TEST: USB-D/A-Konverter Audioquest Dragonfly - Hervorragender Sound für 249 EUR? 

15.12.2012 (cr)

Zusammen mit Transporttäschchen (leider nur Kunstleder) kommt der USB-DAC auf einen Marktpreis von rund 250 EUR

Einführung

Hochauflösende Audiodateien, insbesondere im FLAC-Format und in 96 kHz/24-Bit sowie in 192 kHz/24-Bit liegen absolut im Trend. Immer mehr Anwender laden sich, z.B. von http://www.highresaudio.com, hochauflösende Musik auf ihren PC oder auf ihr Notebook. Bei den angebotenen AV-Receivern, insbesondere bei Modellen höherer Preisklassen, steigt stetig die Anzahl derjenigen Modelle, die auch mit hochauflösenden Audiodateien umgehen können, manche akzeptieren neben FLAC und WAV sogar Direct Stream Digital (DSD), das Tonformat der SACD. Nicht wenige Anwender aber wollen die hochauflösende Musik auch direkt am Notebook oder am stationären Rechner anhören - geht das überhaupt? Klare Antwort: Ja, es funktioniert, aber es macht meist wenig Sinn, die billige Soundkarten mit ihren wenig überzeugenden D/A-Wandlungslösung insbesondere beim Notebook zu verwenden. Daher kommen ultrakompakte USB-D/A-Wandler für bestmögliche Audioqualität gerade, aber nicht nur bei hochauflösenden Audiodateien immer stärker in Mode. Besonders nachgefragt ist der für rund 250 EUR Marktpreis erhältliche Audioquest Dragonfly - zu deutsch "Libelle", daher findet sich das Insekt auch in - je nach verarbeiteter nativer Auflösung unterschiedlich leuchtender - Form auf dem sehr soliden Gehäuse, das leicht gummiert ist. Audioquest hat sich mit sehr hochwertigen Kabeln einen Namen gemacht, und nun zeigt der Dragonfly, der zusammen mit einem Transportcase aus Kunstleder ausgeliefert wird, dass man auch mit der Zeit geht.

Voraussetzungen und Installation

Anwendungsbeispiel: DAC im USB-Port des MacBook Air mit Bootcamp (läuft demnach auch mit Win7 z.B.), schöner Kopfhörer (in unserem Falle der Yamaha HPH-PRO300 für rund 200 EUR UVP), entsprechender Softwareplayer, und es kann los gehen

Dragonfly wird schnell erkannt

Winamp spielt hochauflösende FLAC-Dateien problemlos ab

Um hochauflösende Audiodateien überhaupt abspielen zu können, reicht z.B. der ohnehin für qualitativ hochwertige Audioverarbeitung nur bedingt taugliche Windows Media Player nicht aus. Daher haben wir uns Winamp installiert, dieser Player eignet sich für FLAC. Wer einen Mac nutzt, kann sich den exzellenten Audirvana Player holen. Dies sind nur zwei Tipps, es gibt sicherlich absolute Experten, die noch andere Player kennen, die je nach Profil des Anwenders noch besser für einige Einsatzzwecke geeignet sind. Zurück zu unserem Test. Der Dragonfly DAC wurde vom Notebook unter Win7 Professional und unter Win7 Home Premium sofort erkannt - eine Sache von Sekunden, und man kann den DAC direkt nutzen. Nach der problemlosen Installation von Winamp sind nur noch entsprechende HiRes-Dateien auf dem Notebook oder PC Voraussetzung, und es kann los gehen! Man kann die Ordner, in denen sich die entsprechenden Dateien befinden, gleich in die Winamp-Mediathek einbinden, dies geschieht (es sei denn, es sind riesige Mengen an hochauflösenden Dateien, dies dauert schon einmal etwas länger) flott und ohne störende Fehlermeldungen. 

Technik und Merkmale

Der Dragonfly USB-DAC eignet sich für alle Formate, wiedergegeben werden MP3s mit niedrigen Bitraten bis hin zu 192 kHz/24-Bit in entsprechenden Formaten wie FLAC oder WAV. Nativ werden bis zu 96 kHz/24-Bit verarbeitet, 176,4 und 192 kHz-Dateien werden somit herunter konvertiert. Direkt werden Kopfhörer angetrieben, diese müssen einfach am 3,5 mm Miniklinkenstecker angeschlossen werden. Durch die Variabilität des Ausgangs ist es ebenfalls möglich, aktive Lautsprecher anzuschließen.  Mittels fixem Output können Vorverstärker oder Receiver versorgt werden. Bei der Versorgung eines Vorverstärkers ist die Lautstärke von Dragonfly fix, und zwar auf dem Maximum (am PC). Die Steuerung der Lautstärke erfolgt dann einzig und allen durch die entsprechende Stereo- oder Mehrkanalvorstufe. Durch den aufwändigen Aufbau und die hochwertigen Bauteile gibt der USB-DAC Pegel aus, die absolut hoch genug sind, um auch eine Endstufe oder Aktivlautsprecher betreiben zu können - manche Komponenten versagen genau bei dieser Aufgabenstellung, die ausgegebenen Pegel sind für diese Einsatzzwecke zu gering. Der Dragonfly Wandler kann somit auch selber als Vorstufe eingesetzt werden - ohne Kompromisse beim Ausgabepegel. Durch den asynchronen Datentransfer kommt es nicht zu unschönen Zeitlauffehlern. Ausschließlich Dragonfly gibt den Takt vor und kontrolliert so das Timing der digitalen Datenübertragung. Übrigens: Es gibt sogar AV-Receiver, die als asynchroner USB-Wandler verwendet werden können: Der SC-LX86 von Pioneer besitzt diese außergewöhnlich nützliche Funktionalität. Des Weiteren verfügt der USB-DAC über zwei diskret aufgebaute Clocks (!), um bei jeder der unterstützten nativen Auflösungen ein Optimum an Klangqualität bereit zu stellen. Das Herzstück von Dragonfly ist der 24-Bit ESS Sabre Wandlerchip, eine Lösung, die auch in hochwertigen CD- oder Blu-ray-Playern zu finden ist. Es werden Auflösungen bis zu 96 kHz nativ unterstützt (dann leuchtet Dragonfly in magenta). Des Weiteren supportet der portable USB-Wandler 44,1 kHz (dann leuchtet der grün), 48 kHz (dann leuchtet er blau) und 88,2 kHz (Farbe bernstein). Der Wandler verfügt über eine sensible analoge Lautstärkeregelung. Hinter dem hochwertigen Wandlerchip integriert, greift sie auf den entsprechenden Lautstärkeregler des Betriebsssystems - sehr praktisch und überdies hochwertig gelöst. 

Daten in der Übersicht

192 kHz/24-Bit Dateien werden herunter konvertiert

96 kHz/24-Bit Dateien können nativ verarbeitet werden

  • Unterstützt nativ 44,1 kHz, 48 kHz, 88,2 kHz, 96 kHz
  • 176,4 kHz und 192 kHz werden auf 96 kHz herunter konvertiert
  • 2 separate Clocks
  • Asynchrone Datenübertragung
  • Hochwertiger 24-Bit ESS Sabre-Wandlerchip
  • analoge Lautstärkeregelung 
  • Mindestimpedanz 12 Ohm
  • Ausgangsspannung 2 V rms
  • Maximale Ausgangsleistung 150 mW
  • Farbe: schwarz, gummiertes Gehäuse
  • Preis 249 EUR
Klang

Die "Libelle" sorgt für akustische Höhenflüge am Notebook

Mit dem Yamaha HPH-PRO300 klingt Diana Kralls "Stop This World" (96 kHz/24-Bit) ungemein facettenreich. Das Platte, Oberflächliche, das wir von der Wiedergabe gewohnt sind, wenn wir die interne Soundkarte des MacBook Airs verwenden, ist völlig verschwunden. Der Bass bekommt plötzlich Kontur und besitzt sehr gut nachvollziehbare Konturen. Das Klavier zeigt, setzt man den Dragonfly ein, plötzlich seine korrekte Temperatur und begeistert durch einen Zugewinn an Virtuosität - man denkt, übertrieben gesprochen, dass plötzlich jemand ganz anderes am Klavier sitzt. Dianas Stimme steht präzise im Raum, charakteristische Merkmale setzt der Dragonfly ausgezeichnet um. Quervergleich - wir schließen unseren hochwertigen Yamaha Kopfhörer wieder an der Soundkarte im MacBook Air an. Das Geschmeidige, Detailreiche fehlt plötzlich, die Stimme wirkt aufgeweicht, es ist eine unnatürliche Schärfe im Klang. 

Top-Leistung auch mit dem Teufel Auriol Fidelity

Nächste "Probe aufs Exempel": Der Teufel-Ohrhörer Auriol Fidelity läuft mittels Dragonfly-Einsatz zu großer Form auf. Die Stimme gewinnt deutlich an Präsenz, der Bass besitzt ein exzellentes Timing, offeriert mehr Tiefgang, und die Trennung von vokalen und instrumentalen Anteilen ist weitaus besser gelungen. Insgesamt weist die Wiedergabe mehr Finesse auf. Beim Teufel-In-Ear fallen die Unterschiede sogar noch eine Idee deutlicher aus: Die Signalausgabe mittels der eingebauten Soundkarte erscheint blecherner, das Schlagwerk klingt zu spitz, die Stimme besitzt zu wenig Gestalt und Präsenz. Wir bleiben beim Teufel Auriol Fidelity, wechseln aber unsere musikalische Herausforderung: Nun gibt der Ohrhörer das vom Dragonfly aufbereitete Signal von Wolfgang Amadeus Mozarts Violinenkonzert Nr. 4 in D-Dur, KV 218, und zwar vom Allegro (Marianne Thorsen, Trondheim Solistene, 2L-Recording in 96 kHz/24-Bit), wieder: Die Streicher sind unglaublich präzise durchhörbar, was übrigens auch die Kompetenz des mit rund 100 EUR recht preisgünstigen Auriol Fidelity sehr gut unter Beweis stellt. Klar und räumlich, dabei stets angenehm frisch und nie spitz, präsentiert sich das Klangbild dieses wunderschönen Allegros. Extrem angenehm, luftig, harmonisch und detailreich klingt Mozarts Werk mit dem Yamaha HPH-PRO300. Wie souverän und lässig der Yamaha-Kopfhörer hier enormen Klanggenuss schafft, ist tatsächlich überraschend - aber:  Nehmen wir die Libelle aus dem Signalweg und verwenden die eingebaute Soundkarte, leidet die Darstellung merklich. Alles wirkt nicht mehr so leicht, so sensibel, so exzellent auf den Punkt gekommen. Die Wiedergabe erscheint lahmer, weniger spontan, und die Detaillierung in allen Frequenzbereichen nimmt merklich ab. Besonders an den Streichern wird dies deutlich: Sie sind weniger präzise im Raum positioniert und erklingen mit weniger fein dosierter Transparenz. 

Exzellent ist die Zusammenarbeit mit dem Yamaha HPH-PRO300

Bei "Dronning Fjellrose" vom Hoff Ensemble (Acoustic Jazz) konvertiert der Dragonfly DAC das 192 kHz/24-Bit-FLAC-Format hinunter auf 96 kHz/24-Bit - die Ergebnisse sind trotzdem exzellent. Nutzt man die interne Soundkarte, fehlt dem Piano Feindynamik und der Stimme Ausdruckskraft, zudem scheint die tonale Balance nicht korrekt ausgewogen. Der Yamaha HPH-PRO300 läuft in Verbindung mit dem ultrakompakten DAC, der aufgrund der Optik mit einem normalen USB-Stick, WLAN-Dongle oder UMTS/LTE-Surfstick verwechselt werden kann, zu größtmöglicher Form auf. Man erhält am PC wohl ausbalancierten, lebendigen Musikgenuss, den man beileibe nicht an jedem Kopfhörerausgang beim AV-Receiver bekommen kann - also ein echter akustischer Zugewinn, den man auch bei "Redd Mamma", ebenfalls vom Hoff Ensemble, deutlich merkt. Diesmal darf wieder der Auriol Fidelity ans Werk. Direkt, ungefiltert, mit schöner Durchzeichnung - ein toller Ohrhörer, ohne Zweifel, aber er kann normalerweise seine Qualitäten gar nicht unter Beweis stellen. Direkt am MacBook Air, scheint die melodiöse Musik plötzlich auf Distanz zum Zuhörer zu gehen. Die Instrumente wirken nicht mehr so klar voneinander differenziert, alles erscheint oberflächlicher.

Nun sind wir gespannt: Wie macht sich der USB-DAC bei niedriger auflösenden Dateiformaten bemerkbar? (MP3-File 320 kbit/s, 44 kHz) ? Wir nahmen den Superhit "Ma Cherie" des Basler DJs Antoine in der 2k12-Version und waren bei der Wiedergabe mittels des Teufel Auriol Fidelity begeistert: Knackig und kraftvoll der Bass, überragend ausbalanciert die Effektwiedergabe, ausgezeichnet eingebaut die Stimme. Im Vergleich mit der eingebauten Soundkarte fällt auf, dass die On Board-Lösung deutlich weniger Präzision im Bassbereich versprüht und zudem auch zugeschnürter wirkt - der Klang breitet sich nicht so fein und weitläufig aus. Der Yamaha HPH-PRO300 darf ebenfalls "mitarbeiten": Bei Shake 3x" von Rene Rodrigezz vs. DJ Antoine featuring Mc Yankoo (MP3, 320 Mbit/s) beeindruckt die Kombination mit dem Dragonfly DAC über alle Maßen: Das Bass ist absolut impulstreu, hart, klar und besitzt Struktur. Die verschiedenen akustischen Effekte werden sauber und extrem schnell im virtuellen Raum verteilt. Auch hier zeigt sich die Überlegenheit des Audioquest-Devices: Plötzlich ist die Musikwiedergabe viel direkter, vielschichtiger, sauberer und präziser. 

Fazit

Der Audioquest USB-DAC ist trotz des nicht eben niedrigen Preises sehr zu empfehlen - wer im übrigen denkt, der Dragonfly sei enorm teuer, dem sei eines versichert: Selbst für kompakte USB-D/A-Wandler kann man noch sehr viel mehr Geld ausgeben. Ob dies allerdings nötig ist, fragt sich selbst der anspruchsvolle Musikliebhaber nach der Leistung, die unser Testgerät erbracht hat. Mit sattem, tiefem, kraftvollen und sehr gut gestaffelten Bass, feiner, filigraner, ehrlicher Stimmwiedergabe und transparenten, detailreichen Höhen sorgt Dragonfly dafür, dass die Soundkarte, die im PC oder Notebook ihren Dienst verrichtet, rasch aufs akustische Abstellgleis verfrachtet wird. Einfach entsprechende Kopfhörer oder auch Aktivlautsprecher angeschlossen, einen entsprechenden Softwareplayer auf Notebook oder PC installiert - und es kann losgehen, vorausgesetzt, es sind Audiodateien, am besten auch in hoher Qualität, auf dem Rechner vorhanden. Dragonfly-Genuss läuft somit nach dem Plug&Play-Prinzip ab: Einfach anschließen an einen freien USB-Port, und nach wenigen Sekunden ist der DAC im kompakten, leicht gummierten Gehäuse schon betriebsbereit. 

Erstklassiger, ultrakompakter USB-DAC - perfekt für die akustische Aufwertung von PC oder Notebook

USB-D/A-Wandler Mittelklasse
Test 15. Dezember 2012


+ Ultrakompakt
+ Signifikante Verbesserung des Klangs bei HiRes-Material
+ Deutliche Klangverbesserung auch bei komprimierten Dateiformaten
+ Plug&Play

- Tragetasche nur aus Kunstleder

Test: Carsten Rampacher
Datum: 15.12.2012