EXKLUSIV-PREVIEW: Vorserienmodell Toshiba 55ZL2 - 3D ohne Brille

01.03.2012 (sw/phk/cr)

Einführung

Wir hatten die Gelegenheit, ein Vorserienmodell des Toshiba 55ZL2 (Glasses-free 3D) bewundern zu dürfen – zunächst einige Informationen. Der 55ZL2 mit einer Displayauflösung von 3840 2160 Pixeln kommt am 27. März in die Erstproduktion, in den Handel kommt der TV am 31. März. Die UVP lautet 7999 EUR.  In diesem Preview schildern wir unsere verschiedene Eindrücke.

Optik/Verarbeitung

Der Toshiba 55ZL2 fällt optisch durch den dünnen, edel wirkenden Rahmen und den extravagant gestalteten Standfuß auf. Die Fernbedienung, die beim Prototypen zum Einsatz kam, entspricht optisch der des Toshiba 55ZL1G, nur das Tastenlayout der Fernbedienung wurde überarbeitet und durch einige Tasten ergänzt. 

Schickes Design beim Standfuß

Standfuße im Detail

Wabenförmige Linsenstruktur, dünner Rahmen

4k

Toshiba verwendet für die Demonstration eine speziell konstruierte Box (Einzelanfertigung, wird nicht käuflich erhältlich sein), um natives 4k Material zuzuspielen. Die Ergebnisse sind überwältigend. Enorme Detailtreue, grandiose Schärfe und prächtige Farben lassen die Zuschauer in ein bislang unbekanntes Seh-Erlebnis eintauchen. Dadurch, dass die 4k Auflösung nicht auf einer riesigen Kinoleinwand, sondern auf einem 55 Zoll LED-LCD präsentiert wird, sind die einzelnen Pixel viel näher beisammen. In der hohen Auflösung werden schlecht gemachte elektronische Special Effects ebenso schonungslos enttarnt wie Models mit zu großen Poren im Gesicht – sorgfältiges Schminken ist mehr Pflicht denn je. Schon im 2D Betrieb mit 4k Auflösung wird eine hervorragende Plastizität geboten, auch in dieser Betriebsart kann man bezüglich der räumlichen Tiefe viele visuelle Ebenen sauber auseinander differenzieren. Das Panel zeigt in 2D einen sehr weiten Betrachtungswinkel und nur geringes Rauschen, welches eigentlich erst dann, wenn man unmittelbar vor dem TV steht, überhaupt auffällt. Schwarzwert, Kontrast und Farbbrillanz sind schon beim Vorserienmodell überzeugend, Toshiba verspricht aber nochmals verbesserte Farb-Authentizität beim Serienmodell.

3D ohne Brille

Generelle Technologie

Hinter jeder Linse befinden sich 9 Pixel. Jedem Pixel wird eine gewisse Perspektive zugeteilt, insgesamt gibt es neun Perspektiven. Jede Linse sorgt dafür, dass für jede Person neun Perspektiven zur Verfügung stehen. Der originale Pixel wird in 9 Perspektiven verschoben. Zwischen den Perspektiven sind immer 6,5 cm Differenz. Dadurch wird gewährleistet, dass das Auge des Betrachters immer von einer linken und einer rechten Perspektive getroffen wird. Der Prozessor teilt die Bildinformation von 1 Originalpixel auf 9 Subpixel auf, die Linsenschicht sorgt dann für die korrekte Adressierung der Subpixel im Raum. Neun Perspektiven entsprechen einer „Viewing Zone“, von den Viewing Zones gibt es insgesamt fünf. Aus jedem Blickwinkel wird die HD ready Auflösung von 1280 x 720 Pixel garantiert. Um eine optimale 3D-Bildgüte bei diversen Sitzposition im Raum zu garantieren, kommt Face Tracking zum Einsatz. Über eine Kamera wird die horizontale Position der Person im Raum bestimmt und über den Augenabstand der Augen zueinander misst der TV, wie weit die Person vom TV entfernt ist. Über Face Tracking (Start auf Knopfdruck) wird bestimmt, wo und wie das Gerät die Viewing Zones im Raum setzt. Wie wird erreicht, dass die Viewing Zones hin- und herverschoben werden? Je nach Sitzposition wird errechnet, welcher Lichtstrahl genutzt wird, um welche Perspektive wohin zu schicken (Kombination aus Pixel Mapping und Face Tracking). 

3D – Einstellungen

  • 3D Formatauswahl, 2D Formatauswahl, 3D-Szene (Standard, Natur, Sport, Aufführungen, Overlay-Text), 3D Depth (1 bis 5 einstellbar), linkes und rechtes Bild

Video-EQ

Video-EQ, Basiseinstellungen

Erweiterte Einstellungen

Präziser Gammaregler

Schnellmenü, per Fernbedienung aufzurufen, mit wichtigen Grundparametern

  • Bildmodi: Hollywood Tag, Hollywood Nacht, Hollywood Pro, Spiele, PC, AutoView, PC, Standard, Dynamisch
  • Grundeinstellungen: Panelhelligkeit, Kontrast, Helligkeit, Farbe, Farbton, Schärfe
  • Erweiterte Bildeinstellungen: ColourMaster, ist dieser eingeschaltet, kann man Farbton, Sättigung und Helligkeit für Primär- und Sekundärfarben einstellen. Des Weiteren gibt es einen Regler für die Farbtemperatur (von 0 bis 10), Einstellung des automatischen Helligkeitssensors (Steuerpegel), LED Backlight Steuerung (wird diese aktiviert, wird Pro LED 32 (32 Cluster) aktiviert, präzise Local Dimming Funktion), Schwarz/Weiß-Level, Gammaeinstellung (- 15 bis + 15, sehr fein), Rauschunterdrückung (MPEG + DNR), Resolution + (in Stufen von 1 bis 5 einstellbar), Slant Line Smoother (ein/aus, Übergänge der Perspektiven sollen besonders fließend sein, dadurch wird allerdings etwas 3D-Intensität eingebüßt). Noch vorhanden ist Active Vision M800 (nur für 2D-Betrieb, besonders flüssige und scharfe Bewegungen), Motion Detection Range (Verbesserung der Bewegungswiedergabe, auch für 3D geeignet), 3D-Judder Verminderung.
  • Experten-Bildeinstellungen (nur für 2D): Eingebautes Testbild, RGB Filter (RGB only Schaltung), Farbdecoding, Weißabgleich sowie Farbkalibrierung (mittels optionaler Messsonde TPA-1 kann hier eine perfekte Kalibrierung vorgenommen werden)
Filmbeispiele

Die kleinen grünen Kreise oben im Bildschirmrand (können auch ausgeblendet werden) zeigen, ob man optimal positioniert ist

Im Detail

Einstellung der Betrachtungsposition

Alice im Wunderland

In den verschiedenen Filmsequenzen kann, wenn die Personen, die den Inhalt betrachten, korrekt erkannt wurden (mittels Tracking), ein überzeugender 3D-Eindruck realisiert werden, Die 3D-Tiefenwirkung ist von 1 bis 5 einstellbar, die Mittelstellung 3 ist die, die in der Praxis die besten Ergebnisse ermöglicht. Wichtig für ein gutes Ergebnis ist: Man sollte sich nicht übermäßig während des Films bewegen, ansonsten muss das Tracking (geht recht schnell per Fernbedienung) nochmals ausgeführt werden. Es gibt Hilfen in Form von Kreisen, die oben im Bildschirmrand eingeblendet werden, die zeigen, ob man optimal positioniert ist. Die Differenzierung verschiedener Ebenen im dreidimensionalen Raum gelingt dem 55ZL2 ausgezeichnet, als Alice mit allerlei wundersamen Gedanken von hinten nach vorne durchs Bild wandert, wird dem Zuschauer ein eindrucksvoller räumlicher Effekt geboten, der vor allem selbst im Detail überzeugt: Die Bewegungen sind gleichmäßig und nicht ruckartig, zudem werden die Konturen aller Objekte mit beinahe gleich bleibender Bildschärfe dargestellt. Lediglich, wenn man den Kopf ruckartig bewegt (kleine Kopfbewegungen oder Veränderungen der Sitzposition werden toleriert), reißt der 3D Effekt ab und man hat einen Bildeindruck, wie wenn man bei einem normalen, shutterbrillenbasierten 3D TV plötzlich die Brille abnimmt. 

Trailer zu „Fluch der Karibik 4“

Auch hier beeindruckt der 55ZL2 durch sehr gute 3D-Resultate, die beweisen, welch großen Entwicklungssprung der ZL2 nochmals seit der IFA 2011 gemacht hat. Der Wechsel zwischen Perspektiven im Raum geht viel flüssiger vonstatten, es ist deutlich weniger Bildruckeln vorhanden, die Unempfindlichkeit gegenüber Bewegungen hat zugenommen, die Farben erscheinen authentischer und das Bild insgesamt schärfer. Wer besonders kritisch ist, wird zwar bemängeln, dass man „nur“ HD ready Auflösung hat – aber wir denken, dass die Ingenieursleistung dahinter höchst beachtlich und das Ergebnis absolut sehenswert ist. Ganz gleich, ob horizontale oder vertikale Kamerafahren oder diagonale – der 55ZL2 stets eine gute Bildruhe, nur dann, wenn man etwas aus der optimalen Betrachtungszone heraus rutscht, bilden sich Doppelkonturen und Ghosting. Sehr plastisch kommt das Messer aus der Wand – so dass der Zuschauer unwillkürlich zurück schreckt.

Tron

Bei Tron ist der 3D Effekt subtil und geschickt inszeniert. Eine Herausforderung für den 55ZL2, die er aber prima meistert. Er präsentiert eine tolle räumliche Tiefe, der 55ZL2 braucht keine Effekthascherei, um sein Können zu präsentieren. Das Ergebnis ist ein kompletter, tiefer und umfassender Seheindruck – und wir stellen des Weiteren fest, dass Schwarzwert und Kontrast wirklich gut sind. Auch hier, beim „dunklen“ Tron, sieht man die Fortschritte des Vorserienmodells gegenüber früheren Geräten: Besseres Schwarz, besserer Detailkontrast, mehr Dynamik im Bild. Kritiker werden rasch verstummen, wenn sie sehen, in welchen großen Schritten sich Toshiba voran bewegt – 3D ohne Brille ist, das zeigt auch Tron, weder Marketing-Gag noch Spielzeug, sondern eröffnet neue Perspektiven beim Betrachten dreidimensionaler Bildinhalte.

Rapunzel 3D

Die 3D Effekte im Disney-Abenteuer meistert der 55ZL2 ebenfalls tadellos, wer richtig sitzt, wird sich weder über Bildschärfe noch über Bildruhe beklagen können. Die Farben wirken im Vergleich zur reinen 2D Wiedergabe nicht ganz so satt und intensiv, also bilanzierend etwas gemäßigter. Das liegt auch an einer gewissen Minderung von Kontrast und Farbdarstellung durch die Linsenschicht, die für die 3D ohne Brille-Funktion aufgebracht wurde. Beim Blick in die finstere Kneipe mit all dem lichtscheuen Gestalten modelliert der 55ZL2 einen glaubhaften Raum mit enormer Tiefe und sehr guter Staffelung. Prima ist die Detaillierung auch in dunklen Bildbereichen, klar, dass nicht das identische Ergebnis wie im 2D-Betrieb erwartet werden kann, schon aufgrund der geringeren Auflösung. Bewegungsunschärfen treten kaum auf, auch ruckelt oder zittert nicht der Bildhintergrund, wenn im Bildvordergrund Bewegungen ausgeführt werden.

Gesamteindruck

3D ohne Brille macht große Fortschritte – der 55ZL2 präsentiert sich schon als Vorserienmodell in ausgezeichneter Verfassung. Zu loben ist, wie entspannt der Zuschauer 3D-Inhalte verfolgen kann, ohne Kopfschmerzen und durch Flimmern oder Flackern beeinträchtigtes Wahrnehmungsvermögen. Man setzt sich einfach auf die Couch und kann sofort in ein plastisches 3D-Erlebnis eintauchen, das kannten wir bislang nicht. Farbwiedergabe, Kontrast, Schwarzwert und Schärfe sind prima. Man hat „nur“ 1280 x 720 Pixel aus jedem Blickwinkel – aber das ist, auch dies ist zu bedenken, besser als die SD-Auflösung, die derzeit bei allen Consumer-TVs mit Polarisationsbrillen-Technik aufgefahren wird. Genau dies sollten die Kritiker auch einmal bedenken. Das Toshiba-System verkraftet kleinere Kopf- und Körperbewegungen während des Betrachtens von Inhalten, ruckartige bzw. stärkere Bewegungen aber ziehen ein neues Facetracking mit sich, das aber ebenso schnell wie meist zuverlässig funktioniert. Wichtig ist, dass man während des Facetracking-Prozesses auch in den TV schaut, damit die Augen und deren Abstand korrekt erfasst werden. Wer nach unten schaut, kann nicht erkannt werden, auch Personen, die sich im Raum in Randzonen aufhalten, werden nicht akkurat erfasst. Das beste Seherlebnis hat man, das war zu erwarten, bei relativ zentrierter Sitzposition, es ist aber kein Problem, dass rund 4 Personen gleichzeitig ein prima 3D-Erlebnis „serviert“ bekommen. Nicht zu vergessen sind die 2D-Qualitäten des 4k Panels, dank der zwei Cevo-Prozessoren on Board (einer für die 3D Funktion, der andere für den Rest) steht auch für eine Hochskalierung von 2k Inhalten (z.B. von einer Blu-ray) genug Rechenleistung zur Verfügung. Somit kann jede BD auch nach Hochskalierung auf dem 4k Panel in hoher Auflösung angeschaut werden. Natives 4k Material sieht grandios aus, aber aktuell wird aufgrund der fehlenden Quellen keiner Nutzen aus dieser Fähigkeit ziehen, das wird sich aber sicherlich zukünftig ändern. Wir sehen den 55ZL2 als „Vorboten der visuellen Zukunft“: Eine neue Art, visuelle Medien zu genießen, feiert hier eine gekonnte Premiere.

Text: Carsten Rampacher
Fotos: Philipp Kind, Sven Wunderlich
Datum: 01.03.2012