Test: Funkkopfhörer mit Logic 7/Dolby ProLogic-Decoder AKG Hearo 777 Quadra

01.08.2002 (cr)

Ausstattung

Wer seine DVD-Filme ohne störende Beeinträchtigung für die Außenwelt hören und sich zusätzlich noch ohne lästige Kabel frei im Raum bewegen möchte, hat mit dem Funkkopfhörer AKG Hearo 777 Quadro einen passenden Partner, denn in das System, das  aus dem Kopfhörer selbst und einer würfelförmigen Empfangseinheit besteht, ist ein Logic 7- und ein Dolby ProLogic-Decoder integriert. Den Hearo 777 Quadra gibt es in einer Normalausführung (bei uns zum Test angetreten, Preis 279 EUR) und einer 319 EUR kostenden Luxusausführung Hearo 777 Quadra de Luxe, die sich durch einen Kubus aus transparentem Lexan und einer Kopfhörer-Polsterbestückung wahlweise aus Kunstleder oder Velours (Velourspolster zum Wechseln im Lieferumfang, normaler Hearo 77 Quadra wird nur mit einem Satz Kunstleder-Polster ausgeliefert) unterscheidet. Auch die bei uns zum Test angetretene Normalversion gefällt mit einer sehr guten Verarbeitung und einem ansprechenden Design. Tadellos: Die hohe Reichweite von 100 M (Vergleich: Der Hearo 999 Audiosphere bringt es nur auf 50 Meter, hier zeigt sich, dass der Hearo 777 die aktuellere Entwicklung ist) und die lange Betriebszeit von rund 20 Stunden, die mittels den mitgelieferten Nickel-Metallhybrid-Akkus (Aufladezeit für komplett leeren Akku: ca. 14 Stunden) ermöglicht wird. Das Aufladen ist sehr einfach, der Kopfhörer wird in die würfelförmige Empfangseinheit gestellt, und der Aufladeprozess beginnt - ein Überladen ist laut AKG nicht möglich, auch wenn sich der Kopfhörer noch einen größeren Zeitraum nach der Vollendung des Ladevorgangs in der praktischen Halterung befindet - denn so ist der Kopfhörer gleich optimal aufgeräumt. Doch auch auf dem Kopf macht sich der Hörer gut, denn der Tragekomfort kann überzeugen. Ausgestattet ist der Hearo 777 Quadra mit der AKG-Entwicklung IVA:

IVA-Arbeitsweise in stichpunktartiger Kurzform: 

  • Beim natürlichen Hören, also ohne Kopfhörer, verändern Kopf und Ohrmuscheln die Schallwellen an beiden Ohren unterschiedlich. Amplituden- und Phasenverschiebungen schaffen einen räumlichen Höreindruck.
  • Diese Amplituden- und Phasenverschiebungen sind beim Hören mit einem herkömmlichen Kopfhörer ausgeschaltet, was zur Folge hat, dass die Schallquellen im Kopf und nicht im Raum lokalisiert werden.
  • Dem soll IVA entgegen wirken, mittels der Ohranpassungsfunktion soll so ein räumlich-realistischer Klangeindruck wie beim natürlichen Hören entstehen.
  • Für ein noch effektiveres Arbeiten von IVA stehen neben einer Standart-Ohrkurve eine Auswahl von sechs repräsentative Ohrkurven zur Verfügung, die laut AKG nach dem Messen vieler Außenohr-Übertragungsfunktionen elektronisch nachgebildet wurden. Mit einem Wahlschalter auf der Vorderseite der Kontrolleinheit kann der Benutzer die verschiedenen Ohrkurven miteinander vergleichen und diejenige auswählen, die das natürlichste Klangbild für seinen individuellen Eindruck erzeugt. Der Wahlschalter für die Ohrkurven ist nur im IVA-Modus aktiv.
  • Der Hearo 777 bietet auch für den normalen Stereo-Sound eine IVA-Aufbereitung. Das normale Stereosignal wird in ein binaurales umgewandelt.  Die Ohranpassungsfunktion soll auch bei einem nicht via ProLogic oder Logic 7 bearbeiteten Stereosignal, das nur via IVA aufbereitet wurde, einen natürlichen Klangeindruck ohne die Kopfhörer-typische "im-Kopf-Lokalisation" sicherstellen. 

AKG verspricht eine optimale Eignung auch für hochqualitative Medien dank der 96 kHz/24-Bit-Digitalisierung des digitalen Stereoencoders, ebenso soll der Frequenzgang (18 Hz bis 24 kHz nach beiliegender Anleitung) ein Hörvergnügen auf hohem Niveau realisieren können.

Bewertung 
 
Klang

Die Klangqualität kann im Heimkinobetrieb überzeugen - wenn der Logic 7-Modus aktiviert ist. Der Betrieb mit Dolby Pro Logic ist aufgrund der zu starken Mittenbetonung und der zu monotonen, wenig dynamischen Darstellung weniger empfehlenswert.  Bei der Wiedergabe der Code 2-DVD von "Gladiator" konnte der Hearo im Logic 7-Einsatz vor allem mit einer überraschend weiträumigen Darstellung punkten: So nimmt der Zuhörer tatsächlich auch scheinbar weiter entfernte Schallquellen wahr, und gerade das Schlachtgeschrei ertönt realistisch und nicht, wie sonst im Kopfhörereinsatz, nur im Kopf. Weitaus besser als beim Hearo 999 ist die Hochtonwiedergabe. Zwar kann der Hearo 777 sein Arbeitsprinzip als Funkkopfhörer auch nicht ganz verheimlichen (Probleme bei der akkuraten Übertragung von sehr hochfrequenten und stark tieffrequenten Signalen), doch ist die Gesamtqualität überraschend gut. Auch der Bassbereich ist mit einem voll befriedigenden Volumen gesegnet, das gesamte Klangbild erfreut mit einer frischen Charakteristik und einer erstaunlich dynamischen Effektwiedergabe, die eine für einen Kopfhörer präzise Effektortung ermöglicht. Ordentlich ist auch die Leistung bei "Mission Impossible 1", wo die Stimmwiedergabe ebenso gefällt (differenzierte Darstellung und homogener Klang) wie die gute Basswiedergabe und die gut gelungene Einarbeitung des Music Score. Störend ist nur bei allen Beispielen der zu hohe Grundrauschpegel, der gerade in leisen Filmpassagen für eine unpassende Untermalung sorgt. Auch der Maximalpegel könnte höher sein. In der Nähe des Maximalpegels gibt es bei basslastigen oder sehr hochfrequenten Tonsignalen leichte Verzerrungen. Hier merkt man, dass auch AKG bezüglich der im Kopfhörer verbauten Verstärkungselektronik nicht zaubern kann - ein herkömmlicher Kopfhörer, via Kabel an einen hochwertigen Verstärker angeschlossen, kann sich auf die Arbeit des Verstärkers verlassen, der dann natürlich über eine ausgefeiltere Technik verfügt.  

Für den Musikbetrieb ist die Logic 7-Einstellung ebenfalls zu empfehlen. Gerade beim Anhören von Musik hinterlässt der Hearo 777 Quadra einen wesentlich besseren Eindruck als der Hearo 999 Audiosphere. Zwar stört auch hier der zu dominante Grundrauschpegel, was sich bei leisen Musiksequenzen und bei der Detailarbeit negativ bemerkbar macht, ansonsten aber ist der Klang weitaus besser, was sich in einer kompletter anmutenden Wiedergabecharakteristik ausdrückt: So klingt der Hochtonbereich freier, der deutlich hörbare akustische Vorhang, der beim Hearo 999 schwer auf den Instrumenten lastete, ist zu einem beträchtlichen Teil verschwunden, so dass die Darstellung deutlich luftiger, klarer und präziser ist: Diese Feststellungen ließen sich bei Felix Mendelssohn-Bartholdys 1. Symphonie machen (Stereo-CD). Hier wurde auch wieder deutlich, wie gut Logic 7 herkömmliche Stereo-Software surroundtechnisch aufbereiten kann. Ordentlich,  wenngleich nicht so weiträumig, dafür mit etwas mehr Prägnanz, klingt Mendelssohns Symphonie auch im IVA-nachbearbeiteten Stereo-Betrieb. Der Eindruck ist weniger drückend und komprimiert wie bei einer herkömmlichen, nicht nachbearbeiteten Stereowiedergabe, somit kann länger und entspannter gehört werden. Gut schlägt sich der Hearo 777 Quadra auch bei Toni Braxtons "Un-Break My Heart" von der "Secrets"-CD. Hier überrascht wiederum der Logic 7-Betrieb mit seiner klaren und räumlich weiten Vorstellung, die Stimmwiedergabe ist gut, störende Verzerrungen oder Krächzen sind  hier auch im Bereich des Maximalpegels kaum festzustellen. Selbst das Bassvolumen ist auf einem ordentlichen Level, so dass man die Vorstellung des AKG-Systems hier als besonders gut gelungen bewerten kann. Brauchbar sind ebenfalls die Ergebnisse, die das AKG-System bei Johann Sebastian Bachs Violinenkonzert (Bachwerkeverzeichnis 1042, abgelegt auf einer Naxos Musical Journey DD 5.1/DTS 5.1-DVD) liefern kann: Zwar ist die Darstellung der Streicher teilweise etwas unsauber und spitz im Hochtonbereich, insgesamt aber gefällt das voll befriedigende Volumen und die gute Räumlichkeit der Darbietung. 

Bewertung 

 

Fazit

Im Gegensatz zum (laut Liste) 559 EUR teuren AKG-Spitzenmodell Hearo 999 Audiosphere ist der Hearo 77 Quadra für 279 EUR fast ein Sonderangebot, zumal er auch in den akustischen Qualitäten nicht nur mit dem "großen Bruder" mithalten, sondern im Logic 7-Betrieb auch vorbei ziehen kann. Gerade die gute Darstellung im Hochtonbereich bei gleichzeitiger Nicht-Überbetonung des Mittenbereichs gefällt, hier konnte der Hearo 999 kein vollauf begeisterndes Resultat erbringen. Überraschend ist das Gefühl tatsächlich vorhandener räumlicher Weite, dies schafft er Hearo 777 in wirklich sehr beachtlicher Manier - da gerade diese weitläufige Darstellung ein großer Pluspunkt von Logic 7 schon in der bekannten AV-Receiver-Variante (Harman Kardon) bzw. der Version in den höchstwertigen Lexicon-Decodern ist, fällte man bei AKG eine gute Entscheidung, einen Funkkopfhörer mit eben diesem System anzubieten. Leider sind einige bauart- und systembedingte Nachteile auch beim Hearo 777 präsent: So das vor allem in leisen Passagen störende Grundrauschen, der nicht allzu hohe Maximalpegel und die leichten Verzerrungen, die sich beim Hören in möglicher Maximallautstärke gerade bei Geräuschen oder Effekten mit großem Anteil hoher Frequenzen und/oder tiefer Bässe hinzugesellen. Insgesamt aber stellt der Hearo 777 ein recht überzeugendes Angebot dar, das Preis-/Leistungsverhältnis des gut verarbeiteten Kopfhörers ist auch weitaus besser als das des Hearo 999.

Der AKG Hearo 777 Quadra kann im Logic 7-Betrieb überzeugen und bietet gerade im Heimkinoeinsatz ein sehr gefälliges Klangbild

Obere Mittelklasse
Preis-/Leistung:
Pro:
  • Überraschend hohe Weiträumigkeit im Logic 7-Modus

  • Gut ortbare Effektdarstellung

  • Tadelloser Tragekomfort

  • Sehr gute Verarbeitung

  • Hohe Akku-Betriebszeiten und ordentliche Reichweite

Contra:
  • Zu geringer Maximalpegel
  • Grundrauschen stört vor allem in leisen Film- oder Musikpassagen
  • Kein Dolby ProLogic II-Decoder
 
Technische Daten:
  • Allgemein: Modulationsart FM, Trägerfrequenz 864 MHz

  • Kopfhörer:

  • Halboffener dynamischer Hörer

  • Frequenzgang: 18 Hz bis 24000 Hz

  • Max. Schalldruckpegel: > 125 dB SPL

  • Klirrfaktor: < 1 %

  • Betriebsdauer: ca. 20 Stunden (mit NiMh-Akkus, Größe AAA, 1,2 V, 2 Stück mitgeliefert)

  • Gewicht: 320 g

  • Logic 7/Dolby ProLogic-Empfängereinheit:

  • Audio-Eingänge: 1 x Stereo-Analog-Cinch

  • Gewicht: ca 500 g (Normalversion), 950 g (De Luxe-Ausführung mit Lexan-Kubus)

  • Max. Reichweite: ca. 100 Meter

  • Abstrahlwinkel 360 Grad

  • Preis: 279 EUR (UVP), De Luxe-Ausführung 319 EUR (UVP)