AREA DVD-Test: DVB-T-Receiver Pioneer DBR-TF100

15.06.2004 Test: Karsten Serck

Pioneer DBR-TF100

Das Gerät

Pioneer ist in Europa zwar für DVD-Player, Plasmas und sonstiges Heimkino-Equipment bekannt. Digitale TV-Empfangsgeräte von Pioneer gab es aber bislang noch nicht auf dem deutschen Markt. Digitales Fernsehen gibt es zwar in Deutschland schon seit langer Zeit, doch erst der Wirbel um DVB-T hat das Thema so richtig in die Öffentlichkeit der Massenmedien gebracht. Da DVB-T nach dem Großraum Berlin jetzt auch in anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen oder Niedersachsen gestartet ist und ein Ausbau noch in diesem Jahr erfolgen wird, macht die Abrundung des Pioneer-Programms durch einen eigenen DVB-T-Receiver wie den DBR-TF100 Sinn. Die unverbindliche Preisempfehlung für den DBR-TF100 liegt bei 149 EUR.

Die Anschlüsse des DVB-T-Receivers DBR-TF100 im Überblick:

  • 2 x SCART (AV1: RGB, S-Video, Composite, AV2: S-Video, Composite)
  • 1 x RF-IN inklusive 5V-Spannungsversorgung (für externe Antennen mit Verstärker)
  • 1 x RF-OUT
  • 1 x Toslink (optischer Digitalausgang)

Features

  • RF-Generator: Während bei den meisten DVB-Receivern für SAT und Kabel der Antennenausgang nur zur Weiterleitung des Antennensignals dient, hat Pioneer in den DBR-TF100 einen richtigen RF-Generator eingebaut. Dieser strahlt das jeweils empfangene Programm auf einem beliebigen Kanal im UHF-Bereich (K21 - K69) analog aus (Ton nur in Mono). So lässt sich das DVB-T-Programm auch über einfache Antennenkabel in weitere Räume weiterleiten. Man sollte allerdings darauf achten, dass nicht gerade ein Kanal eingestellt wird, auf dem auch ein DVB-T-Bouquet vorhanden ist, welches Interferenzen produzieren könnte. Theoretisch ließe sich sogar mit mehreren Receivern ein kleines Kabelnetz aufbauen, was zumindest in größeren Häusern mit mehreren Wohneinheiten eine Alternative zur Anschaffung eines DVB-Receivers für jeden Einzelhaushalt darstellen könnte.

  • Unterstützung für aktive Antennen: Optional lässt sich im Setup-Menü eine Versorgungsspannung von 5V für aktive Antennen einstellen. Der Antennenverstärker bezieht seine Versorgungsspannung dann über das Antennenkabel und benötigt keinen eigenen Stromanschluss.
  • Digitalausgang: Der optische Digitalausgang ermöglicht nicht nur die digitale Tonwiedergabe, sondern auch die Verwendung von Dolby Digital 5.1-Ton, sofern dieser vom Sender ausgestrahlt wird. Bislang gibt es werden aber nur vereinzelte Spielfilme und Fußball-Übertragungen auf Sat.1, einige Spielfilme auf ProSieben oder die "Wetten, dass..?"-Ausstrahlungen im ZDF mit Dolby Digital 5.1-Ton ausgestrahlt. In NRW wird allerdings bislang auf Sat.1 und ProSieben nur der Stereo-Ton ausgestrahlt. Im Vergleich zu Berlin steht in NRW knapp 1 Mbps weniger Datenrate pro Multiplex-Kanal zur Verfügung. Diesen teilen sich ProSieben und Sat.1 derzeit noch mit RTL und VOX. Erst ab November, wenn die ProSieben-Gruppe einen eigenen Kanal erhält, soll überprüft werden, ob die verfügbare Bandbreite zur Übertragung des Dolby Digital 5.1-Tons noch ausreichend ist.


  • Videotext: Der Pioneer ermöglicht die Videotext-Darstellung sowohl über einen internen Decoder als auch über den Decoder des Fernsehers. Pluspunkt des integrierten Decoders ist der große Seitenspeicher, der auch den Zugriff auf Unterseiten einfach ermöglicht. Der Videotext lässt sich auch im Split-Screen-Verfahren darstellen.

  • Fernbedienung: Mit der Fernbedienung lässt sich nicht nur der DVB-T-Empfänger selbst, sondern auch ein Fernseher steuern. Die wichtigsten Befehle (Einschalten, Kanalwechsel, AV-Wechsel, Lautstärke und Stummschaltung) sind unten auf der Fernbedienung. Über eine Liste lässt sich die Fernbedienung auf die IR-Codes der wichtigsten TV-Hersteller einstellen (insgesamt ca. 400 verschiedene Codes). Wer komplett auf DVB-T umsteigt, benötigt daher außer der Fernbedienung für den DVB-T-Receiver die Fernbedienung für den Fernseher eigentlich nur noch für erweiterte Einstellungen von Bild und Ton. Praktisch wäre es allerdings gewesen, wenn zumindest die Lautstärkeregelung auch im oberen Bereich der Fernbedienung untergebracht wäre, um das Handling etwas zu vereinfachen.

  • Standbild-Funktion: Per Knopfdruck kann man 15 Standbilder im Receiver abspeichern, um z.B. Adressen aus dem Fernsehen zu notieren. Die einzelnen Snapshots lassen sich aus einem Menü einzeln aufrufen.

  • Timer mit 10 Speicherplätzen: Sowohl Aufnahmen auf einem DVD-Recorder als auch einem herkömmlichen Videorecorder lassen sich komplett über den DVB-T-Receiver steuern, sofern das angeschlossene Gerät eine externe Aufnahmesteuerung unterstützt. Sofern dies funktioniert, wird der Videorecorder automatisch gestartet, sobald über die zweite SCART-Buchse ein Signal angezeigt wird. Die Programmierung erfolgt ganz einfach über den EPG.

  • Signalstärkeanzeige: Für jeden einzelnen Kanal lassen sich die Signalstärke und die Signalqualität anzeigen. Dies erleichtert die Ausrichtung der Antenne. Weitere technische Parameter wie Auflösung, Video- und Audio-Bitraten bzw. PIDs lassen sich nicht anzeigen.
Bedienung

Die Menüs des DBR-TF100 sind optisch sehr ansprechend gestaltet und sehen sogar noch besser aus als die Menüs der aktuellen DVD-Player und DVD-Recorder von Pioneer. Für das "Look and Feel" hat der Pioneer-Empfänger eine Bestnote verdient. Hier kann sich manch anderer Anbieter einmal eine Scheibe abschneiden. Die Bedienung ist sehr einfach und erfordert praktisch keinen Einblick in die Bedienungsanleitung. Lediglich die Unterteilung in "Einstellungen" und "Persönliche Einstellungen" für grundlegende Systemvorgaben erscheint etwas zuviel des Guten. Diese beiden Menüs hätte man auch zusammenfassen können.

Wie im Digitalfernsehen üblich, erlaubt ein elektronischer Programmführer eine Übersicht auf das Programm des aktuellen und der nächsten Tage. Während des Zugriffs wird das TV-Programm unterbrochen, damit sich der Receiver die Daten der verschiedenen Sender ziehen kann. Über den Programmführer kann man auch direkt den Timer programmieren. Die Aktualität des EPG hängt von den Daten ab, die die Sender übertragen und geht zum Teil gerade einmal einen Tag voraus.

Am Gerät selbst befinden sich keinerlei Schalter. Eine kleine Leuchte signalisiert lediglich durch eine Farbveränderung, ob das Gerät ein- oder ausgeschaltet ist. Hat man die Fernbedienung verlegt, so lassen sich weder die Programme wechseln noch das Gerät ein- und ausschalten. Die Leistungsaufnahme liegt bei 4 Watt im Standby-Betrieb, im Betrieb zeigt sich der Receiver mit einer Leistungsaufnahme von 8 Watt recht genügsam.

Wer trotz der simplen Bedienung mit dem Gerät nicht zurechtkommen sollte, braucht nicht extra zur Bedienungsanleitung greifen: Auf dem Receiver selbst ist nämlich eine elektronische Kurz-Anleitung abgespeichert, die Informationen zu Basis-Features und -Einstellungen bereithält.

Software-Updates lassen sich direkt über die Antenne automatisch einspielen. Hierfür gibt man eine Zeit ein, zu der der Receiver automatisch auf die Suche nach einer aktualisierten Firmware gehen soll und dabei auch noch nach neuen Sendern sucht. Idealerweise sollte dieser Termin irgendwann in der Nacht liegen.

 
Bild

Der DBR-TF100 führt beim ersten Einschalten nach den Grundeinstellungen einen automatischen Suchlauf durch. Bei diesem wurden alle derzeit 19 in Nordrhein-Westfalen (Sender Bonn-Venusberg) empfangbaren DVB-T-Programme sofort korrekt erkannt. In einer Entfernung von rund 4 Kilometer Luftlinie zum Sender ließen sich mit einer simplen Drahtantenne alle Programme empfangen. Aufgrund einer etwas ungünstigen Empfangssituation (leichte Senke, viele Gebäude zwischen Sender und Empfänger) war allerdings schon eine genauere Ausrichtung der Antenne erforderlich. Die Signalstärke der meisten Programme ließ sich auf mehr als 80 Prozent optimieren und mit einer Signalqualität von 100% ließen sich die Programme ohne Störungen betrachten. Generell waren die Programme auf den unteren Frequenzen (ZDF-Bouquet) besser zu empfangen als die auf den höheren Kanälen. Der Grund: Auf den höheren Frequenzen ist die Dämpfung höher, die Signalausbreitung von der Senderseite also geringer. Der beste Empfang ließ sich erzielen, indem die Antenne aus dem Fenster gelegt wurde, obwohl dieses genau in die entgegengesetzte Richtung des Senders lag.

DVB-T-Kanalbelegung für die Region Köln/Bonn ab 24.05.2004

Trotz der schlechten Voraussetzungen, die DVB-T aufgrund der niedrigen Bandbreite bzw. der mehr an Quantität als Qualität orientierten Verteilung dieser Bandbreite auf viele Sender bietet (4 Sender teilen sich meist einen Kanal mit einer Gesamtdatenrate von 13,75 Mbps, also im Mittel rund 3.4 Mbps pro Programm), produziert der Pioneer aus diesen noch deutlich über DVD-Niveau komprimierten Signalen erstaunlich gute Bilder. Paradebeispiel ist das ZDF, welches nur drei Programme auf einem Kanal ausstrahlt und die Restkapazität zum Teil für den MHP-basierten ZDF digitext verwendet, der mit dem Pioneer allerdings nicht dargestellt werden kann. Die Datenrate der einzelnen ZDF-Programme ist etwas höher als bei anderen Bouquets und auch das Encoding und Multiplexing gelingt dem ZDF ähnlich wie bereits via DVB-C und DVB-S auch via DVB-T besser als anderen Sendern. Das ZDF-Programm bietet bei Informationssendungen ein sehr scharfes und sauberes Bild, welches qualitativ dem analogen TV-Empfang überlegen ist. Vorteile sind hier vor allem die Rauschfreiheit, keine Interferenzen, ein kräftigerer Kontrast und intensivere Farben. Artefakte sind selbst bei im Ausgangsmaterial leicht verrauschten Bildquellen kaum auszumachen. Bei schnelleren Bewegungen treten indes durchaus schon einmal Blöcke im Bild auf, die sich zumindest beim ZDF aber selbst bei Sportübertragungen noch in Grenzen halten und auch beim Betrachten über einen Projektor kaum stören.

Bei den anderen DVB-T-Bouquets sieht man doch stärker, wie eng die Bitrate bei DVB-T am Limit des Vertretbaren steht. Unbewegte Bilder sind auch bei ARD, RTL & Co. gut bis sehr gut, allerdings treten hier im Hintergrund schon leichtes Blockrauschen und an Konturen Artefakte auf. Die Übertragungen der Fußball-EM 2004 zeigten hingegen kaum richtig deutliche Störungen. Indirekt fällt hier am ehesten die durch die Kompression bedingte Detailarmut des Stadion-Rasens auf. Die Formel 1 auf RTL mit ihren schnellen Kameraschwenks ist wiederum kaum zu genießen. Hier ist die Bitrate zu niedrig, um ein Bild mit vielen Veränderungen ohne Störungen darzustellen. Gerade bei RTL und Sat.1 fällt auch auf, wie sich nicht nur bei Bewegungen, sondern auch bei schnellen Helligkeitsschwankungen, die ähnlich viel Veränderung wie ein bewegtes Bild zeigen, kleinere Artefakte im Bild sichtbar werden. Farbstörungen treten auch hier aber nur in geringem Umfang auf. Angesichts der Skepsis, die wir aufgrund der ersten Erfahrungen mit DVB-T in Berlin gesammelt haben, ist es aber immer noch sehr erstaunlich, wie gut der Pioneer DVB-T trotz aller systembedingter Handicaps darstellen kann. Die ZDF-Programme zeigen zumindest, dass auch DVB-T mit leichten Einschränkungen eine sehr gute Bildqualität liefern kann. Bei vielen Sendern wie z.B. ProSieben oder Sat.1 sieht es so aus, als ob diese mit reduzierter Auflösung ausgesendet würden. Dies ist beim ZDF-Bouquet wiederum nicht zu erkennen.

Für Qualitätsverbesserungen könnten ohne großen Aufwand zumindest die öffentlich-rechtlichen TV-Sender selbst sorgen, indem die Struktur der Bouquets etwas überdacht und eventuell gestrafft wird. Während das ZDF zum Beispiel die Kanäle schon sinnvoll nutzt und z.B. vormittags auf dem 3sat-Programmplatz den ZDF infokanal präsentiert und in der sendefreien Zeit von KiKa dort den ZDF dokukanal präsentiert, erkennt man bei der ARD und dem WDR auf den eigenen Kanälen kein richtiges Konzept. Während die Möglichkeit zu begrüßen ist, arte und Phoenix via Antenne empfangen zu können, offenbahrt "1 Muxx" anstelle interessanter Zusatz-Infos nichts anderes als Einfallslosigkeit. Der Kanal zeigt lediglich eine zeitversetzte Wiederholung des ARD-Programms und ließe sich daher zugunsten einer Verbesserung der Bildqualität auch einmotten. Erstaunlich erscheint es auch, dass der WDR seinen Auftrag zur Grundversorgung wohl nicht nur auf das eigene TV-Programm bezieht, sondern auf diesem Kanal auf noch den NDR, Südwest 3 und das MDR-Programm präsentiert. Hier sollte sich der WDR lieber darauf konzentrieren, zunächst einmal das eigene Programm in bester Qualität zu zeigen. Dafür bezahlt man in NRW ja auch schließlich seine Gebühren. Das MDR-Programm war auch vor DVB-T-Zeiten nirgendwo in Nordrhein-Westfalen via Antenne zu empfangen und könnte daher am ehesten eingespart werden.

 

Fazit

Der Pioneer DBR-TF100 ist ein sehr einfach zu bedienender Receiver, der weitaus mehr kann, als einfach nur DVB-T zu empfangen. Die Pioneer-Techniker haben das Gerät mit sinnvollen Features ausgestattet, die bei Digital-Receivern nicht selbstverständlich sind. Durch die Möglichkeit, auch den Fernseher über die Fernbedienung des DVB-T-Receivers zu steuern, umgeht man mit dem Pioneer auch das Durcheinander, mit verschiedenen Fernbedienungen hantieren zu müssen. Die Bildqualität des Receivers ist sehr gut, sofern das Signal von der Senderseite nicht zu stark komprimiert ist. Leider lässt sich diese Qualität in der Praxis in erster Linie nur mit den Programmen aus dem ZDF-Bouquet realisieren. Auf Basis dieses Empfängers kann man sich nur wünschen, dass Pioneer auch noch weitere DVB-T-Geräte z.B. mit eingebautem Festplattenrecorder anbieten wird.


Einsteigerklasse
Preis-/Leistung:
Pro:
  • Sehr gute Bildqualität

  • Ansprechend gestaltete Menüführung

  • Sinnvolle Ausstattung

  • Einfache Bedienung

Contra:
  • Keine Schalter am Gerät

Technische Daten:
Systemeigenschaft DBR-TF100
DVB-T kompatibelja
RF-Ausgang DBR-TF100
BuchseIEC Typ
DurchschleifenGain: 0+/-3dB
ModulatorausgangUHF ch21-69 PAL B/G, SECAM L
Videodekoder DBR-TF100
Video-DekompressionMPEG2: Mail Profile @ Main Level
Video-Transferratebis zu 15Mbit/sek
Auflösung720 Pixel x 576 Linien (oder 704x576, 544x576, 480x576, 352x576, 352x288)
Bildformat4:3, 16:9
Letter Boxunterstützt
Videotextunterstützt
Untertitelunterstützt
PALunterstützt
MPEG-Dekodierung (still)unterstützt
On-Screen-Display256 Farben
Audiodekoder DBR-TF100
AudiokompressionMPEG1: Layer 1&2
ModusMono/Stereo/Dual
Scartanschluss DBR-TF100
Scart-SteckerEuro Scart für TV/VCR: RGB, SVHS, CVBS, Audio
Audioanschluss DBR-TF100
Audioanschlußoptischer Digital-Audioausgang
Dolby ® Digital Bitstreamunterstützt
Zubehör DBR-TF100
Fernbedienunguniversell
Batterien1,5 V (AA Typ) x 2
Bedienungsanleitung1
Netzkabel1
Antennenkabel1
Scartkabel1
Sonstige Daten DBR-TF100
StromversorgungAC230V + oder - 10%, 48-52Hz
Stromverbrauchmax. 10 W, (Stand by: <4W)
Abmessungen260 x 190 x 50 mm
Gewicht1,1 (DVB-T-Tuner) kg
Allgemein DBR-TF100
Unverbindl. Preisempfehlung (Euro)149,00