Test: Anthem Statement D2v Surroundvorstufe - High-End meets HDMI1.3
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(26. Mai 2009 -
Autor: Lars Mette )
Seite 1: Einleitung, äußere Verarbeitung
Seite 2: Lieferumfang, Fernbedienung und Einmessung
Seite 3: technischer Aufbau und Features Surroundvorstufe D2v
Seite 4: Einstellungsoptionen Grundsetup
Seite 5: Einstellungsoptionen Videosektion inkl. Bildwertung
Seite 6: technischer Aufbau und Features Mehrkanalendstufe P5
Seite 7: Testumgebung und Kombinationsempfehlung
Seite 8: Höreindrücke inkl. Markteinordnung
Seite 9: Schlussfazit und Endbewertung
Lieferumfang, Fernbedienung und Einmessung
Beim Auspacken des gewichtigen Kartons
begegnet man dieser weißen Packung, in der sich ein komplettes
Paket zur Raumeinmessung befindet. Und im Gegensatz zu eigentlich
sämtlichen Anbietern darf man hier den Begriff "komplett" auch
wirklich in den Mund nehmen. Anthem packt nämlich nicht nur
ein äußerst hochwertiges Messmikrofon in den Lieferumfang,
sondern spendiert seinen Kunden auch eine sehr hochwertige
Mikrofonhalterung aus Metall. Diverse Kabel sowie eine Anleitung nebst
Programm-CD runden die Zutaten des "Einmess-Kartons" in beeindruckender
Weise ab.
"Klotzen statt Kleckern" lautet die
Anthem Devise: auch die zweite Verpackung erweist sich als
großzügig bestückt. Abgesehen vom hochwertig gebundenen
Handbuch und der Beigabe von verschiedenen Wurfantennen,
Ersatzsicherungen sowie Batterien, besticht der Lieferumfang durch die
Integration von zwei vollwertigen Fernbedienungen. Wir haben
zunächst an einen Fehler geglaubt, doch bei Anthem ist es
tatsächlich üblich, nicht auf abgespeckte Zone-2 Controller
zurückzugreifen, sondern stattdessen einfach nochmal die
Hauptfernbedienung beizulegen. Selbstverständlich lässt sich
diese auch ohne Multiroom-Anwendungen ganz normal in der Main-Zone
nutzen.
Die Fernbedienung besitzt dank
griffsympathischem Kunststoffgehäuse eine gute
Materialanmutung. Für gute Ablesbarkeit in dunklen
Umgebungen sorgt eine blaue Hintergrundbeleuchtung, welche sich bei
einem Tastendruck automatisch einschaltet. Der Controller steuert bis
zu 5 weitere Geräte und besitzt zu diesem Zweck einen Lernmodus.
Das zentral platzierte Navigationskreuz ist griffgünstig gelegen
und bietet genügend Knöpfe, um z.B. einen Blu-Ray Player
bedienen zu können. Die Steuerung der D2v gestaltet sich aufgrund
der immensen Funktionsfülle nicht völlig einfach, weil die
Fernbedienung viele Doppelbelegungen aufweist. So erfordern manche
Befehle wie zB. der Zugang zum Setup-Menü einen langen
Tastendruck, während ein kurzes Antippen derselben Taste für
die Pegeleinstellung des Subwoofers zuständig ist. Fazit:
ungewöhnlich und am Anfang teilweise verwirrend, aber nach etwas
Eingewöhnung dennoch alltagstauglich. Lediglich der mittig
platzierte Stand-By Knopf (rote Aufschrift "SSP OFF") in direkter
Nachbarschaft von Lautstärke- und Kanalregelung provozierte auch
noch nach der Anfangsphase so manche versehentliche Abschaltung
der Anlage.
Raumeinmessung:
Gegenüber dem meist verbreiteten
Verfahren mit einer Einmessung direkt über die Vorstufe (bzw. den
AV-Receiver), verfolgt die Anthem
Statement D2v einen anderen Weg. Das Mikrofon wird per USB an einen PC
angeschlossen, welcher dann wiederrum an die RS-232 Schnittstelle der
Vorstufe andockt.
Die benötigte Software findet sich im Lieferumfang, läuft auf
allen
aktuellen Versionen von Windows (inkl. Vista) und führt den
Anwender
durch den Einmessvorgang. Eine simultane Ausgabe von Informationen auf
dem On Screen Menü oder Gerätedisplay erfolgt nicht. Soweit
so gut, doch leider hat Anthem schlichtweg vergessen, dass heutzutage
kaum ein Notebook mit einem RS232-Port ausgestattet ist. Deswegen ist
für viele Anwender der Gang zum Elektrofachmarkt angesagt, wo ein
USB-Serial Adapterkabel mit bis zu 30 Euro zu Buche schlägt. Nach
dieser Investition steht der Einmessung nichts mehr im Weg: es
genügt, die Kabel zwischen Notebook, Mikrofon sowie Vorstufe zu
verbinden und die Software zu installieren. Eine Treiberinstallation
ist nicht notwendig.
Der mitgelieferte Ständer ist
speziell für den Einsatz auf der Sitzposition konzipiert und hievt
das Mikrofon auf Ohrhöhe. Dank einer integrierten Teleskopstange
kann es aber auch auf ca. 140cm Höhe ausgezogen werden. Wo andere
Hersteller (z.B. Denon bei der
AVP-A1HDA) ihr Kunden etwas im Regen stehen lassen, denkt Anthem in
vorbildlicher Weise mit. Der Ständer reduziert somit nicht nur die
Fehlerquote bei der Aufstellung, sondern besticht ebenfalls durch seine
langlebige, hochqualitative Bauweise. Das Mikrofon steht dem um nichts
nach, schließlich kommt hier ein sehr hochwertiges Modell zum
Einsatz. Vor der Auslieferung erfolgt eine indivduelle Kalibrierung des
Messmikrofons mitsamt Frequenzgangskorrektur über die
Mess-Software. Das komplette Einmesspaket ist an die Seriennummer
der
Vorstufe gekoppelt und lässt sich somit nicht mit fremden
Geräten oder einer anderen Statement D2v Surroundvorstufe nutzen.
Nachdem sämtliche Kabel ihren
richtigen Bestimmungsort gefunden haben, kann man mit der Einmessung
loslegen. Der Startbildschirm fragt nach Lautsprecherkonfiguration
sowie Anzahl der gewünschten Messpositionen. Die
Software benötigt mindestens 5 Einmessvorgänge, um sich
ein ausreichendes Bild von der gegebenen Raumakustik zu machen. Im
Gegensatz zu Programmen wie Audyssey MultEQ-XT steht hier aber keine
kompromissbehaftete Optimierung für große Hörzonen im
Vordergrund, sondern eine möglichst ideale Akustik an einem
bestimmten Punkt. Anders ausgedrückt: die zusätzlichen
Messpositionen dienen der Software zum Kennenlernen des Raumes und
werden nicht als Bereich des zu optimierenden Hörbereiches
betrachtet. Um korrekte Ergebnisse zu erzielen, muss das Mikrofon stets
nach oben gerichtet sein, wie man es auf dem vorherigen Bild erkennen
kann. Durch den Einmessvorgang, errechnet die Software nicht nur die
Equalizereinstellungen für sämtliche Kanäle, sondern
nimmt auch die Justage hinsichtlich Bass-Management, Delayzeiten sowie der
Einpegelung vor. Absolute Perfektionisten dürfen das Häkchen
im rechten Bereich beim Eintrag "Use Movie Config Measurements"
entfernen und für die Ermittlung von musikoptimierten
Einstellungen eine komplett eigenständige Einmessung
durchführen lassen.
Der Einmessvorgang benötigt keine
Voreinstellungen auf Seiten der Vorstufe und kann sogar
im ausgeschalteten Zustand beginnen. Nach Identifizierung der
Seriennummer fordert das Programm zur Positionierung des Mikrofons am
ersten Messpunkt auf und beginnt mit der Analyse des Raumes. Jeder
Lautsprecher muss 9 Fullrange-Sweeptöne gleicher
Lautstärke wiedergeben, wobei es sich die Software nicht nehmen
lässt, bei hohen Hintergrundgeräuschen oder zu geringem
Subwooferpegel, eine Änderung der Gegebenheiten zu verlangen, um
fortzufahren. Diese Genauigkeit ist zwar grundsätzlich sehr zu
begrüßen, sorgt aber auch dafür, dass
manche Notebooks/PCs mit intensiven Lüftungsgeräuschen
schlichtweg nicht für eine Einmessung geeignet sind. In der Regel
sollte es hier aber keine unüberwindbaren Probleme geben - solange
der verwendete Rechner nicht grade die Geräuschkulisse eines
Föns bringt, gibt sich die Software zufrieden. Etwas Feinschliff
sollte Anthem am exakten Ablauf vornehmen, weil die Messungen schon
direkt nach dem Anklicken/Bestätigen der
Positionierungsänderungen auf den nächsten Messpunkt
fortgeführt werden. Hier wäre eine Pause von ca. 10 Sekunden
sinnvoll (wie z.B. bei der vergleichbaren Software von Audionet), damit
man den Raum verlassen kann. Der eigentliche Einmessvorgang
benötigt pro Messposition ca. 1 Minute; die
anschließende Analyse sowie Verarbeitung haben wir mit etwas
über 2 Minuten gestoppt. Für den Datentransfer via RS232
genehmigt sich die Vorstufe knapp 8 Minuten, so dass der gesamte
Einmessvorgang nur ungefähr eine Viertelstunde in Anspruch nimmt.
Auf Wunsch bietet die Software auch
einen Blick auf die gemessenen Werte, wobei in diesem Prozess ebenfalls
ersichtlich wird, welche Änderungen angestrebt werden. Ein
Hineinzoomen in die Ergebnisse ist zwar möglich, allerdings kann
man keine eigene Änderungen direkt am Graphen
simulieren lassen. Details hinsichtlich des Abklingverhaltens
(Stichwort:
Nachhallzeiten, RT60) sind leider nicht zu finden. Stattdessen
informiert uns das Programm in aller Kompaktheit über den
gemessenen Frequenzgang (rot) und den errechneten Verlauf mit Hilfe des
Equalizings (grün). Welche Operanden hierfür benutzt werden,
bleibt uns die Software jedoch schuldig. Hilfreicher als die typischen
Briefmarken-Analysen der meisten Mitbewerberlösungen ist die
Anthem-Software jedoch allemal, denn endlich erfolgt zumindest mal eine
detaillierte Analyse der gemessenen Ergebnisse (inklusive
Subwooferkanal) und des angestrebten Frequenzgangs. Auf eine Berechnung
von verschiedenen EQ-Modi verzichtet die Software, was wir sehr
begrüßen, schließlich benötigt man ja eigentlich
sowieso nur den "Flat" bzw. Neutral Modus.
Wer des Englischen bemächtigt ist,
wird aufgrund der Beschriftung an der Fensterleiste sofort wissen,
welchen Sinn das oben abgebildete Menü aufweist. Hier können
Eingriffe in das Bass-Management vorgenommen werden, damit die Software
versucht, das angestrebte Klangbild unter Berücksichtung Ihrer
Wunschkonfiguration zu erreichen. Eine etwas unscheibare, aber
dafür umso wertvollere Funktion stellt die Justage der maximalen
Equalizer Frequenz dar. Auf diese Weise kann man die Raumkorrekturen
ganz speziell für den unteren Frequenzbereich einschränken.
Wie Sie im weiteren Verlauf unseres
Testberichtes noch besser kennenlernen werden, besticht die Anthem
Statement D2v Surroundvorstufe mit der einzigartigen Möglichkeit,
zwei verschiedene Bass-Management Konfigurationen nutzen zu
können. In diesem Menü könnte man z.B. bei der BM-Konfig
für Musik eine Fullrange-Konfiguration der Kanäle anstreben,
während der Cinema-Modus auf eine höhere Trennfrequenz zur
intensiveren Einbeziehung des/der Subwoofer abgestimmt ist.
Kurzfazit Einmessung:
Die Anthem Einmessung besticht mit vielen neuartigen Ansatzpunkten. Die
Idee mit den unterschiedlichen Bass-Managements könnte sich bei
vielen System als sinnvolles Feature erweisen, außerdem
gefällt die Software durch ihre detaillierten
Informationscharakter. Verbessern/erweitern sollte man hingegen die
manuellen Eingriffsmöglichkeiten und kleine Details hinsichtlich
der Benutzungsfreundlichkeit. Durch die enorm hochwertige mitgelieferte
Hardware inkl. individuell vorkalibriertem Messmikrofon setzt Anthem
neue Maßstäbe. Die Kanadier nehmen das Thema "Room-Eq"
bzw. automatische Einmessung sehr ernst, allerdings ist die Lösung
nicht als einfache Installationshilfe für den Otto Normal -
Anwender gedacht, sondern positioniert sich primär als wertvolle
Hilfe für professionelle Installer oder versierte
Heimkino-Enthusiasten.
Zusammenfassung Lieferumfang, Fernbedienung und Einmessung:
+ enormer Lieferumgang mit 2 vollwertigen Fernbedienung
+ neuer Maßstab in Bezug auf Lieferumfang zur Raumeinmessung
+ sehr hochwertiges Mikrofon
+ technisch unkomplizierter Einmessvorgang
+ detaillierte Information über die gemessenen Ergebnisse
+ unterschiedliche Konfig/Messung für zwei Bass-Management möglich
- kein USB/Serial Adapter enthalten
- wenige manuelle Eingriffsmöglichkeiten bei der Software
- benötigt zwingend einen PC zur Einmessung, welcher auch noch leise sein sollte
- Fernbedienung hinsichtlich Ergonomie etwas gewöhnungsbedürftig