Test: Alphaluxx 21:9 Motorleinwand
Dieser Artikel wurde auf PCs von Origen-AE verfasst.
(04. Dezember 2009 )
Im Kino wäre das Cinemascope-Format schon seit Jahrzehnten nicht mehr wegzudenken, doch im Heimkinobereich fristet jenes Bildformat immer noch ein Schattendasein. Obwohl die meisten Kinofilme mit anamorphotischen Seitenverhältnissen produziert (und dementsprechend auch publiziert) werden, orientiert sich fast die gesamte Consumer Hardware am 16:9 Format. Erst nachdem Panasonic mit dem PT-AE3000E eine einfache und günstige Projektionslösung auf den Markt brachte, kam Bewegung in die Sache. Wenig später folgte Phillips mit einem 21:9 Fernseher. Die Produktankündigungen weisen zwar immer noch eine klare Vormachtstellung der 16:9 Technik auf, doch der Trend zur noch breiteren Bildwiedergabe ist mittlerweile unverkennbar eingeläutet.
Dieser Entwicklung hat auch der deutsche Leinwandhersteller Alphaluxx Beachtung geschenkt und bietet seit kurzem Motorleinwände im 21:9 Format an. Zusammen mit einigen kleinen Detailoptimierungen an Tuch, Motor und Wandbefestigung verspricht das Produkt hochwertige Bildeigenschaften sowie langlebige Alltagstauglichkeit. Verschiedene Breiten und Tücher sollen sicherstellen, dass für jede Installation das richtige Produkt zur Verfügung steht. Unser Testexemplar mit 2,4 Meter effektiver Bildbreite, 50cm Vorlauf und Aufputzschalter kostet exakt 758 Euro, was die Leinwand im preislichen Mittelfeld platziert. In diesem Preis miteinberechnet ist bereits die 69 Euro kostende Oberflächenbespannung des Leinwandkastens mit einem lichtschluckenden mattschwarzen Textilbezug. Wer die Leinwand bequem von der Couch bedienen möchte, kann sich zusätzlich für 59 Euro ein Funksystem ordern. Unser nachfolgender Testbericht soll Ihnen unsere Praxiseindrücke mit dieser 21:9 Leinwand vermitteln.
technischer Aufbau / Verarbeitungsdetails:
Vorteilhaft für das Sehvergnügen ist nicht nur bei Plasma-Bildschirmen ein schwarzer Rand (wie bei fast allen Pioneer-Modellen, siehe untere Hälfte des Bildes), sondern selbstverständlich auch bei einer Leinwand. Das menschliche Auge empfindet dann den Kontrast sowie den Schwarzwert als wesentlich besser. Unser Testgerät verfügt unten und an den Setiten über einen 5cm breiten Rand. Wichtig ist hierbei, dass sich die Angaben der Leinwandbreite auf das Maß inklusive der schwarzen Ränder beziehen. Unser 2,4 Meter-Modell bietet demnach eine effektive Bildbreite von 2,3 Meter. Die obere Bildkante wird mit einem 50cm Vorlauf begrenzt, wobei das Material identisch mit der Leinwandkastenbespannung ist. Dank dem Vorlauf kann man die Bildfläche tiefer positionieren und einen angenehmeren Betrachtungswinkel erreichen, zumal auch weniger Deckenreflektionen entstehen.
Die Montage erfolgt nun nicht mehr durch direktes Verschrauben des Leinwandkastens, sondern wird mit Hilfe eines aufwändigeren Befestigungssystems durchgeführt. Dies sieht optisch ansprechender aus und erweist sich als pragmatisch bzw. unkompliziert in der Installation. Der Leinwandkasten besitzt auf der Oberseite zwei ca. 30cm Breite Führungen, welche dann direkt von vorne einfach in die Wandhalter eingeklipst werden. Durch dieses System kann man die Leinwand daher auch problemlos in der horizontalen Ebene exakt ausrichten. Wer will, kann die Aufhängung ebenfalls noch mit schwarzem Stoff versehen, worauf wir zugunsten des Fotos bewusst verzichtet haben. Entsprechender "Reservestoff" liefert Alphaluxx standardmäßig mit.
Tuch:

Durch das Know-How aus der Röntgendiagnostik konnte Alphaluxx eine besondere Form der Pigmentierung realisieren, die durch Größe und natürliche Asynchronität selbst bei Full-HD Projektionen, keine Beeinträchtigung der Bilddetails mehr mitbringen soll. Die Namensgebung (Barium) dieser Beschichtung gibt zudem noch das zweite Entwicklungsziel vor: im medizinischen Bereich wird Bariumsulfat als "Parmanentweiß" für Farben bzw. Kontrastmittel eingesetzt und gilt als exakte Farbreferenz. Auf "unsere" Multiformatleinwand übertragen, soll damit impliziert werden, dass eine maximale Farbreinheit bzw. Originaltreue gegeben sein soll. Damit der Benutzer seine DVDs ohne Effekte bzw. "Bonbonfarben" genießen kann, wurde mit aufwändigen Messmethoden (Spektrometer) die Neutralität der Barium1 Beschichtung hergestellt. Manch anderer Anbieter von Leinwänden schenkt diesem Detail weniger Beachtung und vertraut darauf, dass die Kunden auch mit Farbabweichungen noch Spaß am Heimkino haben. In der Praxis ist die Zusammensetzung der chemischen Beschichtung alles andere als trivial, denn manche Elemente sind floureszierend und strahlen in bestimmten Farbbereichen mehr, als in anderen. Hier hat sich Alphaluxx das Ziel vorgeben, eine absolut neutrale Charakteristik durch einen ausgeklügelten Mix an verschiedenen Werkstoffen zu erhalten.
Ein entscheidendes Qualitätsmerkmal stellt die Planlage des
Tuches dar, welche insbesondere im langfristigen Betrieb gegeben sein
muss. Das vorliegende Testmodell genoss zwar nur ein zweiwöchiges
Gastspiel in unserem Hause, doch wir setzen in zwei unserer
Teststudios schon seit
Jahren Motorleinwände von Alphaluxx als Festinstallation ein und
können
diesbezüglich "aus dem Nähkästchen" plaudern. Es
wäre gelogen, wenn wir an dieser Stelle jegliche Wellenneigung
bestreiten würden, denn das ist technisch schlichtweg nicht
möglich. Das Tuch einer Motorleinwand wird immer minimalste Falten
aufweisen, selbst wenn man sie unter optimalen Bedingungen (exakt
waagerecht Montage, wenig/keine Temperaturschwankungen) installiert und
betreibt. Unter diesem Rahmenbedingungen können wir den Alphaluxx
Leinwänden jedoch eine exzellente Langzeitqualität
hinsichtlich der Planlage attestieren. Trotz intensiver Benutzung
ist nur eine gerine Wellenneigung an den seitlichen Rändern
feststellbar, da aber derart gering ist, dass sich nur extrem
anspruchsvolle Anwender daran stören würden. Im Vergleich zum
vorherrschenden Niveau erweisen sich die Alphaluxx-Tücher als
High-End: bei anderen Anbietern (zB. "Rollolux") mussten wir jedes
halbes Jahr einen Tuchaustausch beantragen, um beim Filmgenuss nicht
seekrank zu werden. Letztendlich traten jene Fehler nach einiger
Zeit aber immer wieder auf. Solche Störungen aufgrund
unstimmiger Materialqualität sind uns bei den Alphaluxx
Motorleinwänden innerhalb von 2 Jahren nicht widerfahren.
Einer der Hauptgründe für die vorbildlich geringe Faltenbildung liegt in der Fertigung des Tuches selbst. Wo andere Anbieter lediglich eine Folie verbauen, verwendet Alphaluxx ein gewebtes Tuch mit integriertem Spannsystem, was zu einer höheren Stabilität und Formbeständigkeit führt. Zum Einsatz kommt ein dreilagiges Gewebe mit einer Mischung als Glas- und Kohlefasern, was besonders hinsichtlich der Vermeidung des Verziehens aufgrund thermischer Einwirkung (Hitze, Kälte), Vorteile bringt. Alphaluxx bietet seinen Kunden eine große Auswahl, was den Gain-Faktor des Tuches betrifft. Doch bevor wir das diesbezügliche Angebot von Alphaluxx vertiefen, möchten wir an dieser Stelle zu dieser Thematik ein paar generelle Ausführungen vornehmen. "Gain" (engl.) kann zunächst einmal direkt mit "Verstärkung / Gewinn" ins Deutsche übersetzt werden - und dies gibt auch schon einen ersten Aufschluss darüber, was dies für Projektionen bedeutet. Die Verstärkung des Projektionslichtes. Je höher der Gain-Wert ausfällt, desto stärker wird das eintreffende Licht direkt nach vorne gebündelt, anstatt in alle Richtungen gleichzeitig zu strahlen. Im ersten Moment hört es sich zwar verlockend an, deswegen auch im Heimkino grundsätzlich einen möglichst hohen Gain-Wert einzusetzen, doch folgende 2 Problematiken sprechen dagegen. 1.) Verringerung des Sichtwinkels. Wenn der ideale Sichtwinkel deutlich kleiner wird (z.B. nur noch +/- 30 Grad von der Leinwandmitte aus gemessen), ist die Auswahl der Sitz-Zone (+ Anzahl der Sitze) erheblich eingeschränkt. Außerdem kann es ja nach Projektionsabstand und -Größe schon bei "normaler" Sitzposition zu Farbverfälschungen an den Rändern kommen. 2.) Bildung von Hotspots. Ist der Gain-Wert zu hoch, ist die Gefahr sehr groß, dass in der Mitte des Bildes deutlich intensivere Farben dargestellt werden, als auf dem Rest des Bildes. Besonders bei lichtstarken Projekoren der Einsteiger-LCD Klasse muss diese Problematik sehr ernst genommen werden. Aus beiden oben genannten Gründen kann also nicht pauschal beantwortet werden, ob ein hoher- und niedriger Gain-Faktor das richtige für Ihr Heimkino ist. Viele Anbieter und selbsternannte Experten suggerieren dem Käufer/Leser, dass z.B. eine Leinwand mit einem Gain von 1,6 grundsätzlich hochwertiger/besser ist als ein Modell mit einem Faktor von 1,0 . Wie zuvor schon angedeutet, bietet Alphaluxx eine große Anzahl von Tüchern mit verschiedenen Gain-Werten. Die drei Standard-Varianten mit 1.0 + 1.2 sowie 1.6 Gain sind sogar preisgleich. Bei der Beratung bzw. Auswahl des Tuches sind Parameter wie Umgebungslicht, Art der Anwendung und Projektortyp die Schlüsselfaktoren. Für einen Röhrenprojektor in einem Wohnraum empfiehlt sich beispielsweise eher eine Leinwand mit Gain 1.6, während für moderne LCD/DLP Projektoren deutlich geringere Gain-Faktoren meist von Vorteil sind. Unser Testexemplar hat mit einem Gain von 1.0 die in der Regel problemloseste und universellste Abstimmung.
Ebenfalls Standard bei Alphaluxx-Motorleinwänden ist die rückwärtige Beschichtung des Tuches in schwarz. Abgesehen davon, dass Sie damit unter Umständen auch einfach direkt vor ein Fenster mit rückwärtiger Sonnenstrahlung projizieren können, sorgt die Beschichtung auch für eine, in den dunkleren Farbbereichen, kräftigere Farbdarstellung und benötigt somit weniger Lichtleistung des Beamers. Die schwarze Rückseite wird im Vakuumverfahren fest aufgeklebt - noch hochwertigere Leinwände haben indes die schwarze Seite schon fest als unterste Trägerschicht implementiert. Der daraus resultierende Vorteil (noch mehr Formbeständigkeit) ist jedoch im Vergleich zur Alphaluxx-Lösung im Allgemeinen als relativ gering einzustufen.
Trotz allem Heimkino-Enthusiasmus: Besonders bei Leinwänden muss selbstverständlich auch zwingend auf gesundheitliche und sicherheitstechnische Faktoren geachtet werden: Alphaluxx setzt bei all seinen Leinwand-Tüchern nur schwer entflammbares Material ein, welches die gültigen Brandschutzvorschriften einhält. Auch für den Einsatz in Schulen und Behörden sind Alphaluxx-Leinwände geeignet. Dazu kommt ein weiterer Punkt: Wie (fast) jede Leinwand, sondert auch die Alphaluxx in den ersten Tagen sehr intensive Dämpfe ab. Dieser Plastik-Geruch besteht (laut Hersteller) jedoch aus gesundheitlich unbedenklichen Dämpfen. Besonders bei Günstigst-Offerten aus Billiglohnländern ist dies aber leider keinesfalls selbstverständlich.
Im Praxistest reproduziert die Leinwand sämtliche aufprojezierten Bilder sehr natürlich und verändert weder strahlende oder matte Bildanteile in nennenswertem Umfang. Die Ausleuchtung erfolgt sehr gleichmäßig und selbst bei Full-HD Projektion sind feinste Bilddetails ohne Beeinträchtigung erkennbar. Diese Eigenschaften sind leider keineswegs selbstverständlich: nicht selten haben wir bei Hersteller- oder Händlervorführungen feststellen müssen, dass manche Leinwände bestimmte Farbbereiche unterschiedlich intensiv wiedergeben und verfälschen. Ein Manko vieler anderer Leinwände (besonders betroffen sind erfahrungsgemäß eBay-Günstigstangebote) stellt zudem die grobe Oberflächenstruktur dar, die bei einfarbigen Flächen (kritisch ist vor allem der Simpsons Kinofilm auf Blu-Ray) sogar teilweise vom Sitzplatz aus zu sehen ist. Solche Effekte kennen wir von Alphaluxx-Leinwänden nicht. Darüberhinaus erweist sich bei unserem Testmodell auch die Stoffbespannung als absolut tauglich, eine makellose Kaschierung bzw. Restlichtimmision zu gewährleisten. Selbst unser 28.000 Euro Sim2 3-Chip DLP-Projektor lässt kaum noch Wünsche aufkommen, was die Bildqualität des Tuches, sowie der periphären Eigenschaften (Planlage, Kaschierung) betrifft, so dass man hier ernsthaft ins Grübeln kommt, inwiefern man hier noch mehr Geld in die Leinwand investiert werden sollte.
Fazit:
Ob die Zeit für eine reine 21:9 Leinwand wirklich schon reif ist, muss jeder für sich selbst beantworten. Mal abgesehen davon, dass Alphaluxx dieses Modell auch in (fast) jedem anderen Format anbietet, handelt es sich hier um eine grundsolide Leinwand, mit der man nichts falsch macht. Mechanik und Materialverarbeitung zeugen von Langlebigkeit, während das Tuch durch geringe Wellenneigung und hervorragende Bildeigenschaften besticht. Diesbezüglich muss auch noch die große Auswahl an Tüchern lobend erwähnt werden, mit der eine exakte Anpassung an Raumbegebenheiten und Projektor sichergestellt ist. Kritik erntet eigentlich nur die halbfertige Elektro-Installation, bei der ein Gang zum Baumarkt (wegen fehlendem Kabel und Netzstecker) unerlässlich ist, zumal die knappe Anleitung manchen Otto Normalanwender vor Probleme stellt. Die Anschaffungskosten der Alphaluxx 21:9 Motorleinwand relativieren sich im Vergleich zu typischen China-Importen insbesondere dann sehr schnell, wenn man (z.B.) auf Details wie Motorgeschwindigkeit, Lautstärke sowie Planlage achtet. Weitere Diversifikationsfaktoren finden sich in einer "richtigen" 48 monatigen Herstellergarantie (besser als die vorgeschriebene Gewährleistung mit Beweislastumkehr), dem Verzicht auf gesundheitsschädigende Weichmacher, sowie leicht entflammbaren Stoffen. Und da die Leinwand insbesondere durch das hochauflösende und farbneutrale Tuch auch im visuellen Bereich punktet, sprechen wir eine klare Kaufempfehlung für anspruchsvolle Home-Cineasten aus.
Hochwertige Leinwand mit guten Bildeigenschaften und langlebiger Mechanik.

Alphaluxx 21:9 Motorleinwand mit Vorlauf und stoffbespanntem Kasten
Preis: 758 Euro, Test: 4.Dezember 2009
Website des Anbieters. www.alphaluxx.de
Text: LM