Gesamtheitlichkeit der Anlage, um die Wichtigkeit einer harmonisierenden Wiedergabekette zu unterstreichen. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Lektüre.

Seite 2: technischer Aufbau Audionet PreG2 Vorstufe
Seite 3: technischer Aufbau Audionet Max Monoendstufe
Seite 4: Testumgebung und Kombinationsempfehlung
Seite 5: Höreindrücke und Schlussfazit

Verarbeitung/Design:

Audionet Komponenten verkörpern eine äußerlich zeitlos-elegante Ästhetik. Die klare, unmissverständliche Formensprache geht keinen Designexperimenten nach. Sämtliche Bedien- sowie Anzeigeelemente sind auf die essentiellen Funktionen reduziert. So wundert es nicht, dass die Gerätekombination schon beim Betrachten Ruhe und Gelassenheit hervorruft. Hier stehen Komponenten, die nicht durch die Größe des Lautstärkereglers um jeden Preis Eindruck schinden wollen, aber dafür in jedem konstruktivem Detail absolute Perfektion ausstrahlen.

Die massiven Frontplatten stellen ein zentrales optisches Merkmal der Designlinie dar. Audionet lässt diese Bauteile von einem spezialisiertem Unternehmen anfertigen, welches durch Verzicht auf Altaluminium eine hervorragende Zusammensetzung garantiert. Dadurch erreicht Audionet eine homogene Oberflächenstruktur und kann seinen Kunden auch eine hohe Farbreinheit bieten. Viele Arbeitsgänge werden traditionell in Handarbeit gefertigt - wie beispielsweise die Veredelung des Schliffs. Abschließend erfolgt ein aufwändiges Finish durch verschiedene Beiz- und Eloxierverfahren. 


Bei Audionet hört eine High-End Verarbeitung nicht bei der Frontplatte auf: sowohl Gehäusedeckel, als auch Seitenteile bestehen aus massivem Aluminium. Sämtliche Verschraubungen sind bündig eingelassen, außerdem finden sich weder an Lüftungsschlitzen noch Gehäuseübergänge scharfkantige Elemente. Die gesamte Gehäusekonstruktion ist mikrofonieunempfindlich und resistent gegen Luft- sowie Trittschall. Auf diese Weise wertet die hochwertige Verarbeitung nicht nur die Optik, sondern auch die technischen Aspekte auf. 

Durch die saubere Einpassung von Gerätedisplay sowie den vier Metallbedienelementen, wirkt der Pre1G3 wie aus einem Guss. Hier hat man wahrlich das Gefühl, eine Komponente für die Ewigkeit im Hifi-Rack geparkt zu haben. Mit Ausnahme des kleinen IR-Sensors (links vom Display) kann der flache Stereo-Vorverstärker zudem noch mit seiner symmetrisch aufgeräumten Front punkten. Audionet liefert die Gerätefront wahlweise in der oben gezeigtem schwarzen Ausführung, oder in silber.

Von hervorragender Güte präsentiert sich auch das implementierte Gerätedisplay. Die klar ablesbare Schrift erstreckt sich über 2 Zeilen und wird mit Hilfe eines leuchtkräftigen Vakuum-Fluoreszenz-Displays illuminiert. Wem dies zu hell ist, darf den gewünschten Grad an Intensität in 4 Stufen auswählen. Hierbei ist auch sogar eine komplette Abschaltung der Anzeige bei Vorverstärker und Endstufen möglich, bei Bedienvorgängen oder speziellen Ereignissen blendet die Anzeige für ein paar Sekunden auf, und schaltet anschließend wieder ab. Alternativ ist das Display auch in rot bestellbar.

Der Blick auf die hinteren Regionen beweist, dass die Bochumer auch den verborgenen Elementen viel Beachtung schenken. So bestehen sämtliche Anschlussterminals aus teflonisolierten Chinchbuchsen vom nahmhaften Anbieter WBT und sind felsenfest in der Rückwand integriert. Dasselbe gilt auch für das dicke Voll-Aluminiumgehäuse, welches mit bündig versenkten Inbus-Schrauben befestigt wird. 

Fazit Verarbeitung:

An dieser Vor-/Endstufenkombination gibt es nichts auszusetzen - in keinem Verarbeitungsaspekt haben wir einen Kritikpunkt gefunden, denn Audionet beweist nicht nur hohes handwerkliches Geschick, sondern versteht es auch, ihren Komponenten eine ansprechende zeitlose Optik zu verpassen. Im Vergleich zu anderen Herstellern könnte aber für manche Käufer ganau hier das Korpus Delikti schlummern, schließlich beteiligt sich Audionet nicht am Wettrüsten um die fettesten Volumeregler und lässt auch von TFT-Displays oder sonstigen Eye-Catchern die Finger weg. Anwender, die schlichtweg eine puristisch-edle Komponente wünschen, werden die Geräte hingegen sofort in ihr Herz schließen. Die Auswahl zwischen den beiden Front- und Displayfarben geht in Ordnung, allerdings könnten wir uns sehr gut vorstellen, dass eine titanfarbene Frontblende mit weißem Display eine hervorragende Abrundung darstellen könnte.

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