Test: HDTV-LCD-Projektor Fujitsu LPF-D711
21.06.2005 Test: Karsten Serck
Das Gerät
HDTV-Videoprojektoren sind inzwischen keine Seltenheit mehr. Doch bislang nutzen diese meist nur die "kleine" HD-Auflösung von 1280 x 720 Pixeln. Die Heimkino-Projektoren, die hingegen die volle HDTV-Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln bieten, kann man im Moment noch an der Hand abzählen. Nach dem DLA-HD2K von JVC und dem Sony Qualia 004 gibt es von Fujitsu General mit dem LPF-D711 auch einen LCD-Projektor mit voller HD-Auflösung. Fujitsu kann bei diesem Gerät erstmals auf die neuen Full HD-Panels von Epson zurückgreifen. Doch das hat auch seinen Preis: Ebenso wie die beiden Konkurrenten von JVC und Sony ist der Fujitsu-Projektor auf dem Preisniveau eines Mittelklasse-Neuwagens angesiedelt. Das heißt in Zahlen: 24.000 EUR müssen investiert werden, um das eigene Heimkino mit dem LPF-D711 auszustatten. Dafür bekommt man aber nicht nur den Projektor mit drei Jahren Garantie sondern auch die dazugehörige "Selector-Unit" LPF-QSD1WB. Denn der Projektor selbst ist am Gerät nur mit einer einzigen DVI-Schnittstelle ausgestattet, welche mit der Selector-Unit verbunden wird. An diese wiederum kann man die einzelnen Geräte anschließen. Und Anschlüsse gibt es mehr als genug. Die meisten analogen Buchsen sind sogar in mehrfacher Ausführung vorhanden. Sogar digitale Ein- und Ausgänge für den Ton sind vorhanden, so dass die Selector-Unit hier auch mehr oder weniger die Funktion eines Vorverstärkers erfüllt, sofern man sich darauf beschränkt, digitale Tonsignale zu verwenden.
Etwas knapp ist der Fujitsu hingegen mit digitalen Eingängen ausgestattet: Für HDCP-verschlüsselte Signale steht nur eine HDMI-Schnittstelle zur Verfügung. Und die DVI-Buchse lässt sich nur für unverschlüsselte Signale nutzen, da sie keine HDCP-Verschlüsselung unterstützt. Dafür sind auf der Frontseite der AV-Box noch Eingänge für Composite Video, S-Video und VGA vorhanden, über die man schnell ein Gerät anschließen kann, ohne direkt an die Rückseite der Box heran zu müssen. Neben den heute schon bekannten HDTV-Formaten 720p und 1080i in 50 Hz und 60 Hz ist der Projektor darüber hinaus bereits in der Lage, 1080p darzustellen, was auch eine gewisse Zukunftssicherheit bedeutet, falls eines Tages auch HDTV-Quellsignale in 1080p angeboten werden sollten. Beispielsweise soll bereits die für 2006 angekündigte Playstation 3 von Sony bereits die Wiedergabe in 1080p unterstützen.
Der Projektor und die Selector-Unit bilden eine Einheit, sobald sie über ein DVI-Kabel verbunden sind. Bei Druck auf die Power-Taste der Fernbedienung fahren beiden Komponenten gemeinsam hoch. Praktisch ist hierbei auch, dass beide Geräte über einen eigenen Infrarot-Sensor verfügen, sich das System also auch aus zwei verschiedenen Positionen starten lässt. Sinnvoll ist die Verwendung zweier getrennter Projektoren-Komponenten insbesondere dann, wenn man viele Geräte mit dem Projektor verbinden, aber auf viele lange Kabel verzichten möchte. Dann lässt sich nämlich sehr einfach die Verbindung der gewünschten Komponenten über kurze Kabel zur Selector Unit herstellen während man für die Verbindung zum Projektor auch mit nur einem einzigen DVI-Kabel auskommen kann. Zu lange Kabelwege sollte man hierbei aber auch vermeiden, denn mit sehr langen DVI-Kabeln kann es passieren, dass der Projektor entweder gar nichts anzeigt oder Bildstörungen produziert. Fujitsu empfiehlt entsprechend auch nur DVI-Kabel von maximal zwei Metern Länge. Für längere Kabelwege werden optische DVI-Lichtleiterkabel empfohlen, wie sie z.B. von Cinemateq angeboten werden, die Kabelverbindungen von bis zu 150 m erlauben.
Anschlüsse im Überblick
- 1 x HDMI
- 5 x Component Video
- 4 x S-Video
- 4 x Composite Video
- 2 x RGB (VGA)
- 1 x DVI-D (ohne HDCP)
Features
- Motor-Zoom, Motor-Focus, Motor-Lens Shift (horizontal / vertikal):
Sämtliche Grundeinstellungen des Projektors, die nach dem Aufstellen
erforderlich sind, können über die Fernbedienung gemacht werden, welche die
Steuerungsmotoren für den Lens-Shift, den Zoom und die Focussierung in
Bewegung setzt. Der Zoom-Bereich ist recht groß und erlaubt eine Aufstellung
des Projektors sowohl in kleinen als auch großen Räumen. Eine Bilddiagonale
von mehr als drei Metern ist problemlos realisierbar, ohne hierfür einen
riesigen Projektionsabstand zu benötigen. Die Motor-Steuerung arbeitet
präzise und ermöglicht gerade für die Focussierung eine sehr genaue
Feineinstellung in kurzen Schritten. Leider sind sämtliche Motor-Funktionen
aber nicht an einem Platz im Menü vereint, so dass man zwar auf die
Focussierung und den Zoom direkt über eine Taste auf der Fernbedienung
zugreifen kann, für den Lens-Shift aber ins Projektor-Set-Up gehen muss.
- AVM-II-Videoprozessor: Die externe Box dient nicht nur als
Anschlussterminal, sondern hat auch noch einen integrierten Videoprozessor zu
bieten, der auf verschiedenen Ebenen für eine Bildverbesserung sorgen
soll.
Interessant ist hierbei vor allem die Rauschunterdrückung. Diese ist speziell auf digitale Quellen mit niedriger Bitrate optimiert, die bei genauem Hinsehen häufig digitale Artefakte zeigen. Das ist nicht nur bei DVDs so, sondern selbst hochwertiges HDTV-Material ist hiervon stellenweise gekennzeichnet. Die Digital Noise Reduction greift hier ein und soll sowohl Blockrauschen als auch Moskitorauschen reduzieren. Sie kann zwar keine richtig deutlichen Artefakte beseitigen, doch es gelingt gerade recht gut, Blockrauschen, welches in gleichmäßigen Flächen zu sehen ist, soweit zu reduzieren, dass es nicht mehr als Unruhe im Bild störend auffällt, sondern nur noch bei genauem Blick in Details wahrgenommen wird. Gerade bei Sportübertragungen mit grünen Rasenflächen ist die Reduktion gut zu erkennen.
Das "Natural Color Tuning" soll dem Nutzer eine aufwändige Farbkalibrierung des Projektors ersparen und automatisch für eine natürliche Farbgebung des Bildes sorgen. Dies wird im Test durch eine absolut fehlerfreie Farbdarstellung des Geräts bestätigt (siehe Bild-Bewertung).
Die "Bild/Text"-Optimierung soll Texteinblendungen im Bild erkennen und deren Darstellung optimieren. So erscheinen z.B. Untertitel von DVDs sehr sauber im Bild, ohne Ausfransungen oder Unschärfen an den Konturen zu zeigen.
Bedienung
Die Fernbedienung ist sehr kompakt ermöglicht einen Direkt-Aufruf aller
Signalquellen über eigene Tasten. Bei der Beschriftung wird aber nicht direkt
auf HDMI, VGA oder DVI eingegangen, sondern die Unterscheidung findet lediglich
zwischen "RGB"-Quellen und "Video"-Quellen statt. Die Menüs
sind nicht unnötig tief verschachtelt und erlauben eine intuitive Einstellung
der Funktionen. Etwas störend ist die Trägheit des Menü-Aufbaus, die dadurch
noch verstärkt wird, indem bei verschiedenen Einstellmöglichkeiten erst einmal
das Menü nach der Anwahl der gewünschten Funktion aus dem Bildmittelpunkt
herausnavigiert wird.
Bild
Im Vergleich zu den letzten HDTV-Projektoren-Tests Ende 2004 gibt es inzwischen weitaus mehr Möglichkeiten, HDTV in voller Auflösung auch in Aktion erleben zu können. Schließlich sollen die 1920 x 1080 Pixel des Projektors ja auch irgendwie in Aktion gebracht werden. Neben HD1 und dem Astra HD-Promo-Kanal waren für diesen Test insbesondere die HDTV-Versuchsausstrahlungen des französischen Pay TV-Anbieters Canal Plus interessant, die neben Ausschnitten aus farbenprächtigen Dokumentationen auch kurze Highlights aus mehreren Spielfilmen zeigen. Mit diesem Bildmaterial konnte der Fujitsu LPF-D711 sein gesamtes Können demonstrieren. Bereits in der Werkseinstellung zeigt der Fujitsu plastische Bilder mit extrem viel Detail, üppigem Kontrast und kräftigen Farben. Doch nicht nur HDTV-Material stellt der Projektor glasklar dar. Auch aus PAL-DVDs kann der Projektor noch eine Menge herausholen, sofern Bildmaterial in guter Qualität vorhanden ist. DVDs wie "Gladiator" oder die "Star Wars-Trilogie" zeigen ebenfalls enorm viel Detail und kommen schon fast an die Qualität von echtem HDTV heran.
Von den sechs verschiedenen zur Auswahl stehenden Bildwiedergabe-Modi sollte man sich entweder für "Natürlich" oder "Standbild" entscheiden, die die neutralsten Farben darstellen. Während "Standbild" möglichst genau die Ideal-Farbtemperatur von 6500 Kelvin wiedergeben soll, bietet "Natürlich" dem Auge etwas weniger warme aber natürlicher wirkende Farben. Wer noch etwas mehr aus dem Projektor herauskitzeln will als bereits die Werkseinstellungen bieten, wird nicht viel zu tun haben. Denn bereits in der Grundeinstellung sind die Bildparameter perfekt. Sowohl die Helligkeits- und Kontrasteinstellungen als auch die Farbbalance sind ideal voreingestellt. Spielraum gibt es nur bei Parametern, die vom individuellen Geschmack abhängen wie z.B. die Anpassung der Helligkeit des Projektors über die Wahl des Lampen-Betriebsmodus, die Anpassung des Schwarz-Levels oder die Steuerung der Blendenfunktion. Die Blende ist mit einer Automatik ausgestattet, die es ermöglicht, den Lichtdurchfluss in Abhängigkeit von der Bildhelligkeit zu regeln. Während die Blende bei dunklen Bildern geschlossen wird, öffnet sich sie bei hellen Bildern und produziert somit einen noch kräftigeren Kontrasteindruck. Die Blende arbeitet für das Auge dabei unauffällig, es ist also kein Pumpen der Bildhelligkeit zu erkennen.
Vertikale Skalierung
Vor allem ist dieser Projektor gänzlich von den Fehlern frei, die sonst ziemlich häufig die Freude am Bild bei LCD-Projektoren verderben. Die LCD-Panel zeigen keinerlei Strukturen oder Streifen (Vertical Banding) und weisen auch keine Farbverläufe in Graustufen auf (Shading). Lediglich die Ausleuchtung tendierte geringfügig dazu, die Bildmitte etwas stärker als die Ränder zu beleuchten, was aber auch nur mit Testbildern auffiel, beim Betrachten von Filmen oder TV-Material aber niemals direkt zu erkennen war. Die Bildschärfe sollte man lieber nicht erhöhen, da bereits ab +2 ansonsten Doppelkonturen auftreten.
Horizontale Skalierung
Der Kontrast erreicht einen Maximalwert um 3200:1 und wurde auch optional für die Ansprüche im Heimkino-Bereich optimiert. Während bei Präsentationsprojektoren vor allem die Helligkeit im Vordergrund steht, ist dies bei Heimkino-Projektoren eher sekundär und vielmehr der Schwarzwert entscheidend. Dieser ist bei dem Fujitsu sehr gut und lässt das Bild selbst in tiefdunklen Szenen in ein wirklich tiefdunkles Schwarz-Grau versinken, welches auch nur einen minimalen Blaustich aufweist. Details saufen auch nicht einfach ab, sondern werden selbst im unteren Graustufenbereich noch deutlich angezeigt. Dennoch bietet der Projektor ein selbst für sehr große Projektionsflächen mit mehr als drei Metern Breite immer noch mehr als ausreichend helles Bild, das auch noch im Lampensparmodus niemals zu dunkel erscheint. Beim Anpassen der Helligkeitsparameter spielt der Schwarzwert auch keine übermäßig wichtige Rolle, weil dieser selbst im hellsten Lampenmodus immer noch so gut ist, das man in Spielfilmen eigentlich praktisch nie auf die Idee kommt, das Schwarz sei zu hell.
Farbauflösung
Auch bei den Messungen mit Testbildern schlägt sich der Fujitsu ausgezeichnet. Seine Skalierung ist absolut sauber und tadellos. Die 576 Linien von PAL-Signalen werden ohne jede Störung dargestellt. Und auch die horizontale Skalierung ist bis in den oberen Bereich von 6.75 MHz sehr sauber. Der "Siemensstern" wird ebenfalls bis in die feinsten Details unverfälscht dargestellt. Das einzige größere Manko, welches bei den PAL-Testbildern auffiel, war der recht große Overscan, der das Bild unnötig stark aufzoomt und dabei Bildinhalte gerade an den Seiten verschwinden lässt. Bei HDTV-Bildern fällt der Overscan indes kaum noch auf.
Betreibt man den Projektor im Lampensparmodus, so ist der Lüfter, selbst wenn man direkt neben dem Projektor sitzt, kaum noch registrierbar. Im Normal-Modus ist der Lüfter schon deutlicher hörbar und sollte daher möglichst mit größerem Abstand von der Sitzposition platziert werden.
Farbauflösung mit "Siemensstern"
Fazit
Der Fujitsu LPF-D711 ist derzeit einer der wenigen Videoprojektoren auf dem Markt, die in der Lage sind, die volle HD-Auflösung darzustellen. Die technischen Leistungen sind hervorragend und offensichtlich wurde der Projektor bereits ab Werk so penibel abgestimmt, dass man sich auch nicht mit individuellen Anpassungen der Video-Parameter herumplagen muss. Wer echtes HDTV auf einem LCD-Projektor erleben will, kommt derzeit an dem Fujitsu nicht vorbei. Im Vergleich zu DLP-Projektoren ist der Fujitsu mit seiner LCD-Technik natürlich auch vollkommen frei vom "Regenbogeneffekt", der von vielen Betrachtern als störend empfunden wird. Vergleicht man den Fujitsu mit den zahlreichen LCD-Projektoren mit 1280 x 720 Pixeln für weniger als 2000 EUR, so macht sich im Gegenzug für die hohe Auflösung aber unzweifelhaft der hohe Preis von 24.000 EUR bemerkbar, was den Kauf alleine schon aus finanziellen Gründen vielfach unmöglich machen dürfte.
Preis-/Leistung: 





Pro:
-
Volle HDTV-Auflösung
-
Externe Selector Unit mit vielen Bild- und Digital-Ton-Eingängen
-
Sehr gute Werksabstimmung mit hervorragenden Bildwerten ohne Mängel
Contra:
- zu wenige HDMI- und DVI-Eingänge
- hoher Overscan bei SD-Signalen
- sehr hoher Preis
Technische Daten:
Display: Typ 3 LCD mit dichroitischem Spiegelsystem zur Farberzeugung
LCD Panel: 3 x 1,3“ PolySi TFT Aktivmatrix im 16:9 Format
Pixelzahl 1920 x 1080 x 3
Pixelanordnung: Streifenmatrix
Objektiv: Motor-Zoom, Motor-Fokus, Motor Lens-Shift (hoizontal und vertikal), digitale Keystone Korrektur
Lampe: 250 W, 2.000h Lebensdauer
Bildhelligkeit: 1.200 ANSI Lumen
Kontrastumfang: 3.300:1
Lautstärke Lüfter: < 25 dB
Stromversorgung: 100 V bis 240 V AC, 50 Hz/60 Hz
Leistungsaufnahme: 350 W
Gewicht: 12,0 kg
Abmessungen: 498 x 160 x 426 mm (B x H x T)
Zubehör im Lieferumfang: Fernbedienung, Objektivschutz, 2 Netzkabel, DVI-Projektor Verbindungskabel 2m, Bedienungsanleitung
LPF-QSD1WB - Selector Unit
Eingänge Video
1 x HDMI
5 x Component Video
4 x S-Video
4 x Composite Video
2 x RGB (Sub-D)
1 x DVI-D (nur PC, nicht HDCP komp.)
Steuereingang RS-232C
Gewicht 5 kg
Abmessungen / mm 430 x 95 x 350 (B x H x T)
Stromversorgung 100 V bis 240 V AC, 50 Hz/60 Hz
Optionales Zubehör
Ersatzlampe LPF-QLD11WW
Deckenhalterung LPF-QCD1WB
Verantwortlich für den Test: Karsten Serck