Test: ASW Cantius-Serie

Die Testmuster wurden uns zur Verfügung gestellt von
Geulen Bonn

Einführung

Wer sich ein Lautsprechersystem aufstellen möchte, mit dem er vor allem auch in mehrkanalig aufgenommene Musik-DVDs in angemessener Form anhören kann, der sieht sich oft mit verschiedenen Problemen konfrontiert, wenn er ein typisches Heimkino-System, am besten noch mit Dipolen für die Surroundbeschallung, ordert. Denn: Für einen sauberen Musikklang sind die auf ein diffuses Effektklangbild ausgelegten Dipole nicht die richtigen Partner. Kleine, direktstrahlende Regalboxen als Surroundlautsprecher sind für die Musikwiedergabe besser geeignet, richtig gut klingt es allerdings erst, vor allem beim neuen Format DVD Audio, wenn auch hinten richtig ausgewachsene Boxen zum Einsatz kommen. Sie für eine exakte Musikreproduktion über das gesamte Frequenzspektrum unabdingbar, jedoch für den Kinofilm nicht die ideale Lösung. Hier sollten zusätzlich zwei Dipole angebracht werden, die dann im Filmeinsatz anstatt der großen direktstrahlenden Boxen für die Musikwiedergabe Verwendung finden. Dieser Test der Cantius-Modellreihe von ASW soll ein preislich fair kalkuliertes System für den Musikliebhaber vorstellen, mit dem durchaus schon DVD Audio-Genuss in guter Form möglich ist. Alle Boxen von ASW sind in 16 verschiedenen Farben und Hölzern lieferbar, so ist eine gute optische Anpassung an den jeweiligen Einsatzort realisierbar. 

Die einzelnen Komponenten

Vorne kamen als Hauptboxen die 1000 DM teure ASW Cantius V zum Einsatz, mit einer nominalen Belastbarkeit von 140 W und einer maximalen Belastbarkeit von 200 W durchaus schon für kräftigere Verstärker/Endstufen/Receiver geeignet. Der Übertragungsbereich reicht von 32 Hz bis 30 kHz, der Anschlusswert beträgt 4 bis 8 Ohm. Erfreulich, wie bei allen anderen ASW-Boxen dieses Tests auch, war die exzellente Verarbeitung des Gehäuses. Dessen Holzfurnier im Farbton "Erle" stand der schlanken Standbox ausgezeichnet.

Hochwertiger Lautsprecher für die Frontbeschallung: ASW Cantius V

Als Center Verwendung fand der Cantius III CS, der zu einem Kaufpreis von 700 DM zu erwerben ist. Nenn- und Maximalleistung sind 120 beziehungsweise 160 W. Der Anschlusswert ist mit dem der Cantius V identisch. Der Frequenzgang reicht von 36 Hz bis 30 kHz. Durch seine relativ großen Abmessungen ( B x H x T 190 x 450 x 300 mm) und das damit verbundene große Volumen eignet sich der Lautsprecher auch für die Wiedergabe hochwertiger Musik.

Der passende Center: ASW Cantius 3CS, hier in schwarzem Schleiflack

Für den Surroundbereich kommt die etwas kleinere Ausgabe der Cantius V, die Cantius IV für einen Stückpreis von 800 DM zum Einsatz (Nennbelastbarkeit 120, Maximalbelastbarkeit 160 W, Frequenzgang 34 Hz bis 30 kHz, Anschlusswert 4 bis 8 Ohm), die vom Aufbau her mit dem Cantius V-Lautsprecher gleich gemacht ist, nur das Volumen ist geringer. 

Die ASW Cantius IV mit Frontbespannung

Von der Klangcharakteristik her aber passen die Lautsprecher perfekt zusammen. Wer auch hinten das volle Volumen der größeren Box haben möchte, der kann natürlich auch für hinten die Cantius V einsetzen.  Da aber der Musikliebhaber auch noch viel in Stereo hört, suchten wir die hochwertigsten Boxen für die Frontbeschallung aus, denn bei den noch nicht so zahlreich vertretenen Musik-5.1-Aufnahmen ist es die Frage, ob man sich die 400 DM zusätzlich nicht sparen kann, mit denen die Cantius V für hinten zusätzlich zu Buche schlagen würde.  Dies ist also die Kombination, die wir auf Seite 2 dieses Berichts genauer unter die Lupe genommen haben - ganz bewusst ohne die Hinzunahme eines aktiven Subwoofers. Wer das System auch heimkinoseitig optimieren möchte, für den bieten sich noch folgende Möglichkeiten:

Erweiterungen:  Wenn auch häufiger mal neben der Musikwiedergabe ein Film angehört werden soll, empfiehlt sich folgende Zusatzinvestition: Der  Heimkinofreund kann sich dann für die Kino-Beschallung die Cantius RS-I an die Wand hängen, einen kompakt bauenden Dipol-Lautsprecher (Abmessungen B x H x T 275 x 280 x 140 mm), der mit einer Nennbelastbarkeit von 70 und einer Maximalbelastbarkeit von 100 Watt aufwarten kann. Der RS-I kostet 500 DM pro Stück, der Frequenzgang reicht von 50 Hz bis 30 kHz.

 

Für den Kinosound: Dipollautsprecher ASW Cantius RS I, oben von der Seite, unten von hinten und von vorn

Fürs Heimkino gehört er dazu, die Musikfreunde streiten sich über seinen Nutzen: Der Subwoofer. Während bei klassischer oder bei Jazzmusik der separate Basslautsprecher auch mal gern durch das Verwischen eines an sich trockenen Basses oder durch das Überbetonten tieffrequenter Anteile das Musikvergnügen stört, ist der Subwoofer bei den Effektgewittern moderner Actionfilme nicht mehr wegzudenken. ASW bietet den Cantius 400 MKII für 1600 DM an mit einer Nennausgangsleistung von 150 und einer Maximalausgangsleistung von 200 W an. Die Trennfrequenz ist zwischen 40 und 150 Hz regelbar, der Frequenzgang geht von 28 bis 150 Hz.  Der Vorgänger ASW Cantius AS 400 schnitt vergangenes Jahr in unserem Test hervorragend ab und entpuppte sich als wertiger Aktivsubwoofer, der es bestens verstand, Präzision mit gutem Volumen zu verbinden.

Der Cantius AS 400 MKII ist der  Nachfolger des bei AREA DVD sehr gut getesteten Cantius 400 Aktiv-Subwoofers 

 

Lesen Sie auf Seite 2: So musikalisch ist die ASW- Kombination

Klangeigenschaften

Test-Equipment:
Stereo-Vollverstärker Yamaha AX-596, DD/DTS-Decoder Yamaha DSP-E800, Rotel Stereo-Vor7Endstufenkombination RC-980BX und RB-980BX, DVD Universal-Player Technics DVD-A10, Kabel von BUROSCH
CD-Software:
Gustav Mahler, Symphonie Nr. 8 (Philips ADD-CD, ursprüngliche Aufnahme von 1971, remastert 1996)
Gustav Mahler, Symphonie Nr. 8 (Sony ADD-CD, ursprüngliche Aufnahme von 1981, remastert 1992)
Great Pianists: Byron Janis II (Franz Liszt, Serge Prokofieff, Robert Schumann, Sergej Rachmaninow, Peter Tschaikowsky, Philips ADD-CD von 1999. Gehört:  Prokofieff-Aufnahme Konzert Nr. 3, Opus 26: Referenzaufnahme laut WDR 3)
Richard Strauss, Don Quixote/Hornkonzert Nr. 2 (ADD-CD Deutsche Grammophon, Original von 1966, Original-Image-Bit-Processing, Berliner Philharmoniker unter H. v. Karajan
Ludwig v.Beethoven: Cellosonaten (Ausführende Alfredo Perl/Guido Schiefen, Top-Wertung/Fünf Sterne im PhonoForum 2000, Arte Nova DDD-CD v. 1998)
Johann Sebastian. Bach: Bauern-Kantate/Kaffee-Kantate (ADD-CD, ursprüngliche Aufnahme von 1968, 1996 remastered, Concertus Musicus Wien unter Nikolaus Harnancourt)
Gustav Mahler, Symphonie Nr. 6 (EMI DTS-CD 5.1, ursprüngliche Aufnahme von 1972, nachträglich DTS-remastered)
DVD-Audio-Software:
Ludwig v.Beethoven, Symphonien Nr. 3, 4 ,5 (Teldec DVD Audio, 5.1 Kanal 96 kHz/24-Bit-Aufnahme)
Panasonic/Technics DVD Audio-Sampler: Antonin Dvorak, Symphony Nr. 9 "From The Brave New World", ? Copland, Fanfare For The Common Man, J.S. Bach, Toccata And Fuge, alle Stücke in 5-Kanal 96 kHz/20 Bit. Georg Friedrich. Händel, Konzert für Harfe und Streicher, Op. 5, Nr. 6, 16 Bit 6-Kanal, Claude A. Debussy, Clair de Lune, 192 kHz 24-Bit Stereo
DVD-Video-Software: 
Antonio Vivaldi, Vier Jahreszeiten (Sony DD 5.1-DVD, Berliner Philharmoniker unter Herbert. v. Karajan, m. Anne-Sophie Mutter
Berliner Philharmoniker: Waldbühne in Berlin 1996/Italian Night (u.a. Verdi-Bellini-Rossini, Dirigent Claudio Abbado, gehörte Stücke: Guiseppe Verdi, Ouvertüre aus "Nabucco", Gioacchino Rossini, Ouvertüre aus dem "Barbier von Sevilla", TDK DD 5.1-DVD)
Berliner Philharmoniker: Staatsoper Unter Den Linden 1998 (u.a. Beethoven-Schumann-Liszt, Dirigent Daniel Barenboim, gehörte Stücke:  Ludwig v. Beethoven, Symphonie Nr.8, TDK DD 5.1-DVD)

Für den Liebhaber klassischer Musik ist das ASW-Lautsprechersystem sehr empfehlenswert, vor allem dank seiner großen Ausgewogenheit. Die großen Cantius V überzeugten im Stereo-Betrieb voll und ganz. So boten sie eine großartige Vorstellung bei Strauss' "Don Quixote", einer hervorragende remasterten CD, die mit einer guten Dynamik und einer feinen Abstufung gefällt. Die Box bot eine hohe Gesamtharmonie, aber trotzdem eine feinfühlige Auslösung im Hochtonbereich. Nie war der Klang mit einem aggressiven Unterton versehen, der Antritt war trotzdem von angenehmer Leichtigkeit geprägt. Was dem Testteam noch besonders gut an der Cantius V gefiel: Der trockene und präzise Bass, stets erfolgreich bemüht, möglichst originalgetreu zu agieren. Sehr gut arbeitete der Lautsprecher die Unterschiede zwischen den beiden Aufnahmen von Mahlers 8. Symphonie heraus und zeigte so dem Hörer die größere Brillanz im Hochtonbereich, die bei der Sony-Aufnahme gegeben war. Detailliert und mit Liebe zum Detail erklangen Beethovens Cellosonaten, die hohe Qualität der Aufnahme wurde von den Boxen fast verlustlos in den Zuhörerraum getragen. Mit dieser gefälligen, aber doch alles anderen als zu runden, gesichtslosen Darstellung dürfte der Cantius V eine beträchtlich große Käuferschicht ansprechen.

Im Mehrkanalbetrieb bewiesen die fünf Cantius-Lautsprecher eine sehr hohe Gesamtharmonie und eine gute Eignung zum DVD Audio-Betrieb, trotz des moderaten Preises. Sicherlich, Boxen aus dem hochpreisigen Segments sind aufgrund ihres aufwändigen Aufbaus nochmals besser, doch diese nochmalige Steigerung bezüglich der musikalischen Brillanz und des Detailreichtums macht sich auch nur auf einer Anlage bemerkbar, bei der im gesamten Aufbau kein Glied in der Kette unter High End-Niveau ist. Doch dass DVD Audio ausschließlich ein Medium für diese zahlenmäßig kleine Käuferschicht ist, konnte wohl kaum zum vornehmlichen Ziel der Entwickler des Standards gehören, denn der Verbreitung wären damit von vorneherein enge Grenzen gesetzt. Dass dem auch nicht so ist, beweist dieser Test auf jeden Fall.

Natürlich, mit einem 1000 DM-Sub/Sat-Set kann man DVD Audio-Klanggenuss direkt vergessen. Aber mit einem wohlfeil angebotenen Lautsprechersystem wie dem hier getesteten sind die erzielbaren Resultate beeindruckend gut und zeigen hörbar die Unterschiede zwischen herkömmlichen CDs zu DVD Audio, aber auch die Differenzen zwischen guten DD 5.1-DVD-Video-Aufnahmen und den lupenreinen DVD Audio-Discs auf.  Der gegenüber der CD und der DVD Video gesteigerte Detailreichtum und die klangliche Klarheit kann bis auf die, wie schon oben erwähnt, letzten Nuancen (deren exakte Darstellung dann teuerstem High-End-Equipment vorbehalten bleibt schon auf dem ASW-System so dargestellt werden, dass selbst der anspruchsvolle und durchaus verwöhnte Musikhörer zufrieden gestellt ist. Besonders gut schlug sich das Lautsprechersystem bei der Darstellung der extremen Dynamiksprünge bei den oben in der Tabelle aufgeführten, technisch sehr guten Teldec-Aufnahmen. Prima der Antritt des Orchesters, beachtlich der Detailreichtum in den leisen Passagen, wo sich nur der sehr genau Musikfreund eine nochmals transparentere Zeichnung feiner Zwischentöne wünschen würde. Eine hochklassige Leistung offerierten die Cantius-Geschwister bei Dvoraks 9. Symphonie  "From The Brave New World", wo die große Kraft, aber auch die feine Zeichnung in den leiseren Passagen sehr gut wiedergegeben wurde. Tadellos auch die Leistungen bei der DVD Video-Software, der Raumeindruck war gut und von hoher Dichte und Harmonie geprägt , ohne dass kleine Nuancen vernachlässigt worden wären. Im Vergleich zur DVD Audio fällt das flachere, weniger vielschichtige Klangbild auf - erwartungsgemäß, muss man sagen. 

Der Wunsch nach einem Subwoofer kam übrigens nie richtig auf, der probeweise Anschluss eines aktiven Basslautsprechers brachte bei dieser Art von Software zwar einen hörbaren Gewinn an Volumen, aber eine Verminderung der Präzision in der Wiedergabe. So ist die Verwendung eines Subwoofers eine Frage des persönlichen Geschmacks, Freunde sehr natürlicher Wiedergabe werden Abstand davon nehmen, Liebhaber eines voluminösen Klangbildes könnten hingegen Freunde daran haben. Wichtig auf jeden Fall: Wird ein Woofer angeschlossen, sollte man die Übernahmefrequenz auf 80 Hz festlegen - keinesfalls höher, da der Bass sonst leicht ortbar wird und somit die Gesamtharmonie empfindlich stört. Ebenfalls sollte aufgrund der trockeneren Basswiedergabe bei Subwoofern mit Wiedergabe-Wahlmöglichkeit der "Music Mode" angewählt werden.

 

Fazit

Für den Musikliebhaber bietet das ASW-System eine hochwertige und fair kalkulierte Möglichkeit zum mehrkanaligen Musikgenuss. Der Klang ist natürlich, mit leicht warmen Timbre, trotzdem wirkt die tonale Balance nie schwerfällig oder zu rund. Vielmehr hat ASW einen sehr ausgewogenen Kompromiss gefunden, der vor allem für die Personen interessant ist, die viele Stunden Musik in angenehmer Form hören wollen, ohne durch eine zu analytische Höhenwiedergabe und einen zu aggressiven Antritt gestört zu werden. Die Verarbeitung der Boxen ist ausgezeichnet, ebenso die flexiblen äußeren Gestaltungsmöglichkeiten bezüglich der Gehäusefarbe und des Gehäusematerials. Für den Musik- Heimkinofreund gibt es mittels Dipolen und hochwertigem aktivem Subwoofer noch die Möglichkeit, sich ein universell einsetzbares Lautsprechersystem zusammenzubauen.

Hochwertig verarbeitetes Lautsprechersystem mit vielfältigen Einsatzmöglichkeiten

Preise Komplettsystem :

2 x Cantius V als Frontlautsprecher 2000 DM
1 x Cantius III CS als Centerlautsprecher  700 DM
2 x Cantius IV als Surroundlautsprecher  1600 DM
Gesamtpreis Musikset: 4300 DM

Fürs Kino:
2 x Cantius RSI als Dipole 1000 DM
1 x Cantius AS400 MKII Aktivsubwoofer 1600 DM
Gesamtpreis Musik + Heimkino:  6900 DM

Test: Carsten Rampacher
09.04.2001