TEST: smart Joy HD - Digital in jedem Fall doch ist der Name auch Programm?
22.03.2012 (phk/sw)
Einführung
Am 30.4.2012 ist es soweit - in weniger als 39 Tagen wird die analoge Ausstrahlung der deutschen öffentlich-rechtlichen und privaten Sender über Satellit eingestellt. Was also tun, um relativ günstig und ohne viel Aufwand einen schwarzen Bildschirm zu vermeiden? Das Schwarzwälder Unternehmen smart electronic möchte auf diese Frage mit dem Joy HD die Antwort geben. Der Joy HD HDTV-Satellitenreceiver ist für den Empfang aller frei empfangbaren digitalen TV- und Radioprogramme über Satellit konzipiert und garantiert durch die Integration des automatischen Receiver-Programmierungs-System RAPS einfache Installation und komfortables Handling. All das zu einem aktuellen Marktpreis von um die 60 EUR. Genuß und Freude - nomen est omen - soll der Joy HD bereiten, und zwar nicht nur durch den Empfang der digitalen Satellitenprogramme sondern auch durch multimediale Flexibilität mit dem integrierten Mediaplayer und einfacher Konfiguration.
Verarbeitung
Gerätefront
Geräte-Rückseite
Segment-Display
Bedienelemente vorne
Systemplatine
Stromzufuhr
Innenleben
Mitgelieferte Fernbedienung
Die Materialqualität und Verarbeitungsgüte des smart Joy HD ist recht solide. Natürlich sollte man zu dem günstigen Preis, der am Markt zwischen 50 und 60 Euro liegt, nicht zuviel erwarten. Das Gerät ist komplett in Schwarz gehalten, die Frontblende Hochglanz- der Gehäusemantel mattschwarz. Der Mantel besteht aus Aluminium, der an der Frontblende gesteckt und auf der Rückseite mit dem Gehäuse verschraubt ist. Der Übergang zur Frontblende ist an der linken Seite schließt nicht ganz sauber, für den Preis nimmt man aber gerne den ein oder anderen Makel in Kauf, sofern er nicht die Funktion des Gerätes beeinträchtigt, zudem kann dies auch ein Einzelfall sein. Die Frontblende bietet links ein Navigationskreuz und daneben drei weitere Funktionstasten für die Bedienung, darunter "OK", "Menu" und ein Power-Button. In der Mitte angebracht ist das Segment-Display, dass sich bei hohem externen Lichteinfall noch gut ablesen lässt. Dass es sich beim Gehäuse um OEM-Ware handelt ist recht offensichtlich, im rechten Bereich befindet sich eine Klappe, die verklebt wurde damit sie nicht geöffnet werden kann. Hier könnte sich bei anderen Geräten der CI-Slot befinden. Die Anschlüsse auf der Rückseite sitzen sehr fest und halten Druck stand. Sie sitzen recht gut, der HDMI-Anschluss leicht nach hinten versetzt. Das Gehäuse ist rundum mit Lüftungsschlitzen versehen, dies dient der Kühlung und reicht dem Joy HD problemlos aus. Die mitgelieferte Fernbedienung ist sehr leicht und bietet Tasten mit sehr gutem Druckpunkt. Mit Zifferntasten und den kreuzförmig angeordneten Lautstärke- und Programmwahltasten, die auch als Navigationskreuz im Menü/Mediaplayer dienen bietet die kompakte Fernbedienung soliden Bedienkomfort, die Fernbedienung ist nicht beleuchtet.
Anschlüsse
- HDMI
- Digitaler koaxialer Audioausgang
- Scart-AV
- USB-Anschluss
- LNB In
- RS232 Service-Anschluss
Der smart Joy HD bietet ein sehr übersichtliches, aber praxisgerechtes Anschlussangebot. Video + Audiosignal werden im Idealfall via HDMI an das jeweilige Wiedergabegerät weitergegeben, auch ein Scart AV-Anschluss ist noch gegeben und wer das digitale Audiosignal koaxial überträgen möchte, findet auch hierzu eine Anschlussmöglichkeit. Ein USB-Slot sorgt für die Verbindung zu USB-Medien. Darauf gespeicherte Fotos, Musiktitel und Videos können mit dem im Joy HD integrierten Mediaplayer wiedergegeben werden. Außerdem auf der Rückseite angebracht ist der LNB Satelliten- sowie ein RS232 Service-Anschluss. Analoge Audioausgänge oder einen CI-Slot gibt es nicht.
Setup und Bedienung
Sprachwahl bei der ersten Inbetriebnahme
Automatische Installation mit RAPS
Auswahl anderer Satelliten etc.
Die gewünschte RAPS-Liste wird gewählt
Erotik & Call TV-Sender ausblenden
Senderlisteneinstellung
Hauptmenü
Einstellungen
System
Auflösung
Während der ersten Inbetriebnahme startet der smart Joy HD einen Setup-Assistenten und lässt den Anwender zunächst die Sprache wählen. Im nächsten Schritt startet sich automatisch das Receiver Automatik-Programmierungs-System mit dem voreingestellten Satelliten Astra 19.2E, es können aber auch weitere Satelliten hinzugefügt werden. In einer Liste stehen Hotbird 13°, Turksat 42°, Astra 23,5° und Eurobird 9° zur Verfügung. Nach Auswahl des/der Satelliten kann die RAPS-Liste für Deutschland, Österreich, Frankreich, Benelux, etc. gewählt werden sowie das Regionalprogramm (Bayerisches, hr, MDR, etc.). Auch hier ist eine Eltern-Sicherheit integriert und es können sofort bei der Erstinstallation Erotik- und Call-TV Programme gefiltert werden. Im Anschluss ist die Erstinstallation abgeschlossen. Sollten noch nicht alle Sender korrekt funktionieren kann auch über das Menü Installation und "Einzel Sat.-Suche" manuell erneut ein Suchlauf durchgeführt werden.
Receiver Automatic Programming System RAPS
Aktuelle Satelliten-Receiver haben in der Regel bereits eine Programmliste im Werkszustand abgespeichert. Hier handelt es sich allerdings um statische Listen. Sollte sich also an der Programmstruktur oder einem Frequenzbereich etwas ändern, müssen diese Änderungen vom Nutzer selbst vorgenommen, und natürlich zunächst auch erstmal festgestellt werden. Zudem werden neu gefundene Sender bei einem Sendersuchlauf häufig einfach hinten an die Liste angehängt, und wieder muss der Anwender seine Senderliste manuell umstellen. Hier schafft RAPS Abhilfe, automatisch werden Updates durchgeführt und die Senderliste dynamisch an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. Frequenzänderungen werden automatisch übernommen, nicht mehr vorhandene Senderplätze gelöscht und neue Sender nicht nur gefunden, sondern in logische Blöcke unterteilt, wie beispielsweise in Deutschland die Bereiche "Dritte", "Info+Sport", "Special Interest", "Lokal TV" usw., um das Auffinden neuer Sender zu erleichtern. Auch das nervende Austauschen von HD- und SD-Sendern wird von RAPS automatisch durchgeführt. Häufig setzen bereits HDTV-fähige Receiver die konventionellen Sender ARD, ZDF, etc. auf die ersten Senderplätze, die HD-Sender werden irgendwo hinten platziert und man muss wieder selbst Hand anlegen und die Senderliste umprogrammieren. RAPS erkennt automatisch ob der verwendete Receiver HD-fähig ist und tauscht die HD-Sender automatisch gegen die SD-Programme aus. Trotz der durch RAPS vorgefertigten Liste können natürlich weiterhin eigene Favoritenlisten erstellt und genutzt werden. Abgesehen von der deutschen Liste sind auch Senderlisten für Österreich, Schweiz und andere Regionen verfügbar.
Ein weiteres interessantes Feature von RAPS ist die "Blacklist-Funktion". So können beispielsweise "Erotik"- und "Call TV"-Programme einfach aus der Senderliste ausgeblendet werden. Ebenfalls sinnvoll ist diese Funktion auch bei PayTV-Angeboten einzusetzen. Wer zum Beispiel ein Abonnement über "Sky Welt", nicht aber andere Pakete von Sky, abgeschlossen hat, kann auch nur die gewünschten Programme anzeigen lassen und wird nicht mit einer überfüllten Senderliste belästigt. Bei einem HD+ Abo werden, wie bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, die SD-Sender automatisch von den HD-Pendants ersetzt. Die SD-Sender sind weiterhin am Ende der Senderliste zu finden.
Hauptmenü
Wer bereits einen Test eines smart-Gerätes auf unserer Seite gelesen hat oder gar ein smart-Gerät besitzt, wird die grafische Benutzeroberfläche des Joy HD schnell wieder erkennen. Die "MENU" Taste links über den Programm- und Lautstärke-Tasten öffnet das OSD und den Zugriff auf die üblichen Einstellungsmöglichkeiten wie Sendersuchlauf, Bildkonfiguration und auch den Mediaplayer. Das Menü ist sinnvoll untergliedert und stellt auch unerfahrene Anwender vor keine Probleme. Unter Programmliste kann die Senderliste eingesehen, verändert und auch Favoritenlisten erstellt werden. Weitere Konfigurationsmöglichkeiten sowie Einstellungen zur Kindersicherung finden sich hier ebenfalls.
Mediaplayer
USB-Wiedergabe
Musikdateien
Bilder
und Videos mit Vorschau
Musik, Fotos und Videos gibt der Joy HD von USB-Medien wieder. Der smart Receiver unterstützt nicht nur FAT32-formatierte Datenträger sondern akzeptierte auch unser NTFS-Medium ohne Probleme. Nach dem Anstecken dauert es kurz bis der Receiver "USB Bereit" meldet und das Medium erkannt hat. Nun kann mit dem Menü der Mediaplayer geöffnet werden und die verschiedenen Dateien betrachtet bzw. angehört werden. Der Mediaplayer startet standardmäßig in der Kategorie Musik. Um die Kategorie zu ändern muss, etwas unkonventionell, die Zifferntaste 0 gedrückt werden. Mit dieser springt man von Musik, Fotos und Videos hin und her. Stets wird die gesamte Ordnerstruktur und jegliche Dateien am Bildschirm angezeigt, der Anwender muss sich dann das gewünschte herauspicken. Bezüglich der Formatauswahl gibt der smart bei Musik MP3-Dateien wieder, unter Bildern JPEG und Bitmap-Dateien und bei Videos DiVX, AVCHD, Quicktime MP4, MPEG- und sogar MKV-Dateien wiedergegeben.
Testequipment
Bildqualität
HDTV-Signal in 720p & 1080i
Zunächst betrachten wir mit dem smart Joy HD die öffentlich-rechtlichen Programme "Das Erste" und "ZDF", die ihr Programm in 720p ausstrahlen. Das qualitativ hochwertige Material wird vom smart Receiver praktisch rauschfrei und sehr scharf ans Bildwiedergabegerät weitergegeben. Auch wenn wir den Receiver selbst das Hochskalieren auf 1080p übernehmen lassen, überzeugt die visuelle Qualität. Das Bild wirkt kanten- und detailscharf und sehr plastisch. Überschärfungen sowie "Jagged Edges" sind nicht zu entdecken. Die Farbwiedergabe gefällt ebenfalls sehr gut, dynamisch und lebendig aber nicht zu intensiv und überzogen. Die Bildruhe liegt auf hohem Niveau, selbst bei flinken Szenen bleibt die Bewegungsschärfe erhalten und das Sehen bleibt angenehmen, keine zitternden Kanten oder Ruckeln ist festzustellen. Der Kontrast ist ebenfalls gut, was den räumlichen und dynamischen Bildeindruck weiter unterstützt.
Das DeInterlacing scheint nicht weniger gut, auch beim österreichischen Sender Servus TV HD, der seine Inhalte im Gegensatz zu "Das Erste", "ZDF" und "arte" in 1080i ausstrahlt. Kaum Unterschiede sind auszumachen, wenn auch die Kanten- und Detailschärfe stellenweise etwas schwächer ausgeprägt zu sein scheint. Solche Feinheiten können aber auch auf Kompressionsart des Senders oder gar das verwendete Aufnahme-Material zurückzuführen sein.
PAL TV-Signal in 576i
Der smart Joy HD präsentiert auch bei SD-Material in 576i ein relativ rauscharmes und farbenfrohes Bild. Natürlich leidet sowohl Kanten- als auch Detailschärfe an der geringen Auflösung und es bilden sich leicht Treppenstufen an Objektkanten. Bei vergleichsweise hochwertigem Material bilden sich aber recht wenig Artefakte, Pixelwolkenbildung und verstärktes Rauschen sieht man nur in schwierigen Szenen. Je schwächer das gezeigte Material, umso schlechter natürlich auch die Bildqualität. Insgesamt aber bietet der smart eine überzeugende Performance, Scaling & DeInterlacingeinheit scheinen sehr gut. Besonders das ruhige Bild überzeugt mit Stabilität und kaum Kantenzittern, selbst Schriften in der schwachen Auflösung gelingen sauber und ohne Zittern.
Fazit
Mit dem smart Joy HD startet man komfortabel, einfach und nicht zuletzt günstig ins digitale Zeitalter. Trotz des niedrigen Marktpreises von rund 60 EUR bietet der Joy HD ein vollwertiges OSD-Menü mit umfangreichen Einstellungsmöglichkeiten sowie hohen Bedienkomfort durch simple Installation und reaktionsschnelles Anspruchsverhalten auf Eingabebefehle. Das Receiver-Automatik-Programmierungs-System sorgt zudem für stete Unbeschwertheit, um etwaige Aktualisierung der Frequenzdaten oder sonstigy dynamische Anpassungen kümmert sich das Gerät selbst. Nicht zuletzt steht ein Mediaplayer zur Wiedergabe von Dateien von einem USB-Medium zur Verfügung, dessen Formatauswahl sich mehr als sehen lassen kann. Der Joy HD wird seinem Namen gerecht - Simpel, einfach und unbeschwert kann man der Sat-Analogabschaltung entgegen sehen, und muss dafür noch nicht einmal tief in die Tasche greifen.
Einfache Installation, komfortables Handling und gute
Bildqualität zum kleinen Preis
HDTV Satelliten-Receiver
Test 22. März 2012
+ Sehr günstiger Kaufpreis
+ RAPS
+ Umfangreiche Formatauswahl im Multimedia-Bereich
+ NTFS-Support
- kein CI-Slot
- kein PVR/Timeshift
Test: Philipp Kind
Fotos: Sven Wunderlich, Philipp Kind
Datum: 22.03.2012