TEST: Harman Kardon Soundbar SB 30 - Plug&Play und elegante Optik

20.04.2012 (cr/sw)

Harman Kardon SB 30 für 1000 EUR - mit Dolby Volume, drei Surround-Programmen und drahtlosem Downfire-Subwoofer

Sehr kompakte Fernbedienung

Einführung

Harman Kardons Soundbar-Sortiment blickt mit Stolz auf ein neues Spitzenmodell: Der Soundbar SB 30 ist 116 cm lang, 10 cm hoch und 8 cm tief und wiegt 3,8 kg. Zum Set gehört ein drahtlos eingebundener Downfire-Subwoofer  (35,3 cm hoch, 26,7 cm breit und 26,7 cm tief, Gewicht 8,7 kg) mit 100 Watt Leistung und 200 mm Treiber. In die lange, sehr elegant wirkende Soundbar sind elf unabhängige Verstärkerkanäle für eine ausgezeichnete Klangqualität integriert. Die Gesamtleistung des Soundbars liegt bei 230 Watt und ist mit 6 x Harman Warrior Chassis (jeweils 50 mm) für den Tief/Mitteltonbereich und 7 x Harman CMMD Life Hochtonkalotten (jeweils 25 mm) - also werden 13 Chassis von 11 Verstärkerkanälen versorgt. Es gibt drei Klang-Betriebsarten: Stereo (mit digitaler Entzerrung und Filterung für ein stimmiges Klangfeld bei jedem Hörwinkel), Surround (Virtueller Surroundmodus für Stereo- und Mehrkanalschallquellen für Erweiterung von Klangbreite und Klangtiege) sowie Harman Wave Surround Modus (Triple-DSP für realistischen Surroundklang bei mehreren Zuschauern, unabhängig von Größe und Grundriss des Hörraumes). Mit an Bord ist auch Dolby Volume (zweistufig schaltbar). Dolby Volume sorgt dafür, dass immer, gleichgültig, wie der Pegel der einzelnen Quelle aussieht, die gleiche Lautstärke beim Zuhörer ankommt. Ein EQ-Schalter ermöglicht zudem die Anpassung des SB 30 an Wandmontage oder Tischaufstellung - dies ist hilfreich, um unter allen Bedingungen eine stimmige Basswiedergabe zu ermöglichen. Der Soundbar schaltet sich automatisch ein, wenn ein Audiosignal anliegt - wenn keines anliegt, bleibt der SB 30 im Standby-Betrieb - dies senkt den Stromverbrauch. 

Bedienung, Verarbeitung

Kein Ruhmesblatt - die Anschlussbestückung. HDMI-Signale sollten auf jeden Fall durchgeleitet werden können

Komplettansicht von hinten

Verarbeitung der Rückseite im Detail

Bedienelemente an der Soundbar selber

Finish im Detail

Tadellose Oberflächenqualität

Phase Reverse oder Normal, Lautstärkeregler, Wireless-Code mit vier Möglichkeiten - Rückseite des Subwoofers im Detail

Der Subwoofer strahlt nach unten ab

Subwoofer von schräg hinten

Subwoofer-Standfüße

20 cm Chassis von innen betrachtet

Innenleben des Subwoofers

Platinenlayout

In der Übersicht

Der SB 30 ist recht kostspielig, dafür aber auch edel verarbeitet. Das Gehäuse überzeugt durch präzise Passungen und geringe Spaltmaße. Die Chassis sind durch ein nicht abnehmbares Metallgitter geschützt, das exakt eingefügt ist. Unter dem Soundbar sorgen Standfüße für guten Halt. Praktisch wäre es aber gewesen, noch ein paar Standfüße mehr zu integrieren, so kann man die Soundbar nicht richtig aufstellen, wenn nicht mindestens der Abstand zwischen den Standfüßen auf dem TV-Rack oder dem Wohnzimmermöbel zur Verfügung steht. Der kompakte Subwoofer ist einfach zu verstauen und wird wireless eingebunden. Bei der Inbetriebnahme wird der drahtlose Subwoofer direkt erkannt - wichtig ist es, dass an Soundbar und Subwoofer der gleiche Wireless-Kanal eingestellt ist (4 verschiedene Kanäle wählbar). Sinnvoll ist es, den Basspegel im größeren Hörraum auf ca. 70 Prozent zu stellen. Die Verarbeitung des aktiven Subwoofers ist nicht nur außen, sondern auch innen tadellos. Der Downfire-Subwoofer hat vier Standfüße, so dass der Abstand zum Boden stets korrekt eingehalten wird. 

Da Harman beim SB 30 kein Display einsetzt - was die Steuerung mit der kleinen Fernbedienung deutlich vereinfachen würde - muss man sich mit verschiedenen LED-Farben, welche die unterschiedlichen Funktionen symbolisieren, zufrieden geben. Farbenblindheit ist somit keine ideale Voraussetzung, um den Soundbar effektiv nutzen zu können.  Auf einem kleinen Zettel sind die verfügbaren Farben der LEDs den einzelnen Funktionen zugeordnet - hier kann man nachschauen, bis man es sich gemerkt hat, was aufgrund der überschaubaren Funktionen nicht sehr lange dauern dürfte. Im einzelnen gibt es folgende LED-Statusmeldungen 

  • Drückt man die Source-Taste auf der Fernbedienung, steht eine weiße LED für den optischen Engang, zwei weiße LEDs stehen für den koaxialen Eingang und drei weiße LEDs zeigen an, dass der analoge Eingang aktiv ist.
  • Drückt man die Dolby Volume-Taste auf der Fernbedienung, zeigt eine grüne LED an, dass die Funktion deaktiviert ist. Zwei grüne LEDs stehen für "Low" und drei grüne LEDs für "High".
  • Die Taste im Design einer Zielscheibe auf der Fernbedienung aktiviert die blau leuchtenden LEDs für die Anzeige des Surroundmodus: 1 blaue LED steht für Stereo, 2 blaue LEDs stehen für Virtual und 3 blau leuchtende LEDs für die Harman-eigene Surroundbetriebsart "Wave".
  • Die Taste "Beam Energy" auf der Fernbedienung ist für die Anpassung des Soundbar an die Raumgröße zuständig. Eine grün leuchtende LED für kleine, zwei grün leuchtende LEDs für mittlere und drei grün leuchtende LEDs für große Hörräume. 
  • Dass der Soundbar auf die Lautstärkeregelung mittels Fernbedienung reagiert, symbolisieren alternierende weiße LEDs. 
Testequipment
Klang

CD/SACD

Ein Soundbar, der es klassisch mag? Gibt es nicht - dachten wir. Doch der SB 30 belehrt uns eines Besseren: Beim Auftakt zu Antonio Vivialdis "Vier Jahreszeiten" horchen wir erstaunt auf, wie gelungen die Streicher und der komplette orchestrale Einsatz herausmodelliert werden. Mit geschlossenen Augen und bei leicht erhöhtem Pegel möchte man kaum glauben, dass hier ein Soundbar und nicht ein komplettes Sub-/Sat-System mit ordentlichem Leistungsprofil spielt. Leicht und souverän wird das erste Allegro ausgespielt, der Verve und die Spielfreude der Musiker kommen sehr gut heraus. Im weiteren Verlauf agiert der SB 30 auch bei ruhigeren Passagen ausgewogen und mit einer überraschenden Portion Brillanz. Besonders empfehlenswert ist es, wenn man von den drei Klangprogrammen den Harman-eigenen Algorithmus auswühlt (drei LEDs leuchten). In Stereo (eine LED) ist der Sound schlanker und spitzer, und im normalen Surroundprogramm (2 LEDs leuchten) etwas fade und oberflächlich. Im Harman DSP-Programm wird eine glaubwürdige Bühne mit klarer Fokussierung bei instrumentalen Soli offeriert. 

Emotional, sensibel, direkt - der Beginn von "You Only Live Twice" (007-Film: Man Lebt Nur Zweimal) in rein instrumentaler Form, gespielt vom Royal Philharmonic Orchestra, kommt ausgezeichnet heraus. Der SB 30 beweist uns auch bei diesem Stück, dass gerade in kleineren Hörräumen ein erstaunlich vollwertiger Ersatz sein kann: Auch die Räumlichkeit überzeugt uns, nur sollte man nicht allzu weit vom Aufstellungsort entfernt sein. Einzelne musikalische Ebenen hebt der SB 30 korrekt hervor und schafft selbst in hinteren akustischen Ebenen noch klare Strukturen. Feindynamisch ist der SB 30 der beste Soundbar, den wir bisher gehört haben: Es ist schon fast als faszinierend zu bezeichnen, wie gut kleine dynamische Unterschiede vom SB 30 erfasst werden - und wie souverän der Einsatz des gesamten Orchesters herauskommt. Auch schwierigere Passagen wie langsames instrumentales Abklingen oder sanfter Aufbau werden nicht hölzern, sondern fließend vorgetragen.  

Bei "Talismanic" von ATB (Album "Future Memories", CD 2, Track 1) überzeugen Klarheit und Detailarbeit der großen Harman-Soundbar aufs Neue. Der Bass, den der kompakte Subwoofer liefert, ist keinesfalls undefiniert und schwammig, sondern entschlossen und impulstreu. Die Zusammenarbeit zwischen Soundbar und Subwoofer funktioniert sehr gut und beinahe ohne hörbare klangliche Lücke. Die Auslegung des Soundbar zeigt Differenzen zu dem, was wir lange Zeit von Harman Kardons AV-Receivern her kannten: Das Warme, Volle ist in diesem Umfang nicht mehr da. Der Soundbar ist mehr in Richtung tonaler Neutralität ausgelegt und erfreut durch die frische, unvermittelt vorgetragene Dynamik und den exakt umrissenen Aufbau.

Blu-ray

Bei der 2. Blu-ray des Tiesto-Live-Konzerts "Elements Of Life - Copenhagen" (DTS-HD Master Audio) haben wir uns "Back In Your Head" angehört - hier setzt sich direkt zu Beginn insbesondere der Subwoofer gut in Szene, in dem er einen prima Tiefgang und einen satten sowie druckvollen Kickbass liefert. Höhere Pegel sind für den Harman Soundbar überhaupt keine Schwierigkeit. Mit Lässigkeit und einer tadellosen räumlichen Ausbreitung kommt er Pegelwünschen nach. Verzerrungen sind kaum herauszuhören, nur in vokale Elemente mischt sich in höheren Lautstärkeregionen ein minimal blecherner Einschlag. Die Trennung von Stimmen und Instrumenten verschwimmt bei kräftiger Lautstärke zudem minimal. Trotzdem - auch hier eine reife Leistung des SB 30. Der Aufbau der akustischen Effekte erscheint klar und jederzeit nachvollziehbar. 

Von ganz anderem Zuschnitt ist "Romanza" (PCM-Multichannel, Blu-ray Vivere - Live in Tuscany) von Andrea Bocelli. Aber auch dieses sehr emotionale Stück bereitet dem SB 30 kaum Schwierigkeiten. Klar steht Andreas charismatische Stimme im Mittelpunkt, die Abmessungen der Bühne erscheinen realistisch. Die Streicher sind prima durchzeichnet, die Räumlichkeit ist nicht nur im Tief- und Mitteltonbereich, sondern auch im Hochtonbereich richtig gut. Feines Abklingen einzelner Instrumente oder Aufbau einer instrumentalen Kulisse während der Gesangsparts - all dies erledigt der SB 30 so kompetent, dass man unwillkürlich ins Staunen gerät. Harmonisch bindet sich der Subwoofer ein und stellt ein solides, aber nicht übertriebenes Fundament zur Verfügung. 

Das 2. Kapitel von "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" (Dolby TrueHD) beginnt, in dem die große Hangartür mit lautem Geräusch öffnet. Impulstreu ist der Subwoofer zur Stelle. Aber auch die Stimmwiedergabe beim Dialog zwischen Indy und Spalko kommt sehr gut heraus, der Zuhörer merkt direkt, dass sich das Gespräch in einer großen Halle abspielt. Der Music Score ist ebenfalls sehr gut eingebunden - er hilft mit, den Spannungsbogen noch stärker zu spannen, trotzdem sind Stimmen und Effekte noch mit akkurater Gewichtung zu hören. Im dritten Kapitel dann kommt richtig Schwung in die Handlung. Mac outet sich als Doppelagent, und Indy plant eine spektakuläre Flucht. Harte Faustschläge, die Fahrgeräusche der Armeefahrzeuge, Schusswechsel und der Music Score verdichten sich zu einem kraftvollen Klangerlebnis - sicher, eine dedizierte 5.1 Anlage schafft eine realistischere Räumlichkeit schon allein durch das Vorhandensein von zwei "richtigen" Rearlautsprechern, aber für eine Soundbar ist das akustische Erlebnis sehr gut gelungen. Die frische, lebendige Auslegung ist auch bei der Wiedergabe von Filmton Kennzeichen des SB 30. Der Harman "Wave" Surroundmodus erzeugt viel Atmosphäre, auch kleinere räumliche Ebenen-Unterschiede werden korrekt bedacht. 

Gleich der Beginn von "Stirb Langsam 4.0" bietet eine Menge akustisches Potential. Große Spannung herrscht schon allein durch den Music Score, der mit Wucht durch den Hörraum donnert und kräftige dynamische Differenzen bereit hält. Aber nicht nur diese gibt der SB 30 prima wieder, auch kleinere Effekte wie das Tippen auf der PC-Tastatur kommen prima heraus. Der Dialog zwischen Matthew Farrell und Mai Linh kommt tadellos heraus. Selbst die Explosion im Haus des Hackers kurze Zeit später wirkt keinesfalls oberflächlich und ohne Nachdruck, sondern kraftvoll und sogar strukturiert. Natürlich kann der kleine Subwoofer nicht den Tiefgang bieten, den große aktive Bässe von 5.1 oder 7.1 Systemen zur Verfügung stellen, aber für die abendliche Portion Action im Wohnzimmer reicht das Gebotene problemlos aus. Auch, als kurze Zeit und einige wenige Kapitel weiter Gabriels Killerkommando zum Angriff auf Farrells Wohnung bläst, bleibt der SB 30 Herr der Lage. Kraftvoll kommen die MP-Salven heraus, die Dynamik ist für einen Soundbar hervorragend. Die Explosion des Feuerlöschers im Treppenhaus und der Flug des Killers aus dem geschlossenen Fenster beweist, wie gut der Soundbar mit dynamischen Spitzen umgehen kann. Der Music Score, der das Geschehen nachhaltig akustisch untermauert, wird ebenfalls mit akkurater Balance eingearbeitet. 

Konkurrenzvergleich

  • Teufel Cinebar 21: Für 499 EUR ist das Teufel Soundbar/Subwoofer-Paket sehr empfehlenswert. Mit kräftigem Subwoofer und guter Räumlichkeit wird hier zum fairen Preis viel Klangqualität - aber keine HDMI-Beschaltung - geboten. Was Feindynamik, Hochtonbrillanz und räumliche Ausgestaltung kleiner Einzelheiten angeht, rechtfertigt der SB 30 seinen Mehrpreis. 
  • Yamaha Soundprojektor YSP-5100: Nicht mit psychoakustischem Ansatz, sondern mit richtigen, per Reflexion exakt gesteuerten Schallstrahlen tritt Yamahas YSP-5100 Soundprojektor an. Mehr Installationsaufwand, aber auch noch realistischere Effekte und echter wirkendes räumliches Verhalten sind die Kennzeichen des YSP-5100. HDMI-Beschaltung gehört auch dazu. Dass für dieses Paket ein recht hoher Preis eingefordert wird, ist in Anbetracht der geballten Ladung Technik schon gerechtfertigt. Man muss allerdings festhalten, dass der SB 30 deutlich schneller installiert ist, preiswerter verkauft wird und zudem kaum schlechter klingt. 
  • Panasonic SC-HTB15: Preisgünstig und sogar nicht nur als Soundbar, sondern auch als 2.1 Soundsystem einzusetzen, ist das SC-BT815 das richtige für den kostenbewussten Anwender und/oder den ambitionierten Einsteiger. Der Klang ist wahrhaftig nicht schlecht, gerade in Anbetracht des Kaufpreises. Klar dürfte sein, dass das Finish nicht so opulent ist wie bei den anderen hier genannten Alternativen. 
Fazit

Die Nachteile des SB 30 sind schnell aufgezählt. Kein Display und keine HDMI-Beschaltung - beides ist eigentlich in diesen Preisklassen Voraussetzung. Aber der  SB 30 besticht dafür mit überragenden akustischen Fähigkeiten. Fein- und Grobdynamik sind für einenn Soundbar exzellent, auch die Räumlichkeit ist ausgezeichnet. Der Harman-eigene "Wave" Surround-Modus arbeitet hervorragend, unschön belegte Stimmen, Hallanteile oder eine insgesamt blecherne Klangcharakteristik sucht man vergeblich. Der drahtlose aktive Subwoofer ist rasch im System eingebunden und bietet einen knackigen, klaren Bass und einen für die kompakten Abmessungen sehr guten Tiefgang. Optik und Verarbeitung des SB 30 überzeugen ausnahmslos. 

Sehr eleganter Soundbar mit überragender Dynamik und ausgezeichneter Räumlichkeit

Soundbar Oberklasse
Test 20. April 2012

+ Grob- und Feindynamik für Soundbar ausgezeichnet
+ Lebendiger, relativ neutraler Klang
+ Knackiger, kräftiger Bass
+ Räumlichkeit mit Harman Wave Surround-DSP überdurchschnittlich gut
+ Schicke Optik und hochwertige Verarbeitung

- Kein Display
- Keine HDMI-Beschaltung

Test: Carsten Rampacher, Sven Wunderlich
Datum: 20.04.2012