TEST: Teufel Aureol Fidelity - In-Ears auf der Überholspur?

22.08.2012 (sw/cr)

Schon die Verpackung des rund 100 EUR kostenden Teufel Aureol Fidelity macht Laune

Einführung

Teufel hat vor einiger Zeit mit dem Aureol Fidelity das aktuelle Topmodell der hauseigenen In-Ear-Hörer aus der Taufe gehoben. Für knapp 100 EUR angeboten, sind ein leistungsfähiger Neodym HD-Treiber und die optimale Passform, bedingt durch die austauschbaren Ohr-Adapter die im Fokus liegenden Kennzeichen. Der Auriol Fidelity weist eine Nennimpedanz von 16 Ohm auf, Teufel gibt einen Frequenzbereich von 20 bis 20.000 Hz an. Das Kabel weist eine Länge von 1,25 Metern auf, mitgeliefert wird auch ein Transport-Case, ein 3,5 auf 6,25 mm-Adapter, viele austauschbare Silikon-Ohrstöpsel und ein Adapter für die Nutzung im Flugzeug. 

Verarbeitung 

Stattlicher Lieferumfang

6,25 mm Adapter

Hochwertige Detailverarbeitung mit eingearbeitetem "Teufel-T". Das 1,25 m lange Kabel hinterlässt einen guten Eindruck, ist knickgeschützt und zugentlastet

Solides Metallgehäuse

Transport-Case

Flugzeug-Adapter

Die Teufel-Ohrhörer markieren im aktuellen Portfolio die Spitzenstellung - und das wird auch in der Disziplin Verarbeitung deutlich: Mit solidem, sauber verarbeiteten Metallgehäuse kann der Auriol Fidelity punkten. Dank vieler mitgelieferter Ohradapter sitzt der Teufel Aureol exzellent im Ohr, drückt nicht, fällt aber auch nicht ungewollt schon bei der kleinsten Kopfbewegung heraus. Umgebungsgeräusche werden wirksam absorbiert. Das 1,25 m lange Kabel passt zum hochwertigen Eindruck, es ist mit transparenter Kunststoffummantelung versehen und knickfest. Im Lieferumfang enthalten sind auch Transport-Case, 6,25 mm Adapter und Flugzeug-Adapter. Ergänzt wird das Sortiment von einem Reinigungstuch für das Metallgehäuse. 

Testequipment
Klang

Der Teufel Aureol Fidelity ist das Top-Modell aus Teufels In-Ear-Kopfhörer-Produkt Range – und das macht er akustisch auch deutlich, denn in unseren Testreihen präsentiert er sich als nahezu makelloser „Unversalist“, der problemlos mit allem musikalischen Material zurecht kommt. 80er Jahre Hits liegen dem neutral und frisch, aber nie unpassend schneidend aufspielenden In-Ear Hörer beispielsweise sehr gut. Der Klassiker „Danger Zone“ von Kenny Loggins, bekannt geworden durch den Kultfilm „Top Gun“ mit Tom Cruise, wird lebendig und mit einer prima Räumlichkeit wiedergegeben. Die Trennung von Stimme und Instrumenten gefällt, ebenso die Impulstreue. Das kann man auch bei der Präsentation des 80er Jahre Hits „Sometimes“ spüren – der Aureol Fidelity agiert mit einer jederzeit klar nachvollziehbaren Räumlichkeit, die den Zuhörer voll mit ins Geschehen einbindet. Die Stimme des Sängers wird fließend eingebunden, somit erscheint die vokale Darstellung nicht unpassend aufgesetzt. Emotional tiefer gehend ist „How Deep Is Your Love“ von den Bee Gees – und auch hier „schwächelt“ der Berliner In-Ear-Hörer nicht: Mit ordentlichem Volumen, das aber nicht vordergründig oder oberflächlich präsentiert wird, und überraschend akkurat gezogenen vokalen Konturen macht sich der Aureol Fidelity hier ans Werk. Und auch beim Wax-Hit „Building a Bridge To My Heart“ macht der Auriol Fidelity Laune: Schwungvoll, mit Biss und doch nicht überzogen – das ist eine nahezu ideale Kombination. Der sensiblere Anwender kann dem Teufel-In-Ear-Hörer nicht vorwerfen, dass er zu massiv und im Bassbereich überzogen agiert, der Anwender, der einen nachdrücklichen Antritt schätzt, kann sich nicht über zu wenig Vehemenz und zu viel Zurückhaltung beschweren. 

Legen wir eine etwas „härtere Gangart“ ein – und hier lässt uns der Aureol Fidelity nicht im Stich. Bei „Living On A Prayer“, immer noch einem der größten Bon Jovi-Hits, gefällt wieder die hohe Gesamtdynamik. Die E-Gitarren legen ohne Ansatz los, die Stimme ist erneut sehr gut eingebunden. Nachdrücklich und mit Verve agiert der Auriol Fidelity auch beim weiteren Bon Jovi-Klassiker „Bad Medicine“. „Master Passion Greed“ ist ein recht hartes Stück von Nightwish, die, wie verschiedene Balladen zeigen, auch emotional und melodiös können. Bei „Master Passion Greed“ aber wollten sie, salopp geschrieben „richtig abgehen“, was sich in Material-mordenden, enorm schnellen E-Gitarren-Einlagen zeigt. Diese und das Schlagzeug werden vom Teufel-In-Ear-Hörer ausgezeichnet wiedergegeben, die gewollte Aggressivität kommt sehr gut heraus. Der ruhige Anfang, die sich im Hintergrund aufbauenden Effekte und der dann folgende drastische Dynamiksprung bei „The Howling“ von Within Temptation werden ebenfalls sehr gut erfasst. Der normal erfahrene Zuhörer wird begeistert sein, dass es Teufel schafft, für rund 100 EUR einen so „kompletten“ In-Ear-Hörer in hochwertiger Verpackung zu servieren. Dies freut auch den sehr erfahrenen Anwender, doch dieser merkt, dass dem Berliner Produkt in den hinteren akustischen Ebenen doch mal das ein oder andere Detail verloren geht, trotz allem aber können wir bilanzieren: Fürs investierte Geld eine reife Leistung.

Früher wurden Teufels In-Ear-Hörer gern als klassische „Me Too“-Produkte belächelt. Das sollte schnellstmöglich aufhören, denn wie sich der Aureol Fidelity bei klassischer Musik schlägt, ist höchst beachtlich: Beim Auftakt zu Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, die mit dem „Frühling“ starten, präsentiert der Aureol das erste Allegro in aufgeräumter und spritziger Art und Weise, mit harmonisch eingebundenen Streichern, die zudem eine ansprechende Durchhörbarkeit erzeugen, ohne zu spitz zu wirken. Das erste Allegro des wunderschönen Klarinettenkonzertes von Wolfgang Amadeus Mozart (Köchelverzeichnis 622) lebt auch von seiner fließenden Harmonie, der einzigartigen Körperhaftigkeit des gesamten orchestralen Auftritts. Diese schwierig bei der Wiedergabe zu berücksichtigenden Faktoren nimmt der Teufel-Hörer gekonnt auf und präsentiert ein homogenes, in sich schlüssiges und gut detailliertes Gesamtbild. Das dies so gut ist, verdankt der Aureol Fidelity auch seiner neutral-lebendigen tonalen Auslegung. „Music Of The Night“ in der Version von Paul Potts wirkt glaubwürdig durch die klare Fokussierung der Stimme – und der schlüssigen Einbindung der instrumentalen Anteile. Der fein durchzeichnete Gesamtaufbau ist bei einem Ohrhörer dieser Preisliga sehr selten, da muss sich mancher 150 EUR-Ohrhörer „strecken“, um mithalten zu können. Dass dies keine schnell aufgestellte Behauptung ist, unterfüttert der Aureol Fidelity bei „L’Attesa“ von Andrea Bocelli, mit Schmelz, Facettenreichtum und Charisma erfolgt hier die Stimmwiedergabe, die erstaunlich viele vokale Details zu berücksichtigen weiß. 

Es war einmal wieder fällig – nachdem das letzte Mal DJ Klaas den Klassiker „Infinity“ von Guru Josh einer umfangreichen Überarbeitung unterzogen hat, ist im Sommer 2012 der Schweizer DJ Antoine zusammen mit Mad Mark an der Reihe, den Dance-Hit des Jahres zu kreieren. In Zusammenarbeit mit Mad Mark legt der aus Basel stammende Eidgenosse einen harten Beat und einen lebendigen Effektaufbau vor. Und der Teufel Aureol Fidelity geht gekonnt mit dem Stück um: Der Bass ist hart, übertönt aber nicht den Rest, die Gesamtdarbietung ist schwungvoll und räumlich dicht. Richtig „Gas geben“ macht bei „Feel It/May Passion“ (Pulsemaster DJ Team Featuring Mike Van Doorn) enormen Spaß. Vor allem dann, wenn der Ohrhörer auch größere Pegel ohne störende Verzerrungen mitgeht, so wie der Aureol Fidelity: Klar, kraftvoll und souverän erfolgt die Basswiedergabe, die Effekte der anderen Frequenzbereiche bauen sich sauber auf und werden nicht vom Bass förmlich „erdrückt“. Bei „Sky And Sand“ des Berliner DJs und Produzenten Paul Kalkbrenner meistert der Aureol Fidelity den von kleinen Effektgefügen geprägten Anfang mit viel Sorgfalt und baut auch später den Beat des Songs impulstreu und lebendig auf. Wir begrüßen sehr, dass auch der diesjährigen Mayday-Compilation auch wieder begehrte Evergreens Platz finden: So „Outside World“ von Sunbeam. Der schnelle Rhythmus, der treibende Bass und die sich aufbauenden Effekte bereiten dem Auriol Fidelity auch bei deutlich gehobener Hörlautstärke keine Probleme. Und mit der teils schräg-progressiven Musik der britischen Extremisten von „The Prodigy“ hat der Ohrhörer auch keine Berührungsängste: Mit gewollter Aggressivität kommt „Omen“ zur Geltung, die schneidenden, ruckartigen Breaks und Effekte werden enorm reaktionsschnell eingearbeitet.

Konkurrenzvergleich
  • Teufel In-Ear Kopfhörer Aureol Groove: Der erste In-Ear-Hörer kam 2010 auf den Markt. Der Aureol Groove spielte kräftig und gefällig, also wahrlich keine schlechte Wahl, doch wirkte er "auswechselbarer", nicht so klar definiert wie der Auriol Fidelity, der mit besseren Konturen, mehr Auflösungsvermögen und mehr Bass-Struktur begeistern kann. 

  • Klipsch Image S4A/Klipsch Image S4i: Beide Klipsch-Hörer sind technisch identisch, die "A"-Version ist mit Fernbedienung für Android-basierte Smartphones, die "i" Variante für Apple iOS-Devices. Damit wäre schon ein großer Vorteil genannt, nämlich dass sowohl eine Kabelfernbedienung für die Grundwiedergabefunktionen als auch eine Freisprecheinrichtung integriert ist. Beides bietet der Aureol Fidelity nicht. Die Klipsch-Ohrhörer sind überdies enorm dynamisch und basskräftig. Nobler wirken die Auriol Fidelity-Hörer, hinzu kommt die bessere Feindynamik und das bessere Auflösungsvermögen im Hochtonbereich.

  • Creative Aurvana In-Ear 3: extravagant bei Design und Technik, wusste sich der Aurvana im Test sehr gut in Szene zu setzen. Basskraft, Detaillierung und Lebendigkeit sind ausgezeichnet. Der Aurvana kann dem Aureol Fidelity nicht wegziehen, ist aber im Detail noch etwas besser, so dass letzten Endes der Mehrpreis von rund 50 EUR gerechtfertigt erscheint.

  • Jabro Halo 650s: Kabellos, einfach gut und preiswert - der Jabra konnte im Test überzeugen. Der bequem sitzende On-ear-Kopfhörer ist eine sehr gute Alternative für diejenigen, die mit In-Ear-Hörer aus Gründen des individuellen Tragekomforts nicht so gut klar kommen. Hinzu kommt die praktische Bluetooth-Einbindung, es gibt  kein störendes Kabel. Die Verarbeitung und die Materialgüte sind zwar nur durchschnittlich, aber der homogene, räumlich gute Klang überzeugt. Der Teufel Aureol Fidelity ist teurer, spielt aber auch detailreicher, klarer und akzentuierter. Dafür kann man mit dem Halo auch telefonieren, ein Mikrofon ist integriert. 

Fazit

Viele Kontrahenten dürften sich wünschen, dass der Namensgeber des Herstellers, also der Teufel, besagten Aureol Fidelity holen soll - nutzen würde aber selbst das nichts, denn feurige Rhythmen liegen dem talentierten In-Ear-Hörer ebenfalls ausgesprochen gut. Der ausgezeichnete sitzende, durch verschiedene mitgelieferte Ohrstöpsel zudem flexible Ohrhörer spielt lebendig, neutral, solide-kraftvoll und sehr angenehm. All dies sorgt für eine Mischung, die einfach gut ankommt und daher vielen potentiellen Käufern zusagen dürfte. Die Ansage, die der Aureol Fidelity hier im Test macht, sollte auch als Weckruf für die Konkurrenz dienen: Teufels Ohrhörer haben eine Wandlung vom Mee Too-Produkt zum sehr ernst zu nehmenden Konkurrenten hinter sich. 

Teufel wechselt auf die Überholspur - der Aureol Fidelity ist ein rundherum erstklassiger Ohrhörer zum enorm fairen Preis

Ohrhörer Obere Mittelklasse
Test 22. August 2012

+ Authentischer Klang mit angenehmem Grundcharakter
+ Pegelfreudig
+ Räumlich dichte Höratmosphäre
+ Enorm dynamisch
+ Sehr guter, komfortabler Sitz
+ Gute Verarbeitung
+ Fairer Kaufpreis 

- Kein eingebautes Mikrofon und keine Freisprecheinrichtung zur perfekten Nutzung mit dem Smartphone

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 22.08.2012