Test: Sony DAV-S500

04.12.2001 (cr)

Finish, Features und Anschlüsse

Nicht jeder hat viel Platz zu Hause oder ist bereit, viel Platz zu opfern für ein ausgewachsenes Heimkinosystem. Trotzdem muss man nicht gleich kompletten Verzicht üben: Sony liefert mit der silbernen, 1799 DM teuren Komplett-Package DAV-S500 Heimkino im Kleinformat: So unterbietet das Hauptgerät das übliche Rastermaß normal großer Komponenten deutlich, der kompakte Subwoofer findet auch in der kleinsten Ecke Platz und die fünf würfelförmigen kleinen Satellitenboxen können in beinahe jede Wohnlandschaft problemlos integriert werden. Mit 5x 40 Watt und 1x 80 Watt für den Subwoofer (alle Leistungsangabe nach RMS) sind selbst die Kraftreserven, die die digitalen Endstufen zur Verfügung stellen, für die Beschallung kleinerer Räume ausreichend. Doch das ist noch nicht alles: Denn neben einem DD/DTS-Decoder, der inzwischen zum Standard gehören sollte, kommt die Sony-Lösung auch mit einer Wiedergabemöglichkeit für SACD-Multichannel-Software. Ob dies in Anbetracht der eher bescheidenen Lautsprecherbestückung viel Sinn macht, sei an dieser Stelle zunächst einmal dahingestellt. Sinn machen würden auf jeden Fall eine MP3-Wiedergabemöglichkeit und die Integration von Dolby PLII. Auf beides jedoch verzichtete man bei Sony - damit beschreitet man einen Weg gegen den Trend. Auch bezüglich der Bildausgabe muss Verzicht geübt werden: Wie schon bei der DAV-S300 hat man lediglich die Wahl zwischen der S-Video-Hosidenbuchse und einer FBAS-Einheit, auf die ein mitgelieferter Scart-Adapter aufgesetzt werden kann. 

RGB ist somit Fehlanzeige. Absolut überzeugend: Die exzellente Verarbeitung. Es macht wirklich Freude, sich das System auch genauer anzusehen, denn es hält auch einer Betrachtung auf den zweiten oder dritten Blick locker stand: Das Hauptgerät gefällt mit dem eleganten verspiegelten Display, die Fernbedienung sieht schmuck aus, und auch die Lautsprecher überzeugen alle restlos im Finish. Hier bekommt der Kunde also einiges geboten fürs Geld. Sehr gut: Die DVD/CD-Lade reagiert spontan auf Knopfdruck. 

Sony legt noch einige DSP-Features obendrauf - mit den untenstehenden verschiedenen Soundfeldern:

  • Cinema Studio EX A: Soll die Klangeigenschaften des Klassik-Schnittstudios von Sony Pictures Entertainment simulieren. Mit Hilfe der dreidimensionalen Klangbilder von V-Dimension (der Klangeindruck von 5 virtuellen Lautsprecherpaare, die rund um den Zuhörer gruppiert sind, wird via DSP erzeugt) soll besonders die Sound-Qualität vieler Spielfilme besser werden - dieses Programm ist als Standard-Modus gedacht
  • Cinema Studio EX B: Soll die Klangeigenschaften des Mischstudios von Sony Pictures Entertainment simulieren. Mit Hilfe der dreidimensionalen Klangbilder von V-Dimension (der Klangeindruck von 5 virtuellen Lautsprecherpaare, die rund um den Zuhörer gruppiert sind, wird via DSP erzeugt) soll besonders die Sound-Qualität vor allem von Action- und Sci-Fi-Filmen mit lebendiger Effektkulisse verbessern
  • Cinema Studio EX B: Soll die Klangeigenschaften des BGM-Aufnahmestudios von Sony Pictures Entertainment simulieren. Mit Hilfe der dreidimensionalen Klangbilder von V-Dimension (der Klangeindruck von 5 virtuellen Lautsprecherpaare, die rund um den Zuhörer gruppiert sind, wird via DSP erzeugt) soll sich im speziellen für Filme mit hohem Musikanteil oder Musicals eignen. 
  • Virtual Semi Multi Dimension: Mit 3D-Klangbildern wird mit Hilfe der vorderen Lautsprecher auch der Klangeindruck hinterer Lautsprecher erzielt, ohne dass tatsächlich hintere Lautsprecher vorhanden sind. Über Sinn und Zweck dieses DSPs kann bei dieser Komplettlösung inklusive 5 Lautsprechern trefflich diskutiert werden.
  • Small Hall: Erzeugt die Akustik eines kleinen rechteckigen Konzertsaals. Nach Sony "ideal für sanfte Klänge"
  • Large Hall: Erzeugt die Akustik eines großen rechteckigen Konzertsaals. Nach Sony "ideal für sanfte Klänge"
  • Game: Erzielt bei Video-Games eine verbesserte Raumwirkung.

Laufwerksseitig kann man der DAV-S500 wenig vorwerfen. Bis auf die etwas ärgerliche Tatsache, dass keine SVCDs eingelesen werden (Displayanzeige: "Cannot Play"Ebenfalls, kann alles überzeugen. Die Einlesegeschwindigkeit und das Laufgeräusch des Laufwerks, das sehr leise agiert, sind ebenso zu loben wie die überzeugende Fehlerkorrektur. Auf unserer Fehlerkorrektur-Test-DVD mit insgesamt 30 Tracks (davon ist Track 1 noch ohne simulierten Fehler) arbeitet sich die DAV-S500 ohne sichtbare Bildfehler bis Track 20 vor, erst ab dort sieht man ab und zu Artefakte. Bis Track 25 kommt das Laufwerk ohne größere Probleme, dann ist aber Schluss. Mit diesen Leistungen erreicht Sonys Komplettlösung zusammen mit der Tatsache, dass, wie man es von Sony-Produkten gewohnt ist, kein Absturz zu verzeichnen war, eine erfreuliche Bewertung. 

Bewertung Laufwerk/Fehlerkorrektur

In der Finish&Features-Wertung gefällt die Sony DAV-S500 mit ihrer hervorragenden Verarbeitung, die Ausstattung ohne RGB-Ausgabemöglichkeit, MP3-Wiedergabe und Dolby PLII lässt jedoch zu wünschen übrig. 

Bewertung Finish/Features

 

Bedienung

Der Aufbau der Anlage gestaltet sich vorbildlich einfach. Mittels farblicher Markierungen und dem schon fix und fertig vorbereiteten Lautsprecherkabel kann auch der Heimkino-Neuling innerhalb kürzester Zeit die DAV-S800 aufstellen. Nimmt man das Gerät dann in Betrieb, überzeugen die schon hinlänglich bekannten Sony-OSDs wieder aufs neue: Alles ist klar strukturiert und grafisch ansprechend gestaltet. Die Fernbedienung lässt sich insgesamt gut bedienen, nur ist der Druckpunkt der Tasten etwas schwammig. Ärgerlicherweise ist dies besonders bei der häufig gebrauchten "Enter"-Taste der Fall. Die wenigen Funktionstasten am Gerät selber lassen sich problemlos bedienen, das DOT-Matrix-Display gefällt mit feiner Auslösung und einem tadellosen Kontrast. 

Bewertung

 

Bild

Im Test konnte die Sony-Anlage mit einem voll befriedigenden Bild gefallen. Bei den Real-Testbildern der Referenz-DVD bot die DAV-S500 zwar keine Spitzenleistungen, mit den Ergebnissen kann man aber zufrieden sein. Das Bild ist homogen und harmonisch, die Farbwiedergabe angenehm, hinsichtlich der Bildschärfe werden ordentliche Leistungen geboten - die aktuellen Sony-Standalones bieten hier aber eine bessere Performance, wie sich beispielsweise am Testbild mit den Wolkenkratzern zeigt: Hier ist noch mehr möglich. Gleiches gilt für die Detailwiedergabe, die feine Muster noch besser herausarbeiten könnte, wie sich bei den feinen Poren der Haut des hübschen schwarzen Mädchens zeigt - hier ist die Wiedergabe der Sony-Komplettlösung bei kleinen Bildfeinheiten zu schwammig. Die Plastizität des Bildes ist befriedigend, ebenso die Schwarzwiedergabe, die nicht so recht den Eindruck räumlicher Tiefe vermitteln kann. Sehr gut: Die Farbdekompression und der fein gestufte Kontrastumfang.  Der Layerwechsel mit einem gut sichtbaren Stehen bleiben des Bildes und einem hörbaren Tonaussetzer ist noch, wie bei vielen Konkurrenten auch, verbesserungswürdig.

Bewertung

 

Ton

Aufgrund ihrer kompakten Maße reichen die kleinen Satellitenlautsprecher im Frequenzgang nicht sonderlich weit nach unten - Folge ist, dass schon früh der Subwoofer eingreifen muss - und dies hört man, da der Tieftonlautsprecher durch die hoch angesiedelte Übernahmefrequenz für das menschliche Ohr im Raum zu orten ist. Der Woofer selbst kann auch nicht völlig begeistern, denn er neigt gerade bei der Wiedergabe von Musik recht schnell zum Durchschlagen, die Präzision im Bassbereich ist auch nur ausreichend. Für Freunde anspruchsvoller Musikwiedergabe ist die DAV-S500 trotz der SACD-Multichannel-Wiedergabemöglichkeit also nicht bestens geeignet. Denn die Satellitenlautsprecher in Kombination mit den klanglich nicht unbedingt optimalen digitalen Endstufen bieten bezüglich der Transparenz und Differenziertheit im Höhenbereich nur ausreichende Leistungen. Zu belegt und zu blechern ist der Klang, so dass beispielsweise anspruchsvolle klassische Musik nur mit Einschränkungen angehört werden kann, da sich eindeutig zuviel akustisches Geschehen im Mittenbereich abspielt. Gerade die Wiedergabe von Streichern, einem Piano oder Blasinstrumenten lässt zu Wünschen übrig, da die Charakterstik des jeweiligen Instruments nur unvollkommen zum Ausdruck kommt. Beim Probe hören einer SACD-Multichannel (Bob Mintzer Big Band - Homage To Count Basie) schafft es die DAV-S500 ebenfalls nicht, akustische Glanzlichter zu setzen. Hier kann man auch bei viel gutem Willen höchstens einen kleinen Unterschied zur Wiedergabe einer herkömmlichen Audio-CD heraushören. Auch der Übergang Mittenbereich-Tiefen ist nicht perfekt und weist ein gut hörbares Klangloch auf, so dass sich nicht unbedingt der Eindruck hoher klanglicher Homogenität einstellen mag. Besser kommt die kompakte Sony-Anlage mit der Filmtonwiedergabe zurecht. Hier wirkt das Klangbild kompletter, der Subwoofereinsatz ist etwas weniger störend, und die Leistungsreserven befriedigen - dies gilt sowohl für den Dolby Digital- als auch den DTS-Betrieb, wo die DAV-S500 auch einen befriedigenden Raumeindruck vermitteln kann. 

Bewertung

 

Fazit

Die Sony DAV-S500 kann mit einer blitzsauberen, sehr hochwertigen Verarbeitung Glanzpunkte setzen. Nicht gelingen vermag ihr dies allerdings bezüglich der Ausstattung: Eine derartige Lösung ohne Dolby PLII, MP3-Wiedergabe und RGB-Ausgabemöglichkeit entspricht nicht mehr dem üblichen Niveau. Dafür gefällt die Sony-Lösung mit einem extrem einfachen Aufbau, hier hat Sonys Konzept Vorbildcharakter. Dies kann leider nicht von den akustischen Eigenschaften behauptet werden. Das Klangvermögen im Hochtonbereich ist bestenfalls ausreichend, der Mittenbereich wird überbetont, dazu neigt der Subwoofer schnell zum Durchschlagen und agiert wenig präzise. In Anbetracht dieser Leistungen kann man auch den Sinn und Zweck einer SACD-Multichannel-Wiedergabe mit Recht in Frage stellen. Anstatt dieses Features hätte man lieber andere Ausstattungslücken schließen können. Aufgrund der Top-Verarbeitung, dem prima Laufwerk  und der einfachen Bedienbarkeit bekommt die Sony-Anlage aber trotz verschiedener Schattenseiten ein "Gut". 

Sehr gute Verarbeitung und einfache Bedienbarkeit

Einsteigerklasse
Pro:
  • Hervorragende Verarbeitung

  • Einfache Bedienung

  • Sehr gutes Laufwerk

Contra:
  • Nur ausreichende akustische Qualitäten

  • Ausstattungsmängel

  • Keine SVCD-Wiedergabe

 

Die Ausstattung und Technik:
  • Dolby Digital/DTS-Decoder
  • DVD/SACD Multichannel/CD-Player (CD-R/RW-kompatibel)
  • SACD/CD-Text Funktion
  • 5x 40 Watt und 1x 80 Watt (Subwoofer) (RMS)
  • Digital Cinema Sound (DCS)
  • 2 Audio/Video Eingänge
  • 2 Audio/Video Ausgänge
  • 1 S-Video-Ausgang
  • Je 1 Digitaleingang/-ausgang
  • 1 Line-Subwooferausgang zum Anschluss eines aktiven Subwoofers
  • 2-Band Tuner (UKW/MW) mit RDS und 30 Stationsspeichern (20 UKW/10 MW)
  • Abmessungen BxHxT:System: 35,5x7x37 cm
  • 2-Wege Satelliten-Lautsprecher Front/Center/Rear: 10x10x11 cm
  • Farbe: Silbern
  • Preis: 1799 DM

 

Test: Carsten Rampacher
04. Dezember 2001