Test: Kenwood VRS-6200 (2/2)
Bedienung

Schicke, aber etwas kleine Knöpfe auf der Gerätefront

Eine bessere Auflösung täte dem Display gut

Die Bedienung gestaltet sich trotz fehlender Komfortfeatures einfach, allein schon aus dem Grund, dass es nur wenig Einstelloptionen gibt. Die mitgelieferte Fernbedienung bietet eine gute Ergonomie und ist auch mit einer Hand problemlos zu bedienen. Allerdings hätten wir uns ein etwas größeres Navigationskreuz sowie einen etwas klarer definierten Druckpunkt gewünscht. Die Reichweite des IR-Commanders geht in Ordnung. Die Bedienung direkt am Gerät selber ist ebenfalls nicht kompliziert, der Lautstärkedrehregler liegt gut zur Hand, ebenso die daneben liegende Multi-Kontrolleinheit. Die kleinen Knöpfe links aus der Gerätefront erfordern durch ihre Gleichförmigkeit und die Größenverhältnisse jedoch etwas Konzentration bei der Bedienung. Das Display hat einen guten Kontrast, die Ablesbarkeit wäre aber besser, wenn die Auflösung mehr überzeugen könnte. 

Bewertung
Testequipment:
Klang

Der VRS-6200 konnte im Test mit überraschend guten akustischen Eigenschaften aufwarten.  Er klang weitaus weniger zugeschnürt und flach, als wir es sonst in vielen Fällen von Slimline-Komponenten gewöhnt waren. Durch sein frisches und recht lebendiges Spiel ist der 6200 nicht nur für die Filmtonwiedergabe, sondern auch für den Mehrkanal-Musikbetrieb gut geeignet. Natürlich darf man keine akustischen Wunder erwarten, aber positiv hervorzuheben ist, dass der Kenwood sogar mit einem Standlautsprechersystem ohne zusätzlichen aktiven Subwoofer zurecht kommt - das Ganze klingt noch nicht einmal besonders karg oder schmal, sondern erstaunlich homogen und komplett. Stimmen werden mit guter Akzentuierung wiedergegeben, auch bei höheren Lautstärken wirkt die Stimmwiedergabe nicht zu angestrengt und vordergründlich, sondern kann immer noch durch die harmonische Auslegung überzeugen. 

Im tieffrequenten Bereich merkt man dann allerdings, dass eine solche Komponente auf den Support durch einen zusätzlichen aktiven Subwoofer angewiesen ist, denn gerade bei effektgewaltigen Filmen wie "Star Wars Episode I und II" oder "Master and Commander" ist z.B. bei den großen Explosionen dann doch ein merkliches Kraft- und Volumendefizit zu verzeichnen.  Für einen knapp 300 € kostenden Slimline-Receiver sind die zu erzielenden Ergebnisse aber selbst ohne angeschlossenen aktiven Basslautsprecher überdurchschnittlich gut, was zeigt, dass Kenwood in sein kompaktes Modell ordentliche Endstufen eingebaut hat, die weitaus mehr als nur "heiße Luft" produzieren. 

Durch die Inbetriebnahme eines aktiven Subwoofers erreicht man dann ein vollauf befriedigendes Klangerlebnis, denn läuft dieser mit, hat der Kenwood genug Kraftreserven, um auch im 25 Quadratmeter-Hörraum noch eingesetzt zu werden. Dann lässt er Effekte mit ordentlichem Nachdruck durch den Hörraum fliegen und sind insgesamt beachtliche Pegel möglich. Wir konnten zusätzlich festhalten, dass selbst bei kräftigen Lautstärken weder ein schriller, dröhnender Klang noch akustische Verzerrungen herauszuhören waren. 

Bei der Mehrkanal-Musikwiedergabe ist der Kenwood besonders gut dazu geeignet,  Pop- und Rockmusik wiederzugeben. Hier gefällt die ordentliche Dynamik, ebenso kommen z.B. bei Live-Konzerten die Beifallsbekundungen des Publikums gut zum Ausdruck. Bei klassischen Konzerten hingegen tut sich der Kenwood etwas schwerer. Hier merkt man dann doch, dass solche Geräte bei der Detaileinarbeitung einige musikalische Feinheiten ganz gerne untergehen lassen. Auch das hohe Maß an Transparenz und Differenzierbarkeit im Hochtonbereich, beides Faktoren, die gerade Klassikliebhaber schätzen, kann der 6200 nicht in vollem Umfang bieten. Er erscheint dann etwas zu oberflächlich und schafft es nicht, die komplexen, faszinierenden Strukturen z.B. bei Ludwig van Beethovens "Pastorale" in aller Klarheit herauszumodellieren. 

Sehr gut schlägt sich der 6200, wenn es um die Wiedergabe normaler CDs im DTS Neo:6-Modus geht. Hier werden ausgezeichnete Ergebnisse insbesondere wiederum bei Pop-CDs, aber auch bei Trance- und Dance-Stücken erreicht. Die sehr gute Front-/Surroundbalance ist ebenso lobenswert wie die entsprechend nachdrückliche Effektübertragung, die insbesondere bei Dance- und Trance-Stücken wie z.B. der aktuellen CD "Blank&Jones in the MIx, Vol.3" von entscheidender Wichtigkeit ist. Mit schnellen Tempowechseln kommt der flache AV-Receiver ebenso gut zurecht wie mit einer sich langsam aufbauenden Klangkulisse. Bei Dynamiksprüngen bleibt der große "Aha"-Effekt aus, hier agiert der 6200 dann doch zu unspektakulär. Wir würden Neo:6 Music der Dolby Pro Logic IIx-Music-Variante vorziehen, da Pro Logic eine weniger gute Klangstaffelung bietet und vordergründiger spielt. Zwar ist hier mehr Basskraft vorhanden, der Bass neigt aber deutlich mehr zum Dröhnen und erklingt weniger ausgeglichen. 

Insgesamt ist der VRS-6200 jedoch ein empfehlenswertes Gerät gerade für denjenigen, der nach Feierabend noch ein wenig Musik hören oder einen Film ansehen möchte. Diese Gruppe von Anwendern freut sich über den ausgeglichenen, angenehmen Klang ohne störende akustische Defizite, die sonst bei vielen anderen Slimline-Modellen billigend in Kauf zu nehmen sind. 

Versierte Anwender sind nicht die Zielgruppe des 6200, für diejenigen Mehrkanal-Fans, die für vergleichsweise wenig Geld sogar schon in Ansätzen Multichannel-Faszination spüren möchten, hat Kenwood mit dem KRF-V7090D eine entsprechend leistungsstarke, klanglich für seine Preisklasse ausgezeichnete Alternative. Wer den Platz zur Aufstellung hat, gern mit höheren Pegeln hört und auch ohne angeschlossenen aktiven Subwoofer einen kräftigen Bassbereich schätzt, sollte lieber die 80 € Differenz in Kauf nehmen und gleich zum KRF-V7090D greifen. 

Die im Vergleich zum Kenwood VRS-5100 andere Bewertung resultiert aus einem Anziehen bei den Bewertungkritierien, um dem allgemein gestiegenen Niveau des Marktes Rechnung zu tragen. 

Bewertung Pegelfestigkeit
Bewertung Klang Film
Bewertung Klang Mehrkanal-Musik
Bewertung Klang Surround-Aufpolierer
Bewertung Klang Stereo
Fazit

Der VRS-6200 konnte besonders durch seine erstaunliche akustische Ausgewogenheit auffallen. Die sonst für solchen flachen AV-Receiver typischen Probleme wie ein matter Hochtonbereich oder eine mangelhafte Pegelfestigkeit waren dem Kenwood nicht nachzuweisen, im Gegenteil, er klingt wirklich ordentlich im hochfrequenten Bereich und ist auch für eine solche Komponenten pegelfest. Zudem gibt er Stimmen mit prima Akzentuierung wieder und punktet mit der gelungenen DTS Neo:6 Integration. Insgesamt ist der 6200 der am besten klingende "Slimliner", den wir bislang hören konnten.

Optisch halten wir das Design des 6200 für sehr gelungen, auch in Details wirkt das Konzept stimmig. Als unbefriedigend erweist sich allerdings die Anschlussbestückung, die nach heutigen Ansprüchen entschieden zu karg ausfällt. Auch sollte Kenwood zumindest für den linken und den rechten Frontlautsprecher sowie den Center Schraubanschlüsse mitliefern und nicht nur die unzureichenden Klemmanschlüsse, deren Zeit wirklich langsam abgelaufen ist. Selbst auf der weniger Platz bietenden Rückseite eines Slimline-Produkts finden wenigstens die von uns geforderten Schraubterminals für die Frontbeschallung problemlos Platz.  Das Bedienkonzept ist ebenfalls spartanisch, kein Lautsprechereinmesssystem, kein OSD und nur wenig Einstelloptionen. 

Akustisch gelungener AV-Receiver für qualitätsbewusste Einsteiger und Slimline-Liebhaber

Einsteigerklasse
Test 22.06.2005
Preis-/Leistungsverhältnis
Pro:
  • Für Slimline AV-Receiver höchst erstaunliche Leistungsreserven

  • Gute Hochtonwiedergabe

  • Beachtliche akustische Homogenität

  • Tadellose DTS Neo:6-Musikintegration

  • Dolby Pro Logic IIx mit gelungenem Movie-Modus

  • Schicke Optik

  • Trotz fehlender Komfortfeatures einfache Bedienung

Contra:
  • Zu wenig Anschlüsse

  • Nur Lautsprecher-Klemmterminals für alle Kanäle

  • Kein Lautsprecher-Einmesssystem

Datenblatt:
  • A/V-Receiver Kenwood VRS-6200
    Leistung: : 5 x 80 Watt (0,7% Klirr, 1 kHz, 6 Ohm)
    Ausstattung: Decoder für Dolby Digital EX, dts ES Matrix/Discrete 6.1, dts 96/24, Pro Logic IIx, dts Neo:6, 192 kHz/24-Bit D/A-Wandler, 5 DSP-Programme, Active EQ, RDS-Tuner
    Eingänge Audio: 5.1-Kanal-Eingang, 3 x Digital (2 x optisch, 1 x koaxial), 4 x Stereo-Cinch (inklusive Front)
    Eingänge Video: 3 x FBAS (inkl. Front)
    Ausgänge Audio: Subwoofer/Surround Back L/R-Preout, Stereo-Cinch
    Ausgänge Video: FBAS-Monitor
    Maße (B x H x T) 440 x 143 x 303 mm
    Gewicht: 7,8 kg
    erhältl. Farbe: Silbern
    Preis: € 299,–

Test: Karl-Heinz Pöppl, Carsten Rampacher
Technischer Support: Roland Klinke
Redaktion: Carsten Rampacher

22. Juni 2005

Zurück zu Seite 1