XXL-TEST: Dali Helicon 800 Mk2 Standlautsprecher - Best of "Danish Sound" 

10.08.2012 (cr/sw)

"Danish Dynamite"? Die Dali Helicon 800 Mk2 kommt auf einen Stückpreis von 3699 EUR

Einführung

Die pro Stück 3699 EUR kostende Helikon 800 Mk2 des immer beliebter werdenden dänischen Anbieters Dali kann getrost als preislich fairer Einstieg in die Lautsprecher-Luxusklasse angesehen werden. Kennzeichen wie besonders edle, glanzpolierte Echtholz-Furniere, ein aufwändig entwickelter, räumlich und fein auflösend klingender Bändchenhochtöner und die Dali-Spezialität – exklusive Papiermembranen mit Holzfaserverstärkungen – sorgen für Noblesse und individuelles Flair. Die Helikon 800 Mk 2 ist ein stattlicher Lautsprecher – er misst 1130 mm in der Höhe, 305 mm in der Breite und 545 mm in der Tiefe – und ist wahlweise in Kirschbaum oder Rosenholz, jeweils mit hochglänzender Oberfläche, lieferbar. Wir haben uns mit dem guten Stück im ausführlichen Praxistest beschäftigt.

Verarbeitung und Technik

Über der Helicon-Serie rangiert bei Dali nur noch die Epicon-Baureihe

Zunächst möchten wir einführend einige Worte zur Philosophie und Geschichte des Herstellers verlieren. Dali steht für „Danish Audiophile Loudspeaker Industries“ und deutet somit nicht auf italienische oder spanische Wurzeln des Gründers hin. Dali gestaltet, entwickelt und produziert seit 1983 seine Produkte und fertigt auch heute noch nicht fremd. Hohe Ansprüche werden an Klang, Praxistauglichkeit, Material- und Verarbeitungsqualität, aber auch an ein bestmögliches Preis-/Leistungsverhältnis gestellt. Besonderes Kennzeichen der Dali-Schallwandler sind die speziellen Treiber, die von Dali-Ingenieuren in enger Zusammenarbeit mit Spezialisten weltweit führender Treiberhersteller entwickelt wurden. 

Dali hat eine eigene Klangphilosophie, die folgende Punkte berücksichtigt: Das holografische Klangbild strahlt eine greifbare Dreidimensionalität aus – in wie weit dies in der Praxis zutrifft, werden wir später überprüfen. Zudem verspricht Dali, durch den linearen Impedanzverlauf störende Verzerrungen, Unreinheiten und Verfärbungen durch den Verstärker zu vermeiden. Das Ergebnis sind hohe akustische Klarheit und untadelige Präzision. Das Group Delay ist perfekt, durch das optimale Zusammenspiel der Chassis untereinander wird ein auch aus zeitlicher Sicht absolut stimmiges Klangbild ohne störende Fehler bei den Gruppenlaufzeiten geboten. Als sehr praxisgerecht erweist sich der – von uns im Test auch nachvollzogene – breite Abstrahlwinkel, die Chassis sind in der Lage, ein breites und homogenes Klangfeld zu erzeugen, was die Größe der nutzbaren Hörzone erweitert. Die Gehäuse sind hochwertig aufgebaut, steif und resonanzarm. 

Hybrid-Hochtöner

Die Chassis sind aufwändige Dali-Entwicklungen, hier der ausgebaute Hybrid-Hochtöner auf solider Grundplatte

aus seitlicher Perspektive

Mittel- und Tieftöner mit leichter, steifer Papiermembran mit Holzfaserverstärkungen

Ausgebautes Chassis

Chassis speziell auf Helicon optimiert, großer, kräftiger Magnetantrieb, solider Korb

Kommen wir nun zu unserer Helicon 800 Mk2, die über besonders aufwändige Technik verfügt. Zu nennen wäre beispielsweise das Hybrid-Hochtonmodul, ein Detail, welches den formschönen Lautsprecher nahezu einzigartig macht. Eine ein Zoll (2,54 cm) messende Kalotte arbeitet in dieser Konstruktion zusammen mit einem Bändchen. Dies hat folgenden technischen Hintergrund: Ab ca . 13 kHz setzt beim klassischen Kalottenhochtöner eine typische akustische Bündelung ein. Diese unerwünschte Eigenschaft ist dem Bändchen nicht eigen, daher erfolgt, um dieser Bündelung vorzubeugen, bei sehr hohen Frequenzen ein allmählicher Übergang um Bändchen. Das Ganze gipfelt in 27 kHz oberster Grenzfrequenz. Der 42,4 kg wiegende Lautsprecher verfügt über 2 x 8 Zoll (2 x 20 cm) messende Tieftöner in Doppelbass-Anordnung, ergänzt wird die Chassisbestückung von einem 16,5 cm Mitteltöner. Kernstück der Mittel- und Tieftontreiber sind die enorm leichten und gleichzeitig steifen Papiermembranen mit Holzfaserverstärkungen mit Low-Loss-Gummisicken und dazu passender Aufhängung. Die Membran ist durch diese Kombination extrem schnell und impulstreu, auch kurze, schnelle Impulse können somit optimal umgesetzt werden. Class A-Magnetsysteme sorgen für enorme Leistungsfähigkeit. Alle Dali-Treiber zeichnen sich darüber hinaus durch minimale Strömungsverluste zwischen Chassis, Zentrierspinne und Magneten aus. 

Frequenzweiche

Die verbaute Frequenzweiche wird nicht komplett im Computer entwickelt –tatsächlich stattfindende Hörtests stellen eine im hohen Maße praxisgerechte Auslegung sicher und sorgen für eine Eliminierung von störendem Übersprechen zwischen einzelnen Bauteilen .Nur selektierte und hochwertige Bauteile kommen zum Einsatz – eine optimale Abstimmung aufeinander ist selbstverständlich. Nicht nur ein präzises sowie einheitliches Klangbild ist die Folge dieses Netzwerkes, sondern auch eine für Verstärker gut zu verkraftenden Impulslast.

Terminals

Sehr edel fallen die Bi-Wiring-Terminals der Helicon 800 Mk2 aus. Die Lautsprecher-Anschlussterminals sind extrem großzügig dimensioniert und sind wie geschaffen beispielsweise für große Kabelquerschnitte oder Bananenstecker der Oberklasse, die sicheren Halt finden. Die Anschlüsse ruhen auf einer lasergeschnittenen Alu-Platte, die mit soliden Sechskantschrauben am Gehäuse befestigt ist. Dank eines integrierten Feingewindes kann, wenn die gewählte Anschlussform dies erforderlich macht, ein besonders hohes Drehmoment auf das Lautsprecherkabel ausgeübt werden, um eine optimale Signalübertragung sicherzustellen. Damit – was für reinen, direkten Klang sehr wichtig ist – die Signalwege kurz gehalten werden, sind die Kontakte einteilig ausgeführt und hartvergoldet. 

Solider Sockel

Überragende Detailverarbeitung

Zwei Bassreflexöffnungen hinten, solide verschraubt

Lautsprecher-Abdeckgitter im Detail

Das besonders resonanzarme Gehäuse sind aus mehrschichtigem MDF gefertigt und mit Echtholzfurnier nach außen hin veredelt. Aufgrund der Gehäuseform treten im Inneren keine stehenden Wellen auf. Das Echtholzfinish erscheint enorm edel und gleichmäßig, die Kanten sind sorgfältig gearbeitet. Ehrensache, dass auch der Rest der Verarbeitung hohen Ansprüchen genügt: Die Chassis sind alle solide und sicher verschraubt, der massive Sockel unter dem eigentlichen Lautsprecher sorgt für stabilen Halt. Das LS-Abdeckgitter ist zwar aus Stoff, dieser ist aber faltenfrei aufgezogen. Etwas kritisch sind die mit Stoff verkleideten Ecken, unter denen sich das Kunststoff-Gerüst des Gitters befindet, an diesen Ecken kann es passieren, dass der Stoff leicht durchscheuert Dies dürfte aber nur dann der Fall sein, wenn man das Gitter öfters abnimmt und wieder befestigt. 

Testequipment
Klang

Akustisch setzt die Helicon 800 Mk2 nicht nur Akzente: Wir sind aus verschiedenen Gründen, die wir im Folgenden aufzählen, restlos begeistert von diesem durchdachten Spitzenprodukt.

Beginnen wir mit dem Maßstäbe setzenden Hochtonbereich. Die perfekte Zusammenarbeit von Kalotte und Bändchen sorgt für eine bislang in diesen Preisklassen nicht gekannte Mischung aus Räumlichkeit, Präzision, Klarheit und Transparenz. Die Weitläufigkeit im Hochtonbereich ist auf Referenzniveau, und durch die akustische Mit-Einbeziehung des Oberwellenbereiches werden bei bestimmten Medien (SACD) die charismatischen Einzelheiten von Stimmen und Instrumenten hervorragend berücksichtigt. Alles in allem vereint die Helicon 800 Mk2 eigentlich alles, was der anspruchsvolle Hörer unter einem gekonnte abgestimmten Hochtonbereich versteht – ein absolut gelungener Spagat aus angenehmem Hören, hochklassiger Detailwiedergabe, enormer Klarheit und räumlich weiter, gleichmäßiger Ausdehnung.

Weiter geht es mit der Homogenität des gesamten Klangbildes. Diese drückt sich in verschiedenen Faktoren aus. Zum Beispiel im perfekten Zusammenspiel aller Treiber, koordiniert im Single Wire-Betrieb durch die überragende Frequenzweiche. Nahtlose Übergänge zwischen den Arbeitsbereichen der einzelnen Treiber sind ein besonderes Kennzeichen der Helikon 800 Mk2. Durch die offensichtlich sehr gut aufeinander abgestimmten Materialien der Treiber erscheint das gesamte Klangbild wie aus einem Guss. In der Praxis verhält es sich bislang so, dass bei allen uns bekannten Lautsprechern zumindest für Hochtöner auf der einen und Tief- sowie Mitteltöner auf der anderen Seite unterschiedliche Materialien zum Einsatz kommen. Dies hängt mit den anderen akustischen Eigenschaften zusammen, die im Hochtonbereich und in den anderen Frequenzbereichen gefragt sind. Passt die Materialkombination nicht, finden sich Unschlüssigkeiten im Übergang insbesondere zwischen Mittel- und Hochtonbereich. Es kann jeder Treiber für sich betrachtet exzellent sein, dies nützt alles nichts, wenn die Zusammenarbeit nicht funktioniert. Und genau hier setzt Dali ein – durch die sorgfältig entwickelte Frequenzweiche und die hervorragend zusammen passenden Chassis wird eine enorme Schlüssigkeit des gesamten Klangbildes erzeugt. Das Klangbild wirkt aber auch wegen der erstklassigen räumlichen Ausbreitung so harmonisch. Der praktisch nutzbare Winkel in horizonaler Ausprägung ist immens groß, dies sorgt dafür, dass der Hörer nicht im perfekten Stereodreieck sitzen muss, um in den vollen Klanggenuss zu kommen. Durch die ausgezeichnete räumliche Ausbreitung entfällt bei den Helicon die sonst übliche Anwinkelung der Box in Richtung des Hörers. Das gesamte Klangbild breitet sich überdies hinaus sehr gleichmäßig im Hörraum aus – und zwar mit enormer atmosphärischer Dichte. Genau dadurch kann die Dali auch kleine dynamische Differenzen bestens abbilden – bei ungleichmäßiger klanglicher Gesamtverteilung gehen diese gern unter. 

Besonderes Kennzeichen der Helicon 800 Mk2 sind auch die absolut stimmigen Gruppenlaufzeiten. Mit den beiden 8 Zoll messenden Basschassis geht Dali einen sehr guten Kompromiss aus Schnelligkeit und purer Membranfläche ein. Die beiden Chassis agieren impulstreu und sorgen dafür, dass der Bass den anderen Klanganteilen nicht hinterher hinkt. Durch den beachtlichen Hub der beiden Tieftonchassis geht der Helicon auch bei enormer Lautstärke nicht „die Puste aus“. Durch die Bassreflex-Konstruktion steigt der Wirkungsgrad – ohne unschöne Nebenerscheinungen. Es finden sich keine Strömungsgeräusche, die oftmals die akustische Harmonie empfindlich stören. Man sollte die Helicon nur nicht direkt an die Wand stellen, etwas Abstand sollte man wahren. 

Wir bleiben bei der Basswiedergabe. Bässe weisen enorme Präzision, ein glaubwürdiges Volumen und eine enorme Schnelligkeit auf. Kurze, trockene Impulse können ohne Nachschwingen wiedergegeben werden. Gleichzeitig aber begeht die Dali nicht den Fehler, bei sehr massiven Bässen zu trocken und zu wenig emotional zu agieren. Die Helicon stellt ein enormes Volumen und immensen Nachdruck zur Verfügung, sollte das Quellmaterial dies erfordern. Sie „übertreibt“ aber nie, was zu einer zu starken Gewichtung der Bassanteile im Gesamtklangbild führen würde. Hier fühlt sich die dänische Hochleistungsbox – eigentlich eher der schweizerischen als der dänischen Mentalität eigen – der Neutralität verpflichtet. Bestechend ist der Tiefgang, die Helicon 800 Mk2 spielt ungemein tief in den Frequenzkeller hinunter, so kann auch Orgelmusik den begabten Schallwandler nicht schocken.

Sehr gelungen ist auch die tonale Auslegung. Die Helicon 800 Mk2 spielt neutral und sehr dynamisch auf, allerdings präsentiert sie alle Arten von Inhalten nicht so nüchtern und analytisch wie klassische HiFi-Lautsprecher, sondern durch die leicht warm-harmonische Auslegung emotional, mit Tiefgang und einem hohem Maß an Gefälligkeit. 

Kommen wir zu den einzelnen akustischen Eindrücken. Bei „L’Attesa“ von Andrea Bocelli haben wir eine Menge von den Helicon 800 Mk2 erwartet – und der Lautsprecher erfüllt all dies, was wir uns erhofft haben: Die Stimme strahlt ein hohes Maß an Emotionalität aus, es gibt keine störenden Beeinflussungen zwischen vokalen und instrumentalen Elementen. Die Streicher weisen eine hervorragende räumliche Weite auf, zudem wirken sie trotz ausgezeichneter Durchhörbarkeit nie schrill. Verblüffend ist auch die Tiefenwirkung, die freigesetzt wird. Wer sündhaft teure Lautsprecher zu Hause hat, dürfte sich selbst nach längerer Hörsession fragen, wieso er so viel Geld ausgegeben hat, wenn die Helicon für einen sehr vertretbaren Preis so vollkommen spielt. Dali dürfte dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge zur Kenntnis nehmen, denn der von uns hoch gelobte Schallwandler stellt nicht die Spitze des Produkt-Portfolios dar. Darüber rangiert die von anderen Vertretern der Fachpresse bereits mit Top-Noten versehene Serie „Epicon“. Absolutes Spitzenmodell ist die Epicon 8, die zu Stückpreisen von 6999 EUR/pro Stück verkauft wird. Alternative im Standboxensektor ist die Epicon 6, die auf 4499 EUR kommt (ebenfalls Stückpreis). Interessant wäre, wie sich die Helicon 800 Mk2 für 3699 EUR im Vergleich mit der Epicon 6 schlägt, was wir zu einem späteren Zeitpunkt genau überprüfen möchten. Schon jetzt steht aber fest – mehr Klang fürs Geld geht kaum noch, und die finanzielle Differenz zwischen der Helicon 800 Mk2 und der Epicon 6 aufs LS-Paar hochgerechnet beträgt eben doch 1600 EUR (8998 EUR – 7398 EUR = 1600 EUR). Dafür gibt es bereits einen veritablen Netzwerk-Musikplayer.

Kommen wir zurück zu den Fähigkeiten der Helicon 800 Mk2 und fahren wir mit Wolfgang Amadeus Mozarts wunderschönem Klarinettenkonzert in A-Dur, Köchelverzeichnis 622, fort. Das Werk ist in mehrerlei Hinsicht etwas Besonderes. Es stellt eines der letzten vollendeten Werke des Komponisten dar, der leider sehr jung verstarb. Im Todesjahr 1791 wurde es von Mozart fertig gestellt und besteht aus drei Sätzen. Der erste Satz (Allegro) ist der längste, mit feingliedrigem und höchst harmonischem Charakter zeigt, wie gekonnt die Dali im Hochtonbereich den Raum ausleuchtet und für lebendige Frische sorgt, die aber so angenehm vorgetragen wird, dass man gern stundenlang dem dänischen Schallwandler lauschen möchte. Die Streicher sind transparent und klar vernehmbar, die Klarinette klingt in den Soli sehr charismatisch und fein definierter Struktur. Die haupttragenden Instrumenten sind neben der Klarinette zwei Violinen, später dann Flöte und Fagott. Allen Instrumenten weist die Helicon einen klaren Charakter auch im Oberwellenbereich zu, was die hohe Ausstrahlung bei der Gesamtdarstellung erklärt.

Der Auftakt zu Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten, dem wohl weltweit bekanntesten Werk des italienischen Komponisten, stellt der Frühling dar. Das erste Allegro des 1725 veröffentlichten Werkes aus vier Violinenkonzerten liefert wiederum Beweise dafür, wie gut die Helicon 800 Mk2 den Hochtonbereich abbildet, Klarheit trifft hier auf Homogenität und akkurat dosierte Räumlichkeit. Gerade die Streicher werden in all ihrer Komplexität abgebildet, kleinere Zwischentöne fügt die Dali-Box mit hoher Impulstreue ins gesamte Klangbild ein. 

Der „Walzerkönig“ Johann Strauß ist heute noch durch verschiedene Meisterwerke in bester Erinnerung, darunter natürlich der weltweit legendäre „Kaiserwalzer“: Genau mit diesem haben wir die Helicon konfrontiert. Unter persönlicher Leitung des Komponisten fand am 2.4 November 1889 statt – im berühmten Goldenen Saal des Wiener Musikvereins. Das Publikum war damals so begeistert, dass das Stück gleich nochmals wiederholt werden musste. Genau dies könnte auch passieren, wenn man den Kaiserwalzer mit den Helicon 800 Mk2 anhört: Der Beginn mit leisen Fanfare in der kleinen Trommel und den Holzbläsern wird hervorragend erkannt und fein strukturiert. Die folgenden musikalischen Verzierungen meistert die Dali-Box souverän, bevor das glanzvolle Crescendo durch den Hörraum geht – mit viel Brillanz und Feingefühl werden die Boxen auch hier der Würde des Stücks bestens gerecht. Erst dann, nach dem, wie man auf neudeutsch sagen würde, „Intro“, kommt der erste Walzer, mit Verve vom Cello vorgetragen. Die leise startende, feingliedrige Hauptmelodie wird bald von einem nachdrücklichen, typischen Walzer-Schwung verbreitenden Forte abgelöst, diesen dynamischen Wechsel schaffen die Helicon mit toller Impulstreue. 

Den legendären Titelsong des 007-Streifens „Goldfinger“ haben wir in sehr guter Qualität in rein instrumentaler Form vorliegen. Gespielt vom Royal Philharmonic Orchestra, liegt der Charme dieser Interpretation im hohen Facettenreichtum und gekonnt dargebotenen Dynamikunterschieden. Die Helicon ist in der Lage, diese Gesamtzusammenhänge einwandfrei in den Hörraum zu transportieren, und schließt aus räumlicher Perspektive den Hörer nahezu vollständig ein, was wiederum die These untermauert, dass hochwertiges Stereo auch aus Aspekten der gebotenen Räumlichkeit qualitativ durchschnittlicher Surroundwiedergabe vorgezogen werden sollte. Die Streicher punkten auch hier wieder mit Schwung, ausgewogener Tonalität und hervorragender Durchhörbarkeit. Die Mitten sind klar umrissen, der Bass hat Substanz und Ausdruckskraft.

Mit sehr gelungener vokaler Präsenz des Sängers verwöhnt uns die Helicon bei „It’s All Over Now, Baby Blue“ von Bryan Ferry. Alle Instrumente kommen mit sehr schöner räumlicher Wirkung heraus, der Rhythmus wird mit exzellenten Gruppenlaufzeiten authentisch dargestellt. Die Mundharmonika-Einlagen zeigen den gewollten, „ehrlich-direkten“ Charakter des Songs sehr schön auf. 

Schnell und kräftig geht es bei „The Howling“ von Within Temptation voran. Nach kurzem, eher sachtem Intro legt die niederländische Symphonic Metal-Band voll ab. Der Gesang von Sharon Janny den Adel wird mit der gewünschten Portion Härte und Aggressivität in den Hörraum gedrückt, das Schlagzeug kommt mit viel Nachdruck und Punch hervorragend heraus. Die E-Gitarren, wichtiger Bestandteil des akustisches Spektakels, erscheinen fetzig und mit Verve gespielt. 

Ebenfalls zahlreiche Qualitäten sind bei „Feel It/My Passion“ vom Pulsmaster DJ Team (featuring Mike van Doorn) gefragt: Hier muss es dynamisch und mit Wucht voran gehen. Beides meistern die Helicon mit einer Leichtigkeit, die manche semiprofessionelle Box neidisch werden lässt. Immer klar, immer verzerrungsfrei und mit enormer Grobdynamik, die den Effektaufbau sauber darbringt – selbst im Hörraum über 40 Quadratmeter geht dieser Schallwandler akustisch nicht unter.
Und auch bei „For Real“ von Bailey&Blumenkraft begeistert die Helicon – der Club-taugliche, exakt den richtigen Punkt treffende Bass wird ergänzt von einer gekonnt aufbereiteten Gesangsstimme und einer enormen räumlichen Dichte. Tempowechsel gehen der Dali-Konstruktion leicht von der Hand, der Aufbau elektronischer Effekte gelingt souverän. Verschiedene Effektebenen werden klar differenziert. 

Bei „Rocket“, ursprünglich vom britischen Duo Goldfrapp performed und vom bekannten niederländischen DJ Tiesto als Remix aufgelegt, zeigen die Helicon, dass sie mit moderner Dance-Musik grundsätzlich exzellent umgehen können. Der Bass hat ungemeinen Wucht und einen überragenden Nachdruck, dem Pegeltreiben sind kaum Grenzen gesetzt. Bei allem Nachdruck überlagert der Bass keine anderen akustischen Anteile. Die Stimme bleibt sehr klar und vielschichtig und bekommt eine ebenbürtige Existenzberechtigung zugewiesen. Der Rhythmus wird außerordentlich gut erfasst, die Bassimpulse beeindrucken durch nahezu perfektes Timing. 

Goldfrapp wiederum widmetet sich einem Remix des Depeche Mode-Hits „Halo“. Düster und mystisch, ist der Grundcharakter sehr interessant und weist viele Details auf. Wuchtig, mit sich effektiv aufbauendem Spannungsbogen, fasziniert dieses Stück, wenn es von einer Box wiedergegeben wird, die eine Güte hat wie die Dali Helicon: Das Schwarze, Tiefsinnige, schon fast Beschwörende kommt gut heraus, mit weitläufigem Raum, feiner Ortungsmöglichkeit für alle akustischen Elemente und den Raum komplett füllendem Fundament. 

Konkurrenzvergleich
  • Aurum Vulkan VIII: Mit einem Stückpreis von 3250 EUR ist die Hannoveraner Box etwas preisgünstiger. Sie erscheint beim Kunden auch mit hervorragender Verarbeitung, wenngleich die Optik der Helicon uns noch eine Idee schlüssiger erscheint. Akustisch stoßen beide Lautsprecher vielleicht nicht ins gleiche, aber doch in ein ähnliches Horn. Die Aurum sollte etwas angewinkelt werden in Richtung des Hörers und zeigt sich als etwas aufstellungskritischer. Beide Lautsprecher klingen außergewöhnlich angenehm, die Vulkan noch etwas seidiger, die mit Hybrid-Hochtöner ausgestattete Helicon 800 Mk2 dafür mit noch höherer Ortungsschärfe. Der Bassbereich ist bei beiden Boxen kraftvoll und präzise, die Dali bietet noch etwas mehr Authentizität, während die Vulkan noch eine Idee druckvoller agiert. Letzen Endes eine Sache des persönlichen Geschmacks – faszinierende Lautsprecher sind beide ohne Zweifel. 
  • Canton Reference 7.2 DC: Wie schlägt sich eine mit 2000 EUR/Stück deutlich günstigere Box, nämlich die Canton Reference 7.2? Was das Finish angeht, blendend – die Canton könnte auch deutlich teurer sein. Klanglich spielt der hessische Lautsprecher enorm dynamisch und lebendig, Tiefgang und Pegelfestigkeit können verständlicherweise nicht mit der Helicon mithalten, die zudem noch emotionaler spielt und einen größeren Raum öffnet. Wer ein nicht so hohes Budget zur Verfügung hat und eine tadellose akustische Neutralität sowie überragende Verarbeitung schätzt, findet in der schicken, kompakten Canton aber genau den richtigen Partner. 
  • Jamo R907: Optisch pure Extravaganz – das ist das Hauptkennzeichen der pro Stück 4000 EUR kostenden Jamo R907. 52,4 kg wiegt dieser außergewöhnliche Schallwandler – schon dies zeigt den immensen Materialaufwand. Zwei üppig dimensioniert 305 mm Basstreiber sorgen dafür, dass Tiefgang und Volumen brillant sind. Was die Schnelligkeit bei kurzen Impulsen angeht, kann die Dali allerdings vorbeiziehen, während im Tiefgang die R907 die Nase vorn hat. Der nahezu perfekte Hochtonbereich sorgt dafür, dass diese Disziplin an die Helicon 800 Mk2 geht. Sie kommt sogar bei der Pegelfestigkeit nahe an die Jamo heran, die auch mit extremen Lautstärken keine Probleme hatte. 
Fazit

Die Dali Helicon 800 Mk2 ist ein über alle Maßen faszinierender Lautsprecher, der es gekonnt vergessen machen kann, dass es durchaus möglich ist, noch weitaus höhere Summen in einen Schallwandler zu investieren. Mit großer Sorgfalt widmet sich die nahezu perfekt verarbeitete und hochelegant-zeitlos auftretende Box jedem Ausgangsmaterial. Der Helicon 800 Mk2 spielt sich nicht als „launische Diva“ auf, die enorme Ansprüche an Elektronik und Quellmaterial hat und die entsetzlich klingt, wenn nicht alles perfekt stimmt – sie präsentiert sich in allen Testreihen als herausragend abgestimmter Universalist, der aus nahezu allem Quellmaterial, von hochauflösendem Basismaterial bis hin zu komprimierten Dateiformaten, ein Optimum herausholt. Unnachahmlich ist die Souveränität, mit der die Helicon 800 Mk2 sich der akustischen Wiedergabe widmet. Als gäbe es nichts Leichteres, öffnet sie spielerisch einen weitläufigen Raum, der enorm facettenreich und gleichmäßig mit sauber durchhörbaren Klangelementen gefüllt wird. Die fließenden Übergänge zwischen den einzelnen Treibern sind ebenso wie die stimmigen Gruppenlaufzeiten sehr zu loben. Der Bassbereich ist so gut, dass manche mehrere tausend EUR teurere Box vor Neid erblassen würde. Subwoofer? Was ist das? – Basskraft und Tiefgang sind so deutlich ausgeprägt, dass die Helicon 800 MK2 beim Mehrkanaleinsatz nur in Ausnahmefällen und bei nicht ausreichender Verstärker-Performance noch die Assistenz eines separaten Bassisten benötigen würde. Die Kombination aus Bändchen und Kalotte sorgt am anderen Ende der Frequenz-Skala für Glänzen in den Augen des Zuhörers: Frisch, transparent, gleichzeitig angenehm und mit feiner räumlicher Ausbreitung. Der Mitteltonbereich fügt sich nahtlos ein, Stimmen werden mit klarer Kontur und hoher Sensibilität für Details wiedergegeben. Alles in Allem erklärt uns die Helicon durch ihren gekonnten Tatendrang sehr gut, wieso Dali auf dem Lautsprechermarkt so erfolgreich geworden ist: Feinste Technik, noble Materialauswahl, beste Verarbeitung und ein Maßstäbe setzender Klang gehen eine harmonische Verbindung miteinander ein. 

Lichtgestalt: Die Dali Helicon 800 Mk2 beeindruckt mit einer erstklassigen Performance, die in jeder Beziehung unsere höchste Testauszeichnung rechtfertigt

Standlautsprecher Oberklasse
Test 10. August 2012

+ Brillante Räumlichkeit in jedem Frequenzbereich
+ Pegelfestigkeit erstklassig
+ Für die Preisliga beinahe optimale Grob- und Feindynamik
+ Wenig aufstellungskritisch
+ Herausragendes Zusammenspiel der Treiber untereinander
+ Praktisch perfekte Verarbeitung
+ Für die Performance günstiger Kaufpreis

- Nur in klassischen Holzfurnieren und nicht in weißem oder schwarzem Schleiflack lieferbar

Test: Carsten Rampacher, Sven Wunderlich
Datum: 10.08.2012